Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Triptane und Blutdruck: Flinogomine stellt sich vor

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  • Flingomine
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    Beitragsanzahl: 11

    Hallo,

    ich bin Flingomine, 46 Jahre alt und leide seit meinem 14. Lebensjahr an Migraene. Im letzten Jahr sind die Migraene- und Kopfschmerztage von ca. 10 auf 15-25 im Monat gestiegen. Ich moechte beim naechsten Neurologinnentermin eine Prophylaxe starten. Bislang haben mir NSAR/Paracetamol und/oder Triptane genuegt, leider muss ich mittlerweile viele Tage ohne Medikamente aushalten, um nicht ueber die Grenze von 10 Tagen zu kommen.

    Mein neues Problem betrifft allerdings meinen Blutdruck. Ich habe anscheinend innerhalb kuerzester Zeit eine Panik vorm Blutdruckmessen entwickelt. Frueher war er immer im normalen Bereich von 120 zu 80. Nachdem er einmal etwas hoeher war, empfahl mit mein Hausarzt, ein Blutdruckmessgeraet zu besorgen. Dies hab ich vor zwei Wochen getan, habe allerdings vorm Messen ploetzlich Herzrasen bekommen und gezittert (kenne ich ueberhaupt nicht von mir) und sehr hohe Werte gemessen (158 zu 98). Ich habe es ein paarmal widerholt, leider, ohne mich zu beruhigen. Habe das dann mit meinem Arzt besprochen, der auch nochmal eine Messung gemacht hat, die wieder bei 160 zu 100 lag, Puls 119. Ich war wieder total aufgeregt.

    Mein Puls zu Hause ist normalerweise sehr niedrig, Ruhepuls bei ca. 54, weshalb ich laut Neurologin auch keinen Betablocker zur Migraeneprophylaxe bekommen habe. Jetzt steht im Raum, Flunarizin auszuprobieren, allerdings meint mein Hausarzt, wenn mein Blutdruck normalerweise wirklich eher normal ist, dann wuerde er durch dieses Mittel eventuell zu sehr in den Keller rutschen. Eine 24-Stunden-Messung will er nicht machen, weil er Bedenken hat, dass ich dann die ganze Zeit nur im Dauerstress waere und auch keine vernuenftigen Werte herauskommen wuerden (das befuerchte ich auch).

    Er hat mir nun geraten, zum Augenarzt zu gehen, um schauen zu lassen, ob sich etwas an den kleinen Blutgefaessen hinter den Augen veraendert hat, was darauf schliessen wuerden, dass ich dauerhaft zu hohen Blutdruck habe oder damit Recht habe, dass er ausser in Angstsituationen ganz normal ist. Mein zusaetzliches Problem ist nun, dass ich total verunsichert bin, was die Triptane angeht, denn die soll man laut Beipackzettel ja auch bei unbehandeltem leichten Bluthochdruck nicht nehmen. Ich fuehle mich an einigen Tagen sehr auf sie angewiesen und weiss ueberhaupt nicht, wie ich aus diesem Dilemma herauskomme. Vielleicht hat ja jemand hier eine Idee?

    Liebe Gruesse,
    Flingomine

    BettinaFrank
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    Beitragsanzahl: 32266

    Hallo Flingomine, herzlich willkommen bei uns. 🙂

    Lass doch mal eine 24-Stunden-Messung vornehmen, dann kann man weitersehen.

    Könnte es sich auch um Panikattacken bei Dir handeln, so dass es mit dem Blutdruck selbst gar nichts zu tun hat? Ich würde mal sehr engagiert dranbleiben mit der Diagnostik und nicht von Vermutung zu Vermutung switchen. 😉 So kommt man ja überhaupt nicht weiter.

    Er hat mir nun geraten, zum Augenarzt zu gehen, um schauen zu lassen, ob sich etwas an den kleinen Blutgefaessen hinter den Augen veraendert hat, was darauf schliessen wuerden, dass ich dauerhaft zu hohen Blutdruck habe oder damit Recht habe, dass er ausser in Angstsituationen ganz normal ist.

    Das würde ja nur was bringen, wenn das Problem schon länger besteht. Aufgrund gelegentlicher seit kurzem erst aufgetretenen Blutdruckspitzen wird man keine Veränderung an den Kapillaren sehen.

    Hast Du einen guten Hausarzt, mit dem Du darüber sprechen kannst? Das wäre mein nächster Weg, denn er könnte entsprechende (Ausschluss)-Untersuchungen veranlassen.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Daniela
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1015

    Hallo Flingomine,

    erst mal gut dass du hier bist!

    Ich steig hier mal ein, denn ich erkenne aus langjähriger Erfahrung Anzeichen von Angst.

    Hab ich auch. Gerne wenn es gerade gar nicht passt, kommt die Angst und wirbelt das Leben durcheinander.

    Vor Kurzem war ich auf einer Schulung. Da kam dieses Thema auch vor und es wurde unterschieden zwischen Furcht und Angst. Furcht ist real – also eine Reaktion auf eine reale Gefahr. Angst ist “imaginär” – es gibt gerade keine konkrete Gefahr, trotzdem reagiert der Körper.

    Ich habe gelernt was hilft gegen Angst: diese Situationen immer wieder bewältigen, nicht weglaufen, gute Erfahrungen machen.

    Bei mir: regelmäßig zum Zahnarzt… Hat Jahre gedauert, aber jetzt gehe ich entspannt zum Zahnarzt.

    Für deine Situation: integriere das Blutdruckmessen in deinen Alltag. Jeden Morgen, vielleicht auch mehrmals am Tag. Notiere den Druck. Je öfter, desto besser. Irgendwann wird es zur Routine.

    Auch eine 24h Messung ist sicher sinnvoll. Hatte ich auch schon. Das Gerät wird beim Hausarzt angelegt und, wenn alles gut läuft am nächsten Tag dort auch wieder entfernt. Aber wenn du es gar nicht aushälst kann man es ja auch früher wieder entfernen. Versuchen würde ich es aber auf jeden Fall.

    Ich hatte auch eine Phase, in der ich einen sehr hohen Ruhepuls hatte und keiner wusste woher das kommt. Nachdem ich 30kg abgenommen hatte, hat sich das wieder normalisiert. Aber vorher hieß es, am Übergewicht liegt es nicht. Man hat diverse Untersuchungen gemacht, Langzeit-Blutdruck, Langzeit-EKG, Belastungs-EKG (während Corona mit Mundschutz “hechel”), Ultraschall vom Herz, alles ohne Befund. Auch gut.

    Aber es ist eben wichtig: nicht in Panik verfallen, in Ruhe nach der Ursache suchen und dann diese ggf. behandeln. Wenn wirklich ein Bluthochdruck festgestellt wird, kann man den behandeln und dann kannst du ohne Probleme weiter Triptane nehmen.

    Alles Gute!
    Grüßle Daniela

    Flingomine
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Hallo Bettina,

    vielen Danke fuer Deine Antwort! Ich hatte noch nie vorher Panikattacken, aber das kann schon sein, ich bin aufgrund meiner Krankheitsgeschichte (neben der Migraene ein nervenaufreibender noch andauernder Diagnosefindungsprozess einer eventuellen Autoimmunerkrankung/Kollagenose) wirklich in letzter Zeit immer sehr aufgeregt bei Artbesuchen.
    Ja, mein Hausarzt ist sehr verstaendnisvoll, deshalb hatte er den Augenarzt vorgeschlagen und mir von der 24-Stunden-Messung abgeraten, um mich mit dem Geraet nicht zusaetzlich in Stress zu versetzen. Aber vielleicht hast Du recht und ich sollte das trotzdem versuchen. Nur weiss ich leider nicht, ob ich, wenn die Migraene akut ist, sicher Triptane nehmen kann oder es lieber ohne versuche, bis das mit dem Bluthochdruck oder den Blutdruckspitzen geklaert ist?

    JH
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Hallo Flingomine, Du solltest auch deine Schilddrüsenwerte überprüfen lassen! Bei Bluthochdruck, Migräne und nun evtl. Sjögren-Syndrom könnte Hashimoto eine erste Ursache sein?! TSH sollte idealerweise bei 1,x sein. Viele Ärzte machen bei TSH 5 noch nichts, da sie veraltete Leitlinien anwenden.

    JH
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    P.S. Man hat zwar ggf. eine genetische Anfälligkeit für Migräne. Ob die Migräne dann tatsächlich auftritt, liegt dann an “Trigger”: das kann neben Stress endokrine Ursachen haben.

    glückdererde
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 810

    Liebe Flingomine,

    es hört sich auch für mich so an, als habest Du eine deutliche Angst vor dem Blutdruckmessen entwickelt. Damit umzugehen ist nicht so ganz einfach weil der Blutdruck und der Puls innerhalb von Sekundenbruchteilen auf Angst reagieren und nach oben gehen.

    Das ist erst einmal grundsätzlich ein Zeichen, dass sie gut funktionieren weil Blutdruck und Puls ja sofort bei Angst steigen sollen um Dich kampfbereit machen zu können. Leider weißt Du aber, in Deiner Situation nicht genau, wann denn der Blutdruck wieder in Ordnung ist weil die Gefahr besteht, dass er immer nach oben geht, wenn Du Blutdruck messen willst.

    Danielas und Bettinas Vorschlag sind gut: Die Wahrscheinlichkeit, dass Du 24 Stunden am Tag unter Stress bist weil Du ein Langzeitmessgerät trägst ist ausserordentlich gering. Du darfst nur an dem Tag nicht auf die Anzeige des Gerätes sehen sondern einfach das tun, was Du sowieso schon tust und gleichzeitig misst das Gerät nebenbei.

    Sollte die Angst vor dem heimischen Blutdruckmessen länger bestehen kannst Du versuchen Dir ein lautloses und schnelles Gerät (Omron) zuzulegen. Das hilft auch dabei Dich weniger auf den Messprozess zu fokussieren weil der Messprozess schneller vorbei ist und Du nichts davon hörst. Ausserdem solltest Du Danielas Vorschlag folgen und jeden Tag oder alternativ einmal die Woche zu festgelegter Zeit messen und nicht nur dann, wen Du ein schlechtes Gefühl hast.

    Wichtig ist auch zu wissen, wann der Blutdruck wirklich hoch ist: 158/98 ist kein gefährlicher Blutdruck wenn er nicht dauerhaft so hoch ist! Auch wenn Du kerngesund bist ist Dein Blutdruck bei Anstrengung immer so hoch! Das soll er auch sein und das ist richtig und notwendig so damit Dein Herz bei Leistung genügend Sauerstoff zur Verfügung stellt.

    Dann gibt es den so genannten Weisskittelhochdruck: Ich selber habe immer beim Arzt 150/95 und beim Kardiologen 165/105. Wenn ich zuhause bin ist er wieder normal. Wahrscheinlich hast Du einen heimischen ‘Weisskittelhochdruck’ entwickelt.

    Erst wenn der akute systolische Blutdruck in Ruhe über 200 oder 220 steigt sollte man auf die Notaufnahme. Anders ist es dann, wenn der Blutdruck langfristig und dauerhaft bei beispielsweise 155/95 liegt. Dann muss man natürlich etwas unternehmen und langfristig ein Blutdruck senkendes Medikament nehmen. Die mesietn davon helfen auch gut als Migräneprophylaxe.

    Also: Deine Panik gehört Dir und Du hast sie sowieso, aber ein realer Grund besteht wohl nicht 😉

    Wenn Du Angst hast jetzt Triptane zu nehmen, dann lass bald ein 24h Blutdruck machen, danach kannst Du wieder sicher sein.

    Alles wird gut!

    Flingomine
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Hallo JH,

    ich habe auch eine Schilddruesenunterfunktion, bin aber eingestellt, TSH bei ca. 1,8 bei der letzten Kontrolle (um Sjögren-Syndrom geht es auch nicht, die aktuelle Verdachtsdiagnose ist ein kutaner Lupus).

    Viele Gruesse, Flingomine

    Flingomine
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Liebe Daniela und liebes glückdererde,

    auch euch supervielen Dank fuer Eure Antworten! Es ist toll, wie nett man hier aufgenommen wird 🙂

    Das mit der Angst ist wirklich verrueckt, ich hab sie echt nicht kommen sehen. Frueher hundertmal Blutdruck messen lassen und niemals darueber nachgedacht…

    Es ist so paradox, dass die Angst vor zu hohem Blutdruck ihn selbst in die Hoehe treiben kann. Und es ist gut, sich vor Augen zu halten, dass der Worst Case waere, dass man ihn behandeln lassen muesste, was wirklich ueberschaubar “schlimm” waere.

    Ihr habt auf jeden Fall recht und eigentlich weiss ich es auch selbst, dass es wichtig ist, Angst-Situationen nicht zu vermeiden, weil die Angst dann noch groesser und es schwieriger wird, sie zu bewaeltigen. Ich hab das nur irgendwie nicht auf mich und diese konkrete Situation bezogen.

    Ich werde mir nochmal so ein moeglichst lautloses und schnelles Geraet anschaffen (das letzte habe ich total gestresst wieder abgegeben und mich kurzzeitig etwas besser gefuehlt..) und es ueben.

    Liebe Gruesse,
    Flingomine

    Surmsel
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 10

    Moin Flingomine,

    ich kann mich JH hinsichtlich Deiner Schilddrüsenfunktion nur anschließen. Kennst Du denn auch Deine fT4- und fT3-Werte?
    Das könnte darüber hinaus hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen der Migräneprophylaxe mit Deiner Schilddrüsenfunktion hilfreich sein.

    Es stimmt auch, dass z. B. die Leitlinie “Erhöhtes TSH in der Hausarztpraxis” veraltet ist. Diese wird derzeit überarbeitet und sollte eigentlich zum 31.12.2022 fertig geworden sein.

    Die Referenzbereiche TSH variieren je nach Labor oder Fachgesellschaft. Zudem wird seit Jahren heftig über eine Absenkung der Obergrenze des Referenzbereichs von derzeit 4 bis 4,5 auf 2 bis 2,5 diskutiert. Außerdem ist der TSH-Wert nicht so zuverlässg, wie vor Jahren noch geglaubt. Das TSH wird beeinflusst von Medikamenten, Erkrankungen, ja sogar von der Jahreszeit. Da sind fT4 und fT3 aussagekräftiger.

    Ein Schilddrüsenhormonmangel kann ein Energiedefizitsyndrom im Gehirn verursachen, welches, so steht es auch auf der Webseite der Schmerzklinik (‘Kann die Ernährung bei Migräne eigentlich auch zur Therapie werden?’) einen Migräneanfall zur Folge haben könnte. In diesem Fall nützen die beste Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel nichts.

    Dir viel Erfolg bei Deinen Bemühungen und gute Besserung!

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