Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Migräne durch Reizüberflutung (Aurum)

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  • Aurum
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    Hallo zusammen, folgender Migräneverlauf geschieht bei mir. Vor 13 Jahren veränderte sich die Migräne von 2×jährlich zu gehäuften stärkeren Attacken. Ein Jahr lang stellte ich mein Leben um, nichts half.

    Dann setzte meine Neurologin mich auf Amitriptylin. Das stoppte die Anfälle auf einen pro Jahr dafür fing ich an jedes Jahr srärker auf Reize zu reagieren (Licht und Lärm und Menschenkontakt). Das hat in den letzten 12 Jahren zu einer immer extremeren Abschottung vom Leben geführt. Schotte ich mich ab, habe ich keine Migräne. Hebe ich die Abschottung auf, kommen die Migräne sofort und immer härter bis ich im Spital bin.

    Die Schweizer Neurologen raten zur Abschottung da wir die Migränen ausser mit Novalgin intravenös nicht behandeln können. Das Problem ist, dass mein Gehirn jedes Jahr weiter abschottet. Die Frage ist wie weiter. Und die zweite Frage ist: ist die Migräne das Symptom der extremen Reizsensibilisierung oder umgekehrt? Die Ärzte hier sind sich nicht einig. Heute halte ich noch 15 Minuten am Licht aus und 1 Stunde am Tag mit Menschen bevor eine Migräne kommt. Unterdessen haben wir von Amitriptylin auf Topiramat umgestellt, ohne Effekt auf die Reizsensibilisierung aber mit gutem Effekt auf die Schmerzen. Hat jemand schon mal davon gehört? Was hilft gegen die Reizüberflutung? Weil endlos viele Migräne sind auch nicht die Lösung. Besten Dank und Grüsse aus der Schweiz

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8426

    Hallo und herzlich willkommen in Headbook, liebe? oder lieber? Aurum.

    Das ist ja eine sehr heftige Belastung, die dein tägliches Leben bestimmt. Darum frage ich gleich mal wie sich deine Migräne zeigt. Wie oft hast du die Anfälle? Welche Beschwerden hast du dabei? Und warum kannst du nicht mit Triptanen behandeln? Führst du ein Kopfschmerztagebuch? Ist Topiramat nach Amitriptylin erst deine 2. Prophylaxe?

    Du schreibst 15 Minuten am Licht und eine Stunde Kontakt mit anderen Menschen lösen bei dir einen Migräneanfall aus. Was machst du, um die Anfälle zu verhindern? Leben in der abgedunkelten Wohnung, kein Kontakt zu anderen Menschen? Und deine Ärzte raten zu weiterer Abschottung, verstehe ich das richtig? Nur eine Idee, aber wurde schon mal an eine Angststörung, die die Anfälle auslösen könnte, gedacht?

    Fragen über Fragen. Ich hoffe, du magst und kannst uns noch ein bisschen mehr berichten, damit wir uns ein besseres Bild von deiner Erkrankung machen können.

    Liebe Grüße,
    Julia

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8426

    P.S. Mir fällt ein eventuell ähnlicher Fall bei einem Mitglied hier in Headbook ein, dem vor vielen Jahren mit einem Aufenthalt in der Schmerzklinik Kiel erstaunlich schnell und gut geholfen werden konnte. Ich denke, unsere Moderatorin Bettina wird sich noch gut daran erinnern.

    Aurum
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 35

    Hallo Julia, ich bin 41 und eine sie ?
    Also die Migräne beginnt mit einer Aura 15 Minuten lang, dann ist 15 Minuten Ruhe, dann setzt der Schmerz ein. Mit erbrechen 8 Stunden lang und völliger Abschottung zu Hause. Die Triptane wirken nicht, alle üblichen Schmerzmittel auch nicht. Die Migräne verhindere indem ich mich vom Leben völlig isoliere, aber das ist unterdessen so extrem, dass ich nicht mehr lebe. Und ja, völlig alleine zu Hause im dunkeln. Topiramat ist erst die zweite Prophylaxe weil die Neurologen hier eben glauben, dass die Migräne nur das Symptom einer nicht näher definierten Erkrankung ist und ja, sie raten zur vollen Abschottung. Zumindest die Neurologen. Die Psychiater nicht, aber die behandeln die Migräne nicht, die bei Auflösung der Abschottung kommt. Eine Angststörung wurde vage in Betracht gezogen. Ich wurde als Kind vom Vater sexuell missbraucht, alle Ärzte glauben, dass da ein Zusammenhang besteht, aber wie und wo man ansetzen müsste, weiss keiner. Die Vergangenheit habe ich soweit möglich aufgearbeitet.
    Weisst du wie Kiel geholfen hat dieser anderen Person?
    Herzlichen Dank dir für deine Antwort.
    Ganz liebe Grüsse Aurum

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Willkommen, liebe Aurum. 🙂

    Topiramat ist erst die zweite Prophylaxe weil die Neurologen hier eben glauben, dass die Migräne nur das Symptom einer nicht näher definierten Erkrankung ist und ja, sie raten zur vollen Abschottung. Zumindest die Neurologen.

    Ich würde eher dafür plädieren, Deine Neurologen abzuschotten. ?
    Sie scheinen auch nicht zu wissen, oder es vielleicht missverständlich rüberzubringen, dass Migräne nicht das Symptom einer anderen Erkrankung ist. Entweder hast Du Migräne, dann ist das eine primäre eigenständige neurologische Migräne. Oder Du hast keine Migräne, aber starke sekundäre (?) Kopfschmerzen, die als Folge einer anderen offensichtlich (noch) nicht diagnostizierten Erkrankung auftreten.

    Die komplette Abschirmung ist völliger Quatsch. Keine Erkrankung der Welt erfordert es, dass der Mensch das Leben einstellt, um sich vollständig vor Reizen zu schützen.

    Was rät denn der Psychiater, was ist seine Vermutung? Ich würde mich eher an ihn halten, da er von Dir nicht die komplette Reizabschirmung verlangt. Dein Trauma aus der Kindheit wird Dir leider lebenslang anhängen, aber es gibt dafür auch lebenslange Unterstützung.

    Die Vergangenheit habe ich soweit möglich aufgearbeitet.

    Eventuell ja nicht …

    Schotte ich mich ab, habe ich keine Migräne. Hebe ich die Abschottung auf, kommen die Migräne sofort und immer härter bis ich im Spital bin.

    Hier könnte sich schon was verselbstständigt haben, ohne dass der Prozess erkannt wird. Soweit mal meine Küchenpsychologie, aber hier solltest Du zusammen mit einem Psychiater ansetzen. Es gibt Situationen, in denen man mehr oder weniger schon darauf wartet, dass sich die Prophezeiung erfüllt. Aus diesem Strudel kommt man ohne professionelle Hilfe nicht mehr raus. Du bist jetzt so “programmiert” -> Reiz -> “Migräne” und/oder Kopfschmerz bis zum Erbrechen. Und das funktioniert und wird weiter funktionieren. Deine einzige bekannte vermeintliche Lösung ist der Rückzug aus dem Leben. Nein, das kann es nicht sein und gegen solche Vorschläge solltest Du Dich auch wehren.

    Weisst du wie Kiel geholfen hat dieser anderen Person?

    Julia bezieht sich auf ein Mitglied, das jahrzehntelang falsch diagnostiziert und auch falsch behandelt wurde. Es war keine Migräne, aber das hatten ihre Ärzte nicht erkannt.

    Dir würde ich raten, Dich psychiatrisch intensiver betreuen zu lassen, um dieses Kreislauf der negativen Erwartungshaltung bestenfalls unterbrechen zu können.

    Die Triptane wirken nicht, alle üblichen Schmerzmittel auch nicht.

    Magst Du mal aufzählen, was Du bereits in welcher Dosierung und Darreichungsform eingenommen hast?

    Liebe Grüße
    Bettina

    Aurum
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 35

    Hallo Bettina
    Vielen Dank für deine Antwort. Ich schätze es sehr, dass ihr euch die Zeit nehmt, mit mir zu reden.

    Wir rätseln hier in der Schweiz an Grundsatzfragen herum und die Ärzte sind übrigens an eurer Stellungnahme auch interessiert. Habe ich eine neurologische oder psychiatrische Erkrankung? Oder beides? Die Möglichkeit der Psychosomatik war stets ein Thema. Ich hätte zwei Fragen an euch:
    A: Ist es wissenschaftlich überhaupt möglich, dass ich eine Angstörung oder eine Depression habe die sich psychosomatisch durch die Migräne äussert?
    Ihr schreibt in eurem Buch, wer eine Aura hat, hat zu 100% Migräne. Also habe ich Migräne und nicht Kopfschmerzen.
    B: Ist es wissenschaftlich überhaupt möglich, dass die Migräne so direkt gesteuert werden kann? Ich kann dir mit 95% Sicherheit sagen wie ich eine Migräne auslöse oder wie ich sie verhindere.

    Bei den Medikamenten habe ich euch falsche Angaben gemacht, entschuldigung. Das sind die zwei die funktioniert haben. Hier eine Auflistung:

    Aurum
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 35

    Amitriptylin: hat gut funktioniert (Migräneprophylaxe)
    Magnesiocard: keine Wirkung (Migräneprophylaxe)
    Trimipramin: keine Wirkung (Behandlung möglicher unterschwelliger Depression in Psychosomatik)
    Valdoxan: keine Wirkung (Behandlung möglicher unterschwelliger Depression in Psychosomatik)
    Lyrica: keine Wirkung (Behandlung Nerven und Ängste in möglicher unterschwelliger Angsttörung in Psychosomatik)
    Betablocker Concor: keine Wirkung (Migräneprophylaxe)
    Pille Zoely: gute Wirkung (Kontrolle Hormonspiegel um Migränetrigger zu neutralisieren)
    Topiramat: gute Wirkung (Migräneprophylaxe)

    Aurum
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 35

    Akute Migränebehandlung:

    Triptane Zomig, Relpax, Migpriv : ohne Wirkung
    Schmerzmittel Aspirin 1g, Dafalgan 500, Ibuprofen 500, Aspegic 1g, Novalgin 1g : ohne Wirkung

    Aapegic in Brause, Novalgin in Tropfen oder Tabletten, der Rest in Tabletten, stets mit Motilium 10 Minuten vorher.

    Novalgin intravenös sehr gute Wirkung
    Morphium intravenös mittlere Wirkung

    Aurum
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 35

    Die Abschottung haben wir mehrfach versucht aufzuheben. Zweimal war ich mit dreitägiger Migräne im Spital und Novalgin intravenös, einmal hatte ich Krampfanfälle mit Ohnmacht und war im Spital. Die Neurologen wissen nicht wie sie diese Reaktion des Gehirns behandeln müssen, daher raten sie zur Abschottung.
    Kiel schreibt im Buch, dass man Migräne verhindern soll und bei Migräne eine Reizabschottung vornehmen soll.
    Verstehst du Bettina was ich meine? Schotte ich dann nicht sowieso ab? Einfach mit oder ohne Migräne?

    Vielen Dank für eure Hilfe und liebe Grüsse Aurum

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe Aurum,

    A: Ist es wissenschaftlich überhaupt möglich, dass ich eine Angstörung oder eine Depression habe die sich psychosomatisch durch die Migräne äussert?

    Depression ist eine primäre Erkrankung (sofern es keine reaktive ist) und Migräne ist eine primäre Erkrankung. Migräne ist somit nie das Symptom einer anderen Erkrankung, sie ist die Erkrankung selbst. Wohl aber können andere Erkrankungen sich gegenseitig triggern, verstärken, am Laufen halten usw. Hier muss man genau differenzieren.

    Daher ist die erste Antwort nein, da Migräne nicht aus einer Angststörung oder Depression heraus entsteht.

    Ihr schreibt in eurem Buch, wer eine Aura hat, hat zu 100% Migräne. Also habe ich Migräne und nicht Kopfschmerzen.

    Prof. Göbel als Neurologe hat das Buch geschrieben. 😉 Wer eine Aura hat, die als Migräne diagnostiziert wurde, hat Migräne, auch wenn wie in seltenen Fällen möglich, kein Kopfschmerz besteht. Allerdings gibt es auch Auren, die eine andere Ursache haben und dies muss man sehr gewissenhaft durch einen Fachmann/eine Fachfrau diagnostizieren lassen.

    B: Ist es wissenschaftlich überhaupt möglich, dass die Migräne so direkt gesteuert werden kann? Ich kann dir mit 95% Sicherheit sagen wie ich eine Migräne auslöse oder wie ich sie verhindere.

    Es wäre wichtig, dass Du verstehst, wie die negative Erwartungshaltung/Nocebo entsteht und aufrechterhalten wird. Migräne kann verstärkt und durchaus auch getriggert werden durch Nocebo. Unabhängig davon ist Migräne eine neurologische Erkrankung, die auch dann auftritt, wenn man sich vermeintlich “richtig” verhält. Wichtig ist, psychische Symptome und Problematiken nicht zu vermischen mit der Erkrankung Migräne.

    Du zählst einige wirksame Medikamente, auch Prophylaxen, auf. Warum wurden die funktionierenden Therapien nicht beibehalten?

    Liebe Grüße
    Bettina

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