Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Bin in der Krise! (Catingrid)

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  • Catingrid
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 90

    Hallo liebe Leute hier!

    Ich wende mich in meiner Verzweifflung mal wieder hier ans Forum. Ich brauche mal wieder ein paar aufbauende Worte. Ich bin total in der Krise. Nur ganz kurz zu mir, bin 46 Jahre, hab seit über 30 Jahren Migräne, die aber in den letzten 2-3 Jahren deutlich schlimmer geworden ist. War Anfang des Jahres das erste mal in Kiel, hab mir eine neue Neurologin gesucht und bin in Schmerztherapeutischer Behandlung und und und…. Die Suche nach einer funktionierenden Prophylaxe war bisher erfolglos, hab jetzt alles durch bis auf Botox. Mir geht grad die Luft aus, die Kraft und die Hoffnung flöten. Hab soviel Migräne (4-5 Tage die Woche), daß ich auch emotional auf dem Zahnfleisch laufe.

    Was macht denn ihr so, wenn ihr das Gefühl habt, ihr könnt einfach nicht mehr und es geht so nicht mehr weiter?

    Liebe Grüße von Ingrid

    lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Liebe catingrid,
    das klingt ja so als würde es schon lange dauern … ich finde auch, dass es einfach so viel Kraft raubt und dann habe ich das Gefühl ich muss mich auch emotional erst wieder zusammenbasteln. Und wenn ich das geschafft habe gehts wieder los. Aber manchmal gelingt es mir trotzdem noch schöne Dinge zu sehen. Nette Menschen, das Lachen meiner Kinder … Ich habe für mich auch keine Lösung, nur manchmal Lichtblicke, …
    Von der Anzahl her bist du ja für Botox „qualifiziert“ ich habe damit keine Erfahrung … aber das haben ja andere hier.

    Ich mache seit einer Weile Therapie und habe das Gefühl, das tut mir wirklich gut. Auch einen Ort zu haben wo ich den emomtionalen Müll mal lassen kann ohne damit die Menschen um mich rum immer damit zu belasten. Eine, die auch mal dafür bezahlt wird mir beim Heulen zuzusehen 😉 ist natürlich in Wirklichkeit komplexer als das … aber dennoch …

    Vielleicht haben andere noch bessere Ideen aber erstmal ein Signal, ich denke an dich!
    lili

    Catingrid
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 90

    Danke Lili für deine mitfühlenden Worte,
    das ist das gute hier, an diesem Forum, hier sind Menschen die aus eigener Erfahrung wissen, wie schwer es ist mit Migräne zu leben. Man will ja auch wirklich nicht ständig seine Freunde mit dem „Migränemüll“ belasten und die verstehen das auch nicht wirklich, kann warscheinlich auch keiner der nicht selbst betroffen ist 🙁

    Kennt ihr das auch, man ist ja echt nicht mehr man selber und emotional extrem dünnhäutig in so einer akuten Migränephase?!

    lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Liebe catingrid,
    ich kann dann immer weinen …
    und ich habe leider auch das Gefühl ich war mit weniger Migräne lockerer, leichter, lustiger, spontaner … vielleicht gibt es auch was Positives, was ich gelernt habe,
    aber ich würde das jederzeit eintauschen gegen Schmerzfreiheit
    Lg lili

    Catingrid
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 90

    Ja genau, Lili, ich würde auch am liebsten heulen, aber ich weiß, daß mir dann der Kopf erst recht explodiert!
    Aber was ich so beängstigent finde, ist daß sich über die akute Migräne hinaus, wirkt sich das ganze „Migräne-Schmerzpaket“ so persönlichkeitsverändernd aus. Darüber hab ich auch schon mit meinem Therapeuten gesprochen. Hab nämlich auch vor kurzem eine Psychotherapie begonnen, weil ich mich so überfordert fühle und Entlastung brauche.
    LG, Ingrid

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33353

    Liebe Catingrid,

    jeder kennt solche Phasen und sie nehmen sehr viel Kraft weg. Dass auch Dauer auch die Psyche leidet, ist ja kein Wunder.

    Hältst Du Dich noch an die 10/20-Regel? Sonst könnte auch ein MÜK dafür verantwortlich sein, dass Prophylaxen nicht wirken und die Attacken immer mehr zunehmen. Sollte das der Fall sein, könnte eine Medikamentenpause Abhilfe schaffen. Danach dann nach einer neuen Prophlaxe umsehen, eventuell auch Botox?

    Alles Liebe und viele Grüße
    Bettina

    lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Liebe Catingrid,

    das ist spannend, darüber mache ich mir auch gerade Gedanken. Ich habe auch den Eindruck, dass mich die Migräne/ die vielen Schmerzen etc. verändert und zwar auch in dem Sinne, dass es wesentliche Eigenschaften von mir verändert, dass, was ich als Identität, Persönlichkeit sehe. Was ich oben geschrieben habe, ich war lustiger, spontaner, neugieriger, offener … das gilt nicht nur während der Attacke, sondern dauerhaft. Ich versuche gerade mir Teile davon wieder zu erobern, aber dennoch … Ich glaube (leider) nicht mehr, dass ich alles schon irgendwie schaffe, grundsätzlich Bäume ausreißen kann und das manchmal auch ganz gerne tue – weil es (leider) nicht mehr stimmt, zumindest im Moment.
    Schon frustrierend, aber es ist wohl auch wichtig zu erkennen wo meine Grenzen sind.

    LG lili

    Ute
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 16

    Ich würde auch sagen, dass ich mich in einer kleinen Krise befinde. Die Migräne hat schon Einfluss auf mein Leben und meine Persönlichkeit genommen. Ich habe mich in meinem Freundeskreis zurückgezogen, ich bin viel introvertierter als vorher. Ich rede nicht immer über meine Probleme, ansonsten müsste ich täglich erwähnen, dass ich mal wieder Migräne habe und trotzdem etwas mit meinen Freunden unternehmen möchte. Freunde wissen, dass ich Schmerzen habe und fragen mich seltener, ob ich auf irgendwelche Konzerte gehen möchte oder irgendwelche außergewöhnliche Aktivitäten mit ihnen unternehmen möchte, weil sie Rücksicht nehmen wollen. Das ist irgendwie ein Teufelskreis und daher versuche ich einen guten Mittelweg zu finden.
    Ich bin manchmal richtig „verbittert“, dabei war ich vorher ein sehr aufgeschlossener Mensch. Ich bin mit meinem Ex-Freund zusammengekommen als ich noch migränefrei war und es lässt sich darüber streiten, ob diese Krankheit eine gute Beziehung gefährden darf und kann. In dem Fall war es aber eine extreme Bewährungsprobe: Ich habe tagelang im Bett gelegen, wir haben zusammen keinen Sport mehr gemacht, wir sind kaum noch zusammen ausgegangen..
    Die Bezuehung war nicht stark genug und nun bin ich seit zwei Jahren bereits Single und habe extreme Probleme mich jemandem anzuvertrauen und potentiellen Partnern von meiner Migräne zu erzählen. Ich glaube, dass ich dadurch dann auch bisschen verschlossen wirke.
    Ich bin sehr launisch und manchmal sogar richtig rücksichtslos…

    Mich regt es dann immer so auf, dass ich andauernd an meine Grenzen gerate und bin tieftraurig.
    Ich mache auch eine Psychotherapie, weil ich Bedenken habe, langfristig in eine Depression zu rutschen.

    Evken
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 467

    ….glaub mir : du wirst jemanden finden der dich so liebt wie du bist – auch mit Migräne! Die ist ein Teil von dir !
    Jemanden, der es nicht wertet und es einfach annimmt – ohne mitzuleiden !
    Und dann ist es Liebe !!

    Catingrid
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 90

    Liebe Lili und liebe Ute,

    bei all dem nicht zu verbittern und in eine Depression zu rutschen ist gar nicht so einfach. Gut, daß wir uns proffessionelle Hilfe gesucht haben.
    Es ist zwar wichtig zu wissen, wo unsere Grenzen sind, aber diese zu akzeptieren ist die Kunst, aber die Migräne und die Schmerzen grenzen uns unfreiwilig ein.
    Heute ist mein Kopf fast schmerzfrei, aber ich muß mich erst wieder „sortieren“ und bin sehr ausgelaugt. Wenn ich mal ein paar Tage keine Schmerzen hatte bin ich ein ganz anderer Mensch! Das finde ich schon erschreckend.

    Evken
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 467

    Liebe Catingrid ,
    Ich kann dich gut verstehen ! Als meine Migräne mit Anfang 30 explodierte habe ich auch so sehr gehadert mit meinem Schicksal . Bin leider dann auch in eine Angststörung gerutscht und brauchte lange da wieder heraus zu kommen !

    Jetzt geht es mir psychisch aber sehr gut….trotz Migräne !
    Ich bin eigentlich auch viel quirliger und voller Power und habe das Gefühl ich muss die ganze Zeit mit angezogener Handbremse fahren!
    Dafür habe ich aber auch andere schöne Seiten an mir kennengelernt !

    Aber ich will jetzt gar nicht zuviel von mir reden . Ich wollte dir nur sagen :
    Es ist ganz normal und natürlich dass dir die Schmerzen auch aufs Gemüt schlagen …und du darfst auch wütend und traurig sein !!!
    …..irgendwann kommen dann bessere Zeiten und die blöden Gefühle wandeln sich von selbst !
    Gut dass du eine Therapie machst !
    Und wenn du merkst dass sich eine Depression o.ä. entwickelt dann warte nicht zu lange mit Antidepressiva ( ich habe mich viel zu lange ohne diese Hilfe gequält ). Es gibt auch AD die als Prophylaxe bei Migräne sinnvoll sind !

    Liebe Grüße
    Eva

    ivitho
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 97

    Liebe Catingrid, ich denke, jeder hier kann deine Situation nachvollziehen. Aber wichtig ist einfach, auch wenn es so schwer ist an vielen Tagen, ich weiss, sich nicht diesem erschlagenden Gefühl hinzugeben. Sage dir immer wieder, dass letztendlich DU „Herr deiner selbst bist“ und es im Griff hast. Es wird auch wieder besser. Ich selbst kenne das Gefühl der Angst, wenn die 3 Tage Migräne trotz Triptan überschritten sind & der Schmerz nicht aufhört oder erneut einsetzt & die Angst vor einem langen Status einsetzen will. Aber ich versuche, es nicht zuzulassen, sondern die Kontrolle zu behalten. Mir hilft das spezielle Atmen, Lockern und Abschalten beim Qi Gong und Tai Chi dabei. Mein Mann & unser Herzblatt Benny (unser kleiner Yorkshire-Terrier), der mir nicht von der Seite weicht, wenn es mir schlecht geht. Bei mir hat es sich etwas geregelt, als ich vor einigen Jahren mein Leben wegen einer weiteren Schmerzerkrankung komplett umstellen musste, was sich auch positiv auf die Migräne ausgewirkt hat. Auch meine Angst vor der Migräne ist dabei etwas gewichen, da ich damals erfahren habe, wie viel mehr Schmerz ich noch ertragen muss und dabei dachte ich, schlimmer als Migräne geht nicht. Weit gefehlt. Inzwischen lebe ich mit beiden Erkrankungen. Ich habe Panik & Angst gut überwunden, wenn auch nicht beseitigt, aber ich weiss, dass es trotz Schmerzen, so viele gute Tage gibt. Nicht aufgeben! Und hier wirst du sicher bei den anderen viel Rat und Infos finden, was du tun noch tun kannst.

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