Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Migräne, HWS und andere Wehwehchen (Feli)

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  • Feli
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Hallo liebe Community,

    ich bin Feli, neu hier im Forum aber leider schon lange mit Liesel befreundet. So nenne ich meine Migräne, die mich nun schon seit über 20 Jahren begleitet.

    Anfangs wusste ich gar nicht, dass es eine Liesel ist. Als ich mit starken Kopfschmerzen, Sprechschwierigkeiten, Übelkeit und extremer Lichtempfindlichkeit das erste mal im Krankenhaus vorstellig wurde mit 18 Jahren gab man mir lediglich Medikamente und stellte mir einen Psychiater zur Seite. Dieser vermutete Probleme in Elternhaus in Schule und wollte mir nicht glauben, dass dort alles bestens war. „Man legt sich doch nicht nur wegen ein paar Kopfschmerzen ins Krankenhaus!“. Generell kam dort niemand auf die Idee, dass ich Migräne haben könnte. Die Diagnose kam erst viel später bei einer Anästhesiologin. Einer von vielen MedizinerInnen, bei denen ich mit Liesel vorstellig wurde. Viele hielten Liesel für einfache Kopfschmerzen oder gar eine psychosomatische Begleiterin.

    Zuvor war ich „nur“ wegen äußerst starker Kopfschmerzen bei meiner Hausärztin in Behandlung, die mit nicht ganz so eindrucksvollen Special Effects einhergingen. In der Regel hatte ich nur unfassbare Verspannungen im Schulter-/Nackenbereich. Ich bekam die üblichen Schmerzmittel, die aber nie etwas bewirkten und ein paar lustige Musekelrelaxans. Ich lernte also das Aushalten.

    Im Krankenhaus behandelte man mich mit Tramadol, vielleicht aus Verzweiflung weil normale Analgetika nicht halfen. Tramadol funktionierte. Zu dieser Zeit waren die Attacken verhältnismäßig selten. Wieder beim Hausarzt berichtete ich davon und bekam Tramadol mit nach Hause. Für den Notfall. Die heftigen Attacken waren damals noch selten, die habe ich dann mit Tramadol behandelt. Die „leichten“ hab ich ausgehalten, immer mal normale Schmerzmittel ausprobiert, aber leider erfolglos. Die Diagnose Migräne hat sich da niemand so richtig zugetraut, auch nicht der Neurologe der nur sagte „Ihr EEG ist in Ordnung.“.

    Wegen meiner Verspannungen ging ich zum Orthopäden, ich hatte schon als Säugling eine Skoliose – die sich heute dann in einer HWS-Problematik niederschlägt. Man riet mir zur Physiotherapie und Sport. Ich machte gleich eine Ausbildung in dem Bereich und wurde Masseurin und medizinische Bademeisterin und begann, in der Physiotherapie zu arbeiten.
    Leider musste ich mit der Ankunft meiner Tochter aus finanziellen Gründen umdenken und umlernen – und so machte ich eine neue Ausbildung zur Fachinformatikerin – und landete im Büro. Zur Freude meiner HWS – und Liesel.

    Triptane hab ich erst sehr spät kennen gelernt, vor ca. 10 Jahren. Zu dem Zeitpunkt hatte sich die Häufigkeit der Attacken schon deutlich gesteigert. Da Liesel in der Schwangerschaft nie vorbei kam wurde eine Hormonabhängigkeit vermutet, aber weder Pillen noch Pillenpausen machten einen Unterschied. Meine Gynäkologin verzweifelte mit mir.

    Dann kam der erste Aufenthalt in der Schmerzklinik. Die Schmerzen zehrten an mir, so sehr dass ich einfach umgekippt bin. Die Klinik war aber nicht auf den Kopf spezialisiert. Es war okay, aber schnell war ich wieder in meinem Trott. Man gab mir Mirtazapin als Prophylaxe.
    Aber auch das, Amitriptylin und Propanolol brachten leider nichts. Im letzten Jahr habe ich mit meinem neuen Arzt dann Botox ausprobiert und Topiramat als neue Prophylaxe. Er vermutet, dass meine dezent geschädigte HWS und Liesel Händchenhalten. Leider bewirkt das Botox in meiner Nackenmuskulatur, dass die HWS noch mehr belastet wird und ist für mich kontraproduktiv. Und Topiramat macht meine Hände und Füße für mich zu halb abwesenden Anhängseln die manchmal sogar ihren Dienst verweigern. Von den anderen Nebenwirkungen ganz zu Schweigen. Leider alles ohne jegliche Auswirkungen auf Intensität oder Häufigkeit der Migräne-Attacken – die aktuell an 20-25 Tagen im Monat zuschlagen. Und ich hatte so gehofft, dass nun endlich mal etwas funktioniert.

    Liesel bleibt also konsequent treu wie eh und je. Sie liebt mich offensichtlich. Sie macht höchstens mal einen Wochenendtrip. Und seit Corona glaubt sie, sie müsse auch im Lockdown stets an meiner Seite sein.
    Seit Oktober bin ich arbeitsunfähig. Ich habe mich in den letzten Jahren nur mit Triptanen „am Laufen“ gehalten um zu funktionieren. Angst um den Job, bin alleinerziehend. Naja wenn man von Liesel absieht.

    2019 und 2020 habe ich jeweils einen Triptanentzug gemacht – bei ca. 20 Triptanen im Monat dachte ich, ich wäre definitiv im MÜK und ich hatte die Hoffnung, ich hätte deswegen so viele Anfälle. Leider hat sich auch nach den Entzügen nichts verändert, die Anzahl der Schmerztage ist auch ohne die Triptane gleich geblieben. Dank Corona und Homeoffice konnte ich viel kompensieren und so weniger Triptane nehmen und mehr „Aushalten“, zwischendurch habe ich es auch mit Codein + Paracetamol versucht. Das hat mich aber nur sediert. Nett aber nicht wirklich hilfreich.
    Liesel bleibt. Und mittlerweile habe ich massiven Tinnitus, depressive Verstimmungen, habe keine Energie und Motivation mehr. Jede Faser meines Körpers schmerzt, auch wenn der Kopf mal nicht mehr schmerzt. Nichts geht mehr.
    Und Anfang März geht es nun auch für mich nach Kiel in die Schmerzklinik. Und ich freue mich, dass ich darüber auf dieses Forum hier gestoßen bin und mich mit Euch austauschen kann.

    Feli

    Ahimsa
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 22

    Liebe Feli, ich kann dich sehr gut verstehen. Es ist so grausam mit der Migräne. Ich leide auch an chronischer Migräne und die Entzüge, durch die ich mich immer wieder quäle, bzw. die Kontrolle möglichst wenig Schmerzmittel zu nehmen bringen nicht viel. Die Prophylaxen auch nicht. Botox hat mir auch nicht geholfen.
    Ein Umzug in eine ruhigere und eine föhnfreie Gegend macht es erträglicher, baut mich psychisch auf – aber die Migräne bleibt. Ich nehme derzeit Kortison. Das einzige was hilft. Darüber bin ich nicht glücklich, wegen der Immunsuppression und Corona. Aber ich würde sonst verrückt werden. Das ganze Drumherum, die Depressionen, Energielosigkeit und Motivationslosigkeit kenne ich sehr gut. Kein Wunder – bei Dauerschmerzen, und noch dazu so starken Dauerschmerzen. Das haut die stärkste Person um.
    Schlimm finde ich auch noch dabei, wie die Umgebung reagiert. Mein/ein Freund (ist noch nicht so klar) meinte heute ich würde die Migräne herbeireden. Ich solle einfach nicht darüber sprechen, dann bekomme ich sie auch nicht. Das hat mich sehr traurig gemacht.

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen ganz viel Erfolg in Kiel. Dort wird man jedenfalls verstanden und ernst genommen. Ich hoffe, dass dir geholfen wird.
    Liebe Grüße Ahimsa

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33381

    Herzlich willkommen im Headbook, liebe Feli. 🙂

    Du hast ja schon einige Wege hinter Dich gebracht – die chronische Migräne bleibt. Wie gut, dass Du demnächst nach Kiel gehst, denn dort sind sie wirklich spezialisiert.

    Die gute Nachricht ist, dass Du erst wenige Prophylaxen getestet hattest und noch so viele Möglichkeiten für Dich offen sind.

    Migräne ist übrigens nicht Folge einer HWS-Problematik, aber dieser Mythos hält sich leider (manchmal auch noch bei Ärzten) sehr hartnäckig. Nackenschmerzen/-probleme sind oft eine Folge der Migräneerkrankung und nicht umgekehrt.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Feli
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Hallo liebe Ahimsa, hallo liebe Bettina,

    vielen Dank für die herzlichen Willkommensgrüße und für Eure mitfühlenden Worte.

    Ja, die bisherigen Prophylaxen waren tatsächlich anscheinend noch nicht die richtigen für mich. In der kommenden Woche habe ich nochmal einen Termin bei meinem Anästhesiologen um das auch nochmal mit ihm zu besprechen. Ich denke darüber nach ihn nach der Antikörpertherapie zu fragen, eventuell wäre das auch einen Versuch wert.

    Bezüglich der HWS-Problematik: die wurde auch immer separat behandelt mit Physio- und Osteopathie, Sport etc. Ich habe einen „Knick“ in der HWS und kombiniert mit der doppelten Skoliose neige ich bei Bewegungsmangel einfach schnell zu Fehlhaltung und Verspannung. Und bei Migräne und Bewegungsmangel neige ich auch immer zu extremen Verspannungen. Ich würde selbst auch sagen „Spannungskopfschmerz“ – allerdings verschlimmern sich die Schmerzen so massiv bei Bewegung und Massagen, es ist zum Heulen. Da ich selbst Masseurin bin hab ich anfangs alle Register gezogen um den Verspannungen Beine zu machen und es immer nur verschlimmert. 🙁 Alles was bei „normalen Verspannungen“ hilft, hilft mir nicht. Es reizt nur und verschlimmert die Schmerzen bzw. die Migräne massiv.
    Der Anästhesiologe, bei dem ich aktuell in Behandlung bin sagt, die Migräne ist zervikogen getriggert. Die Fehlstellung reizt die Hirnhaut im HWS Bereich permanent. Die Schutzspannung drumherum hilft dabei leider meist nicht und ist für mich sehr schmerzhaft. Und wenn dann die Migräne anläuft löst die wiederum auch wieder Verspannungen aus und ich fühle mich eigentlich wie ein Stein. 🙁 Die Fehlstellung in meiner HWS könnte also eher sowas wie ein permanenter Trigger sein. Die Migräne ist natürlich dennoch die Migräne, die sich triggern lässt.

    Ich bin dennoch sehr gespannt was das Team in Kiel sagen wird – manchmal weiß ich nicht mehr was richtig und was falsch ist. Im Moment ist es einfach nur noch Dauerschmerz, schwer differenzierbar. Auch wenn ich echt nervös bin so freue ich mich darauf neue Perspektiven und Fortschritte zu erarbeiten. Ich möchte mich aus diesem Sumpf wieder befreien. Habe eine 12jährige Tochter mit der ich wieder Blödsinn machen und lachen möchte 🙂

    Liebe Grüße!

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33381

    Liebe Feli,

    Ich würde selbst auch sagen „Spannungskopfschmerz“

    auch der Spannungskopfschmerz ist eine primäre Kopfschmerzerkrankung.

    allerdings verschlimmern sich die Schmerzen so massiv bei Bewegung und Massagen, es ist zum Heulen.

    Das wiederum spräche auch gegen einen Spannungskopfschmerz. Massagen können die Schmerzen stark triggern, diese Erfahrung machst Du ja auch immer wieder.

    Durch die starken Probleme an der HWS können sekundäre Kopfschmerzen ausgelöst werden. Aber all das wird man auseinander dividieren in der Schmerzklinik.

    Habe eine 12jährige Tochter mit der ich wieder Blödsinn machen und lachen möchte ?

    Das wird sicher wieder möglich sein. 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

    Feli
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Hi Bettina,

    Durch die starken Probleme an der HWS können sekundäre Kopfschmerzen ausgelöst werden. Aber all das wird man auseinander dividieren in der Schmerzklinik.

    ich bin auch schon sehr gespannt. Ich muss gestehen, machmal weiß ich nicht mehr „wo mir der Kopf steht“. Zumal man leider nicht von allen Ärzten kompetent beraten und behandelt wurde in der Vergangenheit. Vieles verschwimmt mittlerweile wenn ich versuche, all das was mein Körper da macht zu verstehen.

    Und ja, ich bin zuversichtlich und schaue positiv nach vorne. 🙂 Nächste Woche geht es los und ich bin auch schon ein bisschen aufgeregt 🙂

    LG
    Feli

    Feli
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Und jetzt sehe ich gerade, dass ich die Zitierfunktion genau falsch herum benutzt habe. Guten Morgen 😀

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33381

    Hallo Feli,

    habe die Codes richtig gesetzt, nun passt es. 😉

    Lass Dich auf alles ein in der Klinik, man wird zusammen mit Dir einen guten Weg finden. :9

    Liebe Grüße
    Bettina

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