Liebe Regabi,
freut mich sehr, dass du hier so gute und hilfreiche Tipps zur Attackenbehandlung bekommen hast!
Ich kann dich sehr gut verstehen. Nach 15 Jahren plus mag ich oft auch nicht mehr an Migräne denken oder davon reden. Wenn ich etwas absagen muss wegen der Migräne und nicht drüber sprechen möchte, sage ich es ging einfach nicht. Und entschuldige mich tausendfach. Aber eigentlich ist meine Strategie für den Umgang mit der Migräne, nie eine Verabredung abzusagen. Das klappt nur, weil meine Migräne immer da ist. Wenn ich dann etwas ausmache, weiß ich schon, dass ich zu 100 Prozent nicht gesund genug dafür sein werde. Aber ich habe mich entschieden, es trotzdem zu machen, also wird es auch durchgezogen. Stelle ich hinterher fest, dass die Schmerzen dabei und in den Tagen danach zu schlimm waren, treffe ich diese Art Verabredungen nicht mehr oder noch seltener. Für mich ist diese Strategie sehr wichtig, um Freunden zu signalisieren, dass ich ihre Zeit wert schätze und sehr dankbar bin, wenn sie zufrieden sind, sich mit mir auf einen Kaffee (und nicht zum Joggen, Museum, Tanzen, Spaziergang etc. pp.) zu treffen. Sie kommen mir schon sehr entgegen. Das möchte ich anerkennen. — Diese Strategie funktioniert aber nicht bei Anfällen, das ist mir schon klar.
Zum psychischen Umgang mit der Migräne: Da sie nun einmal nicht weg geht, hilft es die innere Einstellung zu verändern. Hadern bringt nichts. Ich arbeite ständig daran, dass es mir immer besser geht. Aber während ich arbeite, versuche ich den „Ist-Zustand“ anzunehmen, ohne mir dabei zu sehr leid zu tun. Das ist vielleicht etwas verwirrend, wie das zusammen geht, aber besser kann ich es nicht beschreiben. Was mir dabei hilft ist, mir vorzustellen, wie schlimm meine Lage wäre, wenn wir keinen Sozialstaat hätten und ich damals in meiner Situation obdachlos geworden wäre. Ich hätte wohl nicht überlebt. Oder wie es wäre, alles ohne Internet durchzustehen. Im Moment fühle ich mich so, als hätte ich direkt von meinem zu Hause aus ein ganz erfülltes Sozialleben. Trotz aller Einschränkungen.
Also was hilft sind ein wenig Dankbarkeitsübungen.
Und ganz stark hilft auch Freunde zu haben, die ähnlich ticken wie man selbst. Auch wenn sie nicht diese Schmerzen haben, dass sie so denken, wie man selbst, hilft sich nicht so einsam in der Welt zu fühlen.
Das gesagt, die Einsamkeit ist auch ein großes Thema für mich. Ich kenne niemanden in Deutschland, der ähnliche Symptome hat wie ich. Das macht es manchmal ganz schön schwer … Aber dann gibt es ja wieder das Forum und man entdeckt doch Parallelen.
Womit ich immer weniger anfangen kann, ist der Tipp für den Schmerz dankbar zu sein. Äh, wie bitte? (Nicht, dass ich das hier im Forum gelesen hätte, aber solchen nett gemeinten Hinweisen begegnet man ja immer wieder.)