Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Migräne – Nacken – Kreislauf: wie komme ich da wieder raus? (Nadjini)

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  • Nadjini
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    Beitragsanzahl: 2

    Ich lese seit einiger Zeit eure Einträge in diesen Foren und mir wurden schon die eine oder andere Frage beantwortet zum Thema Migräne, Nackenschmerzen, Botox, etc. Dafür danke ich allen, die hier regelmässig posten und Unterstützung anbieten.

    Ich habe aber noch eine offene Frage, welche ich wohl nur klären kann, indem ich meine Geschichte kurz wiedergebe:
    Ich habe seit 30 Jahren Migräne, vor allem hormongesteuert. Seit es Triptane gibt, nehme ich diese als Akutmedikation ein und diese wirken eigentlich auch immer gut. Vor 7 Jahren dann aber nahm die Häufigkeit der Migräne massiv zu, bis zu einem Totalabsturz vor 1.5 Jahren mit bis zu 20 Schmerztagen im Monat.

    Seither kämpfe ich an allen Fronten: Ich habe vor einem halben Jahr all meine Mandate als selbständige Unternehmensberaterin niedergelegt, da ich in diesem Zustand einfach nicht mehr arbeiten konnte, und lebe seither von meinem Ersparten. Ich musste alle meine sportlichen Aktivitäten (Jogging, Pilates, Yoga) auf 0 reduzieren, da diese alle entweder sofort oder noch am selben Abend Migräne auslösten. Ich kann seit einigen Monaten nicht einmal mehr Hausarbeit verrichten oder länger als 20 Minuten am PC sitzen. Sobald ich meinen Schultergürtel beanspruche, verspannen sich Nacken und Rücken und erhöhen sofort die Migräne Frequenz. Natürlich habe ich einen riesen Haufen an schulmedizinischen und alternativen Therapien ausprobiert – Medikamente, Nadeln, Haltung, Bewegung – ohne ersichtlichen Erfolg.

    Die Seitenstory: Auch seit meiner Jugend begleiten mich Rückenschmerzen im oberen Rückenbereich mit Triggerpunkten. Keine Therapie konnte helfen, und ich habe wohl fast alles ausprobiert. Vor 7 Jahren dann bekam ich von der vielen PC Arbeit das Tennis-, bzw. Golfarmsyndrom. Bald breitete sich die Verspannung weiter aus, so dass die Arme bis zu den Fingerspitzen schmerzten und sich der Rückenschmerz zum Nacken, Hals und Kiefer, aber auch zum Zwerchfell und später in die Hüfte und Beine erweiterte. Es gab insgesamt bessere und schlechtere Zeiten, ohne ersichtlichen Grund

    Seit ich nicht mehr arbeite und im Ausschlussverfahren wirklich alles testen konnte, komme ich zu folgendem Ergebnis: Ich habe klar eine viel zu hohe Spannung im gesamten Körper, aber der Schultergürtel scheint der zentrale Punkt zu sein, von wo aus alles andere folgt.
    Nutze ich den Schultergürtel durch Haus-, Garten- oder PC-Arbeit, baut sich sofort Spannung entlang der Diagonale «linker Kiefer – Nacken – linke Schulter – Zwerchfell (kann nicht tief atmen) – rechtes Bein, Knie, Fuss auf. Selten auch die andere Diagonale. Sofort gehen die Migränen Attacken hoch, in Spitzenzeiten bis zu 20 Tage pro Monat. Sofort wird auch das Kopfrauschen (ähnlich Tinnitus) lauter

    Schone ich den Schultergürtel, reduzieren sich die Verspannungen im Körper, zuerst im Rücken/Nacken/Kiefer, aber dann auch entlang der gesamten Linie. Die Migränen Attacken reduzieren sich. Als ich für 3 Wochen in Thailand faul am Strand lag, hatte ich keine einzige Migräne und konnte sogar ab und zu einen Cocktail schlürfen (Und dieser Erfolg hat nichts mit der allgemeinen Ferienfreude zu tun, ich habe bisher schon alles Mögliche erlebt).
    Um diesem Problem jetzt beizukommen, habe ich mir vor 2 Wochen erstmals Botox spritzen lassen, bisher noch ohne Erfolg. Diese Zeilen schreibend kann ich grad wieder zuschauen, wie sich alles verspannt –Ergonomie und Haltung natürlich optimiert ?.

    Wer von euch hat etwas ähnliches erlebt, kommt zu ähnlichen Erkenntnissen oder weiss einfach mehr als ich, mit dem ich mich austauschen kann? Mir vielleicht auch ein bisschen Hoffnung geben kann, dass ich irgendwann wieder meiner Arbeit, die ich wirklich gerne mache, nachkommen kann?

    seemoewe
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 147

    Hallo Nadjini.
    ich war schon länger nicht mehr hier, aber stumme Mitleserin.
    Diese Probleme, die du beschreibst kenne ich sehr gut.
    Ich bin zwar schon ” alt” 74 Jahre. Aber seit ich zurück denken kann, war mein Schulter und HWS Problem vorhanden aber auch beruflich bedingt.
    Es ist jetzt nur eine vage Vermutung von mir, vielleicht stehst du total unter Strom. Ich habe so ziemlich Einiges zurück gefahren an Arbeit. Garten und Hausarbeit bleibt liegen, es muss ja nicht alles perfekt sein.
    Ich bekomme auch totale Verspannungen im gesamten Schulterbereich, hinauf bis in den Kopf, löst aber bei mir keine Migräne aus.
    Mir hilft TENS, leichtes Handeltraining und Übungen für diesen Bereich. Massagen und wenig PC Arbeit !! und Atemübungen fürs Zwerchfell.
    Warst du noch nie bei einem Orthopäden? oder in einer CT. Vielleicht stimmt mit der gesamten Rückenmuskulatur irgendwas nicht.
    Es heisst ja immer sobald man in Ruhe liegt , zb. am Strand, ist das eine Schonhaltung. Die Muskulatur muss aber minimal trainiert werden. Das ist ein Teufelkreis.
    Ich bin zb. ein Kandidat für Hexenschuss. Aber ich weiss, dass ich nicht viel liegen darf, sondern ich mache auch dann viel Bewegung, vor allem Laufen. !!
    Ich kenne nur ein Beispiel: Mein Mann hat 3 Bandscheibenops hinter sich, vor 1 Jahr konnte er den Nacken kaum noch bewegen. Dann ist er zu einem sehr guten und bekannten Neurochirugen in München gegangen, es wurde Infiltration gemacht und er ist absolut beschwerdefrei. Dies nur als kleiner Tipp.
    Wenn ich am Pc merke, der Rücken spannt, hör ich sofort auf.

    weiterhin alles Gute
    Gruss Seemoewe

    Nadjini
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2

    Liebe Seemöwe

    Besten Dank für deine Zeilen und deine Anteilnahme. Ich schätze das sehr 🙂
    Ich habe alles untersucht, was nötig und möglich ist. Diagnose Schiefhals und Skoliose. Dazu mache ich auch alle meine Übungen (vor allem Alexander Technik und einige Yoga Übungen).
    Ich habe auch sonst fast jedes Training und jede Therapie gemacht, die mir jemals empfohlen wurde. Leider ohne Erfolg. Auch habe ich explizit Phasen eingebaut, wo ich gar keine Therapien machte, da mein Körper auf all diese Inputs oft mit noch mehr Schmerzen und Verspannung reagiert hat. Massagen bewirken bei mir gerade das Gegenteil: Werden die Verspannungen mittels Massage “abgebaut”, baut sie mein Körper in den nächsten Stunden gleich wieder auf, kombiniert mit einer Migräne.
    Es ist das Thema der Migräne, welches mich weitaus mehr beschäftigt als die Rücken- oder Nackenschmerzen. Will ich einer normalen Arbeit nachgehen, dann explodieren die Attacken, wenn ich es “ruhiger” nehme, dann reduzieren sie sich. Aus diesem Kreislauf möchte ich herauskommen, so dass ich einem normalen Leben nachgehen könnte, habe aber leider den Schlüssel noch nicht gefunden.

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Willkommen im Headbook, liebe Nadjini. 🙂

    Es macht einfach traurig, immer wieder lesen zu müssen, wie die Migräne ganze Lebensplanungen über den Haufen wirft. Ich wünsche Dir sehr, dass Du irgendwann wieder ins Arbeitsleben einsteigen kannst.

    Nun zu Deinen Nackenproblemen: Auch wenn das auf den ersten Blick nicht logisch oder nachvollziehbar erscheint, so sind diese Nackenverspannungen eine Folge der Kopfschmerzerkrankung. Prof. Göbel hat dies in seinem Patientenratgeber “Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne” anschaulich beschrieben. Da dieses Thema immer wieder aufkommt, hatte ich an anderer Stelle mal folgende Erklärung eingestellt.

    Die Nervenendigungen – hier die Verbindung der Nervenendigungen zu den Muskelzellen – sind sozusagen im Daueralarm durch eine chronische Schmerzerkrankung. Diese können Reize schon lange nicht mehr adäquat verarbeiten und senden Schmerzreize ans Gehirn, die beim Gesunden als völlig normale Reize erkannt und verarbeitet werden.

    Steht also eine Migräneattacke bevor und das Fass an Reizen, die täglich auf uns einströmen, ist am Überlaufen, startet die Kaskade schmerzauslösender Signale. Diese beginnen dann im Nacken und an den Schultern, da diese Bereiche am meisten von uns beansprucht werden und durch z. B. langes Sitzen am Computer sowieso schon ziemlich belastet sind. Also – im Gehirn wird gemeldet “Reizüberflutung”, nichts geht mehr, alles, was an zusätzlichen Reizen kommt, ist schon ein Reiz zu viel, alles, aber wirklich alles, wird jetzt als Schmerzreiz vom Muskel an die Nerven, von den Nerven an den Hirnstamm und wieder zurück an die Muskeln und die kopfversorgenden Nerven (Trigeminus) gesandt.

    Zuerst beginnen Nacken und Schulterregion stark zu schmerzen, Schutzhaltung wird eingenommen, was die Verspannung verstärkt und weiter fördert, alle Nerven feuern wild durcheinander, die neurogene Entzündung in den Hirngefäßen startet durch die übermäßige Ausschüttung der Neurotransmitter, die auf die Botschaften der Nerven reagieren, die Schmerz melden.

    Und schon haben wir die schönste Migräneattacke am Laufen mit Übelkeit und Erbrechen, da der Körper aufgrund der entzündeten Hirnnerven denkt, dass eine bakterielle Entzündung im Körper ist und dieser durch Übelkeit/Erbrechen und Durchfall versucht, diese vermeintlich schädlichen Stoffe aus dem Körper zu befördern. Dass diese Aktion biologisch ins Leere führt, wissen wir bereits alle.

    Versucht man nun, nur gegen die Nackenschmerzen anzugehen, zäumt man das Pferd von hinten auf. Diese Schmerzen sind Folge der Kopfschmerzerkrankung, also sekundär bedingt und nicht ursächlich.

    Ich würde Dir eigentlich raten wollen, stationär (z. B. in die Schmerklinik Kiel) zu gehen. Ambulant geht ja offensichtlich nichts mehr und Du hast genug Zeit verloren.

    Um diesem Problem jetzt beizukommen, habe ich mir vor 2 Wochen erstmals Botox spritzen lassen, bisher noch ohne Erfolg.

    Zwei Wochen sind noch zu kurz für eine Beurteilung der Wirkung, aber diese Therapie könnte guten Erfolg bringen. Mir hat Botox sehr geholfen, ich erhalte es bereits viele Jahre.

    Welche Prophylaxen hattest Du sonst noch getestet?

    Keine Therapie konnte helfen, und ich habe wohl fast alles ausprobiert

    Daraus ist nichts Spezifisches abzuleiten.

    Verzweifle nicht, es gibt Möglichkeiten, da auch wieder rauszukommen.

    Liebe Grüße
    Bettina

    seemoewe
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 147

    Guten Morgen Ihr Lieben.
    Hoffe Ihr habt die Ostertage gut verbracht vielleicht auch manche von Euch ohne Migräne.
    Bettina, DU hast das sehr gut und wunderbar beschrieben mit den Nacken-Schulter-Nerven-Problem.
    Ich habe vor 2 Tagen eine Sendung gesehen über die Schmerzklinik Kiel. Leider kenne ich den Sender nicht mehr, es ist bei uns ein 24 Stunden Kanal. Dort kam auch Prob. Göbel zur Sprache, und es wurde genau der Behandlungsplan dieser Klinik erklärt von einer Patientin.
    Sehr gut, sehr verständlich und wer die Möglichkeit hat dorthin zu gehen, ist, glaube ich in den besten Händen.
    Ambulant war`s bei mir ab und zu besser, aber auch mein Hausarzt befasst sich nicht mit Migräne. Zieht nur den Rezeptblock.
    Aber ich bin ja schon alt, werde wohl den Rest 🙂 auch noch überstehen, denn meine Migräne hält sich in Grenzen mal nur 1 Tag, früher schon 2-3.
    Gute Besserung
    und allen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit.

    Seemoewe

    Jasmin
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 725

    Hallo Nadjini,
    ich kann aus meiner langjährigen Erfahrung mit ebenso schwerer Betroffenheit, wie du es beschreibst, bestätigen, dass die heftigen Nacken-Schulter-Beschwerden und die extreme Empfindlichkeit für alle möglichen Trigger schon allein aus der häufigen Schmerzsymptomatik entstehen können. Ich wurde jahrelang von Orthopäden, Ostheopathen, Physiotherapeuten u.v.m. behandelt, habe teure Ayurveda-Kuren und dergleichen mehr erfolglos oder mit sehr kurzzeitigem vorübergehenden Erfolg absolviert, das Meiste davon aber auch vor den vielen seriösen und fundierten Erkenntnissen der Migräne- Und Kopfschmerzforschung der letzten 10-15 Jahre. Auch musste ich meinen Job aufgeben, habe eine Putzhilfe bezahlt, weil ich von jedem bisschen Putzen, besonders Fensterputzen o.ä. heftige Migräne bekam, der Nacken war sozusagen ständig überreizt.

    Es lohnt sich in jedem Fall, sich von Experten beraten zu lassen, zuallererst kann ich da ebenfalls – besonders aus zweimaliger Erfahrung – die Schmerzklinik Kiel empfehlen, auch wenn es lange Wartezeiten gibt – es lohnt sich!! Bis dahin probierst du nun gerade Botox aus, was mir persönlich nach ca. 2-3 Monaten half, auch die heftigen Nackenschmerzen gingen davon vorübergehend weg. Nach 2 Wochen also bloß noch nicht die Hoffnung aufgeben.
    Ich selbst profitiere nun seit über 1 Jahr sehr von Aimovig, nachdem Botox nicht mehr wirkte. Seitdem kann ich meine Kondition wieder aufbauen, kann selbst wieder ungestraft Fenster putzen u.ä. Letzte Woche habe ich eine Radtour von 15 km gemacht und war zweimal länger spazieren. All das ging über Jahre nicht mehr.
    Also bitte die Hoffnung nicht aufgeben und immer weiter probieren, was der (seriöse) Markt so hergibt;)

    Ich wünsche dir viel Erfolg und Zuversicht!
    Liebe Grüße
    Jasmin
    Machst du regelmäßige, tägliche Entspannung?

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe Seemoeve,

    freut mich, dass meine Infos hilfreich waren.

    denn meine Migräne hält sich in Grenzen mal nur 1 Tag, früher schon 2-3.

    Darauf hoffe ich auch! 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

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