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Chronische Kopfschmerzen seit 6 Jahren – Einnahme Tavor (Michael)
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AutorBeiträge
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Hallo,
ich habe eine spezielle Frage zur Einnahme von Tavor bei starken Kopfschmerzen.
Meine chronischen Spannungskopfschmerzen ertrage ich seit 6 Jahren. Es gab keinen einzigen Tag an dem ich keine Schmerzen hatte. Ich habe mit meinem Neurologen und meiner Psychiaterin vermutlich 20 verschiedene Medikamente ausprobiert. Nichts hatte geholfen. Durch die Schmerzen kamen dann Depression und Ängste. Ich hatte mich komplett isoliert und mich irgendwie damit abgefunden für den Rest meines Lebens die Kopfschmerzen zu haben. JEDEN Tag waren die Schmerzen irgendwann bei einer 9 von 1-10. Es fühlt sich so an, als ob mein Kopf eingespannt ist und gleich explodieren wird – jeden Tag! Irgendwann probierte ich dann mal Tavor aus und es war der Wahnsinn. Die Schmerzen gingen von 9 runter auf 3. Ich konnte endlich mal wieder ein paar Stunden ohne Schmerzen verbringen und die Lebensfreude kam zurück. Natürlich weiß ich von der Abhängigkeitsgefahr und das letzte was ich will ist davon so abhängig zu werden dass ich mal einen harten Entzug machen muss und es dann nicht mehr nehmen kann. Es ist wirklich das einzige Medikament das irgendwie gegen die Schmerzen wirkt. Ich habe alles durch, von SSRI, SNRI, Neuroleptika, Ritalin, Cannabis – nichts davon hat eine Wirkung. Ich nehme pro Woche höchstens 3 mal 1 mg Tavor zu mir. Die Dosis habe ich noch nie erhöht und die Wirkung ist konstant ohne dass sich irgendwie eine Toleranz entwickelt.An diesen Tagen kann ich irgendwie einigermaßen Leben, Freunde treffen, den Haushalt machen usw. Zwischendurch mache ich immer wieder 2-3 Wochen Einnahmepausen, damit sich keine Abhängigkeit entwickelt. Das einzige was ich dann bemerke ist, dass die Kopfschmerzen wieder jeden Tag da sind, keine anderen Entzugserscheinungen. Psychotherapie habe ich auch viel gemacht, war in psychosomatischen Kliniken und in einer Schmerzklinik.
Da Benzos so stigmatisiert werden und jeder 2. Beitrag in Foren davon handelt, dass der Entzug schlimmer ist als Heroin, habe ich immer irgendwie kein gutes Gefühl die zu nehmen. Wenn es aber bedeutet, dass ich einigermaßen normal leben kann und die Dosis und Einnahmehäufigkeit nie erhöhe würde ich das vermutlich so lebenslang weiter machen.
Ich will das Medikament auf keinen Fall hier verherrlichen, es aber auch nicht sofort als sehr gefährlich bewerten. Ich bin 32 und hatte 5 Jahre lang jeden Tag solche Schmerzen, dass ich nur 3 Stunden am Tag arbeiten konnte und dann zuhause wirklich jeden Tag das Gefühl hatte mein Kopf platzt. Das will ich so nie wieder haben, ich will aber auch nicht in eine Abhängigkeit rutschen.
Meine Frage wäre, ob jemand von euch auch regelmäßiger Benzodiazepine nimmt und damit gut klar kommt über Jahre?
Vielen Dank schon mal!
Coooyah
Hallo Michael,
leider muss man sagen, dass genau der Verlauf den Du beschreibst in der medizinischen Literatur als Basis der Abhängigkeit häufig beschrieben wird: Benzodiazepine wirken gut und fühlen sich gut an. Wenn die Nebenwirkungen beherrschbar sind scheint eigentlich nicht gegen sie zu sprechen. Also nimmt man sie weiter. Es geht einem ja gut damit – so ist das bei fast jeder Droge!
Der langfristige grundsätzliche (und nicht ausweichbare!) Mechanismus von Benzodiazepinen ist allerdings der, dass Gefühle, Gedanken und auch Schmerz gedämpft werden. Der Körper wird dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht und irgendwann fängt er an dieses Ungleichgewicht auszugleichen und die entsprechenden Filter sensibler zu machen. Die Benzodiazepine wirken dann immer schlechter. Die Wirkung lässt nach und man nimmt mehr Medikamente. Nimmt man nicht mehr oder reduziert den Gebrauch sogar so bewirken die sensibilsierten Filter eine teilweise deutliche Erhöhung der ursprünglichen Symptomatik was zu teilweise wirklich kaum erträglichen Erscheinungen führt.
Dieser Mechanismus kann bei manchen auch erst nach Jahren auftreten und dies auch bei niedriger Dosierung!!!!!
Ich würde Dir wirklich abraten Benzodiazepine länger zu nehmen. Dein Gebrauch des Wortes ’stigmatisiert‘ in diesem Zusammmenhang ist auch schon bezeichnend: Im medizinischen Bereich werde nirgendwo Benzodiazepine stigmatisiert. Millionenfache Abhängigkeiten und erzeugte schwere Verläufe bilden den Hintergrund einer diesbezüglichen Warnung. Dein Gebrauch des Wortes Stigmatisierung in diesem Zusammenhang ist eine Verharmlosung.
Ich habe mehrfach beruflich mit Menschen zu tun gehabt, die in genau die Falle gegangen sind vor (in?) der Du Dich befindest und denen es sehr schlecht ging.
Benzodiazepine sind fantastisch wirkende Medikamente. Aber nur für den streng kontrollierten Kurzzeitgebrauch!
Freundliche Grüße
Hallo Michael, herzlich willkommen im Headbook. 🙂
Meine chronischen Spannungskopfschmerzen ertrage ich seit 6 Jahren. Es gab keinen einzigen Tag an dem ich keine Schmerzen hatte.
Steht die Diagnose zweifelsfrei fest? Sonst auch an NDPH (new daily persistent headache) denken. Spannungskopfschmerzen sprechen sonst eigentlich recht gut auf trizyklische Antidepressiva – hier speziell das Amitriptylin – an.
Benzodiazepine sind wertvolle Medikamente und sie per se zu verdammen, ist nicht hilfreich. Allerdings ist es tatsächlich so, dass das Abhängigkeitspotential sehr hoch ist. Und was Dir sicher auch klar ist – sie sind keine Medikamente für die dauerhafte Einnahme!
Zwischendurch mache ich immer wieder 2-3 Wochen Einnahmepausen, damit sich keine Abhängigkeit entwickelt. Das einzige was ich dann bemerke ist, dass die Kopfschmerzen wieder jeden Tag da sind, keine anderen Entzugserscheinungen.
Du bist bereits abhängig, auch wenn Du das nicht realisieren kannst/willst. Da hält man auch mal zwei oder drei Wochen durch, wenn man weiß, dass man sein wunderbares Medikament danach wieder erhält.
Bitte wende Dich erneut an Neurologen, Psychiater oder wer sonst helfen kann. Du brauchst eine andere Lösung und das ist Dir insgeheim wohl auch klar. So kann es leider nicht weitergehen, wenngleich ich Deinen Leidensdruck sehr gut nachfühlen kann.
Alles Gute und liebe Grüße
BettinaÜberschnitten, Glückdererde. 😉
Hallo Michael
Auch von mir ein herzliches Willkommen im Headbook.
Bettina hatte ja schon den NDPH angesprochen.
Was mich interressieren würde ist wie sich dein chronischer Spannungskopfschmerz entwickelt hat. Hattest du vorher schon episodisch diese Kopfschmerzen und wie hast du diese behandelt? Oder ist er gleich dauerhaft vorhanden gewesen. Das würde dann zum NDPH (New Daily Persistant Headache) passen.
Welche Erfahrungen hast du mit anderen Schmerzmitteln wie zum Beispiel Ibuprofen, Paracetamol, Naproxen oder Novalgin?
Gruß Flummi
Hello again!
Danke schonmal für Eure Antworten.
Ich habe leider noch mehrere Diagnosen und nehme noch andere Medikamente ein.
Es ist auf jeden Fall so, dass die Kopfschmerzen verstärkt auftreten wenn ich gestresst bin, mich konzentrieren muss oder ich arbeiten muss. Das erste mal aufgetreten sind die Schmerzen nach einer Panikattacke vor 6 Jahren. Die Angst war quasi nicht mehr präsent, dafür aber die Kopfschmerzen.
Habe auch schon Jahre Psychotherapie hinter mir und habe sehr viele Medikamente probiert.
Leider ist das einzige Medikament, dass wirklich verlässlich wirkt eben Tavor. Danke, dass ihr mich nochmal auf die Abhängigkeitsgefahr hingewiesen habt. Psychisch abhängig bin ich sicherlich danach. Es ist halt wie gesagt das einzige was hilft. Mir ging es bei der Frage um die körperliche Abhängigkeit, die ich halt auf jeden Fall vermeiden will. Ich nehme es ca. 2 mal pro Woche. Werde jetzt erstmal wieder weniger nehmen. Hatte aber nie die Dosis erhöht und das mit den 2x ist ärztlich besprochen.
Amitryptilin nehme ich auch. 50 mg pro Tag. Könnte man versuchen, dass nochmal zu erhöhen oder müssten 50 mg gegen Spannungskopfschmerzen schon gut wirken?
Stehe leider kurz davor mit 32 Jahren aufgrund der Schmerzen erstmal Erwerbsminderungsrente zu beantragen, da ich schon nach nur 1 Stunde Arbeit die Kopfschmerzen bekomme. Die letzten Monate war ich krank geschrieben und habe nicht gearbeitet. Da war es deutlich besser mit den Schmerzen.
Grüße
Coooyah
Lieber Michael,
eine Bekannte von mir hat über Jahre hinweg ein Medikament eingenommen, das zwar nicht in die Gruppe der Benzodiazepine gehört, aber diesen sehr ähnlich ist. Niedrig dosiert und die Dosis auch nie gesteigert – 20 Jahre später wurden bei ihr massive irreversible Veränderungen am Gehirn festgestellt, die ihre Lebensqualität erheblich einschränken, inzwischen ist sie auf Pflege angewiesen… Einfach mal als Beispiel zu deiner Frage, ob so etwas körperliche Langzeitauswirkungen haben kann.
Es ist schlimm, in so jungen Jahren solche Schmerzen zu haben – ich war, wenn ich zurück rechne, gerade mal ein Jahr jünger als du damals, als bei mir von jetzt auf gleich der Kopfschmerz sich eingestellt hatte… Zum Glück habe ich gute ärztliche Betreuung und schlage mich jetzt seit 10 Jahren mal mehr mal weniger gut damit durch, es gibt halt immer mal wieder schlechtere Phasen, aber insgesamt komme ich gut zurecht.
Was ich dir sehr ans Herz legen möchte, ist dran zu bleiben, dir ärztliche Hilfe und eine gesicherte Diagnose zu holen, jede Menge Wissen anzueignen und ggf. über einen stationären Klinik- oder Rehaaufenthalt nachzudenken.
Vielleicht auch nochmal andere Medikamente zu testen – du schreibst, dass du schon viele Medikamente probiert hast, waren darunter auch andere Antidepressiva bzw. Medikamente zur Kopfschmerzprophylaxe oder waren das Akutschmerzmittel? Manchmal muss man sich ein wenig durchtesten, um das Richtige zu finden. Sprich mal mit deinem Arzt über eine Erhöhung von Amitriptylin, ich meine, dass man die Dosis auch noch erhöhen könnte, bin aber da gerade nicht sicher, da kriegst du wahrscheinlich noch andere Antworten.Dir alles Gute!
Liebe Grüße, TanniHallo Michael,
ich meine mich zu erinnern, dass mir 75 mg Amitriptylin als Zieldosis genannt wurden, wenn man hier unter „Migränewissen“ mit Unterpunkt „Prophylaxe“ schaut, findet man für Amitriptylin 50-150mg/Tag als Dosis bei Spannungskopfschmerz. Wenn die Sedierung mit Tavor etwas günstiges für dich bewirkt, ist es sicher mit höherer Dosis Amitriptylin eine reelle Chance.
Viel Erfolg!!Hallo Michael,
Du bist ja ärztlich überwacht, das ist schon mal gut.
Psychisch abhängig bin ich sicherlich danach. Es ist halt wie gesagt das einzige was hilft. Mir ging es bei der Frage um die körperliche Abhängigkeit, die ich halt auf jeden Fall vermeiden will.
Wie willst Du denn beurteilen, dass Du psychisch nicht abhängig bist? 😉 Dein Blickwinkel darauf ist nicht objektiv, wie sollte er auch. Nach so vielen Jahren ist man psychisch und physisch abhängig, das wird Dir sicher auch Dein Arzt bestätigen. Aber ich nehme an, das ist alles kalkuliert durch Deinen Arzt und er hat Nutzen gegen Risiko abgewogen.
Die Erhöhung des Amitriptylin (Jasmin hats schon geschrieben) könnte eventuell positivere Auswirkungen haben und im besten Fall vielleicht mal das Tavor ersetzen.
Liebe Grüße
BettinaHallo,
ich bin seit 1 Jahr krank geschrieben wegen chronischen Spannungskopfschmerzen und daraus ergebene psychische Erkrankungen.
Jetzt hat mich die gesetzliche Krankenversicherung aufgefordert einen Antrag für eine medizinische Reha bei der Rentenversicherung zu stellen innerhalb von 10 Wochen.
Hat eventuell jemand von Euch schonmal so eine Reha gemacht und kann eine Rehaklinik empfehlen, die auf Kopfschmerzen spezialisiert ist? Nach Rückfrage bei der Krankenversicherung muss es eine Rehaklinik sein und keine Akutklinik. Die Hoffnung, dass mir ein Rehaaufenthalt etwas bringt ist nicht sehr groß, es wäre trotzdem schön die Reha in einer Klinik zu machen, die sich mit chronischen Kopfschmerzen auskennt.
Schonmal vielen Dank!
Michael
Darüberhinaus wollte ich fragen, ob es Sinn macht sich für einen stationären Aufenthalt in der Schmerzklinik Kiel anzumelden. Die Klinik bietet keine Reha Leistungen an oder?
Ich würde mich trotzdem gerne für einen Aufenthalt in Kiel anmelden, ist das nebenher möglich trotz Krankschreibung?Hallo Michael,
was soll erreicht werden in der Reha?
Entzug vom Tavor?
Spezialisiertes Eingehen auf die psychische Komponente?
Medikamentöse Neueinstellung?Je nachdem, was Priorität hat, richtet sich die Wahl der Einrichtung.
Liebe Grüße
BettinaPS: Sobald eine neue Frage in einem Forum eingestellt wird, rutscht es ganz nach oben und jeder kann den Eintrag sehen. 🙂
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