Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Fraktis Brain

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  • Frakti
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    Beitragsanzahl: 40

    Hi ihr Lieben,

    ich hab schon länger accountfrei mitgelesen, aber ich dachte, ich meld mich dann jetzt mal ordentlich an.
    Also ich bin Frakti, 40 Jahre alt und habe Migräne seit dem Kindergarten. Ohne Aura, dafür auch unter Prophylaxe teilweise recht lange und anstrengende Attacken, die aber dafür inzwischen gut abgrenzbar sind (die sehr langen Attacken sind zudem in der Regel zyklusorientiert, daher relativ gut vorhersehbar).

    Ich bin grad ganz zufrieden und okay mit der medikamentösen Einstellung, mit klassisch Propranolol und Naratriptan/ Almotriptan + Vomex zur Akutmedikation (NSAR, Ibu usw. leider hier nicht mehr magenverträglich). Hatte früher einige Probleme mit Nebenwirkungen und benötige oft auch für gute Wirkung nur geringe Dosierungen, weswegen ich gelegentlich nicht ernstgenommen wurde von Behandler*innen. Mein jetziger Neurologe tut das aber glücklicherweise, was sehr hilfreich war, um angstfrei weiter auszuprobieren, was funktionieren könnte. Und ja, hat auch geklappt, im Moment geht es mir ganz gut.

    Was ich nach wie vor etwas anstrengend finde, ist das mangelnde Bewusstsein für Migräne bzw. das Leben mit chronischen Erkrankungen generell in der Gesellschaft. Im Alltag kann ich das gut abwehren, aber ich hab oft während der Attacken so eine Art Flashbackerinnerungen an Situationen, in denen Menschen sich rücksichts- oder auch einfach ahnungslos verhalten haben. Die erlebt man ja auch über die Jahre in unterschiedlichen Schweregraden und muss, insbesondere wenn die Migräne früh begonnen hat, überhaupt erstmal begreifen, dass Menschen, die keine Migräne haben, sich nicht vorstellen können, was Migräne haben bedeutet.

    Ich finde aber auch, dass die Migräne-Community insgesamt sehr strong und gut im Sich-Vernetzen und Austauschen ist. Es gibt inzwischen so viele gute und engagierte, teilweise auch selbst betroffene Ärzt*innen, Betroffene, die sich gegenseitig unterstützen und nach außen aufklären, die Schmerzklinik und das Forum hier natürlich oder auch die Migräneliga. Da bin ich auch Mitglied seit ungefähr Pandemiebeginn und das hat vieles leichter und besser erträglich gemacht in dieser Zeit.

    So, Fragen hab ich jetzt eigentlich gar keine. Wollte nur mal Hallo sagen und ich hoffe, ihr habt alle einen okayen oder hoffentlich sogar guten Tag heute. Hier regnet es gerade, ist aber sehr gemütlich. 🙂

    Liebe Grüße
    Frakti

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33383

    Ein herzliches Willkommen als schreibendes Mitglied, liebe Frakti. 🙂

    Schön, dass Du jetzt gut eingestellt und somit stabil bist.

    Die Awareness für Migräne nimmt zum Glück immer mehr zu, auch durch Selbsthilfe-Communitys wie der unseren (dazu gehört auch die Migräne Community auf Facebook).
    Trotzdem gibt es nach wie vor auch noch Vorurteile, die nicht nur nervig sind, sondern auch schmerzen können. Aber wir bleiben dran mit der Aufklärung, somit kann es eigentlich nur besser werden. 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

    Frakti
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 40

    Liebe Bettina,
    vielen Dank für das nette Willkommen. 🙂 Und ja, Du hast recht: Wir bleiben dran und machens besser. 😉
    Liebe Grüße
    Frakti

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33383

    😎💪

    Frakti
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 40

    Hi ihr Lieben,

    jetzt hab ich doch mal eine Frage:
    Und zwar hab ich neben der Migräne auch psychische Begleiterkrankungen, mit denen ich im Alltag aber gut umgehen kann. Während der Attacken struggle ich im Moment aber zunehmend mit Flashbacks und Deprigedanken und ich überlege, mir da weitere Unterstützung zu suchen. Eine Therapie möchte ich gerade nicht machen, aber ich überlege, mich nach einem Psychiater umzuschauen – einfach, um einen Ansprechpartner zu haben, mit dem/der ich den Verlauf im Blick halten kann. Und damit ich, falls Handlungsbedarf aufkommen sollte, direkt weiß, an wen ich mich wenden kann.

    Problem 1: Die Person sollte sich einigermaßen mit Migräne/Schmerzerkrankungen auskennen, ich würde ungern darüber diskutieren müssen, ob die „Ursache“ meiner Migräne in der Kindheit zu suchen sei.

    Problem 2: Ich hatte ein paar unangenehme Erlebnisse mit Antidepressiva, die ich im Rahmen der Migräneprophylaxe ausprobiert habe. (Ich weiß, man muss da manchmal sehr ausgiebig testen, ist mir im Moment allerdings zu heikel.)
    Eine wesentliche Aufgabe von Psychiatern ist es ja aber, Medikamente zu verschreiben. Macht es trotzdem Sinn, sich einen zu suchen, wenn man keine nehmen möchte? Hat da jemand Erfahrungen mit? Habt ihr Tipps, wie man die richtige Person finden kann? Über die Schmerztherapeut*innensuche hatte ich schon geschaut.

    Ich weiß, das sind sehr spezifische Fragen, also wenn da keinem was zu einfällt, ist das auch nicht schlimm. Ich dachte nur, ich stell sie mal rein, vielleicht hat ja doch schon jemand Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Ihr könnt mir auch gern per PN schreiben, wenn ihr euch nicht outen möchtet.

    Liebe Grüße und allen eine schmerzarme Woche 🙂
    Frakti

    glückdererde
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 884

    Hallo Frakti,

    Du siehst das ganz richtig: Psychiater behandeln sehr häufig indem sie Medikamente verschreiben. Mit Gesprächewn verdient man in der Medizin fast überall zu wenig um eine Praxis wirtschaftlich führen zu können. Wenn Du im Moment keine diesbezüglichen Medikamente möchtest, was ja bei der von Dir geschilderten Symptomatik völlig in Ordnung ist, würdest Du einen Psychiater eher in Verlegenheit bringen. Der hat von seinem Budget her nicht wirklich die Zeit, von Ausnahmen mal abgesehen, sich mit Dir länger zu unterhalten.

    Termine beim Psychotherapeuten hingegen, zumindest bei erfahrenen (und bei Dir möglichst auch noch Schmerzpsychotherapeuten), folgen ja nicht zwangsläufig einem festgelegten Muster. Warum soll es nicht möglich sein, nachdem der Therapeut und Du Euch kennen gelernt habt, ausschliesslich ‚backup‘ Stunden zu machen, also nur Stunden bei denen Du zur Sicherheit jemanden im Hintergrund hast ohne wöchentliche fortlaufende Termine und ohne fortlaufenden Prozess.

    Ich halte bei Deinem Wunsch einen erfahrenen Schmerzpsychotherapeuten für die wesentlich stimmigere Idee. Das einzige Problem dürfte sein einen solchen auch zu finden.

    Alles Gute

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33383

    Liebe Frakti,

    Ich hatte ein paar unangenehme Erlebnisse mit Antidepressiva, die ich im Rahmen der Migräneprophylaxe ausprobiert habe. (Ich weiß, man muss da manchmal sehr ausgiebig testen, ist mir im Moment allerdings zu heikel.

    Was waren denn das für Probleme? Ich frage deshalb, weil man hier auch einige Fehler machen kann. Dann liegt es nämlich nicht am Antidepressivum selbst, sondern an der Art und Weise der Einnahme.

    Eine wesentliche Aufgabe von Psychiatern ist es ja aber, Medikamente zu verschreiben. Macht es trotzdem Sinn, sich einen zu suchen, wenn man keine nehmen möchte? Hat da jemand Erfahrungen mit? Habt ihr Tipps, wie man die richtige Person finden kann? Über die Schmerztherapeut*innensuche hatte ich schon geschaut.

    Hier wäre es sehr wichtig, einen Psychiater zu finden, der mit Migräne und Schmerztherapie Erfahrung hat. Sonst lieber an einen Neurologen wenden, der ein Mittel finden könnte, das für Depressionen und Migräne gut geeignet ist.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Frakti
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 40

    Hallo glückdererde,

    danke für den Hinweis, an Abrechnungsprobleme beim Psychiater hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber ist plausibel, klar.

    Ich war bis jetzt eigentlich schon davon ausgegangen, dass man bei Psychotherapie nur eine fortschreitende Behandlung absolvieren kann, mit Struktur und Behandlungsziel und ggf. mal einer größeren Pause. Aber ich frag nochmal nach – wenn das ginge, wäre das natürlich eine gute Lösung und eine Ansprechpartnerin hätte ich da immerhin schon. Danke für die Idee!

    Liebe Grüße
    Frakti

    Frakti
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 40

    Liebe Bettina,

    ist gut, dass Du nachfragst, aber ich glaube, Einnahmefehler waren eher nicht das Problem. Es ist so, dass ich manchmal auf Minimaldosen von egal welcher Substanz schon reagiere – sowohl mit Wirkung, als auch mit Nebenwirkungen. Das gilt zum Beispiel auch für Kaffee oder Alkohol, den ich deswegen nicht mehr trinke. Bei Antidepressiva ist es besonders spaßig und sie sind auch für meine Psychdiagnosen gar nicht mal so angedacht. Ausprobiert hatte ich sie wegen der Migräne.

    Mein Neurologe weiß aber um die Problematik und wir haben daher immer mit Minimialdosen begonnen und über einen gemächlichen Zeitraum eindosiert. Um Nocebo-Effekte zu verhindern, erklärt er sowieso immer sehr sorgfältig, was woher kommen kann und ist per Mail gut erreichbar. Die Gefahr, sich in was reinzusteigern, weil man es nicht zuordnen kann, ist also gering. Vielleicht starte ich irgendwann nochmal einen Versuch, aber im Moment bin ich mit dem Betablocker, nebenwirkungsarm, aber mit guter Wirkung, eigentlich sehr zufrieden.
    Aber danke trotzdem für die Nachfrage – ist sicher gar nicht so selten, dass Leute auf eigentlich wirksame Medis verzichten, weil die Einnahme nicht funktioniert hat.

    Liebe Grüße
    Frakti

    Katrin
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1276

    Liebe Frakti,

    Listen von Psychotherapeuten mit der Zusatzausbildung „Spezielle Schmerzpsychotherapie“ findest du z.B. auf den Internetseiten der Deutschen Schmerzgesellschaft und Schmerzpsychotherapie.

    Ich habe mich von einer Schmerzpsychotherapeutin begleiten lassen und empfand das als äußerst hilfreich und unterstützend. Für mich war die Entscheidung für eine Spezielle Schmerzpsychotherapie stimmig und „goldrichtig“.

    Ob sich (Schmerz)Psychotherapeuten nun mit den einzelnen Erkrankungen auskennen „müssen“? Es kann hilfreich sein, und doch würde ich diese Frage inzwischen mit „nicht zwangsläufig“ beantworten. Entscheidend sind für mich die Kompetenz in Sachen „Schmerz“ und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut und Patient.
    Meiner Erfahrung nach lässt sich ein offener und zugewandter (Schmerz)Psychotherapeut durchaus auch gerne mal von einem informierten und kompetenten Patienten „aufklären“, ohne sich dabei auch nur irgendeinen „Zacken aus der Krone zu brechen“.

    Wenn du dich neurologisch „in guten Händen“ fühlst, wirst du dort sicher auch medikamentös versorgt. Den Verlauf könntest du sowohl mit ihm als auch mit einem Schmerzpsychotherapeuten im Blicke behalten.

    Alles Gute
    Katrin

    Viva la Vida! 🍀

    Frakti
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 40

    Liebe Katrin,

    danke für den Hinweis auf die Liste der Deutschen Schmerzgesellschaft. Ich muss da mal in mich gehen bzw. mal mit meiner Hausärztin sprechen, was vielleicht die beste Lösung ist.

    Geht mir nicht drum, dass ich einmal im Quartal oder so umfänglich meine Sorgen loswerde, und hilfreiche Strategien für den Umgang mit Schmerz habe ich in der Psychotherapie auch schon erhalten. Geht einfach darum, einen laufenden Ansprechpartner zu haben, falls z. B. neue Symptome auftreten (die ja ggf. auch mal Abklärung körperlicher Ursachen erfordern könnten) oder um eine schlechte Phase einordnen zu können, einfach zu wissen, wenn was ist, dann meld ich mich da als erstes. Das läuft ja bei anderen chronischen Erkrankungen auch über den Facharzt, weil der den Überblick und zumeist ja auch unterschiedliche Interventionsmöglichkeiten hat. Aber ich werd alle Infos mal sacken lassen und mich besprechen.

    Danke dir und liebe Grüße
    Frakti

    Auguste72
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 185

    Liebe Frakti,

    Geht einfach darum, einen laufenden Ansprechpartner zu haben, falls z. B. neue Symptome auftreten (die ja ggf. auch mal Abklärung körperlicher Ursachen erfordern könnten) oder um eine schlechte Phase einordnen zu können, einfach zu wissen, wenn was ist, dann meld ich mich da als erstes.

    Je nachdem worum es geht, sind entweder Hausärztin oder Neurologin meine ersten Ansprechpartner. Bei für mich eindeutigen neuen Migräne-/Aura-Symptomen wäre es die Neurologin, bei allen anderen ist es die Hausärztin. So habe ich z.B. auch mit der Hausärztin (aufgrund von Problemen) entschieden, den Betablocker abzusetzen, obwohl den die Neurologin als Migräne-Prophylaxe verschrieben hatte. Mit der Neurologin muss ich nun eine neue Prophylaxe suchen, da hält die Hausärztin sich wiederum raus 😉. Einfach ist anders, aber ich komme gut zu recht damit.

    Psychische Problemen aufgrund der Migräne habe ich bei der Neurologin angesprochen und wenn die gerade nicht zeitnah „greifbar“ ist, dann kontaktiere ich die Hausärztin. Bei Allem, was ich nicht eindeutig mit der Migräne in Zusammenhang bringen kann, ist meine Hausärztin die erste Anlaufstelle. Die ist meine „Sammelstelle“ für alle Beschwerden, Diagnosen und Befunde und hat mir auch schon in anderen psychischen Ausnahmesituationen sehr weitergeholfen.

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