Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Kortison-Infusion nach neun Schmerztagen

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  • Elke
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    Beitragsanzahl: 12

    Liebes Forum, ich habe euch vor einigen Tagen entdeckt und halte mich seitdem immer wieder mental an euch fest. Vielen Dank für dieses tolle Angebot!

    Kurz zu meiner Kopfschmerzgeschichte: Mit 7/8 Jahren hatte ich erstmals heftige Migräneattacken. Im Laufe der Jahrzehnte (heute bin ich 53) gab es sehr unterschiedliche Phasen – von langen migränefreien Zeiten bis zu regelmäßig auftretenden Attacken. Dabei bin ich von Übelkeit und Auren verschont. Zusätzlich hatte ich jahrelang “meine normalen Kopfschmerzen”, die zum Alltag gehörten und die ich meistens ignoriert oder mit Ibuprofen weggedrückt habe. Nach schlechten Erfahrungen mit Ärzten habe ich mich die meiste Zeit irgendwie alleine durchgekämpft, auch mit Hilfe von freiverkäuflichen Triptanen. In den letzten Jahren macht mir die Migräne aber wieder sehr viel mehr zu schaffen, kommt häufiger und bleibt länger, oft 2-3 Tage lang. Glücklicherweise habe ich inzwischen eine gute Neurologin gefunden, die mich darin unterstützt, eine neue, passende Therapieform für mich zu finden.

    Zurzeit leide ich unter einer für mich neuen Situation: Die Migräne hört seit zehn Tagen einfach nicht richtig auf. Es ist zwar meistens nicht mehr so heftig, wie in den ersten beiden Tagen, in denen ich mich mit Triptanen ins dunkle Kämmerlein zurückgezogen habe. Aber in milderer Form sind die Schmerzen mein ständiger Begleiter. Und sobald ich Licht oder Lärm ausgesetzt bin oder mich in irgendeiner Form anstrenge, wird es heftiger, entweder in Form von Schmerzblitzen oder längerwährenden starken Schmerzen.

    Gestern Morgen habe ich eine Kortison-Infusion (250 mg) bekommen, aber leider sind die Schmerzen immer noch nicht weg. Kann mir vielleicht jemand von euch meine Fragen beantworten und Tipps geben?
    – Kann es sein, dass das Kortison erst nach 28 h wirkt? Auch wenn ich jetzt schon rote Bäckchen habe?
    – Ich hatte gestern einen sehr turbulenten Tag. Und ich konnte bis 4 Uhr morgens nicht schlafen. Auch jetzt schaffe ich es nicht, zu schlafen. Kann das Grund dafür sein, dass keine Besserung eingetreten ist? Kann die Schlaflosigkeit durch das Kortison begründet sein?
    – Was kann ich noch tun, damit es endlich besser wird? Wieder ein Triptan nehmen? Ich habe es auch schon mit Osteopathie und Hausrezepten (Ingwer, Magnesium, Kaffee, Zitrone) vergeblich versucht.

    Mittlerweile bin ich recht verzweifelt.

    Liebe Grüße, Elke

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6660

    Liebe Elke,

    herzlich willkommen in Headbook!

    Wenn du 10 Tage lang ohne Unterbrechung Migräne hast, spricht man von einem Migränestatus. Dir nach diesem langen Zeitraum eine hohe Dosis Kortison zu geben, ist eine gute Idee.

    Dass es jetzt noch nicht wirkt, ist nicht ungewöhnlich. Kortison ist kein Akutmedikament wie ein Triptan, das nach wenigen Stunden bereits gute Wirkung zeigt, sondern dämpft die Entzündungsreaktionen im Körper und braucht zur Entfaltung durchaus 1-2 Tage.

    Ich würde dir jedoch auf jeden Fall sofort zu körperlicher Ruhe raten, damit sich die Wirkung optimal entfalten kann. Nach der Infusion einen turbulenten Tag durchzustehen, war nicht so günstig. Zudem hat Kortison an sich eine aufputschende Wirkung auf den Körper. Daher dein Schlafproblem, das ist völlig normal.

    Deshalb gibt man gerne für die Nacht eine Sedierung dazu. Was du dir für die kommende Nacht in der Apotheke besorgen könntest, wäre Dimenhydrinat, eigentlich ein Mittel gegen Reiseübelkeit, doch es macht auch wunderbar müde. Ich überbrücke damit immer schwierige Phasen, wenn ich mal eine Migräneattacke ohne Triptane durchstehen muss. Es lässt mich trotz Schmerzen gut wegdämmern. Du kannst Tabletten mit 50mg nehmen und falls die Wirkung zu schwach ist, noch einmal 50mg nach einer Stunde nachlegen.

    Es gibt auch stärkere Medikamente zur Sedierung wie Diazepam o.ä., doch diese sind rezeptpflichtig und sollten nur bei dringendem Bedarf eingesetzt werden.

    Magnesium abends kann auch zur Entspannung beitragen. Doch bei 250mg Kortison wirkt das höchstens leicht unterstützend, ansonsten nicht stark genug.

    Lieber Gruß
    Heika

    Elke
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Wie verhalte ich mich in so einer Situation eigentlich “richtig”? A) Bleibe ich möglichst in meiner dunklen Kammer, damit Körper & Geist sich beruhigen?
    B) Oder ist es besser, sich zwischendurch mit ruhigen Tätigkeiten / in schöner Umgebung abzulenken, um nicht komplett im Schmerz zu versinken? Also quasi die Achtsamkeit zugunsten der Ablenkung herunterzufahren?

    Elke
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Liebe Heika,
    vielen lieben Dank für deine Antwort. Mir fällt gerade ein Riesenstein vom Herzen!
    Meine Folgefragen haben sich damit auch erledigt. Ich hatte deine Antwort erst danach gesehen.
    Dann werde ich jetzt mal einen meiner Söhne in die Apotheke schicken…
    Liebe Grüße, Elke

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6660

    Liebe Elke,

    dennoch zur Verstärkung 😉 :
    Es geht vor allem um die körperliche Schonung. Kortison strengt den Körper an, er braucht dann viel Ruhe.

    Sich aber mit schönen, unanstrengenden Dingen von den Schmerzen abzulenken, wie z.B. ein erbauliches Buch, ein schöner Film, einen leckeren Kuchen backen, mit einer lieben Freundin telefonieren, etc., ist ein Stück Therapie, das man sich nicht nehmen lassen sollte.

    Lieber Gruß
    Heika

    Elke
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Liebe Heika,

    Das hört sich gut an ;).

    Ich danke dir so sehr! Seit deiner Antwort geht es mir viel besser, weil ich nun weiß, dass das Kortison wahrscheinlich noch Zeit zum Wirken braucht. Davor hatte ich mich so komplett hilflos gefühlt. Gleichzeitig kamen immer wieder Ratschläge von lieben Menschen, die es gut mit mir meinen, mich aber mit ihrem Aktionismus eher kirre gemacht haben. Jetzt habe ich das – dank deiner Nachricht – stoppen können und versuche einfach nur, mich auszuruhen.

    Ganz liebe Grüße und alles Gute! Elke

    Elke
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Liebe Heika,

    seit deiner Mail von gestern habe ich sehr auf körperliche und geistige Ruhe geachtet. Und dank Vomex habe ich in der Nacht wunderbar lange geschlafen. Vielen Dank für den Tipp!

    Nun sind die “ein bis zwei Tage”, die das Kortison zum Wirken braucht, jedoch vorbei und ich bemerke leider keine Besserung. Darum weiß ich nicht:

    – Ist es richtig, weiter möglichst zu entspannen und auszuruhen, damit ich im Laufe der Zeit mit Hilfe des Kortisons genesen kann? Oder kann es sein, dass es bei mir nicht wirkt? (Was dann?)
    – Tagsüber konnte ich heute nicht schlafen. Sollte ich auch zwei Tage nach der Infusion noch Vomex nehmen (auch tagsüber)?
    – Sollte ich meinen Körper mit weiteren Maßnahmen bei der Genesung und zur Linderung der Schmerzen (die mich ja auch anstrengen) unterstützen? Z.B. wieder mit einem Triptan (das wäre das sechste in zwölf Tagen), craniosacraler Therapie, Barfuß-Tanzen um einen Baum… – was auch immer?

    Ich weiß, dass es Vielen viel schlechter geht als mir, und möchte auch nicht ungeduldig wirken, aber ich bin einfach so verunsichert – zumal am Wochenende die Arztpraxen geschlossen haben. Am Samstag vor knapp zwei Wochen hat es als “normale” Migräne begonnen…

    Liebe Grüße
    Elke

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe Elke,

    nun hat es doch gut geklappt mit dem Kommentar (der vorige ist leider im Nirwana verschwunden ?).
    Dann erst mal ein herzliches Willkommen auch von mir. 🙂

    Nun sind die „ein bis zwei Tage“, die das Kortison zum Wirken braucht, jedoch vorbei und ich bemerke leider keine Besserung. Darum weiß ich nicht:

    Du hattest zwar eine hohe Dosis erhalten, aber nur eine. Und diese reicht manchmal nicht, so dass man in aller Regel bis zu drei Tage 100 mg Prednisolon gibt. Meist stellt sich dann Besserung ein. Wenn nicht, wir in absteigendem Schema noch einige Tage weiter Kortison gegeben.

    – Tagsüber konnte ich heute nicht schlafen. Sollte ich auch zwei Tage nach der Infusion noch Vomex nehmen (auch tagsüber)?

    Auch hier wieder – ein Tag reicht meist nicht aus, um aus so einer Phase wieder rauszukommen. Man braucht ein kleines Reset mit wirklicher Ruhe und Entspannung und halt meist auch begleitender Medikation wie Du das jetzt mit dem Kortison (+ Magenschutz) hattest sowie mit Sedierung für den Abend, aber auch für tagsüber. Das sollte man einige Tage so weiterführen.

    – Sollte ich meinen Körper mit weiteren Maßnahmen bei der Genesung und zur Linderung der Schmerzen (die mich ja auch anstrengen) unterstützen? Z.B. wieder mit einem Triptan (das wäre das sechste in zwölf Tagen), craniosacraler Therapie, Barfuß-Tanzen um einen Baum… – was auch immer?

    Der Körper will in dieser Phase nur eins -> Ruhe und Reizabschirmung! 😉 Das heißt nicht, dass Du nur im Bett liegen solltest. Du kannst auch einen langsamen Spaziergang machen, der Dich nicht anstrengt und zu Hause ein bisschen rumwurschteln. 🙂 Aber halt nicht anstrengen, alles ruhig und langsam angehen.

    Ich weiß, dass es Vielen viel schlechter geht als mir, und möchte auch nicht ungeduldig wirken, aber ich bin einfach so verunsichert – zumal am Wochenende die Arztpraxen geschlossen haben. Am Samstag vor knapp zwei Wochen hat es als „normale“ Migräne begonnen…

    Du bist nicht ungeduldig, sondern Du hast Schmerzen und bist verunsichert. Das ist ganz normal, vor allem auch vor dem Wochenende. Ich würde den Arzt morgen kontaktieren und fragen, ob Du noch ein oder zwei Tage Kortison anhängen solltest. Diazepam wäre gut zum Runterkommen und Sedieren. Einige Male eingenommen braucht man keinerlei Angst vor Abhängigkeit haben.

    Alles Gute und liebe Grüße
    Bettina

    Elke
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Liebe Bettina,

    ganz herzlichen Dank!

    Dann werde ich jetzt zunächst Vomex nehmen, um besser schlafen zu können, und mich morgen früh direkt an meine Ärztin wenden.

    Gestern Abend ist mir während des Zähneputzens ganz plötzlich übel geworden und es fühlte sich an, als sei ich kurz vor einer Ohnmacht. Mein Gesicht im Spiegel war horrorfilmgeeignet weiß ;). Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich auf den etwa 5 m langen Weg zurück ins Bett machen konnte. Kann das eine Folge des Kortisons oder der allgemeinen Schwächung meines Körpers durch den Status sein?

    Liebe Grüße und gute Nacht!
    Elke

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe Elke,

    Kann das eine Folge des Kortisons oder der allgemeinen Schwächung meines Körpers durch den Status sein?

    kann beides sein. Kortison in hoher Dosierung kann solche Schwächeanfälle auslösen, aber auch der anstrengende Dauerschmerz kann dafür verantwortlich sein. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.

    Gut, dass Du heute ärztlichen Rat einholen wirst.

    Schnelle Besserung und liebe Grüße
    Bettina

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