Liebe NiChi,
aus eigener Erfahrung kann ich dir nur dringend raten, deine Augen von einer Orthoptistin in einer Sehschule untersuchen zu lassen. Laut meinem Augenarzt sind die Augenärzte nur selten so mit dem Aufspüren von latentem Schielen vertraut, dass sie die Diagnose und dann Anpassung der Brille mit Prismen optimal hinkriegen.
Ob wir das Gleiche haben, kann ich natürlich nicht sagen, aber was du schreibst klingt genauso, wie das, was ich jahrelang meinem sehr erfahrenen Augenarzt vorgejammert habe. Wobei mir ewig nicht klar war, dass ich schiele. Und ihm auch nicht! Auch seine Orthoptistin kam nicht drauf bis ich ein Wort gebrauchte, welches weiß ich nicht mehr, und es bei ihr Klick machte. Sie klebte mir 2 Prismen auf meine vorhandene Brille und der Spuk war vorbei.
Es fing bei mir damit an, dass ich, die absolute Leseratte, nicht mehr lesen „mochte“. Es ging zwar, machte aber irgendwie sehr viel Mühe. Da ich gerade in den Urlaub wollte, hat sie mir aus dem Fundus der Praxis einfach ein Prismenglas auf meine Lesebrille geklebt und der Urlaub samt Lesen war gerettet.
Das Problem bei der Diagnostik darauf zu kommen ist, dass man das latente Schielen nicht sieht. Da gibt es keine schiefstehenden Augen, keinen „Silberblick“. Auch das ganz schnelle Nachjustieren des Auges ist für andere nicht zu erkennen. Seit 10 Jahren brauch ich jetzt Prismengläser, leider gewöhnt sich das Auge dran und die Prismenzahl erhöht sich ständig, was sehr teuer wird, und in der Funktion bei 30 endet! Aktuell muss ich mir wohl 12 Prismen „einbauen“ lassen. Ich habe immer mehrere Brillen mit unterschiedlichen Prismen/Dioptrien, weil ich, wohl auch durch die Migräne, ständig unterschiedlich stark schiele, und „tanzende“ Doppelbilder habe. Komisch, wenn plötzlich 2 Personen vor einem stehen, wo vorher nur eine war ?!
Ein Zusammenhang der Beschwerden zur Migräne ist ganz deutlich und auch bekannt. Prof. Göbel sagte mir mal in etwa „Schielen und Migräne geht gar nicht!“. Hat bei mir aber nichts mit der Aura zu tun.
Wie gesagt, ob du das gleiche Problem hast wie ich, kann ich nicht sagen, aber lass es in einer Sehschule, viele Augenärzte haben das, abklären.
Und wenn man dir zu einer Prismenbrille rät, teste es erstmal mehrere Wochen mit einer, oder verschiedenen, Prismenfolien (die bezahlt ab, ich glaube 3 Dioptrien, die Kasse). Man sieht nicht so dolle damit, ist gewöhnungsbedürftig, aber du ersparst dir falsch angepasste teure Brillen. Während der letzten Anfertigung meiner neuen Brilla (wenige Tage) hatten meine Augen sich schon wieder so verändert, dass ich beim Abholen schon die nächsten 2 Prismen gebraucht habe. Ich hab dann erstmal mit Folie ergänzt und die Migränephase abgewartet. Erst als klar war, dass ich wirklich mehr brauchte, gabs eine weitere Brille, denn man sollte nie zu früh erhöhen, da das zur Folge hat, dass man dann immer schneller mehr Prismen braucht. Ich habe für schlechte Tage darum immer verschiedene Folien dabei, um Schwankungen abzufangen und trotzdem mein Auto fahren zu können.
So, jetzt hab ich dich total zugetextet, aber ohne eigenes Wissen kommt es, genau wie bei der Migräne, zu ganz vielen Fehlversuchen. Die ja bei Brillen auch noch sehr teuer werden können. Solltest du weitere Fragen haben, melde dich gerne.
Schönes Wochenende,
Julia