Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Berufsbildungswege und chron. Migräne – irgendwelche kreativen Ideen? (: (Anni)

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  • Anni96
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    Beitragsanzahl: 3

    Hi liebe Community!

    Ich bin 21 Jahre alt, hab mit Ach und Krach mein Abitur geschafft und würde nun wirklich gern einen Beruf erlernen. Das Problem ist nur meine Migräne. Seit frühster Kindheit habe ich verschiedenste Kopfschmerzformen. Cluster- und Spannungskopfschmerzen, Wetterkopfschmerzen (wenn ich sie so nennen darf) und chronische Migräne. Mit allen zusammen komme ich in den schlechten Monaten auf 20-25 Schmerztage und in den guten auf 5. Okay, soweit sogut.

    Zu der Medikation lässt sich sagen, dass ich aufgrund erhöhten Augeninnendrucks keine Prophylaktika nehme (ich hatte es mal mit “Anafranil”, einem Antidepressiva, versucht, ohne Wirkung). Akut versuche ich so wenig wie möglich zu nehmen, und wechsle immer zwischen Paracetamol und Aspirin. Ibuprofentabletten haben überhaupt keine Wirkung, dafür kurioser Weise der 4% “Ibuprofensaft für Kinder”, der hilft wunderbar am Anfang von leichten und selten auch bei mittelschweren Attacken. Wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt, nehme ich 30 Tropfen Novalminsufon und nach 6h nochmal 30.

    So, wir wollen aber zurück zu meinem “Zukunfts-Problem” kommen.
    Nach dem Abi hab ich eine Ausbildung angefangen, die ich nach nur 2 Monaten abbrechen musste, weil sich die Attacken durch den Stress ins Unermessliche gesteigert haben. Zu der Zeit war ich kaum mehr.. nennen wir es “lebensfähig”. Nachdem es mir wieder gut ging, hab ich versucht zu studieren..mit dem selben Ergebnis. Nach 2 Monaten war Schluss. Als drittes habe ich eine Ausbildung in einem Berufsbildungswerk angefangen, allerdings im Büro. Dort habe ich sagenhafte 7 Monate durchgehalten, bis ich durch den Stress, die Unterforderung und die äußeren Umstände so depressiv wurde, dass ich abgebrochen habe. Dort hatte man auch kein Verständnis für meine Migräne. Die darauffolgenden 3 Monate in Marokko dagegen waren wunderbar. Mein kleiner Ausstieg aus der Welt (:
    So, jetzt stehe ich nur leider wieder ohne Ausbildungsplatz da und bin mir nicht sicher, was ich schaffen kann und was nicht. Ich habe begründeterweise Angst, dass ich wieder etwas anfange, was ich durch die Migräne abbrechen muss, und ich würde wirklich gern einen Berufsbildungsabschluss erlangen.
    Teilzeit wäre schonmal ganz gut mit 4-5 Stunden am Tag. Aber wie findet man einen kulanten Arbeitgeber? Gibt es alternative Bildungswege?

    Meine Frage an euch:
    Wie macht ihr das mit eurem Leben? Mit eurem Job, eurer Ausbildung, eurem Studium? Baut ihr darauf, dass euer Chef Verständnis hat, wenn ihr mal 20 Tage im Monat fehlt? Oder werft ihr euch Schmerzmittel ein bis zum Abwinken, um die erwartete Leistung zu erfüllen?
    Habt ihr auch Depressionen bekommen durch eure Kopfschmerzen und viel wichtiger: seid ihr sie wieder los geworden?
    Und vor allem: Habt ihr Ideen, wie man auf kreative, alternative Weise eine Ausbildung oder einen Beruf erlangen kann, wenn man die herkömmlichen Wege (Studium/Ausbildung) nicht schafft?

    Liebe Grüße aus Hessen!
    Anni (:

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8515

    Hallo und herzlich willkommen in Headbook, liebe Anni.

    Bevor wir uns aber Gedanken für kreative Berufsideen für dich machen, sollte doch erstmal unser Augenmerk auf deine bisherigen Behandlungsversuche gelegt werden.
    Einverstanden?

    Du hast seit frühester Kindheit Cluster, Spannungskopfschmerz und Migräne? Das tut mir unendlich Leid. Es hat dich sicher sehr in deiner schulischen Entwicklung belastet.

    Aber wo warst du denn bisher damit in Behandlung? Welche Fachrichtung hatte der Arzt/die Ärzte?
    Wurde dir außer Anafranil jemals ein anderes Mittel zur Prophylaxe oder Behandlung verschrieben? Wie wurde dein Cluster bisher behandelt?
    Ich frage mich, so wie du es schreibst, wurde bisher kein Versuch unternommen, deine Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen?

    Ich denke, da muss man ansetzen, um dann auch die freie Berufswahl zu haben.
    Schreib bitte mal ein bisschen mehr.

    Alles Liebe,
    Julia

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6766

    Liebe Anni,

    ich schließe mich mit meinen Fragen voll und ganz Julia an.
    Du schreibst nichts von Triptanen, hast du die gegen die Migräneschmerzen denn mal bekommen?

    Und was deine berufliche Zukunft betrifft: Hast du dich schon mal an eine Berufsberatung gewandt? Vielleicht wäre ein Fernstudium eine Option. Deine Schmerzen scheinen ja doch stark mit deinem Stresspegel zusammenzuhängen, wenn es dir in den drei Monaten in Marokko derart gut ging.

    Das mit dem Verständnis für schwerwiegende Migräneerkrankungen am Arbeitsplatz ist für uns alle so eine Sache… Du wirst schwerlich einen Arbeitgeber finden, dem es nichts ausmacht, wenn du in einem Monat 20 Arbeitstage wegen Krankheit fehlst, das ist ja praktisch fast der ganze Monat. Finanziell ist das eine enorme Belastung und deine Kollegen müssten ja für dich mit arbeiten, wobei sich deren Begeisterung in dauerhaft schlechten Phasen bei dir in Grenzen halten dürfte. Denn die Urlaubszeiten kommen ja dann für dich noch zusätzlich dazu.

    Doch erst sollte man mal an der Basis anfangen, erst mal schauen, wie sich deine Schmerztage reduzieren lassen, und dann erst den nächsten Schritt gehen. Wenn man maximal herausgeholt hat, was an Hilfen und Erleichterungen möglich ist, kann man überlegen, was sich mit dieser speziellen Schmerzsituation beruflich realisieren lässt.

    Lieber Gruß
    Heika

    Easy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1

    Liebe Anni,
    ich finde es toll, dass du dein Abitur geschafft hast, trotz der Schmerzen und dass du dich aktiv um eine Ausbildung bemühst. Ich schließe mich den Gruppenmitgliedern an, die dir raten eine gute ärtzliche Behandlung zu finden. Mit deren Hilfe kannst du evtl. einen Schwerbehindertenausweis bekommen. Das klingt natürlich nicht schön , aber so bekommst du Zugang zu Ausbildungen, die auf deine Erkrankung Rücksicht nehmen können. Auch ein normales Studium an einer Hochschule kann der Schwerbehindertenausweis dir erleihern, weil du dann nicht an Abgabefristen gebunden bist und z.B. eine Klausur nicht in der Gruppe , sondern in einem Einzelraum schreiben darfst etc. Das nennt man Nachteilsausgleich und gesetzlich festgeschrieben.
    Ich wünsche dir viel Erfolg.
    Liebe Grüße
    Easy

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32614

    Ein herzliches Willkommen, liebe Anni. 🙂

    Ich warte jetzt erst mal auf die weiteren Antworten von Dir. Ohne genauere Hintergründe zu der bisherigen Strategie im Hinblick auf Deine verschiedenen Diagnosen können wir nicht raten.

    Als drittes habe ich eine Ausbildung in einem Berufsbildungswerk angefangen, allerdings im Büro. Dort habe ich sagenhafte 7 Monate durchgehalten, bis ich durch den Stress, die Unterforderung und die äußeren Umstände so depressiv wurde, dass ich abgebrochen habe. Dort hatte man auch kein Verständnis für meine Migräne.

    Auch hierzu hätte ich gerne nähere Infos. Nicht jedes Versagen im Beruf und in der Ausbildung kann man der Krankheit zur Last legen. Manchmal liegt es auch an anderen Umständen, die man vielleicht selbst auch gut in den Griff bekommen könnte. Aber nun warten wir einfach mal, bis Du weiter updatest. 🙂

    Bis dann und liebe Grüße
    Bettina

    Anni96
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3

    Hallo ihr Lieben!
    Vielen Dank für eure Kommis! Ich versuche die Fragen so gut es geht zu beantworten (:
    Also zum Schwerbehindertenausweis, ich hab einen mit 50% wegen Migräne und einer seltenen Augenerkrankung, die mich aber nicht weiter einschränkt. Ich wurde mit 12 Jahren operiert und konnte von sogut wie blind auf einmal 100% sehen.. das war unglaublich (:
    Meine Mom ist davon ausgegangen, dass die Kopfschmerzen von der Augenerkrankung kommen und hat diverse Kliniken mit mir abgeklappert. Und da sie nichts von herkömmlicher Medizin hält, habe ich an alternativen Heilverfahren einiges durch. Von Akupunktur über Enzyme, Vitamine, Tees, Bäder, Heilerde, Kristalle und Hand-auf-legen-Menschen, Vitamin-Infusionen, CBD-Öl (was man auch bei Rheuma und Epileptischen Anfällen nehmen kann), Entspannungstechniken wie Qigong, Feldenkrais, Bowen-Technik, progressive Muskelentspannung, autogenes Training. Hat alles nichts geholfen.
    Als ich älter wurde, bin ich selbst zum Neurologen gegangen, die haben MRTs gemacht und mich physisch durchgecheckt, alles okay. Der Neurologe bei meiner ersten abgebrochenen Ausbildung hat mir Beta-Blocker verschrieben, die ich brav genommen habe. Auswirkungen auf die Schmerzen hatte das Medikament keine, nur bin ich so müde geworden und geistig weggedriftet, dass ich ein Jahr gebraucht habe, um das wieder aus meinem Körper zu bekommen. Beta-Blocker, egal in welcher Form, werde ich nie wieder zu mir nehmen. Als Akutmedikament hat dieser Neurologe mir Naratriptan verschrieben. Mit diesem Mittel verhielt es sich so, wie mit allen anderen Schmerzmitteln bei mir auch. Am Anfang wirken selbst geringe Dosen super, aber schon nach der zweiten, dritten Einnahme, muss ich die Dosis erhöhen, bis es irgendwann garnicht mehr wirkt.
    Deshalb wechsle ich immer zwischen Paracetamol und Aspirin, um eine möglichst hohe Wahrscheinlichkeit zu haben, dass es anschlägt.

    Achso und zu Marokko:
    Ja, die Migräne hängt sehr stark vom Stress ab, aber nicht nur. Stress triggert die Anfälle nur. Leider lag ich auch in Marokko tagelang in diversen Hostelbetten mit Kühlpack auf dem Kopf (das war total cool, dass ich das Eisfach dort benutzen durfte ^^) oder hab mich in sonstigen unangenehmen Situationen gefunden, in denen man besser keine Kopfweh haben will. Auch die Hitze war teilweise anstrengend, trotzdem bin ich lieber dort, wo es mir gefällt, denn Schmerzattacken habe ich ortsunabhängig. Und Marokko ist ein unglaublich kulturreiches, exotisches Land 😀 Aber jetzt brauche ich trotzdem eine Ausbildung (:

    Und zu Frau Frank:
    Ja, Sie haben Recht, nicht jedes Versagen im Beruf kann man der Migräne unterschieben. Das Berufsbildungswerk hätte ich vielleicht geschafft, wenn ich keine Depressionen bekommen hätte. Deshalb ist meine größte Hoffnung momentan auch, dass ich wieder einen Ausbildungsplatz dort bekomme, diesmal, mit sehr viel Glück, sogar als Tierpflegerin (: Das wird gerade vom Amt geprüft.

    Ich hoffe, der Text jetzt war nicht zu lang!
    Liebe Grüße und vielen Dank, dass ihr mir geantwortet habt!

    Anni (:

    Anni96
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3

    Achso.. lustiger FunFact nebenbei:
    Ihr kennt doch bestimmt die Handy-App “M-Sense”? Ich finde die absolut super und hab es sehr erleichternd gefunden, irgendwo die ganzen Schmerztage und Umstände einzutragen um Trigger zu finden. Nur leider hat die App mir am Ende der Analyse-Phase mitgeteilt, dass ich leider zu viele Kopfschmerzen für eine Einschätzung hätte 😀 habt ihr das auch gehabt? Nachdem ich ziemlich verzweifelt war, fand ich es sehr ironisch für eine Kopfschmerzapp zu viele Kopfschmerzen zu haben (;

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32614

    Hallo Anna,

    wir duzen uns hier alle im Forum. 😉

    Und da sie nichts von herkömmlicher Medizin hält, habe ich an alternativen Heilverfahren einiges durch. Von Akupunktur über Enzyme, Vitamine, Tees, Bäder, Heilerde, Kristalle und Hand-auf-legen-Menschen, Vitamin-Infusionen, CBD-Öl (was man auch bei Rheuma und Epileptischen Anfällen nehmen kann), Entspannungstechniken wie Qigong, Feldenkrais, Bowen-Technik, progressive Muskelentspannung, autogenes Training. Hat alles nichts geholfen.

    Nun ja, dass hierbei nichts geholfen hat, ist auch kein Wunder. 😉 Außer der progressiven Muskelentspannung macht so gut wie nichts Sinn bei Migräne. Manche mögen zwar Qigong als Entspannung, das kann man versuchen, aber besonders effektiv ist es nicht.
    Auch aus diesem Grund beraten und empfehlen wir evidenzbasierte Verfahren; damit es nicht jedem so ergeht, dass er wertvolle Zeit mit Pseudoverfahren verschwendet.

    Der Neurologe bei meiner ersten abgebrochenen Ausbildung hat mir Beta-Blocker verschrieben, die ich brav genommen habe. Auswirkungen auf die Schmerzen hatte das Medikament keine, nur bin ich so müde geworden und geistig weggedriftet, dass ich ein Jahr gebraucht habe, um das wieder aus meinem Körper zu bekommen. Beta-Blocker, egal in welcher Form, werde ich nie wieder zu mir nehmen.

    Betablocker sind eigentlich Mittel der 1. Wahl und dürfen wegen der normalerweise guten Verträglichkeit auch Kindern verschrieben werden. Schade, dass Du sie nicht vertragen hast. Aber es gibt ja viele Sorten und auch noch andere Blutdrucksenker, die würde ich nicht in Bausch und Bogen alle verdammen. 😉

    Die Nebenwirkungen lassen fast sofort nach Absetzen wieder nach. Eventuell ging es Dir danach aus anderen Gründen schlecht, denn der Wirkstoff ist längst aus dem Körper raus und kann daher auch keine Nebenwirkungen mehr produzieren.

    Deshalb ist meine größte Hoffnung momentan auch, dass ich wieder einen Ausbildungsplatz dort bekomme, diesmal, mit sehr viel Glück, sogar als Tierpflegerin (: Das wird gerade vom Amt geprüft.

    Dann drück ich mal die Daumen. 🙂

    Ihr kennt doch bestimmt die Handy-App „M-Sense“? Ich finde die absolut super und hab es sehr erleichternd gefunden, irgendwo die ganzen Schmerztage und Umstände einzutragen um Trigger zu finden. Nur leider hat die App mir am Ende der Analyse-Phase mitgeteilt, dass ich leider zu viele Kopfschmerzen für eine Einschätzung hätte ? habt ihr das auch gehabt? Nachdem ich ziemlich verzweifelt war, fand ich es sehr ironisch für eine Kopfschmerzapp zu viele Kopfschmerzen zu haben (;

    Ja, die ist wohl einigen bekannt. Wir hier nutzen meist die kostenlose Migräne App der Schmerzklinik. Diese ist nur auf die relevanten Daten beschränkt, nicht überfrachtet und kappt einen nicht, wenn man z. B. chronische Migräne hat. 😉 Die Migräne App ist immer kostenlos, M-Sense wird für zusätzliche Dienste kostenpflichtig mit einem monatlichen Abo.

    Liebe Grüße
    Bettina

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