Die kindliche Migräne

Die kindliche Migräne

Kann man die Entstehung von Migräne bei Kindern beeinflussen?

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  • andrea
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    Beitragsanzahl: 35

    Hallo zusammen,

    mich beschäftigt eine Frage, die sich auf die Vererbung von Migräne an die Kinder bezieht. Meine Mann und ich leiden beide (in unterschiedlichen Migränearten) darunter.
    Eine Mutter, in deren Familie auch beide Elternteile Migräne haben, erzählte mir vor kurzem, dass man die Entstehung der Migräne bei Kinder ungünstig beeinflussen kann dadurch, wie man selbst mit der eigenen Migräne umgeht. Wenn die Migräne der Eltern sehr präsent in einer Familie ist, legt die psychische Beeinflussung einen Grundstein dafür, dass die Kinder später eher ein Problem damit bekommen.

    Hat jemand so etwas schon einmal gehört und kann es (wissenschaftlicher) erklären? Was ist (aus dem Blick und die Entwicklung der Kinder gesehen) ein hilfreicher Umgang damit?

    Danke
    Andrea

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6766

    Liebe Andrea,

    es hat Vor- und Nachteile, wenn Kinder Migräne bei ihren Eltern miterleben: Zum einen bekommen sie die ganzen Einschränkungen mit, die diese Krankheit mit sich bringt, zum anderen können sie aber auch selber auf Verständnis hoffen, wenn sie als Kind betroffen sind.
    Wir haben hier einige Mitglieder im Forum, die von ihren Eltern mit ihrer Erkrankung nicht ernst genommen oder sogar noch verspottet werden.

    Eltern werden durch ihr Verhalten ihre Kinder IMMER beeinflussen, egal um welche Krankheit (oder sonstige Schwierigkeiten) es sich handelt. Kinder sehen an den Eltern, wie diese mit Schmerzen, Krankheiten, Problemen im Leben fertig werden, und das prägt sie fürs Leben.

    Macht man als Elternteil aus jeder Mücke einen Elefanten, legt sich wegen jeder Kleinigkeit ins Bett, fordert regelmäßige Bedienung und ständige Aufmerksamkeit ein (ich übertreibe jetzt einmal ganz bewusst), wird ein Kind diesen “Service” natürlich auch für sich wollen. Krankheit wird verbunden mit “Ich-bin-der-Nabel-der-Welt”, und wer ist das nicht gerne? 😉 So können Kinder dazu gebracht werden, Krankheiten auszunutzen und sich darin zu weiden.

    Es sollte in einer Familie selbstverständlich sein, dass jemand, der krank ist, liebevoll umsorgt wird. Aber eben der goldene Mittelweg zwischen Überversorgung (dauerndes besorgtes Nachfragen) und Unterversorgung (so zu tun, als wäre das nichts).

    Wir haben in unserer Familie immer ganz offen darüber geredet, wie jeder was empfindet, das ist schon einmal der erste Schritt. So reflektieren Eltern und Kinder gegenseitig, wie der andere empfindet.

    Mein Betreben war früher immer, meine Familie so wenig wie möglich damit zu belasten, wenn es mir nicht gut geht. Bis meine Kinder mir gesagt haben, dass es ihnen lieber ist, wenn ich ihnen sage, dass ich Migräne habe, damit sie wissen, dass mein Genervtsein nicht an ihnen, sondern an der Migräne liegt.
    Ich genervt? 😉 Wo ich mich doch immer sooooo zusammengerissen habe… 😉 Meine Wahrnehmung war, dass niemand etwas merkt, die Wahrnehmung der Kinder war meine innere Anspannung, von der sie gerne den Grund wissen wollten. Also habe ich sie ab da mit “Mir geht´s grad nicht gut, ich habe Migräne” informiert, und das war´s dann.

    An wirklich schlechten Tagen habe ich den Rückzug angetreten, dann gingen manche Dinge halt nicht. Statt eines frisch gekochten Essen gab´s dann was aus dem Tiefkühler – sie haben es überlebt. 😉

    Ich denke, dass jede Familie ihren persönlichen Weg finden muss, wie man mit Schwierigkeiten umgeht, denn jeder Mensch ist ja anders und reagiert anders.
    Aber es leuchtet wohl jedem ein, dass eine gelassene Haltung zum Thema Krankheit und die Eigenschaft, sich nicht nur nur um das Leiden, die Schwierigkeiten, die Einschränkungen zu drehen und dauernd zu jammern, wie schlimm alles ist, sondern immer noch das Positive sehen zu können, all das, wofür wir im Leben dankbar sein können, die Kinder lebensfroher und lebenstauglicher heranwachsen lässt.

    Lieber Gruß
    Heika

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32614

    Liebe Andrea,

    ich kann mich in jedem einzelnen Satz Heikas tollem Beitrag anschließen!! 🙂

    Weder unter- noch übertreiben, sondern die Krankheit als etwas betrachten, was zum Leben gehört.

    Meine Kinder hatten trotzdem beide Migräne entwickelt, obwohl sie in deren Fokus so gut wie kaum präsent war. Gegen Veranlagung kann man nicht an, aber die Einstellung zur Krankheit macht die Lebensqualität aus. Durch mein Vorleben gehen sie gelassen damit um und lassen sich ihr Leben kaum beeinträchtigen.

    Liebe Grüße
    Bettina

    denkpositiv
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 287

    Hallo ihr Lieben!

    Zu dieser Überlegung kann ich auch etwas beitragen.

    Meine mittlerweile erwachsene Tochter bekam ihr Leben lang mit, dass Mama manchmal ein großes “Aua” hat, das man manchmal sogar ins Klo spucken muss. Das war so unsere Formulierung, als sie noch klein war. Sie hat im Kindergartenalter sogar mal ein aufgeschlagenes Knie-Aua ins Klo gespuckt – prompt war es weg und sie konnte weiterspielen 😉

    Was sie aber ebenso ganz deutlich mitbekam war, dass dieses “Aua” auch immer wieder vergeht und die Mama dann ganz glücklich und richtig gut drauf war. Diese, am Schluß positive, Erfahrung hat sie in ihr eigenes Leben mitgenommen.

    Nun ist es leider so, dass sie selbst auch mit Migräne geschlagen ist, aber genauso wie Bettinas Kinder gut damit umgehen kann.

    Vielleicht ist diese “Happyend-Erfahrung” auch ein wichtiges Steinchen im Migränepuzzel einer Familie.

    Liebe Grüße von
    Denkpositiv

    andrea
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 35

    Hallo Ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Anregungen! Es hat mir gut getan zu lesen, wie direkt Betroffene mit dem Thema ihren Kindern gegenüber umgehen – die letzten Tage war ich da ziemlich verunsichert. Jetzt kann ich wieder besser reflektieren, wie wir zu Hause (mein Mann und ich) damit umgehen (eher “weiblich” und “männlich” :-)) und was günstig oder vielleicht eher ungünstig ist.
    Vor allem die “Happyend-Erfaharung” werde ich ihm Kopf behalten…

    Danke
    Andrea

    anno54
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 36

    Hallo liebe Mitbetroffene,
    ich selbst habe eine Migräne erkrankte Mutter (jetzt 82 Jahre) .Ich habe immer von ihrer Migräne gewusst.Meine beiden, inzwischen erwachsenen,
    Töchter haben meine Migräne voll mitbekommen, aber sind beide (Gott sei Dank) nicht erkrankt Im Rollenspiel haben sie aber öfter “spucken” gespielt. Eine lag dann auf dem Sofa, die andere brachte dann den Spuckeimer.Ich finde aber inzwischen, dass es weitaus schlimmere Aufwachsbedingungen für Kinder gibt. Nur Mut an alle jungen Mütter und geht offensiv damit um-
    Liebe Grüsse Anno
    Das hat mich dann sehr deprimiert.

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