Hallo liebe Mitgeplagten,
ich bin seit heute mit dabei und möchte mich Euch gern vorstellen. Ich bin weiblich, 39 Jahre alt und leide seit der Geburt meines 1. Kindes vor 16 Jahren unter Migräne mit und ohne Aura. Anfangs konnte ich die Schmerzen überhaupt nicht zuordnen, hatte von Migräne absolut keine Ahnung und habe auch kein bisschen daran gedacht, diese Krankheit haben zu können.
Anfälle waren bei mir damals noch recht selten, alle paar Monate mal, und fingen IMMER mit Durchfall an. Ich lag anschließend einen Tag lang flach und hatte keinerlei Übelkeit, nur höllische Schmerzen. Ich habe Akupunktur verschrieben bekommen und die Durchfälle verschwanden. Über die Jahre hinweg wurden die Schmerzen immer häufiger und schlimmer, die Attacken länger. Auf der Arbeit konnte ich die Krankheit herunter spielen, weil ich mich die Migräne meistens übers Wochenende heimgesucht hat und so außerhalb meines privaten Umfelds kaum jemand etwas davon mitbekam.
Das ging etwa 10 Jahre lang halbwegs gut und ich konnte in Ruhe einen Spezialisten nach dem anderen abklappern und echte Maßnahmen auf die lange Bank schieben. Vor 5 Jahren dann aber war ich bei 48 Stunden Attacken ca. 2-3 Mal im Monat angelangt. Das 2. Kind kam auf die Welt und ich wollte endlich etwas gegen die Migräne unternehmen. Ich begab mich in Behandlung in eine Schmerzambulanz, bei der ich bis heute in Betreuung bin. Der dort behandelnde Arzt sei eine Koryphäe auf dem Gebiet der Migränetherapie.
Seitdem ich dort in Behandlung bin, habe ich alles versucht: ich war beim Orthopäden, beim Zahnarzt (der meinen Kiefer für 20.000€ umbauen wollte) und hab mir die Augen lasern lassen – prophylaktisch habe ich Amitryptilin, Topiramat, Metoprolol und Trimipramin, Akupunktur, PMR, eine 6-wöchige Kur, Osteopathie, Yoga, Schmerzpsychotherapie und jetzt zuletzt Botox verschrieben bekommen, nehme die Pille durch und die empfohlenen Nahrungsergänzungen.
Inzwischen bin ich bei 72 Stunden Attacken und über 15 Schmerztagen im Monat – im Akutfall hilft mir bei etwa 50% der Anfälle Sumatriptan in Kombination mit MCP und nach einer Stunde zusätzlich noch Naproxen. Ich habe das Gefühl mein Leben sei komplett von der Migräne gefangen. Jetzt habe ich mich auch noch beruflich umorientiert und habe nun Angst keine Anstellung mehr zu finden, weil meine Migräne kaum mehr zu verstecken ist.
Neben der Migräne bin ich übrigens auch noch hypersensitiv und reagiere vor allem auf Geräusche extrem (ich kann den Strom in der Wand hören, das Blubbern von Sprudelwasser raubt mir jede Konzentration etc.). Zuletzt habe ich Vollzeit in einer Führungsposition gearbeitet, habe 3 Studienabschlüsse und bin ehrenamtlich aktiv. Mein Großvater litt bis zum Renteneintritt ebenfalls an Migräne. Seine Schwester ist die Plage erst seit ihrem 80. Geburtstag los.
Ich freue mich jedenfalls auf den Austausch hier mit Euch und bin gespannt, auf neue Tipps und Denkanstöße.
LG,
uerseli