Klinik-Erfahrungen

Klinik-Erfahrungen

Mein erster Aufenthalt in der Schmerzklinik Kiel im Januar/Februar 2015

Ansicht von 8 Beiträgen - 1 bis 8 (von insgesamt 8)
  • Autor
    Beiträge
  • Catingrid
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 84

    Hallo liebe Leute,

    habe grade von einer Leidensgenossin eine Email bekommen mit der Bitte mal zu schildern wie es mir so ergangen ist in Kiel. Ich möchte das aber gerne auch mit allen hier teilen, weil es eine wichtige aber auch eine belastende Erfahrung war und ich froh bin, wenn ich mir das hier von der Seele schreiben kann und mit anderen Teilen kann. Außerdem weiß ich, daß ich auch Angst hatte und hier vorher die Berichte von anderen gelesen habe um mich zu beruhigen und zu ermutigen.

    Ich war ja das erste mal in Kiel und wußte daher vorher nicht genau, was mich erwarten würde. Deshalb hatte ich vorher auch extrem Panik, vor allen Dingen, weil mir auch klar war, dass ich um einen Entzug nicht rumkommen würde. Aber kurz bevor es dann losging habe ich mich total gefreut, weil ich wußte, daß endlich was passieren würde und ich aus meinem Kopfschmerzsumpf rauskommen würde.
    Als ich dann vor Ort war, war ich angenehm überrascht, von der Kompetenz und Freundlichkeit der Ärzte, daß immer einer da war und die auch soviel Zeit hatten und sich individuell um jeden gekümmert haben. Ich fühlte mich sofort richtig gut aufgehoben und umsorgt. Hatte keine so großen Ängste mehr. Hätte ich nicht für möglich gehalten, in einem “normalen” Krankenhaus für Kassenpatienten.
    Nach der wirklich gründlichen Eingangsuntersuchung bekommt man zu Beginn der Beandlung einen individuellen Therapie-Wochenplan ausgehändigt; daß man immer den Überblick hat. Die meisten werden 2 Wochen behandelt.
    Die Einrichtung dort ist toll, man kann sich wohl fühlen: Der Ausblick aus dem Zimmer aufs Wasser erinnert an Urlaub. Die Getränkeversorgung auf dem Flur war super. Besonders schön fand ich, daß jeder ein Körnerkissen leihweise bekommen hat, was man sich in der Microwelle warm machen konnte. Patienteninformation wird großgeschrieben: Man bekommt die “Kopfschmerzbibel” von Prof. Göbel und Entspannungs-CD’s ausgeliehen und Informationsblätter über Medikation und alle Vorträge ausgehändigt.
    Man kann jederzeit rausgehen vor die Tür zum spazieren gehen, die Umgebung ist schön. Es gibt Lebensmittel – und Drogeriemärkte, daß man sich versorgen kann.

    Ich hatte mir vorgenommen den “Entzug” ohne Kortison zu probieren und hab das dann auch so durchgezogen. Ich hatte während des Aufenthaltes 3 Migräneanfälle, alle hauptsächlich tagsüber, erst 2 leichtere, die ich mit Vomex und Autogenem Training überstanden habe. Der 3. Anfall war schlimmer und da habe ich dann auch auf Melperon zurückgegriffen. Als ich dann heulend am Bett saß hat mich eine Schwester getröstet. Das Melperon hat erstaunlich gut gewirkt, so dass ich vom Rest nicht mehr soviel mitgekrigt habe. Aber ich wurde 2x an den Tropf gelegt mit Magnesium, Vomex und Zuckerlösung, weil mir die Mittel so auf den Kreislauf gingen. Da hat mich der Arzt aber auch sehr getröstet. Ich fühlte mich gar nicht alleine und ganz häufig kamen Schwestern um nach mir zu schauen.
    Schade fand ich nur, dass ich von dem tollen “Programm”, Vorträge, Sport, und Entspannungsübungen soviel verpasst habe, wenn ich “flach” lag mit Migräne. Toll fand ich wiederum, daß die Therapeuten es geschafft haben mir Ersatztermine zu geben für meine verpassten Einzeltermine; so daß ich von den tollen Anwendungen nichts versäumt habe 🙂

    Viel schlimmer erging es mir , als ich dann wieder zuhause war und keiner mehr da war, der sich um mich kümmerte (ich lebe alleine). Direkt am ersten Abend zuhause kriegte ich eine Mördermigräne, 24 Stunden lang. Gott sei Dank hatte ich mir Vomex und Melperon mitgeben lassen, sonst hätte ichs nicht geschafft. Habs irgendwie überlebt. Ich mußte am Montag mit der Migräne erstmal zu meinem Hausarzt, um mich krankschreiben zu lassen, mir Prophylaxe aufschreiben zu lassen und Bedafsmedikation. Mein Hausarzt war voll überfordert und wollte mich beinahe ins Krankenhaus schicken… Bei meiner Neurologin (Schmerzärztin) war leider kein Termin frei! Beim nächsten mal bin ich schlauer und mach mir vorher einer Termin.
    Ich mußte die Schmerzmittelpause ja noch für 1 Woche zuhause weiterführen. Aber ihr dürft mir gratulieren, seit Gestern hab ichs geschafft!!! Bin ganz stolz auf mich. Hatte eine ganze Woche lang keine Migräne mehr, erst heute wieder. War aber nur eine ganz leichte, habe ich mit Vomex verpennt. Werd mich aber gleich nochmal ins Bett legen um Autogenes Traing zu machen; kann ich nur empfehlen, praktiziere ich schon seit Jahren.

    Ich bin auf jeden Fall total glücklich, dass ich dort war, habe viel gelernt und positive Erfahrungen gemacht. Ich hätte schon viele Jahre früher in die Klinik gehen sollen, da wäre mir einiges an Schmerzen erspart geblieben. Bin jetzt aus dem MÜK raus und hoffe, daß mir die Prophylaxe hilft und es weiter besser wird mit meinen Kopfschmerzen. Und ich weiß, daß ich als Rettungsanker wieder in die Klinik gehen kann, wenn alles in ein paar Jahren wieder schlimmer sein sollte. Nächstes mal warte ich nicht so lange….

    Viele liebe Grüße von Ingrid an Alle

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32580

    Liebe Catingrid,

    danke für Deinen Bericht und schön, dass Dein Aufenthalt so erfolgreich war. Das ist nicht ein normales Krankenhaus, was man schon beim Empfang merkt. 🙂

    Gratulation, dass Du die Medikamentenpause so gut geschafft hast und nun den MÜK los bist. Jetzt drücke ich noch fest die Daumen für gute und schnelle Wirkung Deiner Prophylaxe.

    Alles Gute und liebe Grüße
    Bettina

    Ulrike
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3315

    Liebe Ingrid,

    ganz besonders freut mich, daß du die in Kiel begonnene Pause geschafft hast. Zuhause, allein ohne direkte Unterstützung, ganz Klasse! 🙂

    Auch sonst hörst du dich sehr zuversichtlich an. Das ist schön, zu lesen!

    Viel Erfolg mit der neuen Prophylaxe!

    Liebe Grüße
    Ulrike

    susisonne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 763

    Prima, dass du hier berichtest! Hoffentlich macht das auch anderen Mut, den Schritt in die Klinik zu gehen.

    Mich hat schon ein Arzt ca. 2000 auf die Schmerzklinik Kiel aufmerksam gemacht und erst ca. 10 Jahre später bin ich hingegangen:( – habe doch noch vorher dies und jenes ausprobiert.

    Aber immerhin:) habe ich den Schritt dann gemacht.

    Heute erzähle ich immer ziemlich schnell von Kiel, wenn ich Migräne-Leute kennenlerne, die sehr zu leiden scheinen.

    Denn: Auch wenn sich nach Kiel die Migräne nicht in Luft aufgelöst, war es – neben der sehr guten Betreuung durch die Ärzte und Pflegekräfte wie auch Physio etc. – für mich einfach eine sehr gute und wichige Erfahrung auf Gleichgesinnte zu treffen, die wissen, wovon man spricht.

    Auch war es seinerzeit für mich so ein Schritt dahin “Ich nehme meine Erkrankung ernst und mich wichtig und sorge gut für mich”.

    “Und ich weiß, daß ich als Rettungsanker wieder in die Klinik gehen kann, wenn alles in ein paar Jahren wieder schlimmer sein sollte. Nächstes mal warte ich nicht so lange…”

    Diesen Worten von Ingrid kann ich mich nur anschließen!

    Manuela
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 243

    Eigentlich wollte ich meinen eigenen Kiel-Bericht schreiben, aber Ingrid hat hier schon alles so schön verfasst, dass ich eigentlich kaum etwas hinzuzufügen habe. 😉 Das Einzige was bei mir anders war, dass ich die Pause mit Cortison gemacht habe und dass ich leider verschiedene Ärzte hatte, da meine erste Ärztin in den Urlaub ging, ihre Vertretung krank wurde, etc. Trotzdem kümmerte man sich ganz lieb und hervorragend um mich! Es führte leider nur zu Unklarheiten im vorläufigen Entlassungsbericht, so dass meine Schmerztherapeutin und ich erst einmal etwas improvisieren mussten, aber es hat alles ganz gut geklappt! 🙂
    Auf jeden Fall war es für mich die richtige Entscheidung, in diese großartige Klinik zu gehen. Die Diagnose chronische Migräne hat sich zwar leider bestätigt, aber ich gehe tatsächlich anders mit dieser Krankheit um. Darauf war ich ja am meisten gespannt – wie ist das möglich? Und ich glaube, es ist die Tatsache, dass man gleich von Anfang an merkt, dass man es mit Ärzten, Therapeuten etc. zu tun hat, die sich wirklich mit dieser Krankheit auskennen und diese auch ernst nehmen.
    Dadurch gewinnt man selbst auch einen ganz anderen Blick auf sich und sein Krankheitsbild und setzt dann – hoffentlich auch im Alltag – seine “Migräne-Interessen” durch.
    Ich habe wirklich viel profitiert von diesem Aufenthalt, eigentlich merke ich das von Tag zu Tag mehr. Nun habe ich noch 3 Tage Medi-Pause vor mir, und bis jetzt klappt das gut. Ich habe zwar jeden Tag immer mal wieder ein leichtes Ziehen, und es kam noch einmal ein schwacher Anfall, aber da ich noch krank geschrieben war, habe ich imch ausgeruht, den Kopf auf’s Coolpack gebettet – und am Abend war die Migräne weg!!! Ich weiß nicht, wann das das letzte Mal der Fall war! Mal sehen, wie es wird, wenn ich wieder arbeiten muss!
    Ich würde wirklich jedem, der schwer mit Kopfschmerzen, Migräne oder Cluster zu kämpfen hat, empfehlen, nach Kiel zu gehen. An meinem Tisch im Speisesaal saßen 3 Nationen – in den anderen Ländern gab es nichts Vergleichbares! Das sagt doch wohl alles oder?!
    Ich wünsche Euch allen noch ein schönes Restwochenende ohne Schmerzen!

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32580

    Was Vergleichbares gibt es halt einfach nicht, liebe Manuela. 😉

    Schön, dass Du wieder gut dabei bist und sich der Aufenthalt für Dich wieder gelohnt hatte. Ich hoffe, Du kannst den Rest der Medikamentenpause noch zu Hause verbringen und startest nicht schon morgen wieder mit der Arbeit. Wenn doch – alles Gute und guten Wiedereinstieg. 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

    Maxi
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1

    Weiß denn jemand evtl. im süddeutschen Raum eine ähnliche Klinik? Da 900 km Entfernung doch sehr weit sind.
    LG
    Maxi

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32580

    Hallo Maxi,

    eine vergleichbare Klinik gibt es nicht, ich kam immer extra auch München hier hoch. Wenn Du trotzdem wohnortnah in eine Klinik möchtest, dann versuche es in Kliniken, die auch eine Neurologie haben und Patienten zur Schmerztherapie aufnehmen. Davon gibt es viele, ich kann Dir aber leider keine empfehlen, weil ich selbst immer nur in Kiel war.

    Vielleicht meldet sich noch jemand mit Empfehlungen. Zu bedenken möchte ich allerdings geben, dass die Entfernung vielleicht nicht überbewertet werden sollte, wenn man für sich die bestmögliche Behandlung sucht. 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

Ansicht von 8 Beiträgen - 1 bis 8 (von insgesamt 8)
  • Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.
Nach oben