Hallo liebe Biggie,
ich will dir auch Mut machen, es noch einmal mit einer Therapie zu versuchen. Ich war mal an einem ähnlichen Punkt wie du. Mein Mann hat diverse Erkrankungen. Ich hatte diverse Ängste. Das habe ich mir in mehreren Jahrzehnten „angewöhnt“ – das lässt sich nicht mit ein paar guten Ratschlägen von wem auch immer erledigen.
Bei mir wars irgendwann so weit, dass ich monatelang nur noch überlebt und funktioniert habe. Bis dann nichts mehr ging. Glücklicherweise hatte ich eine gute Hausärztin die das erkannt hat und gute Freunde, die mich sofort zu einem guten Psychiater bringen konnten. Hatte innerhalb von 1 Woche Therapiebeginn.
Der Anfang war aber echt hart. Hatte immer 45 Minuten Therapiegespräch. Einmal in der Woche. Danach fühlte ich mich wie „ausgespuckt“ in die Welt – hatte an meinen Problemen genagt…manchmal recht tief in mir gewühlt und dann musste ich wieder eine Woche alleine klar kommen.
Im Laufe der Zeit habe ich mich aber an den Ablauf gewöhnt und es hat mir UNENDLICH gut getan, dass es zumindest in dieser 1h pro Woche NUR um MICH ging. Oft habe ich mich hinterher noch mit einer guten Freundin getroffen um ein bisschen weiter zu reden. Das tat auch gut.
Das Ganze hat gute 2 Jahre gedauert. Also 2 Jahre lang, jede Woche 45 Minuten Gespräch. Manche Sachen konnte ich direkt umsetzen – das meiste erst vieel später. Auch heute noch, Jahre danach merke ich, wie sich Sachen ändern; was mir oft jetzt erst bewusst wird.
Und auch heute noch, Jahre nach der Therapie kommt die ein oder andere Angst mal wieder hoch. Aber der Grunderfolg war, dass ich mir selber wieder bewusster bin – auf mich selber achte – und mich nicht nur durch mein Gegenüber definiere.
Am liebsten würd ich dich ma ganz doll in Arm nehmen 😉
Auch wenn es dir im Moment vielleicht nicht viel bringt, möchte ich dir trotzdem von einer Freundin erzählen: sie war chronisch krank – mit sehr starken Schmerzen. Tiefseetauchen brachte ihr Erleichterung. Anfangs hat sie das in Ägypten gemacht; aber da da die politische Lage schwierig war, hat sie es hier zu Hause am Bodensee angefangen. Der Bodensee ist kein ungefährliches Tauchgebiet. Das war ihr sehr bewusst. Aber ein Tiefseetauchgang hat ihr 3 Monate Schmerzlinderung, teilweise sogar Schmerzfreiheit gebracht.
Im Januar diesen Jahres ist sie bei einem Tauchgang tödlich verunglückt. Klar ist das tragisch. Aber sie war glücklich mit dem Leben das sie hatte und sie hätte es immer wieder getan. Für sie war es das Risiko einfach wert. Und was wäre die Alternative gewesen? Mit Scherzen zu Hause liegen? Ich denke gerade wir Migräniker können es nachvollziehen, dass man viel geben würde für eine Zeit lang ohne Schmerzen.
Ist mal ein anderer Blickwinkel 😉
Was dir vielleicht kurzfristig helfen kann: versuche dir kleine Momente für dich zu schaffen. Z.b. wenn dein Mann unterwegs ist. Du kannst dann ja eh nix machen. Versuche dir etwas zu gönnen – schaue einen Film an – genieße einen Tee – nimm ein Bad – irgend etwas was du gerne magst und was dir zumindest eine kleine Auszeit gibt.
Ich lege oft zum kochen Musik ein 😉 das entspannt mich ungemein. Oder ich gehe in die Stadt, kaufe mir ein Eis und beobachte dann die Leute an einem belebten Platz. Früher bin ich oft zu Ikea gegangen und hab da Leute beobachtet 😉 danach einen HotDog gegessen und dann wieder heim. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten sich abzulenken – man muss sie nur (wieder) entdecken. Muss ja nich immer ruhig aufm Sofa liegen sein…da würd ich auch wahnsinnig werden *g*.
Grüßle Daniela