Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Neu hier und ich brauche Hilfe wegen bevorstehendem Eingriff am Darm!(Chameleon)

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  • She Chameleon
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    Ihr Lieben,

    ich hoffe, Ihr habt Tipps für mich. Ich schreibe später gerne mal mehr zu mir selbst und meinem Migräneverlauf. Ich kürze hier nur mal rasch ab, da ich hoffe, Ihr könnt mir zu einer ganz konkreten Situation helfen.

    Ich bin 47 Jahre alt und die Migräne setzt mir in den letzten Jahren so häufig zu, dass ich oft gerade so mit den 10-Triptane/Monat hinkomme. Ich nehme sowohl Sumatriptane als auch rezeptfreie Naratriptan, die mir meist so helfen, dass komplette Tage im Bett nur noch sehr selten vorkommen.

    Habe mit meiner Neurologin im November eine Prophylaxe mit Betablockern begonnen, bislang ohne den großen Durchbruch (bin aktuell bei zwei halben Tabletten am Tag, weiß nicht, ob ein Versuch, aufzudosieren Sinn macht). Allerdings ist meine jetzige Situation wohl auch nicht so repräsentativ…
    Ursprünglich wollte meine Neurologin mir ein Antidepressivum (Duloxetin) verordnen, da ich auch in schlechter psychischer Verfassung bin und große Angst vorm nächste Anfall und den Schmerzen habe und eben auch davor, zu viele Triptane zu nehmen. Letztlich wollte ich das Duloxetin aber nicht nehmen, da Übelkeit/Brechreiz wohl eine häufige Nebenwirkung sind und ich in den letzten Monaten aus unklarer Ursache (von der häufigen Migräne und der schlechten Gesamtverfassung mal abgesehen) sehr viel Gewicht verloren habe und Angst hatte, dass ich dann auch noch völlig den Appetit verliere.

    Im Dezember war mein Zustand dann so schlecht, dass mein Hausarzt mich zum Durchchecken ins Krankenhaus eingewiesen hat, hauptsächlich wegen des extremen Gewichtsverlustes. Obschon ich das für überflüssig gehalten habe, da ich Stress und psychische Ursachen hinter meinen Beschwerden vermutete, bin ich ins Krankenhaus gegangen, da ich zu Hause eh nicht mehr in der Lage war, meinen Alltag zu stemmen. Meine Neurologin unterstützte den Plan des Hausarztes, zunächst mal die organische Seite abzuklären.

    Ich kam auf die innere Abteilung einer ganzheitlich orientierten Klinik und der Chefarzt ordnete eine Magen- und Darmspiegelung an. Ich selbst bat wegen der Migräne um ein MRT von Kopf und Halswirbelsäule, letzteres da die Migräne bei mir immer häufiger von hinten aus dem Nacken- und Schulterbereich kommt und weder manuelle Therapie noch der vom Orthopäden angeordnete Besuch eines Fitnessstudios eine Veränderung erbrachte.

    Der Arzt fragte mich noch, ob ich wenn ich wegen der Vorbereitung auf die Darmspiegelung längere Zeit nicht essen darf, wohl Probleme bekomme. Dies bejahte ich, worauf er meinte, man würde mir eine Glukoseinfusion anhängen. Dann ging es auch schon los: morgens die Magenspiegelung, danach das erste MRT vom Kopf mit Kontrastmittel, dann noch etwas Heileurythmie. Nachmittags begann ich mit Abführen, da am nächsten Morgen die Darmspiegelung stattfinden sollte. Obwohl ich schon etwas Angst hatte, lief das mit dem Abführen gut (im wahrsten Sinne des Wortes;-) und ich bin frohen Mutes und beschwerdefrei um 12 nachts eingeschlafen, um dann um 3 Uhr mit Migräne wieder aufzuwachen. Da das eine Uhrzeit ist, zu der ich oft damit aufwache und ich das häufig mit einem Triptan und weiterschlafen abfangen kann, war ich nicht mal sonderlich beunruhigt, sondern gab wie vereinbart der Nachtschwester Bescheid, dass ich ein Sumatriptan nehme und versuche weiterzuschlafen. Nach einer Stunde erwachte ich wieder und hatte trotz Triptan den schlimmsten Kopfschmerz, die übelste Migräne meines Lebens!!! Mein ganzer Kopf schmerzte, ich konnte es kaum aushalten! Die Schwester war sehr bemüht, ebenso ein Pfleger. Sie hingen mir dann den Glucosetropf an, aber dafür war es zu spät, ich bettelte um Schmerzmittel. Ich bekam den ersten Schmerztropf angehängt (weiß leider nicht, was drin war) und ich war voller Hoffnung. Der Erfolg war gleich null. Daraufhin bekam ich irgendetwas starkes, morphinhaltiges. Es passierte NICHTS! Ich bekam eine Fußmassage und homöopathische Spritzen in den Nacken, alle wollten mir helfen. Der Schmerz blieb! Ich fragte, ob sie mir ein Triptan spritzen könnten, das hatten sie nicht da. Ich nahm also nochmal ein Sumatriptan, keine Veränderung.

    Es folgten 2 weitere Infusionen mit dem starken Schmerzmittel und eine weitere mit MCP, damit man mich nochmal ins MRT schaffen konnte für die Ausnahme der Halswirbelsäule. Von dort brachten sie mich direkt in die endoskopische Abteilung, wo ich trotz MCP Tropf und leerem Magen zu spucken begann (also eigentlich mehr würgen, denn drin war ja wirklich nichts).In diesem Zustand fand mich dann der Chefarzt und ordnete einen Novalgintropf an, danach hätten sie mir noch einen mit Vomex verabreicht, aber dazu kam es dann nicht mehr, denn da wurde ich in den lang ersehnten Propofolschlaf für die Darmspiegelung befördert.

    Eigentlich hätte ich noch einen Einlauf bekommen sollen, da ich aufgrund der Migräne die letzte Portion Abführmittel nicht mehr nehmen konnte, aber das hatte man mir erspart. Inzwischen war auch schon so viel Zeit vergangen, es war schon nach der Mittagszeit.

    Als ich wieder zu mir kam, ging es mir erstmals besser. Wobei ich schon den Eindruck hatte, dass das Novalgin auch schon etwas geholfen hat. Allerdings habe ich gelesen, dass Propofol wohl auch bei Kopfschmerzen/Migräne helfen soll. Wie auch immer: nach dem Erwachen war ich erstmals nach vielen Stunden schmerzfrei, aber natürlich völlig benebelt. Kein Wunder: die Spiegelung hat wohl länger als geplant gedauert, denn mein Darm ist wohl so eng und verschlungen, dass ein Durchkommen sehr schwer war. Und tatsächlich sind sie auch wider Erwarten fündig geworden. Am nächsten Tag offenbarte der Chefarzt mir, dass ein kleinerer, harmlos aussehender Polyp entfernt werden konnte, aber ein anderer, schon recht großer und grenzwertig aussehender, verbleiben musste. Er sagte, nachdem er gesehen hatte, wie schlecht es mir gegangen sei, hätte er mir sehr gerne einen erneuten Eingriff erspart, aber unter onkologischen Gesichtspunkten hätte es dies nicht verantworten können. Kurzum: der größere musste drin bleiben und es wurden nur Gewebsproben entnommen. Ich könne entlassen werden, man müsse nun den histologischen Befunde abwarten. Fällt der gutartig aus, könne ich mich zu Hause über die Feiertage erholen und man entfernt den Polyp danach, wenn möglich mit einer erneuten Darmspiegelung. Ist er schon entartet, müsse ich sofort wieder kommen und man muss ihn operativ entfernen.

    Abführen müsse ich in jedem Fall wieder, das ginge nicht anders!!!!
    Man hat dann noch um Metastasen auszuschließen meine Lunge geröntgt und alle inneren Organe geschallt. Glücklicherweise hat man nichts gefunden!
    Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie schrecklich die darauffolgenden Tage waren: plötzlich hatte ich neben meinem Hauptproblem, der Migräne, noch eine komplett neue Baustelle. Die Vorstellung, ich könnte die Diagnose Darmkrebs bekommen, war ein Schuss vor den Bug. Davon abgesehen hatte der Krankenhausaufenthalt mich total traumatisiert!!!

    Ich dachte immer, wenn ich mir mit der Migräne gar nicht mehr zu helfen wüsste, kann man mir im Krankenhaus helfen: Wo, wenn nicht dort, sollte man Schmerzen in den Griff bekommen???
    Nach einer knappen Woche bekam ich die erlösende Nachricht: der Polyp ist gutartig!
    Zunächst war ich nur erleichtert und froh! Und auch die Migräne war halbwegs erträglich, musste in 16 Tagen nur 2 Triptane nehmen.
    Diese Woche läuft es jedoch völlig aus dem Ruder. Habe meine Tage bekommen, der Schnee und wahrscheinlich dazu noch die Panik: ich habe bereits 4 Triptane intus!
    Ich habe so fürchterliche Angst vor dem erneuten Abführen, dass wieder eine Migräne getriggert wird!!!
    Wie kann ich das verhindern? Kennt sich da jemand aus?
    Und wenn doch, was sollen die mir dort geben? Meine Neurologin meinte, Opioide helfen nicht!
    Ich bekomme von ihr ein Rezept für eine Triptaninjektion mit, die sie mir geben können.

    Aber wenn das nicht hilft, was soll ich mir geben lassen? Wie werden schlimme Migränenanfälle im Krankenhaus normalerweise wirksam behandelt?
    Ich war halt in der Inneren eines anthroposophisch ausgerichteten Krankenhauses, das keine Neurologie hat.
    Inzwischen habe ich richtige Panikattacken, wenn ich nur an den bevorstehenden Eingriff speziell und ganz allgemein an Migräne denke! Ich nehme schon seit Wochen ein Beruhigungsmittel, das auch bei Ängsten eingesetzt wird (Opipram), aber ich bin trotzdem voller Panik, Angst und auch depressiv.
    Ich weiß, ich muss das schnellstmöglichst hinter mich kriegen. Dann bleibt halt die “normale” Migräne, die mich ja auch schon aus der Bahn wirft und meine Lebensfreude raubt.

    Kann es sein, dass das Kontrastmittel für das Kopf MRT die Migräne zusätzlich getriggert hat?
    Beim Kopf MRT war übrigens alles in Ordnung, Gott sei Dank. Beim dem der Halswirbelsäule lag wohl schon einiges im Argen, was wohl meine Beschwerden erklären kann. Darum kümmere ich mich dann nach dem Darm…
    Habt Ihr mir Tipps, wie ich mich für den Eingriff und den neuen Krankenhausaufenthalt wappnen kann????
    Ich bin für jede Antwort dankbar!

    Liebe Grüße von She Chameleon

    Elfe
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 77

    Hallo Chameleon,
    deine Situation kenne ich gut, da ich in den vergangenen zwei Jahren mehrere Narkosen bewältigen musste. Ich hatte den Tipp bekommen, dass man zum Aufrechterhalten des Blutzuckerspiegels alkoholfreies Bier trinken darf, auch vor der Darmspiegelung. Der Hopfen darin beruhigt zusätzlich ein bischen.
    Aber zweimal bin ich auch mit übler Migräne in den OP geschoben worden, obwohl ich Triptane genommen hatte. Ich hatte schon Angst, das Ganze nicht zu überleben. Doch wie auch bei dir, durch die Narkosemittel waren die Schmerzen im Anschluss zum Glück tatsächlich weg.
    Vielleicht hilft es dir zusätzlich, dich an das angenehme Gefühl nach der Narkose zu erinnern, wenn du an die OP denkst.
    Auf jeden Fall drücke ich dir die Daumen, dass du den Eingriff bald hinter dir hast und sich der Befund bestätigt, dass der Polyp noch nicht entartet ist.
    Liebe Grüße
    Elfe

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Willkommen im Forum, liebe She Chameleon. 🙂

    Erst mal gut, dass die Untersuchungen ohne Befund waren und Du nun diese Ängste nun abhaken kannst.

    Mach Dich nicht verrückt, denn sonst kommst Du aus dem Kreislauf von Angst und Schmerzen gar nicht mehr raus. DA kam jetzt kürzlich einfach so viel zusammen bei Dir, dass so eine Attacke auch mal eskalieren kann und man sie schwer in den Griff bekommt.

    Sie haben ja versucht, Dir zu helfen, sie werden sich auch wieder bemühen um Dich.

    Ich war halt in der Inneren eines anthroposophisch ausgerichteten Krankenhauses, das keine Neurologie hat.

    Das ist natürlich die Krux und vor den homöopathischen Spritzchen sollen sie Dich künftig verschonen. 😉 In den Tropf kann man Novalgin geben (wie Du eh schon hattest), halt ausreichend dosiert, zusätzlich evtl. Diazepam, Vomex, vielleicht auch Kortison … Hilfreich ist oft auch ASS, aber vor der OP wegen der dann vermehrten Blutungsneigung natürlich nicht angezeigt. Aber mit dieser Mischung ist die Attacke in den Griff zu bekommen. Lass Dir auch wieder Glukose geben, damit der Blutzuckerspiegel etwas stabilisiert wird.

    Das Wichtigste ist aber, dass Du Dich nicht selbst noch so reinsteigerst, denn dann aktivierst Du den Noveboeffekt und die Chance auf eine weitere Attacke steigt.

    Kann es sein, dass das Kontrastmittel für das Kopf MRT die Migräne zusätzlich getriggert hat?

    Unwahrscheinlich, es wird der mega Stress gewesen sein.

    Alles Gute und liebe Grüße
    b
    Bettina

    She Chameleon
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8

    Liebe Bettina und liebe Elfe,
    herzlichen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, mir so nett zu antworten. Und entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst wieder melde. Mich hatte die Panik vor dem Eingriff bzw. die Angst vor einem erneuten nicht behandelbaren Migräneanfall regelrecht gelähmt.

    Inzwischen habe ich es überstanden. Erneut mit Migräne aber dank Triptanen inklusiver meiner ersten Sumatriptan-Injektion war es wirklich gut zu ertragen. Allerdings gab es eine Komplikation (Nachblutungen), die eine erneute stationäre Aufnahme und Darmspiegelung erforderlich machten. Kurzum: ich habe die Tage im KH nur mit sehr vielen Triptanen überstanden, so dass ich diesen Monat erstmals sehr deutlich über die 10 Triptane komme.

    Jetzt habe ich Panik, dass ich dadurch insofern in eine Abhängigkeit geraten bin, dass mein Körper sich daran gewöhnt hat und nun nach immer mehr davon verlangt und ich deshalb noch häufiger Migräne habe. Den klassischen MÜK habe ich nicht, da ich keine Kopfschmerzen habe, sondern typische Symptome wie Übelkeit, Geräuschempfindlichkeit und einseitige Schmerzen, die sich steigern. Dazwischen habe ich auch immer wieder 2-3 Tage an denen ich vollkommen schmerz- und beschwerdefrei bin.

    Bei mir sind die Triptane halt das einzige, das zuverlässig und auch recht schnell hilft. Sogar die rezeptfreien Naratriptane aus der Apotheke, deren Wirkungseintritt ja länger dauern soll als bei Sumatriptan helfen bei mir meistens rasch und gut. Wichtig ist immer, dass ich nicht zu lange warte…
    Soll ich trotzdem mal versuchen, ein Triptan zu sparen, indem ich Vomex und Novalgin oder Diclofenac nehme? Oder bringt das gar nichts, da ich ja damit trotzdem einen weiteren Schmerzmitteltag habe? Vomex alleine hilft bei mir leider nicht. Andere Schmerzmittel nehme ich kaum, hauptsächlich eben die Triptane.

    Bei meiner Neurologin war ich vergangene Woche, wir haben die Prophylaxe nochmal aufdosiert: ich nehme jetzt täglich 2xMetoprololsuccinat 23,75 und 45mg Amitriptylin. Letzteres macht bei mir inzwischen nicht nur zur Prophylaxe Sinn: mich zieht jeder erneute Anfall bzw. die Tatsache, erneut ein Triptan genommen zu haben, total runter! Sobald es gewirkt hat und ich eigentlich wieder “fit” wäre, mache ich mir Vorwürfe und bin kreuzunglücklich, das nehmen zu müssen.

    Bei mir dreht sich gerade gedanklich ALLES um die Migräne und meinen Triptankonsum. Dabei versuche ich, alles richtig zu machen und merke dabei, dass ich mich überhaupt nicht mehr entspannen kann! Ich schlafe am Wochenende nicht mehr aus, genehmige mir kein Nickerchen tagsüber mehr (was hart ist, da die Medikamente mich müde machen), kurzum ich meide alles, was einen Anfall verursachen könnte.
    Gleichzeitig bekomme ich von wohlmeinenden Menschen Tipps, was ich UNBEDINGT probieren sollte: vegane Ernährung, Heilfasten, Darmsanierung, Chiropraktiker. Und wenn ich darauf nicht begeistert anspringe, ernte ich Reaktionen mit dem Subtext: wenn du das nicht machen magst, kann es sooo schlimm ja nicht sein…

    Jetzt lebe ich mit diesem Mist schon so viele Jahre und kann plötzlich überhaupt nicht mehr damit umgehen. Habe kaum noch Lebensfreude und merke, wie ich mich immer mehr zurückziehe, mir selbst immer weniger zutraue und sich das Gedankenkarussell nur noch um eines dreht.
    Vielleicht kennt auch das jemand?

    Schönen und vor allem schmerzfreien Sonntag wünscht Euch She Chameleon

    BettinaFrank
    Verwalter
    Beitragsanzahl: 32266

    Liebe She Chameleon,

    mach Dir keine Gedanken wegen einer Antwort. Jeder meldet sich dann zurück, wann er kann und auch möchte. 🙂

    Schön, dass Du es erst mal überstanden hast.

    … Amitriptylin. Letzteres macht bei mir inzwischen nicht nur zur Prophylaxe Sinn: mich zieht jeder erneute Anfall bzw. die Tatsache, erneut ein Triptan genommen zu haben, total runter! Sobald es gewirkt hat und ich eigentlich wieder „fit“ wäre, mache ich mir Vorwürfe und bin kreuzunglücklich, das nehmen zu müssen.

    Das ist natürlich völlig absurd, denn so verdirbst Du Dir auch noch die guten Tage und bis nur noch unglücklich. Amitriptylin ist sicher hilfreich, damit Du ein wenig aus der Spirale rauskommst. Ich würde mich aber an Deiner Stelle noch um eine Verhaltenstherapie, am besten mit Schwerpunkt Schmerzen, kümmern. Eventuell entwickelst Du jetzt auch eine Depression und/oder Angst- und Panikstörung, was Du zeitnah abklären solltest.

    Dreh doch gedanklich den Spieß um und sei froh, dass Du nicht wie unsere Vorfahren Dein Leben im Schmerz erdulden musst. 😉

    Soll ich trotzdem mal versuchen, ein Triptan zu sparen, indem ich Vomex und Novalgin oder Diclofenac nehme? Oder bringt das gar nichts, da ich ja damit trotzdem einen weiteren Schmerzmitteltag habe? Vomex alleine hilft bei mir leider nicht. Andere Schmerzmittel nehme ich kaum, hauptsächlich eben die Triptane.

    Nein, das bringt absolut nichts. Was Du damit erreichst, ist, dass die Schmerzmedikation schlechter wirkt, Du zudem die Organe mehr belastest. Ein Behandlungstag ist es so oder so.

    Wenn Du innerhalb der 10/20-Regel bleibst, ist ein MÜK auch eher unwahrscheinlich.

    Gleichzeitig bekomme ich von wohlmeinenden Menschen Tipps, was ich UNBEDINGT probieren sollte: vegane Ernährung, Heilfasten, Darmsanierung, Chiropraktiker. Und wenn ich darauf nicht begeistert anspringe, ernte ich Reaktionen mit dem Subtext: wenn du das nicht machen magst, kann es sooo schlimm ja nicht sein…

    Bei den Leuten machst Du es dann am besten so: ???

    Liebe Grüße
    Bettina

    She Chameleon
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8

    Liebe Bettina,
    herzlichen Dank für Deine rasche Antwort, ich bin ganz gerührt!
    Leider habe ich ja diesen Monat unter anderem wegen des Krankenhausaufenthaltes die 10/20 Regel bei Weitem überschritten:-(! Und die Monate davor konnte ich sie meistens geradeso einhalten, oft da sich einige beschwerdefreie Tage mit Phasen, in denen ich 2-3 Tage hintereinander täglich ein Triptan nehmen musste, abwechselten. Im Dezember waren es daher “nur” 8 Triptane.
    Trotzdem habe ich jetzt fürchterliche Angst, dass durch diese vielen Triptane im vergangenen Monat mein Körper regelrecht danach verlangt und ich deshalb so oft Migräne bzw. deren Symptome habe?!Vielleicht wirken sie deshalb meistens auch so schnell/gut: das Tier wurde ja “gefüttert”.
    So kann es auf jeden Fall nicht weitergehen: ich lebe nur noch in Panik, ein Triptan nehmen zu müssen und diese Zählerei macht mich ganz kirre…
    Mit der Therapie gebe ich Dir vollkommen recht. Wobei mich das dann insofern wieder stressen würde, dass ich da ja einen weiteren vermutlich wöchentlichen Termin hätte, von dem ich nie weiß, ob es mir so geht, dass ich ihn einhalten kann…
    Meine Neurologin hatte ich auch auf das Thema Entzug/Medikamentenpause angesprochen. Sie meinte, sie kenne das nur in Verbindung mit hoher Gabe von Antidepressiva, das mit dem Cortison war ihr neu. Und sie meinte, dass so etwas oder auch ein Aufenthalt in einer Schmerzklinik schwierig wäre wegen Kostenübernahme der Kassen. Kiel ist für mich ohnehin zu weit weg, aber ich habe eine Schmerzklinik hier in der Gegend im Netz gefunden, vielleicht wäre das mal eine Option für mich. Im Moment ist es für mich zwar schwer vorstellbar, längere Zeit von zu Hause weg zu sein. Wäre ja auch kein Ding, wenn ich in Ruhe bei Bedarf Triptane nehmen könnte, ohne ständig in Panik zu sein, dass es zu viel wird.
    Wenn nur mal die Prophylaxe anschlagen würde und ich dann dadurch auch wieder auf ein vertretbares Maß an Triptanen käme. Das wäre so schön. Aber solange ich ständig so unter Druck bin, wird wahrscheinlich auch das schwierig….

    Auf jeden Fall Danke für Dein offenes Ohr und Verständnis (und natürlich für das all jener, die dies auch lesen)!

    She Chameleon

    She Chameleon
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8

    Ach ja, mit dem “Spieß umdrehen” hast Du natürlich auch völlig recht. Wenn ich daran denke, wie ich früher zeitweise 2 Tage am Stück im Bett lag. Da sind die Triptane natürlich ein Segen. Da fällt mir auf, dass die früher teilweise gar nicht so gut bei mir gewirkt haben, so dass ich trotzdem länger flach lag. Von dem her kann ich eigentlich mit der jetzigen Situation zufrieden sein. Wäre da nicht die Panik, dass die Einnahme bei mir völlig aus dem Ruder läuft und ich immer mehr davon brauche…
    Was kann ich denn tun, dass ich nicht über die 10 Triptane im Monat komme?
    Mehr als alle bekannten Verhaltensmaßregeln befolgen und hoffen, dass die Prophylaxe zumindest ein bisschen hilft, fällt mir nicht ein…

    Indie
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 184

    Hallo Chameleon,

    du bist aber gerade wirklich sehr auf das Thema Triptaneinnahme fixiert. Ich kenne das selber, dass ich mich auf ein Thema komplett einschieße (bei mir sind es ganz schlimme Existenzängste und eine totale Fixiertheit auf die Krankheit) und aus dem Gedankenkarusell nicht mehr aussteigen kann. Mir hilft jetzt seit ein paar Tagen tatsächlich ein Antidepressiva, was mich zu der Erkenntnis geführt hat, dass ich wohl eine Angststörung entwickelt habe. Leider kämpfe ich noch mit den Nebenwirkungen, aber die gedankliche Fixiertheit hat sofort aufgehört.

    Bei welcher Krankenkasse bist du denn versichert? Die Schmerzklinik Kiel hat mit vielen Krankenkassen Versorgungsverträge. Da musst du nicht mal vorher einen Antrag stellen, sondern dein Arzt kann dich direkt einweisen. Die Behandlung in Kiel dauert 16 Tage, ich finde das ist doch noch eine überschaubare Zeit, die du dann von zu Hause weg wärst und danach ginge es dir ggf. auch viel besser.

    Es ist übrigens nicht so dass dein Körper nach einem Triptan “verlangt” (im Sinne einer Abhängigkeit), mit der Zeit erschöpft das eigene Schmerzabwehrsystem und deswegen kann es sein, dass du immer schneller und stärkere Triptane benötigst. Das System lässt sich aber durch eine Medikamentenpause wirklich gut wieder resetten. Ich habe in den letzten 12 Monaten schon zwei Medikamentenpausen machen müssen, weil die Triptane einfach nicht mehr gewirkt haben. Ich habe jetzt 4 Wochen nichts mehr genommen und die Attacken sind zwar nicht weniger aber dafür schwächer geworden, so dass ich auch nicht behandeln muss, wenn ich mich rechtzeitig hinlege. Ich bin aber auch schon seit Monaten krank geschrieben und muss gerade nicht funktionieren.

    Wenn du mehr Migräne als Einnahmetage zur Verfügung hast brauchst du eine Prophylaxe, die dich das auch einhalten lässt. Wenn du die 10 Einnahmetage momentan trotzdem einhalten willst, kannst du auch versuchen zu sedieren (z.B. mit Vomex, das zählt nicht) und die Attacke auszuliegen.

    Liebe Grüße!

    She Chameleon
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8

    Liebe Indie,

    ich bin bei der TK versichert. Kiel ist für mich sehr weit weg, ich lebe in Süddeutschland. Ich habe 3 Kinder, davon eines noch so klein, dass es mich wirklich braucht und wir hatten ja erst 2 Krankenhausaufenthalte von mir zu organisieren. Dass mein Mann vor kurzem befördert würde und dann vieles hier zu Hause auffangen musste und auch noch muss, macht es für mich zusätzlich schwer.
    Ich habe halt auch Angst, dass ich mich durch 16 Tage Entzug “quäle” und zu Hause fängt alles wieder von vorne an, nur dass ich dann vermutlich noch mehr als jetzt am Rad drehe, wenn ich merke, dass das mit den Triptanen wieder zu stark zunimmt.
    Ich bewundere Dich sehr, dass Du eine so lange Medikamentenpause durchhältst. Wahrscheinlich liegt da auch mit das Problem: ich bin da vergleichsweise wohl ein Weichei, ich kann mir nicht vorstellen, Schmerzen unbehandelt zu ertragen. Zumal ich ja weiß, wie ein Migräneanfall aussehen kann, obschon er behandelt wird, wenn es nicht anschlägt… Wenn es mir schlecht geht, kann ich der Versuchung eines Triptans, das mir normalerweise auf jeden Fall Linderung verschafft, wenn nicht sogar wieder komplett auf die Beine bringt, nicht widerstehen! Das schaffe ich einfach nicht. Dabei bin ich nicht grundsätzlich eine Memme, kann andere Schmerzen gut aushalten. Aber wenn es um den Kopf geht, da bin ich total empfindlich!
    Das mit dem Vomex habe ich schon mehrfach probiert: mich sediert das kein bisschen, kann davon auch nicht schlafen. Auch da ist leider ein Triptan das einzige, was mich zur Ruhe kommen lässt!
    Ohne werde ich total unruhig und habe Panik. Leider stehe ich im Moment ja unter Dauerstrom, da ich eben weiß, dass ich keine Migräne bekommen darf, weil das mit den Triptanen völlig aus dem Ruder läuft. Das führt ja zu weiterer Anspannung und Verkrampfung und ist natürlich absolut kontraproduktiv. Und Du hast vollkommen recht: ich bin komplett auf dieses Thema fixiert. Sobald ich weniger Migräne habe sprich weniger Triptane brauche, gibt sich das auch wieder. Damit einher geht, dass ich mir auch ständig überlege, was ich noch probieren könnte gegen die Migräne bzw. was ich anders mache, seit die Migräne so zugenommen hat und woran es liegen könnte. Schlimm ist das, aber ich möchte so gerne mein altes Leben zurück! Und das war durch die Migräne auch schon eingeschränkt, aber eben nicht so!
    Leider lässt die gedankliche Fixiertheit bei mir mit Opipram (das nimmst Du glaube ich auch) und Amitriptylin zumindest bislang noch nicht nach.
    Es ist schrecklich, wenn man genau merkt, wie man sich gedanklich so in Dinge versteigt, damit alles eher schlimmer macht und damit ja auch nichts ändert. Ich weiß, dass sich das bei mir sofort relativiert bzw. bessert, wenn ich wieder ein paar Tage beschwerdefrei war und ich mir somit im Notfall wieder reinen Gewissens ein Triptan erlauben darf. Im Moment ist es einfach nur eine Katastrophe für mich, wenn ich eines nehmen musste, ich bin dann am Boden zerstört. Es ist jedes Mal wie eine persönliche Niederlage…
    Und zugegebenermaßen hoffe ich auch sehr auf die Prophylaxe: meine Neurologin hat mir das schon seit Jahren angeboten und mir schien das immer eine Nummer zu groß, Medikamente wie Betablocker oder Antidepressiva zu nehmen. Ich hatte mir das immer für Zeiten, wo der Leidensdruck zu groß wird, “aufgehoben” und bis dahin eben meine Hoffnungen und mein Geld in die weniger “harten” Sachen gesteckt: Akupunktur, Heilpraktiker, mehrere Osteopathen, Kieferregulierung, Pestwurz, alles ohne Erfolg. Das einzige, was immer geholfen hat, war schwanger zu sein:-). Das ist aber natürlich langfristig auch keine Strategie…
    Auf jeden Fall denke ich, dass mich das noch zusätzlich stresst, dass ich mich endlich an die Prophylaxen wage und Angst habe, dass auch das nicht hilft. Dabei hatte ich mir so viel davon versprochen.

    Liebe Grüße schickt She Chameleon

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6660

    Liebe She Chameleon,

    du befindest dich aktuell in einer Abwärtsspirale aus Angst, Verzweiflung und Schmerzen. Alle deine Hoffnungen ruhen nun auf einer medikamentösen Prophylaxe, die dir helfen soll, dass du deinen anstrengenden Alltag wieder besser managen kannst.

    Wenn du dauerhaft zu viele Triptane nimmst, wirst du wahrscheinlich einem MÜK entgegengehen, in dem dann auch die Triptane oder andere Schmerzmittel immer weniger helfen werden. Dein Schmerzsystem wird erschöpfen.

    In Kiel würdest du nicht durch einen Schmerzmittelentzug durchgehen, um dann zuhause so weiterzumachen wie vorher. In Kiel wird dir ganz genau erklärt, wie unsere Migränehirne ticken und wie wir unser Verhalten anpassen müssen. Wir können nicht durch Medis unsere Köpfe dazu zwingen, dass wir so leben können, wie wir wollen und sollen. Es ist umgekehrt: Wir müssen lernen, wie wir unser Leben auf unsere speziellen Köpfe ausrichten können.

    Das ist der Schwerpunkt in Kiel.

    Lieber Gruß
    Heika

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