Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Susannes Auf und Ab mit Kopfschmerzen

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  • Susanne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Hallo,
    nachdem ich jetzt schon ein paar mal was geschrieben habe, möchte ich mich jetzt doch mal vorstellen.

    Ich kann mich dumpf daran erinnern, dass mich meine Mutter so mit 10 Jahren mal zum Kinder- und Augenarzt geschleppt hat, weil ich so oft Kopfschmerzen hatte. Die haben aber nichts gefunden und es hieß dann nur „Geben Sie ihr einen kalten Waschlappen auf dem Kopf!“ Also habe ich mich still durch die „eingebildeten“ Schmerzen gekämpft, bis ich irgendwann mit 15 Jahren auch noch anfing, mich dabei zu übergeben. Da war sogar meine Mutter bereit, mir den Gebrauch von Schmerzmitteln zu erlauben. Aber es hat dann nochmal 6 Jahre gedauert, bis ich deshalb zum Arzt gegangen bin. Meiner amerikanischen Gastmutter war mein hoher Verbrauch aufgefallen und sie hat mich dann überredet in Deutschland mal zu einem Arzt zu gehen. Da hieß es dann, ich hätte Migräne und nachdem ich mit den Ergotaminen nicht klar kam, fing ich mit Metoprolol an.

    Danach pendelte es sich bei 3 Tagen zur Regel ein und blieb so viele Jahre – mal stärker, mal schwächer. Mal war ich regelmäßig 1 Tag richtig krank im Bett, mal konnte ich relativ normal weiterarbeiten. Als ich schwanger wurde, hatte ich ab dem 4. Monat tatsächlich Pause. Dafür bekam ich es doppelt und dreifach direkt nach der Geburt ab. Die wollten mir schon den Anästhesisten schicken, weil sie dachten, bei der Spinalanästhesie sei was schief gegangen. Aber es war nur mein lang vermisster Begleiter.

    2011 hatte ich auf einmal sehr oft sehr niedrigen Blutdruck. Mein Verhältnis zum Metoprolol war damals nicht so toll. Ich war genervt, weil ich seit 13 Jahren Betablocker schlucken musste und doch eigentlich gesund war. Also habe ich mich durchgesetzt und sie abgesetzt. Aber nur für 3 Jahre. Dann bekam ich Bluthochdruck. Interessanterweise war meine Migräne nie so friedlich, wie in dem Jahr – nur noch alle 2 Monate, oft nur 2 Tage und deutlich schwächer. Es war ein Traum.

    Seit 2 Jahren ist der Traum vorbei. Auf einmal habe ich auch oft zwischendrin Kopfschmerzen. Das eindeutige Pochen von früher ist verschwunden, alles ist mehr wischiwaschi. Und es fällt mir oft schwer eine Migräne von Spannungskopfschmerzen zu unterscheiden. Da ich ja aber keine Triptane nehme, ist das ja eigentlich auch egal. Vor über 10 Jahren hat mein Hausarzt mir mal 2 Tabletten gegeben (evtl. Naramig?). Ich weiß noch, dass ich total unsicher war, wann ich die nehmen soll. Wahrscheinlich war ich zu spät. Es hat nicht geholfen und weil ich dachte, ich darf nicht mehr nehmen, habe ich die Attacke ohne weitere Schmerzmittel zu Ende gebracht. Mein Hausarzt meinte dazu, dann wäre es keine Migräne gewesen und damit war das Kapitel Triptane beendet.

    Morgen habe ich meinen ersten Termin in der Ambulanz der Schmerzklinik Kiel. Ich bin schon sehr gespannt. Eigentlich bin ich schon froh, wenn man mich nicht wie damals in der Kindheit mit den Worten wegschickt „Was wollen Sie hier. Sie haben doch gar nichts!“ Wenn es richtig gut läuft, dann helfen sie mir vielleicht ein besseres Schmerzmittel zu finden und ich hätte furchtbar gern etwas, um die Übelkeit etwas mehr zurückzudrängen. Nachdem ich mich hier durch das Forum gelesen habe, ist dass hoffentlich nicht allzu unrealistisch.

    Liebe Grüße,
    Susanne

    sternchen
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4964

    Liebe Susanne,

    schön, dass du uns deine Geschichte geschrieben hast. Ich bin sicher, dass dir morgen in der Ambulanz der Schmerzklinik geholfen wird. Möglich, dass es nicht sofort „das Mittel oder die Diagnose“ gibt, und sicher wirst du nicht als geheilt entlassen. Aber ganz sicher wird man dich ernst nehmen. Man wird dir glauben und sich in deine Lage versetzen. Ich kenne die Schmerzklinik mittlerweile so gut, dass ich weiß, dass du in den besten Händen bist.

    Vielleicht magst du uns morgen berichten. Ich bin gespannt auf deinen Beitrag.

    Alles Liebe und morgen viel Erfolg in Kiel.

    Lieber Gruß
    Sternchen

    Susanne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Liebe Sternchen,

    nein, ein Wundermittel erwarte ich auch gar nicht. Aber mein Ibuprofen wirkt fast gar nicht mehr. Das war wirklich ein Problem, als ich Anfang August Wochenenddienst hatte und von einer der schlimmsten Anfälle der letzten Jahre heimgesucht wurde. Aber generell gehören meine monatlichen Kopfschmerzen für mich zum Leben dazu. Es wäre aber trotzdem schön, wenn ich langsam mal wieder zurück könnte auf 3 Tage im Monat und nicht auf immer und ewig bei 9-13 Tagen stehen bleibe. Diese „Dauer-Party“ in meinem Kopf macht mich langsam einfach fertig.

    Liebe Grüße,
    Susanne

    KaGo
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 184

    Liebe Susanne,

    ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass du mit einem guten Gefühl den morgigen Termin in der Schmerzklinik meistern kannst.

    Aber ich bin mir sicher 🙂 , dass du dort auf sehr hohe Fachkompetenz triffst, Empathie vorfindest und ein jederzeit freundliches Umfeld für dich ansprechbar sein wird. Du kannst Fragen stellen, es wird dir verständlich geantwortet und sinnvolle Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

    Und ganz ehrlich, ich bin meinem Arzt, der mir den Weg zur Schmerzklinik nahegebracht hat, noch heute dankbar.

    Liebe Grüße und viel Erfolg,
    KaGo

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33377

    Liebe Susanne,

    wie gut, dass Du morgen einen Termin bei einem vernünftigen und erfahrenen Neurologen hast. Besseres kann Dir gar nicht passieren und man wird Dich zudem ernstnehmen. Triptane sind Mittel der Wahl, es gibt sieben verschiedene. Mir gings übrigens ähnlich mit dem Sumatriptan. Einmal 50 mg von einem Arzt erhalten mit dem Hinweis, dass Triptane bei mir nicht wirken, wenn die Migräne nicht davon weggeht. Dieser stumpfsinnige Hinweis hatte mich weitere 10 Jahre ohne Triptane gekostet. Puh, man macht teilweise schon was mit. Nicht nur, dass bei mir halbe Dosen so gut wie nicht wirken, so hatte Sumatriptan oral noch nie bei mir gewirkt.

    Alles Gute für morgen und liebe Grüße
    Bettina

    Susanne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Hallo alle zusammen,

    ich möchte euch von meinem Vormittag in der Schmerzklinik erzählen. Man hat mich nicht davongejagt und „es“ ist nicht nichts! Also erstes Ziel auf jeden Fall erreicht!

    Es war eine ganz neue Erfahrung für mich, dass sich jemand so viel Zeit für meine „Kopfschmerzen“ nimmt. Ich hatte zum ersten Mal nicht das Gefühl, dass mein gegenüber genervt, gelangweilt oder in Eile ist. Und das obwohl die arme Frau Dr. Heinze-Kuhn sich durch meine ganzen Unterlagen quälen musste – ich mag Statistiken, aber das hatten wir ja schon.

    Also, ich habe sowohl Spannungskopfschmerzen als auch Migräne. Bei dem Metoprolol kann ich bleiben und für die eigentlichen Migräneattacken soll ich Naproxen und Naratriptan nehmen. Das macht wohl keine Begleitsymptomatik am Herzen, was für mich echt gut wäre, weil ich seit Februar Herzrhythmusstörungen habe. Wenn ich zu den Aussetzern auch noch Brustenge kriege, weiß ich nicht, ob ich mein Unterbewußtsein tatsächlich daran hindern kann, unangemessen darauf zu reagieren – also Panik zu kriegen. Aus dem gleichen Grund soll ich auch erstmal kein Antidepressivum nehmen, um die Häufigkeit der Spannungskopfschmerzen zu reduzieren. Das ist eigentlich schade – auch leichte Kopfschmerzen finde ich auf die Dauer echt zermürbend.

    Aber ich darf in 2 Monaten wiederkommen. Jetzt hoffe ich nur, dass ich keinen Vorführeffekt produziere und die monatliche Hauptmigräne ausfällt. Da auch meine Spannungskopfschmerzen normalerweise einseitig sind, muss ich mehr auf die Begleitsymptomatik achten, denn die soll ich nach Möglichkeit ohne Schmerzmittel aushalten.

    Ich bin auch wirklich froh, dass ich nicht zum Sport gezwungen werde und zur Abwechslung mal nicht von völlig fremden Leuten aufgefordert wurde, mein Stresslevel zu senken. Obwohl natürlich beides angesprochen wurde. Aber es ist einfach schön, wenn man nicht das Gefühl hat, man sei ein „schlechter Patient“ nur weil man sein Leben nicht sofort komplett umstellt.

    Den einfachen Kalender habe ich bekommen, Julia. Der ist ja echt spartanisch, aber er nimmt auch ein bisschen den Druck raus, weil ich mir nicht dauernd überlegen muss, wie der Schmerz eigentlich ist. Hoffe ich. Meine Liste mit Fragen hatte ich dabei – in der Handtasche! Ich werde es wohl nie lernen. Aber das meiste habe ich trotzdem gefragt.

    Aber etwas ist mir eben noch aufgefallen. Auf dem Therapieplan hat sie angekreuzt, dass ich Schmerzmittel und Triptane nur an max. 3 aufeinanderfolgenden Tagen nehmen darf. Ich darf auch einen 4. Tag, weil ich immer mindestens 3 Tage lang Migräne habe. Ab 5 Tage gehe ich aber leer aus. Wie ist das denn nun, wenn ich 4 Tage Schmerzmittel nehme, dann einen Tag Pause mache (weil ich keine KS habe oder eben Zwangspause) und dann wieder heftige Kopfschmerzen habe. Darf ich dann wieder was nehmen? Fangen die 3 bzw. 4 Tage dann wieder von vorne an?

    Danke für eure Hilfe,
    Susanne

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Siehst du, war nicht schlimm und „sie hat gar nicht gebohrt“ ? ? ?

    Susanne, wie meine Schmerzen im Verlauf der Attacke sind? Sehr unterschiedlich, ob mit oder ohne Medis. Das kann ich mir grob über die Monate merken, das muss nicht in den (meinen) Kalender.
    Und zu der Triptanfrage: wenn es nicht mehr als so 10 Meditage im Monat werden, ist es egal, was du am dann 5.Tag machst. Wenn nicht, siehe Gruppe MÜK.

    Alles alles Gute für die Kopfschmerzzukunft, und wenn du Fragen hast, sind wir ja da ? !
    Liebe Grüße,
    Julia

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Oder 6.? Tag ?

    Susanne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Hast ja recht. Viel Lärm um nichts! Aber ich war schon lange nicht mehr so nervös.
    Und zu den Medis – vielleicht habe ich jetzt auch einfach mal Glück und habe nur noch Bilderbuchversionen einer Migräne. Das wäre zum Üben eigentlich mal ganz nett.

    Viele Grüße,
    Susanne

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Ich denke, liebe Susanne, das können alle mitfühlen und dir ganz sicher die Daumen drücken.

    Liebe Grüße,
    Julia

    sternchen
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4964

    Liebe Susanne,

    danke, dass du berichtet hast, und wie schön, dass du diese guten Erfahrungen in der Schmerzklinik machen konntest. Für uns, die die Klinik kennen, war das überhaupt keine Frage. 🙂

    Deine Beschreibung „schlechter Patient“ finde ich sehr gut und treffend. Natürlich kennen wir alle diese Situation. In der Schmerzklinik habe ich das noch niiiiiiiie erlebt. 🙂

    Keine Sorge, sollte sich nun der Vorführeffekt in deinem Migränekalender breit machen, so kennt man auch dieses Phänomen in der Klinik genau. 🙂

    Zu meinem pers. Plan gehört es auch, niemals mehr als an 3-4 Tagen in Folge Triptane oder Schmerzmittel zu nehmen. Ich pers. bin mit diesem Vorsatz gut gefahren, auch wenn ich manchmal eine Attacke aushalten mußte. Es hat mich eigentlich immer vor einem MÜK bewahrt.

    Auch ich wünsche dir alles Gute, und viel Erfolg mit den neuen Erkenntnissen.

    Lieber Gruß
    Sternchen

    Susanne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Vielen Dank, Sternchen. Ja, ich werde mich daran halten und max. 4 Tage hintereinander Schmerzmittel nehmen. Wenn man zum Arzt geht, muss man sich auch daran halten, sonst braucht man nicht zu gehen.

    Aber heute ist wohl irgendwie ein Depritag. Wenn ich 4 Tage hintereinander Kopfschmerzen mit Übelkeit und allem drum und dran hatte (das habe ich eigentlich immer, weil es mindestens von Mittag zu Mittag geht), dann ist auch ein 5. Tag mit nur leichten Kopfschmerzen kaum noch auszuhalten. Und damit meine ich nicht die ordinäre „Matschbirne“. Ich weiß, viele hier im Forum haben viel häufiger darunter zu leiden und ich sollte nicht wegen ein paar Tagen mehr oder weniger herumjammern, aber meine Energiereserven sind irgendwie aufgebraucht. Normalerweise nehme ich ja gar keine Schmerzmittel bei Spannungskopfschmerzen. Ich habe im letzten Jahr nur einmal die 10er-Grenze überschritten. Aber allein jetzt die Order bekommen zu haben, es nach Möglichkeit wirklich nicht zu tun, macht mir Angst. Ich kann es mir einfach nicht leisten, nicht zu funktionieren. Und ich hasse es wie die Pest, wenn die Leute mir ansehen, dass es mir nicht gut geht, obwohl alle immer total nett sind.

    Ich weiß, ich mache mir schon wieder Gedanken um ungelegte Eier. Aber das ist wohl das Hauptproblem an einem Depritag! Mir hat der Termin gestern trotzdem sehr geholfen. Sie hat gesagt, die Therapiemöglichkeiten seien noch lange nicht ausgereizt. Das sollte doch eigentlich Hoffnung machen!

    Liebe Grüße,
    Susanne

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