Wie sind Berufstätigkeit und schwer verlaufende Migräne zu vereinbaren? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Welche Tipps könnt Ihr weitergeben?
Zum Einstellen eines Beitrags bitte immer auf „Forum“ klicken. Dann öffnen sich alle Foren, die in dieser Gruppe schon bestehen. Nun kann man sich ein passendes Forum für seinen Beitrag aussuchen. Ist das passende Thema nicht dabei, bitte auf „Neues Thema“ klicken und somit ein neues Forum eröffnen. Aussagefähige Überschrift wählen, Beitrag einstellen und unter „Tags“ die relevanten Suchwörter eintragen.
Der neue Job und die Migräne – kein gutes Paar
-
AutorBeiträge
-
Hallo ihr Lieben,
ich hatte ja vor einiger Zeit einen Beitrag geschrieben, ob ich die Migräne im Vorstellungsgespräch erwähnen sollte. Ich habe mir euren Rat zu Herzen genommen und mich an eine 40h-Stelle gewagt und die Migräne nicht erwähnt. Ich arbeite jetzt seit 3 Wochen in einem Jugendheim in 19-24h Schichten (also schlafe ich dort). Die Arbeitszeiten sind der Horror. Ich arbeite jetzt schon den zehnten Tag hintereinander und habe noch 2 Tage vor mir, bevor ich dann nur einen Tag frei habe und es gleich wieder weiter geht. Überstunden sind an der Tagesordnung, laut Kollegen wird man sogar regelmäßig aus dem Urlaub zurück geholt wegen Unterbesetzung. Ich bin kaum mehr zu Hause, Entspannung Fehlanzeige. Seit 7 Tagen habe ich durchgängig Tag und Nacht starke Migräne, auch vorher war es seit dem ersten Arbeitstag kaum auszuhalten. Die Jugendlichen machen es mir natürlich auch nicht leicht, komme immer erst zwischen 1 und 3 ins Bett in der Einrichtung und muss um 6 wieder hoch. Gestern wurde ich so provoziert und am Schlafen gehindert und nach 7 Tagen Migräne habe ich echt die Nerven verloren (zumal die betreffende Jugendliche wusste, dass ich Kopfschmerzen hatte und deshalb extra noch einen drauf gelegt hat).
Sogar mein Zolmitriptan hilft kaum noch und ich habe die 10 diesen Monat schon fast erreicht. Ich kann einfach nicht mehr. Am liebsten würde ich den Job auf der Stelle schmeißen. Aber es ist die einzige Zusage, die ich hier in der Gegend bekommen habe, ich habe mich echt überall beworben und bin deshalb auf die Stelle angewiesen. Stundenreduzierung ist auch nicht möglich, wegen des 24h-Schichtsystems. Ich bin total verzweifelt. Ich fühle mich nicht arbeitsfähig, aber kann mich ja auch nicht schon krank schreiben lassen. Zumal meine Kollegen dann auch wegen mir noch mehr Überstunden schieben müssen und alle meine Schichten übernehmen müssen. Und noch schlimmer, der eine Kollege wird dann wahrscheinlich aus seinem Jahresurlaub geholt. Ich bin ja bei nem super Arzt jetzt, der auch mit Kiel zusammenarbeitet. Haben Topiramat und Saroten probiert, zur Zeit Metroprolol. Bisher schlägt noch nichts an. Wenn ich mal nach Hause komme, sitze ich hier nur und heule. Das ist wirklich schwer zu ertragen im Moment…
Liebe Jette,
suche Dir bitte einen neuen Job, denn dieser macht Dich kaputt. Auch wenn sich einiges verbessern sollte (was aber wohl nicht umsetzbar ist), wirst Du immer noch grenzenlos überlastet sein.
Es tut mir sehr leid, dass Du diese Erfahrung machen musst, aber man muss auch erkennen, wenn etwas nicht möglich ist. In vielen Bereichen werden Menschen grenzenlos ausgenutzt und wenn ich höre, dass man Mitarbeiter sogar aus dem Urlaub zurückholt, dann ist das nicht mehr zu tolerieren.
Lass Dich beraten beim Arbeitsamt, vielleicht kannst Du eine Zusatzausbildung machen, die es Dir leichter macht mit der Jobfindung. Ich drücke Dir die Daumen und nun lass Dich erstmal ohne schlechtes Gewissen krankschreiben. Man muss sich nicht systematisch kaputt machen lassen, irgendwo sind Grenzen erreicht!
Liebe Grüße
BettinaLiebe Jette,
ich kann mich Bettinas Rat nur anschließen. Es tut mir leid, dass du nun diese Erfahrung machen musst – und es bedrückt mich immer wieder, wenn ich von Berichten lese, wie Mitarbeiter über alle Maßen ausgenutzt werden… Bei solchen inakzeptablen Zuständen sollte man besser früher als später die nötigen Konsequenzen ziehen.
Ich hatte gestern Mitarbeitergespräch – da ging es auch um das Thema Probezeit und der Kommentar meines Chefs ist mir sehr im Gedächtnis geblieben: „Die Probezeit ist keine einseitige Angelegenheit des Arbeitgebers. Sie gibt genauso dem Arbeitnehmer die Chance, zu urteilen, ob er die Arbeit dauerhaft machen möchte“
Ich hoffe sehr, dass du dich durch diese Erfahrung nicht davon abschrecken lässt, dich erneut auf eine Vollzeitstelle zu bewerben. 40 Stunden Arbeit mit flexibler Arbeitszeitgestaltung, ohne Schichtarbeit und in einer anderen Situation sind etwas komplett anderes, als das, was du jetzt erlebt hast.
Lass dich krank schreiben, erhol dich erst einmal ohne schlechtes Gewissen und dann lass dich beraten! Es wartet sicher auch irgendwo die richtige Stelle für dich! 🙂
Liebe Grüße und alles Gute, Tanni
Hallo ihr zwei, danke für eure aufmunternden Worte! Ich war heute bei meinem Schmerztherapeuten, der vollstes Verständnis für meine Situation hat und mir auch sofort angeraten hat, eine neue Arbeit zu suchen. Ich habe dann so einen Zettel von ihm bekommen, mit dem ich zu meiner Hausärztin gehen sollte. Auf dem Zettel erbat er, dass die Hausärztin Kontakt zu einem Arbeitsmediziner herstellen kann, damit dieser mir ein Attest ausstellen kann, dass Schichtdienst für mich nicht geeignet ist. Bei der Hausärztin hatte ich gehofft, dann auch eine Krankschreibung zu bekommen, da ich ihr auch schilderte, wie sehr ich mich seit 2 Wochen quäle und ihr auch mein Kopfschmerztagebuch zeigte. Meine Hausärztin schenkte dem jedoch herzlich wenig Beachtung und sagte allen Ernstes zu mir „es gibt so viele Leute, die in Schichtdiensten arbeiten müssen und wenn sich dort jeder, der mal ein bisschen Kopfschmerzen hat, von Schichtarbeit befreien lassen würde oder sich krank schreiben lassen würde, gäbe es bald niemanden mehr, der diese Arbeit macht“. Ich war fassungslos! Seit über 10 Jahren klappere ich sämtliche Ärzte ab und meine Ärztin müsste eigentlich genau wissen, wie lange ich schon unter diesen ständigen starken Kopfschmerzen leide und dann muss ich mir sowas anhören – als würde ich mir das ausdenken, um mich vor der Arbeit drücken zu wollen! Ich bin immer noch wütend deswegen. Von ihr kann ich jedenfalls scheinbar keine Hilfe erwarten. Am Mittwoch habe ich einen Gesprächstermin mit meinem Arbeitgeber gemacht, um ihm mitzuteilen, dass ich in der Einrichtung nicht bleiben kann und ihn zu fragen, ob er mich anderswo einsetzen kann. Auch hier machte meine Ärztin mir wenig Hoffnung „Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass Sie gekündigt werden, stellen Sie sich schon mal darauf ein“. Ich jedenfalls bin für meinen Teil einfach nur frustriert und deprimiert heute und werde mich dann morgen wieder zur Arbeit schleppen… Ich hoffe auf einen guten Ausgang des Gespräches am Mittwoch.
Liebe Grüße
Hallo Jette,
kann dir denn der Schmerztherapeut nicht genauso gut helfen? Frag ihn mal gleich morgen, dann hast du vielleicht einen besseren Stand beim Gespräch mit dem Arbeitgeber.
Alles Gute,
JuliaLiebe Jette,
Es tut mir sehr Leid, dass es so grässlich bei dir z.Zt. aussieht.Es hilft aber alles nichts, aus dieser Situation musst du raus und da musst du selbst sehen, dass es schnellstmöglich passiert.
Dein Schmerztherapeut scheint mir auch die richtige Hilfe an deiner Seite zu sein.
Ich persönlich brauche den Hausarzt nur für Grippe und Co.
Suche dir einen anderen Arzt, wenn er dich nicht versteht.Bei deinem nächsten Vorstellungsgespräch musst du genau wissen wie dein Arbeitsplatz aussehen sollte, damit du ihm gerecht werden kannst.
War dir das in dieser Arbeitsstelle nicht klar, welche Zeiten auf dich zukommen, und welcher Stress damit verbunden ist? Schichtdienste sind für uns Migräniker ein no go. Ich muss immer lange büßen bis ich solch einen Stress überwunden habe.Vielleicht machst du am Mittwoch nach dem Gespräch mit deinem Arbeitgeber ein Brainstorming. Alle Fakten, wie Gesundheit, Soziales, Geld etc. müssen dabei auf den Tisch. Die Prioritäten rücken so in den Vordergrund und man wird sich vieler wichtiger Dinge bewusster. In einem Vorstellungsgespräch wird man klarer, autorisierter, authentischer und wertvoller.
Alles Liebe und viel Erfolg
Wünscht
Sternchen -
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.