Liebe Andrea,
es hat Vor- und Nachteile, wenn Kinder Migräne bei ihren Eltern miterleben: Zum einen bekommen sie die ganzen Einschränkungen mit, die diese Krankheit mit sich bringt, zum anderen können sie aber auch selber auf Verständnis hoffen, wenn sie als Kind betroffen sind.
Wir haben hier einige Mitglieder im Forum, die von ihren Eltern mit ihrer Erkrankung nicht ernst genommen oder sogar noch verspottet werden.
Eltern werden durch ihr Verhalten ihre Kinder IMMER beeinflussen, egal um welche Krankheit (oder sonstige Schwierigkeiten) es sich handelt. Kinder sehen an den Eltern, wie diese mit Schmerzen, Krankheiten, Problemen im Leben fertig werden, und das prägt sie fürs Leben.
Macht man als Elternteil aus jeder Mücke einen Elefanten, legt sich wegen jeder Kleinigkeit ins Bett, fordert regelmäßige Bedienung und ständige Aufmerksamkeit ein (ich übertreibe jetzt einmal ganz bewusst), wird ein Kind diesen “Service” natürlich auch für sich wollen. Krankheit wird verbunden mit “Ich-bin-der-Nabel-der-Welt”, und wer ist das nicht gerne? 😉 So können Kinder dazu gebracht werden, Krankheiten auszunutzen und sich darin zu weiden.
Es sollte in einer Familie selbstverständlich sein, dass jemand, der krank ist, liebevoll umsorgt wird. Aber eben der goldene Mittelweg zwischen Überversorgung (dauerndes besorgtes Nachfragen) und Unterversorgung (so zu tun, als wäre das nichts).
Wir haben in unserer Familie immer ganz offen darüber geredet, wie jeder was empfindet, das ist schon einmal der erste Schritt. So reflektieren Eltern und Kinder gegenseitig, wie der andere empfindet.
Mein Betreben war früher immer, meine Familie so wenig wie möglich damit zu belasten, wenn es mir nicht gut geht. Bis meine Kinder mir gesagt haben, dass es ihnen lieber ist, wenn ich ihnen sage, dass ich Migräne habe, damit sie wissen, dass mein Genervtsein nicht an ihnen, sondern an der Migräne liegt.
Ich genervt? 😉 Wo ich mich doch immer sooooo zusammengerissen habe… 😉 Meine Wahrnehmung war, dass niemand etwas merkt, die Wahrnehmung der Kinder war meine innere Anspannung, von der sie gerne den Grund wissen wollten. Also habe ich sie ab da mit “Mir geht´s grad nicht gut, ich habe Migräne” informiert, und das war´s dann.
An wirklich schlechten Tagen habe ich den Rückzug angetreten, dann gingen manche Dinge halt nicht. Statt eines frisch gekochten Essen gab´s dann was aus dem Tiefkühler – sie haben es überlebt. 😉
Ich denke, dass jede Familie ihren persönlichen Weg finden muss, wie man mit Schwierigkeiten umgeht, denn jeder Mensch ist ja anders und reagiert anders.
Aber es leuchtet wohl jedem ein, dass eine gelassene Haltung zum Thema Krankheit und die Eigenschaft, sich nicht nur nur um das Leiden, die Schwierigkeiten, die Einschränkungen zu drehen und dauernd zu jammern, wie schlimm alles ist, sondern immer noch das Positive sehen zu können, all das, wofür wir im Leben dankbar sein können, die Kinder lebensfroher und lebenstauglicher heranwachsen lässt.
Lieber Gruß
Heika