Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Ich bin auch neu. (soleil)

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  • soleil
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    Beitragsanzahl: 20

    Hallo,

    ich bin auch neu und will mich erst einmal vorstellen. Ich bin 37 und habe seit 12 Jahren Migräne.
    Alles begann während meiner Krebsbehandlung. Ich wurde in die künstlichen Wechseljahre versetzt, bekam Chemo und Bestrahlungen. Als mein Körper richtig fertig war, kam die erste Migräne mit Aura. Den Krebs habe ich besiegt, darüber bin ich glücklich, nur die Migräne und ein Erschöpfungssyndrom sind geblieben. Damals konnte ich nur sehr eingeschränkt Schmerzmittel nehmen und musste so manche Attacke mit Paracetamol durchstehen. Später habte ich auch Sumatriptan bekommen, kam aber wegen starker Nebenwirkungen nicht so gut klar und blieb bei Paracetamol. Leider wurden mir damals kein weiteres Triptan angeboten.

    In den Jahren nach meiner Behandlung wurden die Attacken wieder weniger.
    Ich bekam ein, zwei Mal im Monat eine, manchmal gar keine.
    Als ich schwanger wurde, wurde es wieder etwas mehr. Als mein Kind da war, hat es mich total umgehauen und ich hatte 5 bis 7 mal am Stück. Aber nach vier Monaten wurde es wieder etwas besser und es waren wieder 1 bis 2 mal Migräne im Monat.

    Als ich dann wieder in den Job eingestiegen bin, der mich sehr gefordert hat (Außendienst, unregelmäßige Arbeitszeiten, immer erreichbar, viel Verantwortung), wurde es stetig mehr. Bis zu 17 Attacken im Monat waren so die Spitze. Meistens hab ich mich die ersten drei Stunden ins Bett gelegt und war dann doch wieder arbeiten. Ich hab mich trotz der Schmerzen und der immer stärkeren Erschöpfung zur Arbeit gequält und für meine Familie wollte ich ja auch noch da sein.
    So begann eine üble Abwärtsspirale. Die Migräne häufte sich immer mehr, die Aura wurde immer heftiger. Von der „einfachen Sehstörung“ wandelte es sich zu starken Ausfällen von Gliedmaßen und Sprachstörungen. Der Kopfschmerz ging auch zwischen den Attacken nicht mehr weg.
    Es blieb keine Kraft mehr, um Ausdauersport zu machen (den ich sowieso nur eingeschränkt machen konnte und kann), geschweige denn den Alltag noch aufrecht zu erhalten. Termine konnte ich auch keine mehr einhalten. Irgendwann habe ich einfach keine mehr gemacht.
    Meine Hausärztin hat das alles nicht wirklich ernst genommen.
    Irgendwann hatte ich überall Schmerzen und körperliche Symptome, die sich nicht physisch erklären ließen. Da habe ich die Reißleine gezogen und mich krank schreiben lassen. Zum Glück konnte ich mir einen Termin bei einer Neurologin erkämpfen, die mich bis heute sehr unterstützt.
    Ich hatte Glück und konnte nach drei Monaten in eine teilstationäre Schmerztherapie einsteigen. Zum gleichen Zeitpunkt ging auch meine Ehe in die Brüche. Begründung meines Ex-Mannes war, dass er mit meinen Einschränkungen nicht mehr leben kann.
    Die Schmerztherapie hat mir zum Glück trotzdem geholfen. Es wurden zeitweise nur noch 5-8 Attacken im Monat. Nach langem probieren habe ich in Rizatriptan mein Medikament gefunden. Ich dosiere es langsam auf, weil ich mit 10 mg zu dolle Nebenwirkungen bekomme. Nehme also erst 5 mg und nach einer halben bis einen Stunden noch mal 10 mg.
    Verschiedene Prophylaxen wurden auch versucht. Betablocker, Magnesium, Antidepressiva, Topiramat…. Ich komme schon gar nicht mehr auf alle. Leider haben die Medikamente keine wirkliche Besserung gebracht. Ich habe mich nur schlechter gefühlt, aufgrund der Nebenwirkungen.

    Ich habe meinen Job gewechselt, die Arbeitszeit verkürzt und arbeite nun im Innendiest. Da habe ich regelmäßige Arbeitszeiten und wenig Stress.
    Trotzdem haben sich die Migräneattacken in den letzten Monaten wieder vermehrt. Im Moment verhandle ich jeden Tag mit mir, ob ich wirklich ein Triptan brauche, um die 10/20 Regel nicht zu brechen.
    Ich habe keine Ahnung warum es sich momentan wieder so häuft. Und diese grauselige Abwärtsspirale dreht sich schon wieder, da ich es kaum schaffe den Alltag zu bewältigen. Wenigstens habe ich die Angst im Griff und mache trotzdem Termine. Aber ich bin extrem frustriert, da sich meine Erschöfpung mit jeder Attacke verstärkt. Und mit zunehmender Erschöpfung verstärkt sich die Migräne.
    Da es mich so belastet, bin ich nun hier im Forum, um mich auszutauschen und vielleicht wieder etwas mehr Mut zu fassen.
    Ich bin gespannt, was ich hier noch alles lernen kann. Vielleicht geht es dann ja endlich wieder aufwärts.

    Danke an alle, die diesen Austausch hier möglich machen.

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33363

    Willkommen in unserer Runde, liebe Soleil. 🙂

    Du hast ganz schön was mitgemacht und trotzdem gleicht Deine Geschichte die von vielen hier. Vielleicht ist das ein kleiner Trost?

    Nun nehmen die Attacken wieder zu und das macht Dir Angst. Einerseits verständlich, andererseits hast Du schon einmal erlebt, dass es auch wieder einen Weg raus gibt aus dem Dauerschmerz.

    Kannst Du arbeitsmäßig temporär ein wenig kürzertreten? Dir eine kleine Auszeit nehmen, Urlaub, Wellness …) Manchmal beruhigt sich alles wieder, wenn man mal ein wenig rauskommt aus dem täglichen Trott.

    Denke an Regelmäßigkeit, so weit möglich, lass keine Mahlzeiten aus, iss auch ausreichend Kohlenhydrate, schlafe genug usw. Hochdosiertes Magnesium (langsam hochdosieren!) und Vitamin B2 als tägliche Prophylaxe wären auch einen Versuch wert.

    Es gibt sicher noch eine große Anzahl an Prophylaxen, die Du noch nicht getestet hast. Zudem kommt auch die Migräne-„Impfung“ demnächst, die auch eine neue Chance eröffnen kann.

    Alles Gute,
    Bettina

    soleil
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 20

    Hallo Bettina,

    danke für die lieben Worte und die freundliche Aufnahme im Forum.
    Es ist schön hier so ein Forum zu haben, in dem man sich austauschen kann.
    Und du hast Recht, es ist gut zu wissen, dass man mit der Migräne nicht allein ist. Wobei es mir für jeden einzelnen Betroffenen leid tut.

    Beruflich bin ich ja schon extrem kürzer getreten. Ich gehe schon nur noch verkürzt arbeiten, obwohl ich mir das eigentlich nicht leisten kann.
    Aber ich habe mich zumindest heute krank schreiben lassen. Wahrscheinlich hätte ich schon bei den anderen drei Migräneattacken in dieser Woche zu Hause bleiben sollen.
    Aber da ist dieses große schlechte Gewissen und die Angst um den Arbeitsplatz. Leider habe ich nur die 30% GdB. Damit steht mir kein Zusatzurlaub zu und meine 24 Tage sind sehr knapp bemessen.

    Mir macht halt wirklich diese Abwärtsspirale Sorgen. Es ist so ein Kampf gegen Windmühlen. Ich bin auch körperlich wieder total runter, da ich nicht genügend Bewegung bekomme. Ich schleppe mich früh auf Arbeit, bekomme meist kurz vor Feierabend eine Migräne. Dann organisiere ich noch schnell, dass die Kinder versorgt und der Kühlschrank gefüllt ist und dann ist der Tag gelaufen. Das Chaos der Woche beseitige ich dann am WE. Aber auch nicht vollständig, da mich auch dann die Migräne plagt. Ich weiß einfach nicht, wo ich ansetzen soll.
    Ich komme derzeit mit den Schmerzen und dem sich drehenden Gedankenkarusell auch nur schwer in meine Entspannungsübungen. Wenn es klappt, schlafe ich ein.
    Wie machen andere Betroffene das. Trotzdem bewegen, auch wenn der Schmerz noch da ist?

    Meistens ist es bei mir, wie als wenn einer den Stecker zieht. Dann hilft nur schlafen. Damit komme ich natürlich mit dem Schlaf-/ Wachrhythmus und den Mahlzeiten durcheinander.

    Du schreibst von hochdosiertem Magnesium. Ich nehme derzeit 400 mg pro Tag. Ist das ausreichend? Und welche Dosierung wird bei B2 empfohlen?

    Ich habe hier auch gelesen, dass man Magnesium während der Aura nehmen soll. Ist das richtig? Meine Migräneaura ist momentan wieder so heftig, dass ich motorische Ausfälle habe. Damit läuft auch die Angst ständig mit, dass mir das beim Autofahren passiert.
    Ich weiß, meine Angst triggert die Migräne, weil es mir Stress bereitet. Daher hoffe ich, dass mich der Austausch hier wieder nach vorn bringt. Ich will den Kopf wieder frei bekommen.

    Euch allen erst einmal einen schönen Freitag 🙂 Gleich ist Wochenende.

    LG soleil

    soleil
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 20

    … noch ein Nachtrag.

    Schlimm, dieses Vergessen, wenn der Kopf nicht will.

    Sicherlich habe ich nicht alle möglichen Prophylaxe-Medis getestet. Leider können einige Medikamente wegen anderer bestehender Diagnosen und Wechselwirkungen mit Medis, die ich einnehmen muss, nicht gegeben werden.
    Ich bin auch ein wenig müde geworden so viel zu testen. Die Migräne-„Impfung“ hat meine Neurologin mir auch ans Herz gelegt. Leider ist sie noch nicht verfügbar. Ich hoffe sehr, dass ich dies bald testen kann. Ende September bin ich wieder bei ihr bestellt, in der Hoffnung, dass es dann verfügbar ist.
    Die Krux bei mir ist ja auch, dass ich ein Hormonpräparat nehmen muss, dessen Nebenwirkung Migräne sein kann. Ich kann es aber auch nicht absetzen, da ein instabiler Hormonhaushalt meine Osteoporose verschlechtern kann. Es ist zum Haare ausraufen.
    Sorry, wenn ich momentan so jammer, aber zur Zeit zehrt es stark an mir, so dass ich ständig heulen könnte. Aber es kommen sicher wieder bessere Zeiten.

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6942

    Liebe Soleil,

    beim Magnesium wird eine tägliche Dosierung von 600mg empfohlen, wenn der Darm es verträgt (deshalb immer langsam steigern). Nimmst du wegen deiner Osteoporose Calcium-Präparate? Das Calcium sollte man bei hoher Magnesium-Zufuhr auch im Auge haben und evtl. erhöhen.

    Es gibt Magnesiumcitrat (ist für den Körper besser verfügbar als das Magnesiumoxid) in kleinen Tütchen, was hier viele zu Beginn bzw. während einer Aura zusätzlich einnehmen. Es wird immer wieder davon berichtet, dass Auren dadurch abgekürzt werden können oder schwächer verlaufen. Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert.

    Für mich ist es unmöglich, während einer Migräneattacke Ausdauersport zu machen, auch unter wirksamem Triptan nicht, ich bin dann nicht einmal zu Spaziergängen zu überreden. Zum einen habe ich es schon erlebt, dass der Schmerz dann trotz guter Triptanwirkung vorher wieder aufflackert, zum anderen ist mir absolut nicht danach, und dann zwinge ich mich auch nicht. Dass wäre nur wieder neuer Stress und ich würde damit nichts Gutes bewirken.
    Klar, Ausdauersport ist eine sehr wirksame Vorbeugung gegen die Migräne, doch es muss praktizierbar sein und Freude machen, und bei schwer betroffenen Patienten geht das leider oft nicht. Du schreibst, dass du erschöpft bist, weil du nicht genügend Bewegung bekommst. Schmerzen erschöpfen auch, die sind für den Körper kräftezehrende Höchstleistungen!

    Und übrigens, ich finde nicht, dass du dich entschuldigen müsstest, weil du jammerst. In einer schlechten Phase verzweifelt zu sein und das auch zu äußern, ist kein Jammern, sondern ein „Mitteilen des aktuellen Standes“. ?

    Du weißt selber, dass deine Gedankenkarusselle und Sorgen die ganze Sache nur verschlimmern. Versuche selber, Struktur reinzubringen:

    – Was kannst du noch optimieren? Auf die Regelmäßigkeit hat Bettina dich bereits hingewiesen. Ganz aus dem Schlaf-/Wachrhythmus zu kommen, ist auch Stress für den Körper, auch wenn das Schlafen bei Erschöpfung zuerst einmal positiv empfunden wird.

    – Wo kannst du dir helfen lassen? Vielleicht eine Putzhilfe engagieren oder sind deine Kinder alt genug, um mit anzupacken? Hast du Freunde oder Familie in der Nähe, die dich unterstützen können? Es kostet manchmal Überwindung, um Hilfe zu bitten, weil man sich dann selber eingestehen muss, dass man so krank ist, dass man Hilfe braucht. Solange man noch alles alleine wuppt, wenn auch mit Abstrichen, hat man eher das Gefühl, dass alles doch (noch) nicht so schlimm ist.

    – Du kannst nicht am Wochenende das kompensieren, was unter der Woche liegen geblieben ist, schon gar nicht mit Migräne. Du brauchst dringend Ruhephasen. Was kannst du lassen, was aufschieben? So lange man durch ein Fenster sieht und noch feststellen kann, ob es draußen regnet oder nicht, muss es meiner Meinung nach nicht geputzt werden. ? ?

    – Was mir in schlechten Phasen immer sehr geholfen hat: Ich habe mir eine klare zeitliche Frist gesetzt, z.B. „Ich warte jetzt noch drei Monate ab, und wenn es dann noch so schlimm ist, mache ich X oder Y oder nehme Medikament Z. Diese täglich immer neue Auseinandersetzung mit dem Was-soll-ich-nur-tun-so-kann-es-nicht-weitergehen, bewirkt einen starken inneren Druck.

    Wenn du deine Möglichkeiten zur Optimierung geprüft und in die Wege geleitet hast, was für dich und deine Situation passt (muss ja nicht alles auf einmal sein ? ), gönn dir einfach mal ganz bewusst ein oder zwei Wochen Auszeit mit dem Denken (was deine Erkrankung betrifft natürlich nur ? ). Solche Fristen können auch Ruhe reinbringen.

    Lieber Gruß
    Heika

    Emily
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 44

    Liebe soleil,

    du hast eine Menge durchgemacht und es ist so nachvollziehbar, dass irgendwann ein Punkt erreicht ist, an dem man nur noch erschöpft ist und nicht recht weiter weiß.

    Ich habe meine Arbeitszeit auch verkürzt, jedoch nur leicht auf 36 Stunden statt 40. Damit genehmige ich mir zwei Mal wöchentlich einen Sechs-Stunden-Tag – soweit es der Arbeitgeber so vorgibt. Klappt und passt leider nicht immer.
    Mir hilft das schon sehr, weil der kürzere Tag viel überschaubarer ist und ich sogar noch etwas schaffen kann. Sport zum Beispiel. Der kommt an normalen Arbeitstagen immer zu kurz, praktisch nie vor. Geht also nur an freien oder kurzen Tagen. Ich darf aber auch keine Migräne haben – dann ist der Sport wie bei Heika tabu. Ich habe weder das Bedürfnis dazu, zudem verstärkt sich dann der durch Triptane in Schach gehaltene Schmerz.
    In diesem Sommer konnte ich so gut wie gar keinen Sport machen.
    Emtweder war es zu heiß. Oder ich hatte Migräne. Oder es war zu heiß und ich hatte Migräne. 🙁

    Eine Auszeit hat mir mein Arbeitgeber schon zwei Mal genehmigt, obwohl es das bei uns offiziell gar nicht gibt. Einmal hatte ich (mit regulärem Urlaub drin) vier Monate frei und letztes Jahr waren es sieben Wochen. Es hat mir sehr geholfen, zur Ruhe zu kommen. Migräne hatte ich aber trotzdem in dieser Zeit.
    Und finanziell leisten könnte ich mir das auch nicht schon wieder. Da geht es mir wie dir. Ich würde auch gerne noch kürzer treten, aber das ist nicht drin.

    Das Fenster-Beispiel von Heika finde ich sehr passend. Ich mache an den Wochenenden auch nur noch das Nötigste. Und ständiges Fenster putzen gehört für mich nicht dazu. Ich brauche Ruhe und Entspannung für mich. Da werde ich nicht Sklave meines Haushalts.
    Mit Kindern stelle ich mir das schwerer vor, die habe ich nicht. Diese wollen natürlich auch ihr Recht und mit der Mama etwas erleben.

    Ich wünsche dir viel Kraft und setze wie du meine Hoffnung auf diese Migräne-„Impfung“. Bei mir wird es sicher dauern, bis ich davon profitieren kann, aber ich bin nicht abgeneigt.

    Liebe Grüße Emily

    soleil
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 20

    Guten Morgen,

    das schöne an einem regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus auch am WE ist, dass man die Wohnung früh noch in aller Stille genießen kann. 😉 Oft hasse ich es, nicht ausschlafen zu können, aber dann ist diese herrliche Ruhe am Morgen wieder sehr schön. Man muss nur das Positive sehen, auch wenn es manchmal schwer fällt, wenn man die Augen nicht aufbekommt. 😉

    Liebe Heike, liebe Emily,
    danke für eure Antworten. Es hilft wirklich es einfach mal rauszulassen. Undn danke auch, dass ich hier nicht als Jammerlappen angesehen werde. In der „normalen“ Welt ist das doch immer wieder ein Problem. Ich hasse es, wenn ich mich mal überwinde jemanden zu sagen, dass ich Migräne habe und dieser dann sagt „Ja, ja, ich hab auch schon den ganzen Tag Kopfweh.“ Wie gern würde ich dann mit demjenigen tauschen.

    Das mit dem Magnesium werde ich auf alle Fälle ausprobieren. Für mich ist die Aura auch immer sehr belastend. Es ist auf alle Fälle eine Möglichkeit. Und ich werde die tägliche Magnesiumdosis langsam erhöhen.

    Ich weiß, dass ich am WE nicht alles aufholen kann, was ich in der Woche nicht geschafft habe. Aber manche Dinge müssen halt erledigt werden. Wenn die Kinder und ich keine sauberen Sachen mehr haben, dann muss ich halt waschen. Essen müssen wir halt auch etwas. Ich kann zum Glück auf ein tolles Netzwerk zurückgreifen, welches mich schnell und unkompliziert unterstützt. Aber das funktioniert nicht immer. Aber am meisten stehe ich mir da noch selbst im Weg. Ich will gern „funktionieren“ und das geht leider nur sehr eingeschränkt. Ich will den Kindern und auch meinem neuem Partner (Wochenendbeziehung) und meiner Familie nicht immer zur Last fallen. Es helfen schon alle mit, wo sie können und ich lieg oft da und hasse es untätig zu sein.
    Ich hasse auch diese Isolation, wenn ich mich zurückziehen muss, raus aus der schönen Sonne (die ich eh nur mit Sonnenbrille genießen kann), ab ins dunkle, stille Schlafzimmer.
    Über das Thema Fenster putzen musste ich schmunzeln. Das hab ich schon lange abgewählt. Wenn ich es mache, dann nur ein Fenster und am nächsten Tag ein weiteres.

    Der Frist-Tipp ist klasse, den werde ich jetzt versuchen umzusetzen, denn dieses Gedanken-Karusell macht mich fertig. Ich hab gestern danach schon ein paar Gedanken sortiert. Es hat schon gut geholfen. Jetzt muss ich wohl immer wieder daran erinnern, damit es funktioniert.

    Das Thema Sport sieht bei mir auch so aus, dass ich es während einer Migräne nicht mache. Ihr habt Recht, man muss sich nicht dazu zwingen. Das war für mich nicht so deutlich. Ich habe halt manchmal Lust mich zu bewegen, aber keine Kraft. Vielleicht ist es sogar ein Bewegungsdrang, weil ich mich innerlich so gegen die Zwangspause auflehne. Aber sobald ich dann nur einen leichten Spaziergang ansetze, flammt der Kopfschmerz wieder auf.

    Das Thema regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus und das Schlafen bei Migräne war vielleicht etwas unpräzise formuliert. Ich schlafe nicht wegen meines Erschöpfungssyndroms. Das habe ich mir abgewöhnt, denn dann wird die Nacht zum Tag. Aber wenn ich Migräne habe, dann muss ich mich hinlegen, den Raum abdunkeln… Und dann schlaf ich halt ein. Wie macht ihr das?

    Meine größte Angst ist die, dass ich mir in noch mehr Bereichen Hilfe, bzw. Entlastung suche, es aber nichts hilft. Dann mache ich noch weniger und habe trotzdem keine Verbesserung.

    Eine unbezahlte Auszeit ist wirklich nicht drin. Meine Kranktage für die Migräne habe ich bereits durch das Jahr Krankschreibung und die regelmäßigen Kranktage durch die akuten Attacken fast aufgebraucht. Bei Einzeltagen fragt mein Arbeitgeber zum Glück nicht bei der Kasse an und ich bleibe in der Lohnfortzahlung. Aber vermutlich muss ich mich wieder dazu durchringen bei wirklich jeder Migräne heim zu gehen und mir den Krankenschein zu holen. Das habe ich in letzter Zeit nicht wirklich gemacht, da es so viele Tage waren.

    Und ja, mit Kindern ist es immer noch etwas anderes. Sie wissen, dass ich Migräne habe und ständig erschöpft bin und müssen dadurch schon viel zurückstecken. DA ist das leise schlechte Gewissen immer dabei. Aber ich möchte die Kids nicht missen und schaffe schon immer einen Ausgleich. Es findet halt nicht alles mit mir statt, aber sie haben tolle Großeltern, Freunde…. Trotzdem macht es traurig.

    Nun werde ich aber mal Frühstück machen. Für mich das zweite, für alle anderen das erste. 🙂

    Euch allen wünsche ich einen schönen Samstag.

    LG soleil

    alchemilla
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3992

    Liebe Soleil,

    vielleicht sind deine Kinder eines Tages -und unbewusst auch jetzt schon- froh, dass SIE keine Helikopter-Mutter haben.
    Kinder sind so stolz und erfüllt, wenn man sie peu a peu in die Verantwortung hineinwachsen lässt.

    Und während du dich in ein verdunkeltes Zimmer zurückziehen musst und für die Kinder nicht da bist, dann sitzen andere Mütter mit ihrem Smartphone da und chatten und sind für ihre Kinder noch mehr „nicht da“.

    Deine Gedanken, die dich bedrücken und traurig machen, sind erstmal nur Gedanken.
    Und es kann sein, dass alle die Dinge, die du SO betrachtest, auch eine andere Seite der Medaille haben.
    Und das wären dann Gedanken, die dich nicht traurig machen.

    Viel öfter, als wir denken, könnten wir wählen, ob wir belastende Gedanken denken oder ermutigende.
    Die Realität bleibt, wie sie ist: Wir haben oft Migräne und sind deswegen oft im Schongang. Das IST so.
    Ob das gut ist oder nicht, das sind unsere Gedanken darüber.

    Und deswegen wünsche ich dir jetzt auch ein schönes, versöhnliches Wochenende, egal, was das Leben dir da serviert.

    Liebe Grüße
    alchemilla

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6942

    Liebe Soleil,

    oh ja, über die Reaktionen unserer Umgebung könnten einige von uns Bücher schreiben. Es geht anderen Menschen aber auch so. Ich habe neulich ein Buch gelesen über eine Familie, die durch einen tragischen Autounfall ihre 4-jährige Tochter verloren hat. Bei der Beerdigung sagte jemand zur Mutter: „Ich weiß, wie Sie sich fühlen, meine Katze ist auch gerade gestorben.“ War gut und mitfühlend gemeint, aber in diesem Moment absolut keine Hilfe.

    Aber am meisten stehe ich mir da noch selbst im Weg. Ich will gern „funktionieren“ und das geht leider nur sehr eingeschränkt.

    Klasse, dass du derart viel Eigenreflexion aufbringst! Wir wollten doch alle so gerne „normal“ leben, das ist mehr als verständlich. Schließlich ist es doch auch ein echter „Verlustschmerz“, dass wir nicht so können, wie wir wollen. Wir nehmen unsere Defizite wahr und unsere Familie/Freunde/Umgebung natürlich auch.

    Und genau deshalb tun wir oft noch viel mehr, als wir eigentlich können – und sollten! Wir reißen uns, wann immer es geht, zusammen. Wir versuchen instinktiv, die Verluste für unsere Umwelt zu minimieren. Doch das kostet zusätzlich so viel Kraft! Und sobald die Schmerzen vorbei sind, denkt jeder, dass wir doch wenigstens jetzt fröhlich zupacken können, dabei sind wir am nächsten Tag nach einer schweren Attacke oft einfach noch völlig platt.

    Meine größte Angst ist die, dass ich mir in noch mehr Bereichen Hilfe, bzw. Entlastung suche, es aber nichts hilft. Dann mache ich noch weniger und habe trotzdem keine Verbesserung.

    Das kann durchaus passieren, dass sich deine Migräne trotz stärkerer Entlastung nicht verbessert. Doch der innere Druck durch die unerledigten Arbeiten bessert sich auf jeden Fall. Und das ist schon sehr viel!

    DA ist das leise schlechte Gewissen immer dabei.

    Jede Mutter hier wird das nachfühlen können. Doch Alchemilla hat schon den guten Gedanken geschrieben, ob denn andere Mütter, die z.B. ständig an ihrem Handy hängen, es so viel besser machen, obwohl sie es könnten.

    Ich habe hier in Headbook im Lauf der vielen Jahre schon so viele Menschen kennengelernt, die gerade durch ihre Erkrankung einen ganz anderen, tieferen Blick auf das Leben an sich (bekommen) haben und deren Wertigkeiten anders sind. Wie groß ist z.B. die Dankbarkeit für eine gute Phase, wie sehr kosten wir dann das Leben aus. Bei niemandem von uns werden solche Tage unbemerkt „dahinplätschern“.
    Und eine gewisse Tiefe im Denken und Empfinden scheint sowieso manchmal in den Migränegenen mit vererbt worden zu sein. ?

    Als Mutter bist du zu 100% unersetzbar, niemand liebt deine Kinder so innig wie du als Mutter. Diese Tatsache ist unverrückbar, egal, wie die Umstände sind. Das ist das Kostbarste, das du deinen Kindern je geben kannst – und für eine gesunde seelische Entwicklung genug. Wenn bei euch auch viele Unternehmungen mit dir ins Wasser fallen, da habt ihr ja schon einen guten Weg des Ausgleichs gefunden, doch Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen und Selbstverantwortung sind wertvolle Tugenden, die deine Kinder gerade dadurch lernen können.

    Ich weiß, dass du alles bereits weißt. ? Aber es noch mal zu lesen, ist trotzdem nicht schlecht. ?

    Lieber Gruß
    Heika

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33363

    Liebe Soleil,

    Leider habe ich nur die 30% GdB. Damit steht mir kein Zusatzurlaub zu und meine 24 Tage sind sehr knapp bemessen.

    Du kannst Gleichstellung beantragen, dann hast Du die Vorteile, die Leute mit einem Grad von 50 haben. Rege das doch gleich mal an.

    Deine Ängste können hier alle gut nachvollziehen und ganz nehmen kann man sie Dir auch nicht. Aber – Angst war noch nie ein guter Ratgeber und verstellt oft die Sicht auf Aktionen, mit denen man die Situation vielleicht verbessern könnte. Das ist jetzt nur ganz allgemein gesprochen, nicht auf Dich gemünzt. 🙂

    Als meine Kinder klein waren, gings mir „dreckig“, kann das gar nicht anders sagen. Trotzdem war es eine sehr schöne Zeit und die Kinder haben sie insgesamt als nur positiv in Erinnerung. Nie fühlten sie sich vernachlässigt, nie hatten sie das Gefühl, mit einer kranken Mutter aufzuwachsen. Die Liebe zu den Kindern regelt viel, den Rest organisierst Du Dir. 😉

    Alles Liebe,
    Bettina

    soleil
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 20

    Hallo ihr Lieben, heute gibt es mal ein Update zu meinem Schmerzverlauf.

    Seit letztem Montag habe ich jeden Tag Migräne und langsam geh ich auf dem Zahnfleisch.
    Ich habe keine Ahnung, wie ich das stoppen soll.
    Ich habe mich schon krank schreiben lassen, nur langsam müsste es ja mal aufhören. Das letzte Triptan habe ich am Freitag genommen und versuche jetzt ohne auszukommen. Im Notfall nehme ich Vomex und versuche zu schlafen.
    Jeden Morgen wache ich auf und da ist wieder die gute bekannte Migräne-Aura und schränkt langsam mein Sichtfeld ein. Der Schmerz ist eher schwach, aber die Begleitsymptome, wie Müdigkeit, Erschöpfung und Schwindel sind heftig.

    Übermorgen bin ich zur zweiten Begutachtung wegen meiner Rente eingeladen. Ich habe keine Ahnung, wie ich in die zwei Stunden entfernte Stadt kommen soll, bzw. wie ich im Falle einer Migräne wieder heimkomme.

    Ich vermute, dass diese Migräneserie etwas mit der Zeitumstellung zu tun hat. Geht es noch jemanden so? Und was kann ich tun, um diese Serie zu stoppen?

    Euch allen einen schönen Sonntag.

    Eure Soleil

    sternchen
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4964

    Hallo Soleil,
    du bist grad wirklich gebeutelt. Es gibt bei der Migräne immer wieder diese fiesen Phasen. Wenn eine Migräne nicht enden will, geht man auf dem Zahnfleisch.

    Hast du schon mal unter „Migräne Wissen“ Besonders lang anhaltende Attacken, gelesen? Status migraenosus nennt man Attacken, die länger als 72 Stunden andauern.

    Schau auch mal hier:

    Ich weiß nicht, inwieweit du schon informiert bist, und welche Medikamente du zu Hause hast. Auf jeden Fall solltest du mit diesem Wissen mit deinem Arzt über diese Besonderheiten, und was du im Notfall tun kannst, sprechen.

    Ob die Zeitumstellung eine Rolle spielt, wirst du schwer herausfinden. Ich pers. mache immer wieder die Erfahrung, dass Unregelmäßigkeit schädlich ist. Aber wenn es letztendlich nicht der zeitliche Ablauf ist, dann sucht sich das Nervensystem einen anderen Trigger , wo es sich Luft machen kann.

    Migräne ist eine neurologische Grunderkrankung. Es liegt eine Reizverarbeitungsstörung zu Grunde. Das ist unumkehrbar.

    Ich wünsche dir ganz schnelle Besserung und drücke fest die Daumen.

    Alles Liebe
    Sternchen

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