Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Anja1 – Das ist meine Kopfschmerzgeschichte

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  • Anja1
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    Beitragsanzahl: 39

    Hallo zusammen,
    bislang habe ich hier lange nur gelesen, jetzt traue ich mich mal, meine Geschichte vorzustellen. Die Kopfschmerzen schlichen sich im Jahr 2008 langsam in mein Leben. Ich weiß bis heute nicht den Auslöser oder die Ursache und rannte – wie so viele hier – von Arzt zu Arzt und klammerte mich bis zuletzt an jeden Strohhalm.

    Ich war wirklich überall: Orthopäde, Homöopath, Osteopath, Heilpraktiker, Allgemeinarzt, Chiropraktiker, Neurologe, Wunderheiler, Physiotherapeut, Schmerztherapeutin … Die Diagnose der Ärzte: Chronischer Spannungskopfschmerz, ich bin mir da nicht so sicher, mittlerweile ist es sicherlich chronisch, da ich seit Anfang März jeden Tag Kopfschmerzen habe, aber das war nicht von Anfang an so. An schlimmen Tagen ist mir übel bis zum Erbrechen und ich kann überhaupt nicht aufstehen, es gab dann aber zwischendurch immer wieder schmerzfreie Tage, allerdings war ich bis zu dem Jahr 2008 wirklich kopfschmerzfrei.

    Akupunktur hat sehr lange geholfen und auch Massagen, Krankengymnastik, Manuelle Therapie schlugen immer so lange an, wie ich etwas gegen die Schmerzen unternommen habe, leider nie von langer Dauer. Die Schmerzen ziehen vom Nacken hoch und mitllerweile schmerzt der ganze Körper (Arme, Beine und besonders die Schultern), ich habe das Gefühl, ein zu enges Band schnürt mir den Kopf ab, allerdings kann ich an schlimmen Tagen auch kein Licht und keine frische Luft ertragen, Bewegung geht dann auch gar nicht …

    Am Anfang habe ich nur Ibuprufen und Paracetamol bei Bedarf eingenommen, irgendwann half das nicht mehr, seitdem nehme ich Novalgin-Tropfen. Seit Dez. letzten Jahres bin ich bei einer sehr netten Schmerztherapeutin in Behandlung, wir sind mit Akupunktur angefangen, mittlerweile bekomme ich wöchentlich Procain-Infusionen. Vor 4 Wochen war es dann so schlimm, dass nichts mehr ging, mir war übel, ich musste brechen und ich dachte, mir platzt der Schädel, ich war mittlerweile bei 120 Tropfen Novalgin täglich, eindeutig zuviel, das weiß ich jetzt auch, daher auch die Übelkeit.

    Mein Hausarzt hat mir dann geraten, ins Klinikum in die Notfallaufnahme zu fahren (war ein Sonntag), dort wurde ich leider nur eine Nacht auf der Aufnahmestation “geduldet”, bekam 2 Infusionen gegen die Schmerzen und am nächsten Morgen wurde ich entlassen mit dem Hinweis: für chronische Spannungskopfschmerzen sind wir hier nicht zuständig, Therapievorschlag: trizyklische Antidepressiva (Amitriptylin).

    Ich wurde wirklich mit Kopfschmerzen entlassen und mir ging es noch schlechter als vorher. Die Schmerztherapeutin war entsetzt und hat mir dann die Schmerzklinik in Kiel vorgeschlagen und mir von dem Therapievorschlag erst einmal abgeraten. Seit 1 Woche nehme ich morgens und abends 1/2 Naproxen, die bringen mir NICHTS, die Novalgin Tropfen habe ich die ganze Zeit weggelassen, aber ich habe nach wie vor jeden Tag Kopfschmerzen. Die Procain-Infusionen tun mir gut, aber jetzt geht meine Schmerztherapeutin in den Urlaub und mir graut schon vor den nächsten 2 Wochen. Ich habe hier viel über Prophylaxe und Triptane gelesen, die Therapeutin meint, wir sollen jetzt nicht experimentieren und lieber auf Kiel warten, da bin ich seit Ende März angemeldet, aber 3 Monate Wartezeit ist noch sehr lang …

    Ach ja, ich bin verheiratet, habe 2 Kinder und arbeite halbtags als Sekretärin, die Arbeit macht mir Spaß, es könnte alles gut sein, wäre da nicht das tägliche Gewitter in meinem Kopf …
    Nun ist die Kurzvorstellung doch sehr lang ausgefallen, sorry, ich habe schon viel weggelassen.
    Ich würde mich sehr über Beiträge von Leidensgenossen/Innen freuen.

    Liebe Grüße
    Anja

    Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2817

    Liebe Anja,

    ich bin kein Arzt, aber gerade wieder komplett entsetzt, was Ärzte verordnen, täglich Novalgin bzw. jetzt Naproxen…die Wahrscheinlichkeit, dass du im Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MÜK) bist, ist ziemlich hoch…. Es gibt zu diesem Thema eine eigene Gruppe.

    Ich würde versuchen bis Kiel “durchzuhalten”, dort wirst du bestimmt eine Medikamentenpause machen und parallel dazu eine Prophylaxe (z.B. Amitryptilin) starten.

    Liebe Grüße
    Johanna

    Ute mit Pauline
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 163

    Liebe Anja,

    Auch von mir ein herzliches Willkommen im Headbook.

    Kann mich Johanna nur anschließen, eine tägliche Dosis Schmerzmedikament führt bei den meisten Kopfschmerzpatienten in den Mük.

    Was mich auch sprachlos macht: ist noch keinem Deiner Behandler aufgefallen, dass Du ganz viele Symptome der klassischen Migräne aufzählst?

    Wahrscheinlich hätte es Dir schon einiges Leiden erspart. Aber Du gehst ja Gottseidank bald nach Kiel!

    Jetzt noch der Standardtipp: besorg Dir schon mal das Buch von Prof. Göbel, Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne.

    Du wirst viel Erhellendes darin lesen und auch wieder Hoffnung schöpfen, daß sich Deine Situation ins Positive wenden kann.

    Liebe Grüsse

    Ute mit Pauline

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Herzlich willkommen im Headbook, liebe Anja. 🙂

    Es wurde schon alles gesagt, Du bist nicht gut betreut gewesen. Wie gut, dass Du bald in Kiel aufgenommen wirst, das ist jetzt wohl der einzig sinnvolle Weg.

    Frage doch mal Deine Schmerztherapeutin, ob Du nicht mal einige Kortisontage einlegen solltest, um den Schmerzkreislauf durchbrechen zu können. Procain regelmäßig zu erhalten, belastet ebenso das Schmerzsystem. Die tägliche Medikamenteneinnahme ist sowieso der Gau. 🙁

    Alles Gute und liebe Grüße
    Bettina

    PS: Ich habe einige Absätze in Deinen langen Beitrag eingebaut. Wird er ohne Absätze in einem durchgeschrieben, kann ihn nicht jeder lesen. Vor allem diejenigen nicht, die gerade eine akute Attacke haben. Das ist sehr anstrengend für die Augen.

    Anja1
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 39

    Hallo Johanna und Ute mit Pauline!
    Lieben Dank für die nette Begrüßung. Das Buch habe ich mir gestern bestellt: Osterlektüre 🙂

    Liebe Bettina,
    das mit den Kortisontagen hatte meine Freundin mir auch schon mal geraten, sie hat Rheuma und bekommt wenn gar nichts mehr geht Kortison. Traurig, dass die Ärzte nicht darauf kommen … Könntest Du mir ein Präparat nennen und wie lange würdest du es einnehmen? Dann würde ich meinen Hausarzt mal fragen, die Schmerztherapeutin ist ja im Urlaub. Würdest Du das Naproxen ganz absetzen? Es bringt mir wirklich NICHTS außer Magenprobleme …

    Danke für die Antwort und für das Einbauen der Absätze, dass wusste ich noch nicht!!!

    Liebe Grüße
    Anja

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe Anja,

    Du könntest 3 Tage 100 mg Prednisolon (Kortison) einnehmen. Immer morgens und – ganz wichtig – zusammen mit Magenschutz (Pantozol z. B.). Zusätzlich brauchst Du etwas Sedierendes und Schmerzdistanzierendes, vor allem für die Nacht, wie z. B. Diazepam (Benzodiazepin, sehr zurückhaltend einsetzen wegen Abhängigkeitsgefahr), Melperon (mittelpotentes Neuroleptikum) und/oder Vomex (Antihistaminikum, das auch direkt aufs Brechzentrum wirkt und schön müde macht).

    Während dieser Tage sonst kein Schmerzmedikament einnehmen, krankschreiben lassen, viel Ruhe einhalten. Kortison wirkt entzündungshemmend, ist aber kein Akutmedikament. Es kann daher sein, dass die Schmerzen erst am 2. oder 3. Tag aufhören.

    Reichen diese 3 Tage Kortison nicht aus, könntest Du danach ausschleichen mit 80 mg, 60 mg und 40 mg. Immer Magenschutz dazu.

    Sofort (!) das Naproxen absetzen! Diese Empfehlung ist völlig daneben und überholt und schadet Dir enorm.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Anja1
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 39

    Liebe Bettina,
    danke für die schnelle Antwort. Ich habe gerade schon mit meinem Hausarzt telefoniert, er würde mir auch ein Rezept ausstellen. Welche Dosierung würdest Du für das Melperon oder Diazepam empfehlen. Das Vomex gibt es doch als Saft in der Apotheke, oder?

    Lieben Dank für Deine Antwort und schon mal ein schönes Osterfest.

    Anja

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe Anja,

    wie schön, dass der Hausarzt Dich so toll unterstützt! Diazepam 10 mg, Melperon 25 mg. Vomex gibt es auch als Saft, ich bevorzuge allerdings die Dragees.

    Alles Gute und liebe Grüße
    Bettina

    Ute mit Pauline
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 163

    Liebe Anja,

    schön, endlich Hoffnung in Form von Akuthilfe; wünsche Dir, dass Dich die Schmerzen über die Feiertage endlich verlassen!

    Bis Kiel wirst Du wahrscheinlich noch die ein oder andere Schmerzepisode haben.

    Bin zwar auch kein Arzt, aber vielleicht probierst Du dann mal eines der beiden freiverkäuflichen Triptane aus. Sie heissen mit Apothekennamen Dolortriptan und Formigran und sind eher leichte Triptane. Sind nicht umsonst frei verkäuflich.

    Beide verursachen bei mir überhaupt keinen Nebenwirkungen. Optimal wären vorneweg noch MCP-Tropfen oder Domperidon, damit das Triptan auch da ankommt, wo es wirken kann, nämlich im Darm.

    Kannst sie Dir ja erstmal in die Schublade legen!

    Liebe Grüsse
    Ute mit Pauline

    Anja1
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 39

    Liebe Bettina,
    liebe Ute mit Pauline!

    Ich bin Euch so dankbar für die Tipps, ich wage noch gar nicht an ein Osterfest ohne Kopfschmerzen zu denken 🙂 , mein Hausarzt hat super mitgemacht, ich habe das Rezept heute Mittag abgeholt und werde morgen früh starten.

    Danke für den Tipp mit den freiverkäuftlichen Triptanen, dass wäre meine nächste Frage gewesen … die werde ich mir in die Schublade legen.

    Bin so glücklich, dass es dieses Forum gibt und freue mich wahnsinnig über Eure Hilfe!

    Ganz lieben Dank dafür
    und ein wunderschönes – vielleicht auch schmerzfreies – Osterfest!

    Anja

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