Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK)

Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK)

MÜK + Multimorbidität – Frage zum Schmerzmittelkonsum

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  • AL-Vio
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    Hallo,

    habe mich soeben registrieren lassen, da mich seit Wochen eine Frage zum Schmerzmittelkonsum beschäftigt, die ich von meinen behandelnden Ärzten nicht zu meiner Zufriedenheit – oder Beruhigung – beantwortet erhalte.

    Im Herbst 2012 absolvierte ich eine 2-wöchige Behandlung in der Schmerzklinik Kiel, u. a. erfolgte eingangs ein Medikamentenentzug. Prof. Göbel wie andere Behandler warnten uns Patienten stets davor, an mehr als 10 Tagen Schmerzmittel einzunehmen.
    Bei mir ist nun allerdings die Situation eingetreten, dass ich nach monatelang aktivierter Hüftarthrose eine Gelenkersatz-OP hinter mich brachte, jedoch die 2. Hüfte wie auch der Rücken (Spinalkanalstenose, Facettengelenksarthrose LWS) ohne Schmerzmittel nicht zu ertragen sind. Ich versuche immer wieder, die Medikamente abzusetzen, was jedoch die Schmerzen, vor allem nachts, schwer erträglich macht.

    An Schmerzmitteln nehme ich entweder 1 Diclofenac retard 100 am Abend oder je 1 Voltaren 75 morgens und abends; letztere entspricht der Dosierung in der Reha.

    An Migränetagen hatte ich im OP-Monat 25 (!), bin inzwischen auf das „normale“ Maß von 2-3 Triptantagen pro Woche runter, komme jedoch immer noch auf über 10 Triptantage im Monat – zzgl. fast täglich Diclofenac.

    Da ich Diclofenac nicht als Akutmittel gegen Migräne einsetze (wirkt überhaupt nicht gegen M-Attacken), ist der Orthopäde der Auffassung, dass die Schmerzmitteleinnahme nicht erfreulich, aber tolerierbar sei. Ich möge mich weiterhin darum bemühen, die Anzahl der Triptantage nicht zu überschreiten.

    Über eine (auch ärztliche) Rückmeldung zu meiner Frage, wie ich mit der 10-Tages-Regel im Hinblick auf das „Gesamtpaket Schmerz“ umgehen kann, würde ich mich freuen.

    Im Voraus dankt AL-Vio

    Zu meiner Person: 60, weibl., berufstätig, Migräne seit Kindertagen, Prophylaxe (außer Botox) ausgereizt, Einhaltung sämtl. Empfehlungen f. Migräniker

    glückdererde
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 810

    Liebe AL-Vio,

    erst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum von mir.

    Da hat es Dich ja mit den mehrfachen Schmerzerkrankungen böse erwischt, das tut mir leid für Dich.

    Das ‘Schmerzmanagment’ bei multiplen Erkrankungen ist immer noch viel schwieriger als bei Kopfschmerkrankungen ‘allein’.

    Leider liegt Dein Orthopäde was den Schmerzmittelübergebrauch angeht nicht richtig.

    Zumindest was die Kopfschmerzen angeht zählt jede(!) Schmerzmitteleinnahme – aus welchem Grund auch immer man die Schmerzmittel nimmt. Die Schmerzverarbeitungsmechanismen ‘wissen’ nicht, ob Du das Diclofenac wegen Deiner Kopfschmerzen einnimmst oder wegen Hüft- oder Rückenschmerzen. Selbst wenn Du erkältet bist und Paracetamol zur Fiebersenkung nimmst, zählt das dann als Schmerzmitteleinnahmetag
    Wenn Du fast täglich Diclofenac nimmst dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du einen Medikamentenübergebrauchskopfschmerz hast doch sehr groß. Dazu wäre es natürlich auch noch wichtig zu wissen, wie sich die Kopfschmerzen seit der häufigen Diclofenac-Einnahme entwickelt haben.

    Ich hoffe, was ich schreibe erschreckt Dich nicht.

    Ich denke, Du wärst gut beraten, Dich bei einem Schmerzspezialisten vorzustellen und das mit dem zu besprechen. Wenn Du 2012 in Kiel warst und nicht zu weit weg wohnst könntest Du ja auch versuchen dort einen ambulanten Termin zur Beratung zu bekommen. Meine Erfahrung (auch mit guten) Orthopäden ist, dass sie doch meist fast ausschliesslich orthopädisch denken und als allgemeine Schmerztherapeuten überfordert sind.

    Und solltest Du im MÜK sein, werden die Schmerzen immer stärker wegen der Schmerzmittel – und nicht trotz!

    Liebe Grüße

    glückdererde

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Herzlich willkommen bei uns im Headbook, liebe AL-Vio. 🙂

    Glückdererde hat Dich schon über das MÜK-Thema aufgeklärt. Im weitesten Sinne hat Dein Orthopäde es schon richtig erklärt, dass Medikamente, die bei Migräne nicht wirken, keinen MÜK machen. Das bezieht sich aber z. B. auf Opioide, alle anderen Schmerzmittel können einen MÜK nach sich ziehen. Auch Schmerzmittel, die Dir persönlich sonst nicht bei der Migräne helfen.

    Aber mal eine Frage, die mich wirklich interessiert: Warum lässt Du die Stenosen denn nicht operieren? Damit wäre Dein Problem doch gelöst. Gegen ein mechanisches Hindernis – und das ist eine knöcherne Stenose – wird man medikamentös nie ankommen. Wenn Du Dich nicht operieren lässt, wirst Du lebenslang Schmerzen haben, das ist doch kein Weg.

    Geh doch mal zu einem Neurochirurgen und lass Dich seriös dazu beraten.

    Liebe Grüße
    Bettina

    AL-Vio
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2

    Danke

    an “glückdererde” und an Moderatorin Bettina Frank

    für die so rasche Reaktion auf meine Frage! Ich hatte eine ähnl. Antwort schon befürchtet, ebenfalls auf dem Hintergrund, dass der Körper schließlich nicht “weiß”, gegen welche Schmerzen die Pillen “eingeworfen” werden.

    Allerdings war ich erstaunt, dass nach den 25 Schmerz- und Triptantagen im Juni der Migränekopfschmerz nach meiner Rückkehr aus der orth. Reha weder in der Häufigkeit noch in der Stärke schlimmer geworden war, sondern sich wieder auf das alte Niveau mit anfallsfreien Tagen einpendelte. Daher meine Hoffnung, dass das Diclo ggf. doch keinen MÜK auslösen könnte.

    Zu Euren Fragen:
    Schmerzambulanzen habe ich seit 1995 drei hinter mir. Viel mehr, als dass mir dort jeweils Triptanrezepte ausgestellt wurden, ist dort auch nicht passiert. Den Aufenthalt in Kiel hatte ich mir seinerzeit selbst (durch einen Kassenwechsel) organisiert.
    Kiel liegt jedoch für ambulante Termine zu weit entfernt von meinem Wohnort.

    Im Moment komme ich einigermaßen damit über die Runden, bei den ersten Anzeichen Suma. 50 einzunehmen – die Hälfte der früheren Dosierung, als ich noch abwartete, ob ich es nicht vllt. doch ohne Triptan schaffe. Doch wenn sich das Vollbild der Attacke entwickelt hatte, konnte ich dem Anfall mit Triptanen hinterherlaufen – kaum bis keine Wirkung mehr.
    Manchmal reicht jetzt die 50-iger Dosis, manchmal benötige ich dann doch Suma. 100.
    Somit reduzierte sich die Triptan-Menge, nicht jedoch die Anzahl der Triptan-Tage.
    Das Diclo habe ich seit meiner Anfrage an Euch abgesetzt, weiß jedoch nicht, wie lange ich ohne auskommen werde, da ich ab nächster Woche wieder arbeiten muss.

    Die Spinalkanalstenose lasse ich vorerst deshalb nicht operieren, da sie noch keine Taubheitsgefühle auslöst, ich einen Riesenrespekt vor Rücken-Operationen habe und überdies in den zurückliegenden Jahren 5 schwere Operationen hatte (3 davon wg. Krebs) – das heißt, mir reicht es erst einmal. Auch bliebe dann immer noch die Facettengelenksarthrose der LWS sowie eine BS-Protrusion.
    Doch der Tipp, mich vom Neurochirurgen beraten zu lassen, ist dankend angekommen. Bisher sprach ich lediglich mit dem Orthopäden und Physiotherapeuten.

    Euch nochmals dankend grüßt herz(bst)lich

    AL-Vio

    Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2817

    Liebe Bettina,

    ich hatte heute ebenfalls wieder das Thema MÜK bei der Psychologin. Sie betreut auch Rückenschmerzpatienten und ist felsenfest davon überzeugt, dass, wenn man als Kopfschmerzpatient Diclofenac oder Ibuprofen für z.B. Rückenschmerzen oder Schulterschmerzen nimmt, nichts in Richtung MÜK passieren kann. Es gäbe da Studien…. Bei mir wirken beide Mittel auch gegen Spannungskopfschmerzen, nicht besonders gut, aber früher habe ich die nur genommen.

    Ich bin ja recht MÜK-geschädigt, weil ich das schon zwei Mal erlebt habe und es mir da wirklich mies ging und deshalb versuche ich immer bei meinen Ärzten ein bisschen zu “missionieren”, vielleicht auch im Interesse zukünftiger Patienten.

    In den Patientenseminaren der Schmerzklinik gibt es ja immer super Informationen zu diesem Thema. Gibt es denn irgendwo eine Zusammenfassung o.ä., dass man “verteilen” könnte.
    Hast du vielleicht eine Idee?

    Ich gehe jetzt erst mal zum Orthopäden und nehme ein paar Infos aus dem headbook mit, mal sehen, was der mir erzählt….

    LG Johanna

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe Johanna,

    mit Verlaub, aber eine Psychologin hat in aller Regel wenig Ahnung von Medikation und noch weniger vom MÜK, was sich aufgrund Deiner Schilderung gerade bestätigt. Mehr will ich jetzt dazu gar nicht sagen.

    Auf der Homepage der Schmerzklinik finden sich alle relevanten Informationen zum MÜK, auch hier in Headbook.

    Alles Gute für den Termin und liebe Grüße
    Bettina

    Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2817

    Naja, wenn es nur die Psychologin wäre…. Allerdings muss ich in diesem Fall sagen, dass Sie sich ein bisschen auskennen wird, da sie auf Schmerzpatienten spezialisiert ist und u. a. zu einem Team gehört, welches multimodal mit Rückenschmerzpatienten arbeitet und die machen da eine gute Arbeit.

    Ich habe heute noch einmal Prof. Göbels Antwort auf eine Frage im Chat kopiert und nehme ihr das nächste Woche mit.

    Nun aber zu meinem Termin eben beim Orthopäden, hat alles super geklappt. Mich hat eine sehr nette junge Ärztin behandelt, der Arzt hat nur mal was gebrubbelt…. Sie hat sich auch gefreut, dass ich das mit den Schmerzmitteln schon abgeklärt habe, nehme jetzt erst einmal Arcoxia 120 und gehe zur Krankengymnastik.

    Meine “Diagnose” stimmte so weit, es ist das Impengiment-Syndrom mit Entzündung der Bizepssehne, ok, die Entzündung hatte ich nicht auf dem Plan, aber es muss ja auch noch einen Sinn haben, zum Arzt zu gehen.

    Krankengymnastik kann auch noch nachgelegt werden…und schön mit dem Arm pendeln zu Hause, am besten mit einem Gewicht in der Hand und noch Geduld und dann sehen wir weiter.

    So sieht das aus, es ist doch immer was neues, meine Waschmaschine ist auch kaputt…

    LG Johanna

    Ulrike
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3315

    Liebe Johanna,

    da hast du ja Glück gehabt mit der Ärztin und dass der Brubbelbär nur am Rande beteiligt war. 🙂

    Schön ist natürlich trotzdem nicht und ich wünsche dir, dass die Pendelei plus Krankengymnatik schnell, nein, sorry, langsam, aber dafür sicher zum Erfolg führt!

    Ganz liebe Grüße
    Ulrike

    Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2817

    Ich kann wieder nicht ändern, ich meine Impingement…aber war ja trotzdem verständlich…

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Das Gehirn liest über solche Fehler hinweg und reimt es sich richtig zusammen. Kam also alles klar rüber. 🙂

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