Gibt es Erkrankungen, die gehäuft zusammen mit Migräne auftreten?
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Macht Migräne „dumm“?
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Hallo Leute,
ich hab kürzlich gelesen, dass Migräne das Gehirn verändern und Spuren hinterlassen kann, die Schaden anrichten können, so dass schließlich sogar „graue Hirnsubstanz“ verloren gehen könnte. Das auch noch? Bleibt uns nichts erspart? Weiß jemand, was an so einer Aussage dran ist (vielleicht Herr Prof. Göbel)? Hoffentlich ist das nur wieder so ein Medien-Quatsch 🙁
Gruß
HanahVielleicht sollte man nicht alles lesen, was so auf den Markt gebracht wird. 😉 Also ich lese nur die Berichte, die aussagen, dass Menschen mit Migräne ein sehr leistungsfähiges Gehirn haben mit hohen kognitiven Fähigkeiten, so gut wie nie an Parkinson erkranken und keine Angst vor frühzeitigem Alzheimer und Demenz haben brauchen. Nett sind sie sowieso! 😀
Aber mal im Ernst, gelesen hatte ich das auch schon hin und wieder. Bewiesen scheint aber nichts zu sein. Hier eine Aussage eines Münchner Neurologen:
Studie widerspricht Verdummungs-These
Eine Studie aus Neuseeland wiederum, die behauptete, einen Zusammenhang zwischen Migräne und einem schnelleren Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten entdeckt zu haben, fand vor dem Münchener Experten keine Gnade: Neuere Untersuchungen mit Zwillingen hätten „keinen nachteiligen Einfluss auf die Denkfähigkeit“ ergeben.Vielleicht äußert sich ja Prof. Göbel noch dazu.
Liebe Grüße
BettinaHier muss ich jetzt auch mal meinen Senf dazu geben 😉
Also, meine Hausärztin hat mal gemeint, ich muss schon allein deshalb unbedingt die Anfälle reduzieren, weil danach jedes mal irgendwelche Zellen futsch sein können. Bin mir nicht sicher, woher sie diese Information bezieht.Möchte auch gar nicht drüber nachdenken, aber – ganz ehrlich, manchmal hab ich echt den Eindruck, ich bin im Lauf der Zeit ein bisschen „verdummt“, kann mich oft schlecht konzentrieren, steh auf der Leitung und kann mir immer schlechter Sachen merken. Bin erst 40, also am Alter sollte es nicht liegen können.
Wenn ich einen Film sehe oder ein Buch lese, kann ich nach 4 Wochen echt nicht mehr sagen, worum es sich darin dreht.
Vielleicht machen auch die Medikamente so schusselig?Naja, solange ich noch weiß, wie ich heiße und wo ich wohne…..
Liebe Grüße, Conny
Anonym
Inaktiv25. August 2010 um 22:35 UhrBeitragsanzahl: 1356Man sollte auch aufhören zu niesen, dabei werden auch Gehirnzellen zerstört.
Fazit: Menschen mit Heuschnupfen sind massiv gefährdet. Vll. sollte ich schon mal eine Selbsthilfegruppe für Angehörige (Nies-Anon) gründen… 😉Liebe grüße
Monika
Guten Morgen, Ihr Alle,
den Kern dieser Frage hat Prof. Göbel schon mal im Live-Chat vom 15.3.2010 beantwortet.
Julia
Danach müsste man meine Frage mit „ja“ beantworten, was sich allerdings mit dem Artikel von Bettina widerspricht. Hm. Unbefriedigend.
Monika, sorry wenn Du die Frage unnütz findest, aber zum Glück können wir hier ja im Forum alles fragen, was uns auf dem Herzen liegt. Muss ja nicht jedem gefallen.
LG
HanahHallo Hanah,
also ich lese da auch ja, eventuell mit einem kleinen vielleicht dahinter. Muss ja nicht jeden treffen.
Tröste dich, da sind wir ja in großer Gesellschaft.LG
Julia@hanah said:
Danach müsste man meine Frage mit „ja“ beantworten, was sich allerdings mit dem Artikel von Bettina widerspricht. Hm. Unbefriedigend.Liebe Hanah,
ich denke, mehr als ein „Unbefriedigend“ wird Deine Frage auch nicht ergeben können. Niemand wird Dir hierauf eine konkrete Antwort geben können. Sicher hinterlässt die Migräneerkrankung irgendwelche Spuren im Gehirn, aber inwieweit diese beeinträchtigen können, ist halt die große Frage. Das Gehirn ist ein ganz erstaunliches Organ und auch zu gewissen „Reparaturleistungen“ fähig. Selbst noch im hohen Alter können sich neue Verknüpfungen bilden – selbstverständlich nur bei entsprechendem Training. 😉
Dem Chellisten Dominik Polonski wurden aufgrund seiner Hirntumorerkrankung mehr als ein Viertel seines Gehirns entfernt. Von den Ärzten wurde er fast aufgegeben, inzwischen spielt er wieder mit einer Hand.
Es gibt Menschen, die mit nur einer Gehirnhälfte geboren werden und trotzdem ein fast normales Leben führen können. Die vorhandene Gehirnhälfte übernimmt die Funktionen der fehlenden.Das sind natürlich Extrembeispiele, aber ich denke, sie veranschaulichen, welch faszinierendes Organ uns da immer diese Probleme macht. 😉 Wieso sollte also nicht auch ein eventuell durch Migräne geringfügig „geschädigtes“ Gehirn diese minimalen Defizite kompensieren können? Sofern es überhaupt so ist?!?
Macht Euch da bitte nicht verrückt, denn was sollte es auch bringen? Prof. Göbel rät ja, die Migräne gut zu behandeln mit Vorbeugung und Attackenmedikation. Und da tun wir ja auch.
Liebe Hanah, falls Prof. Göbel aus zeitlichen Gründen Deine Frage nicht mehr beantworten kann (ich habe sie bereits weitergeleitet), so stelle sie bitte im Live-Chat am 6.9. Da wirst Du dann spätestens Deine Antwort erhalten.
Liebe Grüße
BettinaTja, Shelley, Trompete könnte er gut gelernt haben, wer weiß???
Bevor diese Frage beantwortet werden kann, müssen wir uns erst klar werden, was „dumm“ bedeutet. Wikipedia leitet vom Begriff Dummheit direkt zur Blödheit: „Der Ausdruck Blödheit bedeutete in seiner Sprachentwicklung unter anderem Schüchternheit oder Ungeschicklichkeit und wird heute oft gleichgesetzt mit Dummheit.“
Horst Geyer unterscheidet drei Arten dummen Verhaltens bei vorhandener Intelligenz und auch kluges Verhalten trotz geringer Intelligenz:
1. Dummes Verhalten infolge zu niedriger Intelligenz.
2. Dummes Verhalten trotz normaler Intelligenz.
3. Dummes Verhalten infolge zu hoher Intelligenz (!).
4. Kluges Verhalten bei geringer Intelligenz.
Die Psychologie als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten kennt über 30 verschiedene Intelligenzbegriffe und weiß bis heute nicht, was Dummheit oder Intelligenz genau ist. Daher können wir die Frage, ob Migräne dumm mache, als wissenschaftlich undefiniert beiseite legen. Man müsste erst präzise definieren, operationalisieren und darlegen, was man mit „dumm“ bezeichnet.
Ich selbst bin Unterfranke, und dies erleichtert die Antwort doch sehr. Man sagt dort auf dem Dorf „Mir is heut wieda mol so dumm im Hirn“ und meint damit, dass man Schwindel und Kopfschmerz verspüre. Entscheidend ist dabei das Wort „heut“. Es drückt aus, dass das dumm vorbeigeht und episodisch verläuft. Dumm ist weder Schicksal, weder soziale Kaste noch Lebensurteil. Man kann da etwas Effektives dagegen machen. Eine der zentralen unterfränkischen Lebensphilosophien lautet daher auch: Dumm darf man sein, man muss sich nur zu helfen wissen.
Und dann: was bedeutet „Migräne“. Es gibt so viele Formen und so viele unterschiedliche Verläufe. Marie Curie hat mit ihrer Migräne zwei wissenschaftliche Nobelpreise erhalten. Viele haben im Vorfeld der kommenden Attacken ihre besten Ideen. Einzelne jedoch erleiden einen migränösen Hirninfarkt und das Gehirn erleidet strukturellen Schaden. Manche ziehen sich in depressive Dunkelheit und Antriebslosigkeit zurück, wieder andere erleiden Komplikationen einer inadäquaten Behandlung. Und das Adjektiv „dumm“ beschreibt nur wenige Facetten der Migräne, der Enzyklopädie unseres Bewusstseins.
Migräne und eine Reihe von anderen Erkrankungen sind gleichzeitig vorhanden. So ist die Konzentration von CGRP bei Übergewichtigen erhöht. Fettverzehr führt zu erhöhter CGRP –Sekretion. CGRP ist ein postsynaptischer Mediator der trigeminovaskulären Entzündung und im Migräneanfall für die Schmerzentstehung verantwortlich. CGRP-Antagonisten stehen im Fokus zukünftiger Migräneanfall-Medikamente.
Hohe Migräne-Attackenfrequenz führt zu strukturellen Veränderungen im PAG, einen Bereich des Hirnstammes. Hohe Attackenfrequenz schädigt strukturell das Nervensystem. Wiederholte Schädigung verändert den Aufbau. Folge ist eine Reduktion der Schwelle für erneute Attacken. Häufige Attacken bedingen noch mehr Attacken, viel Migräne bedingt noch mehr Migräne.
Migräne-Komorbidität bezeichnet das Auftreten anderer Erkrankungen bei einem Patienten neben der Migräne. Grundlage kann eine gemeinsame genetische Belastung, unterschiedliche Reaktion auf gleiche Risikofaktoren oder die Folge der anderen Erkrankung sein.
Eine Reihe anderer Veränderungen machen Sorgen. Migräne-Komorbidität auf dem Gebiet der Neurologie schließen Schlaganfall, Epilepsie, Tremor und Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz ein. Auf dem Gebiet der Psychiatrie Depression, Bipolare Erkrankungen, Angsterkrankungen und Panikerkrankungen. Im Bereich der Kardiologie sind Myokardinfarkt, KHK, Offenes Foramen ovale und Bluthochdruck zu nennen. Andere Bereich umfassen M. Raynaud, Reizdarmsyndrom, Asthma bronchiale, Schmerzerkrankungen, Gastritis, Reflux, Schwindel, Allergien und Hypothyreose.
Migräne kann und sollte daher intensiv und aufmerksam behandelt werden, um gemeinsamen Entstehungsmechanismen entgegenzuwirken.
Erfreulich: Die Dummheit ist bisher nicht als Migräne-Komorbidität trotz intensivster Forschung beschrieben worden. -
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