Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Uerseli stellt sich vor

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  • uerseli
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    Beitragsanzahl: 14

    Hallo liebe Mitgeplagten,
    ich bin seit heute mit dabei und möchte mich Euch gern vorstellen. Ich bin weiblich, 39 Jahre alt und leide seit der Geburt meines 1. Kindes vor 16 Jahren unter Migräne mit und ohne Aura. Anfangs konnte ich die Schmerzen überhaupt nicht zuordnen, hatte von Migräne absolut keine Ahnung und habe auch kein bisschen daran gedacht, diese Krankheit haben zu können.

    Anfälle waren bei mir damals noch recht selten, alle paar Monate mal, und fingen IMMER mit Durchfall an. Ich lag anschließend einen Tag lang flach und hatte keinerlei Übelkeit, nur höllische Schmerzen. Ich habe Akupunktur verschrieben bekommen und die Durchfälle verschwanden. Über die Jahre hinweg wurden die Schmerzen immer häufiger und schlimmer, die Attacken länger. Auf der Arbeit konnte ich die Krankheit herunter spielen, weil ich mich die Migräne meistens übers Wochenende heimgesucht hat und so außerhalb meines privaten Umfelds kaum jemand etwas davon mitbekam.

    Das ging etwa 10 Jahre lang halbwegs gut und ich konnte in Ruhe einen Spezialisten nach dem anderen abklappern und echte Maßnahmen auf die lange Bank schieben. Vor 5 Jahren dann aber war ich bei 48 Stunden Attacken ca. 2-3 Mal im Monat angelangt. Das 2. Kind kam auf die Welt und ich wollte endlich etwas gegen die Migräne unternehmen. Ich begab mich in Behandlung in eine Schmerzambulanz, bei der ich bis heute in Betreuung bin. Der dort behandelnde Arzt sei eine Koryphäe auf dem Gebiet der Migränetherapie.

    Seitdem ich dort in Behandlung bin, habe ich alles versucht: ich war beim Orthopäden, beim Zahnarzt (der meinen Kiefer für 20.000€ umbauen wollte) und hab mir die Augen lasern lassen – prophylaktisch habe ich Amitryptilin, Topiramat, Metoprolol und Trimipramin, Akupunktur, PMR, eine 6-wöchige Kur, Osteopathie, Yoga, Schmerzpsychotherapie und jetzt zuletzt Botox verschrieben bekommen, nehme die Pille durch und die empfohlenen Nahrungsergänzungen.

    Inzwischen bin ich bei 72 Stunden Attacken und über 15 Schmerztagen im Monat – im Akutfall hilft mir bei etwa 50% der Anfälle Sumatriptan in Kombination mit MCP und nach einer Stunde zusätzlich noch Naproxen. Ich habe das Gefühl mein Leben sei komplett von der Migräne gefangen. Jetzt habe ich mich auch noch beruflich umorientiert und habe nun Angst keine Anstellung mehr zu finden, weil meine Migräne kaum mehr zu verstecken ist.

    Neben der Migräne bin ich übrigens auch noch hypersensitiv und reagiere vor allem auf Geräusche extrem (ich kann den Strom in der Wand hören, das Blubbern von Sprudelwasser raubt mir jede Konzentration etc.). Zuletzt habe ich Vollzeit in einer Führungsposition gearbeitet, habe 3 Studienabschlüsse und bin ehrenamtlich aktiv. Mein Großvater litt bis zum Renteneintritt ebenfalls an Migräne. Seine Schwester ist die Plage erst seit ihrem 80. Geburtstag los.
    Ich freue mich jedenfalls auf den Austausch hier mit Euch und bin gespannt, auf neue Tipps und Denkanstöße.
    LG,
    uerseli

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32614

    Ein herzliches Willkommen im Headbook, liebe Uerseli. 🙂

    Du hast schon einiges versucht, auch an Prophylaxen, aber nicht jede machte Sinn. Bei jetzt ca. 15 Attacken im Monat solltest Du erneut über eine Prophylaxe nachdenken.

    Bist Du voll berufstätig (oder suchst Du noch?) und zusätzlich noch ehrenamtlich tätig?

    Magnesium und Vitamin B2 nimmst Du schon? Wenn nicht, kann Sinn machen als tägliche Prophylaxe.

    Liebe Grüße
    Bettina

    uerseli
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 14

    Hallo liebe Bettina,

    ich nehme natürlich auch weiterhin meine Prophylaxe – derzeit Trimipramin, Migravent und Migramed. Das Trimipramin hat in den ersten 2 Monaten wahre Wunder gewirkt: ich war auf nur noch 5 Schmerztage runter. Danach ging es wieder steil “bergauf”. Seit 4 Wochen daher nun zusätzlich Botox. Von Amitryptillin habe ich übrigens wahnsinnig zugenommen, von Topiramat wieder abgenommen, aber aggressiv geworden und höllische Schmerzen in Armen und Beinen gehabt (das Kribbeln fühlte sich an wie 24/7 Nadelstiche), Metoprolol war anfangs gut und dann irgendwann wirkungslos (aufdosieren ging aber nicht, weil ich zu niedrigen Blutdruck hab) … tja und Trimipramin nehme ich jetzt seit März. Mg/B2/Q10 nehme ich seit über 2 Jahren, seit März zusätzlich noch Pestwurz und Mutterkraut. Dazu dann eben noch die Pille ohne Pause, sowie Cetirizin und 10mg Prednisolon (… wegen fiesem Heuschnupfen).

    Ich war bis März voll berufstätig, bin derzeit aber im Sabbatical und studiere währenddessen noch einmal. Im Dezember bin ich fertig. Mein Ehrenamt habe ich versucht etwas zurück zu fahren, aber das klappt leider mal besser und mal schlechter. Ich ziehe die Arbeit irgendwie an und es haben sich im Laufe der Zeit immer neue Projekte ergeben, die immer so nebenher laufen. Und ja, ich weiß – das sollte ich nicht machen, aber ich finde jedes einzelne davon immer so spannend und befürchte mich zu langweilen, wenn ich “nur eine” Baustelle habe. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.

    LG,
    Uerseli, die sehr froh ist, dass sie außer Migräne sonst nichts hat – noch nicht mal Spannungskopfschmerzen 😉

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 32614

    Liebe Uerseli,

    oh ja, ich verstehe Dich nur zu gut. 🙂 Das Leben ist so spannend und es gibt so vieles, was man tun will, meint, tun zu müssen. 😉 Ich habe im Laufe der Jahre einiges abspecken müssen, trotzdem bleibt noch viel zu viel übrig und an vielen Tagen reichen mir die 12 Stunden nicht aus. Das ist leider nicht gut für das empfindliche Migränegehirn und man wird unsanft eingebremst. Man kann das überhören, manchmal, aber sollte es nicht immer tun. Die Schmerzerkrankung kann sich auch mal so zuspitzen, dass gar nichts mehr geht. Besser, vorher schon einen Gang zurückschalten und wohl oder übel auch mal auf etwas verzichten, was man eigentlich gerne tun möchte.

    Wie hoch dosiert nimmst Du das Trimipramin? Manchmal kann es nötig sein, nach einer gewissen Zeit die Dosis etwas zu erhöhen.

    Liebe Grüße
    Bettina, die auch nur Migräne hat. 😉

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