Literatur

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Auch der November ist schön!

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  • heika
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    Dieser Beitrag ist für alle die unter euch gedacht, die den Monat November trist, öde, grau, langweilig oder depressionsfördernd finden. Vieles hängt manchmal nur von der entsprechenden Perspektive ab… 😉
    Zeitlich passt der Text zwar eher zum Ende des Monats, inhaltlich passt er jedoch gerade heute! 🙂

    Hier ein Kapitel aus dem Büchlein von Angelika Fries „Noch mehr Pannen unter Tannen“ Brunnen Verlag Gießen
    http://brunnen-verlag.de/noch-mehr-pannen-unter-tannen.html#
    Veröffentlichung in headbook mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

    „Der November geht“

    „Ein guter Monat verlässt uns. Einer, der uns in Watte packt. In der Frühe einen Schleier über die Welt legt und unsere Augen schont. Einer, der nächtens durch eintönige Regengeräusche den Tiefschlaf fördert. Einer, der schlicht und einfach der Erholung dient.

    Was ist schon dran am Juli oder August? An den Wochenenden lodern die Grillfeuer. Der appetitliche Geruch kriecht durch geschlossene Fenster und in meinem Bett läuft mir noch um Mitternacht das Wasser aus dem Mund und ich schwimme in meinen Kissen. Endlich keine lauen Sommernächte. Keine Geburtstagsfeiern im Freien. Keine Hitparade der Volksmusik samt Mitsängern vor dem Balkon. Keine 70er-Jahre-Schlager zum Sonnenaufgang. Im November haben meine Nerven Frieden. Der Laubsauger schweigt morgens um sieben ebenso wie der Rasenmäher am Sonntagnachmittag. Die Welt versinkt in Klanglosigkeit. Selig, wer sich hin und wieder vor ihr verschließen kann.

    Der November ist ehrlich. Er ist verregnet. Es stürmt. Bäume zeigen ihre wahre Gestalt und die Straßen sind glitschig von den letzten verwehten Blättern. Ich weiß, wo ich hingehöre. In meine Kuscheldecke. Ich muss nicht spazieren gehen. Soll ich oder soll ich nicht, das ist keine Frage. Der Regen hält mich im Haus gefangen. Das Bad mit dem Salz aus dem Toten Meer lässt mich die Sehnsucht nach St. Peter Ording vergessen. Und es fördert ja auch den deutsch-israelischen Entspannungsdialog.

    Das Sofa wird ein Hort des Friedens. Von hier aus blicke ich auf die Welt, auf die mutigen Kämpfer, die draußen gegen Wind und Wetter angehen. Die mit ihren roten Schirmen vom Sturm davongetragen werden. Von hier aus entdecke ich einen Läufer ohne Beine und von einem Hund nur die Ohren, den Rest schluckt der Bodennebel. Von hier aus blicke ich auf meinen alten Röhrenbildschirm und gönne mir mal wieder ein paar noch ältere Filme: „Zwei vom Affen gebissen“ oder „Diana, Tochter der Wildnis“. Hier schaue ich hinein in die Bücher, die mich in der Hitze des Sommers überfordert haben. Teils, weil sie dick sind, teils, weil der Inhalt schwer ist. Jetzt ist die Zeit dafür gekommen. Jetzt habe ich die innere Ruhe für Meditationen über Gott und die Welt und meine Seelenlage. Das wird sich ändern.

    Weihnachten steht vor der Tür. Natürlich ist das auch schön. Im Dezember allerdings steht Weihnachten nicht mehr davor, sondern bollert lautstark dagegen und will rein in die gute Stube. Auch das Fernsehen stellt sich darauf ein: „Hilfe, es weihnachtet!“ kann man jeden Abend sehen. Aus ist es dann mit der leisen, sanften Gemütlichkeit. Am 24. Dezember findet die größte Geburtstagsfeier der Welt statt. Der November dient dem Sammeln der Kräfte. Er ist der stillste Monat im Jahr, nun, da der Nebel fällt. Er ist der Friedlichste unter den Zwölfen. Zum Glück kommt er im nächsten Jahr wieder. Ganze dreißig Tage lang.“

    Ich wünsche euch allen ein wunderschönes, ruhiges und erholsames Novemberwochenende! 🙂

    Heika

    Gigi
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 81

    Liebe Heika,

    vielen Dank für das Einstellen dieses wunderschönen Textes!!! ?
    Ich habe mich total darin wiedergefunden!
    Gerne mehr davon!

    Auch dir ein schönes und entspanntes WE (im Sinne des Textes von Angelika Fries)! ?
    Ganz liebe Grüße,
    Gigi

    Tanni
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2102

    Oh wie schön dieser Text doch ist 🙂 lieben Dank fürs einstellen, liebe Heika!

    Jetzt ist die Zeit der gemütlichen Raclette-Abende, die Zeit der wohligen Saunabesuche, die Zeit in der man mit Kuscheldecke und heißer Schokolade an der Heizung sitzt, die Zeit seine Stricknadeln wieder auszupacken…

    Und für mich die Zeit, in der ich begeistert wie ein kleines Kind auf eine neue Weihnachtsgebäckrezeptesammlung stoße und mir tatsächlich überlege ob ich alle 25 Sorten ausprobieren soll 😉

    Ich wünsche euch allen einen schönen Novembersamstag!

    Hanni21
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 22

    Herzlichen Dank für diesen wunderschönen Text. Er beschreibt den November sehr treffend. Die Stimmung in diesem Monat ist wirklich eine ganz besondere! Man muss sovieles nicht machen, nicht im Garten arbeiten ( obwohl auch dieses einen besonderen Reiz hat ), nicht Spazierengehen, das Haus nicht weihnachtlich dekorieren, nicht auf Weihnachtsfeiern gehen, keine Sorge um die Figur haben, da dicke Pullover doch einiges kaschieren. Alle liegengebliebenen Bücher können gelesen werden und alle angefangenen Stricksachen beendet werden. etc.
    Gleichzeitig ist in diesem Monat des Vergehens aber auch schon das nächste Frühjahr angelegt, wenn ich beim Zusammenfegen des Laubs die Knospen sehe, die unter den abgestorbenen Blättern hervorgucken, finde ich das sehr tröstlich und hoffnungsvoll.

    Nun gehe ich bei klarem Kopf und Sonnenschein aber erstmal in den Garten.

    Allen ein sonniges Wochenende

    wünscht

    Hanni

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    Das ist wirklich ein wunderschöner Text, liebe Heika. 🙂 Vielen herzlichen Dank dafür. Ich habe ja Glück, denn ich mag jeden Monat, für mich gibts keinen tristen oder nicht so schönen, denn jeder Monat hat etwas ganz Besonderes und jeder ist anders.

    Wünsche Euch einen schönen kuscheligen Tag und am Abend eine gemütliche Tasse Tee am Feuer. 🙂

    Josefine
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1811

    Liebe Heika,

    vielen Dank für diesen besonderen Text, der mir – einem Novemberkind – aus der Seele spricht! 🙂

    Liebe Grüße
    Josefine

    KaGo
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 184

    Liebe Heika,

    diese treffende Novemberbeschreibung rechtfertigt den blau-karierten-Kuschelhausanzug, die warmen Wollsocken an den Füßen, das gute alte Buch auf den Knien und die Freude daran, einen wohlig warmen Platz vor dem Ofen gefunden zu haben 🙂

    Novemberzeit lässt das stille Genießen zu, die Freiheit des Gedankenschwebens, den Rückblick auf Vergangenes, die leise Melancholie und die Neugier auf Kommendes.

    Liebe Grüße
    KaGo

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