Attackentherapie

Attackentherapie

Medikation bei unterschiedlicher Attackenstärke

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    Guten Morgen, Ihr Lieben,

    beim Querlesen durchs Forum stoße ich immer mal wieder auf Äußerungen wie „um Triptane zu sparen, versuche ich, eine leichte Attacke ohne Schmerzmittel auszuhalten“ oder „leichte Attacken verschlafe ich mit Diazepam“ oder Ähnliches.

    Bei mir sind alle Attacken gleich (schlimm). Ich kenne zwar Situationen, in denen die Attacken etwas unterschiedlich starten (mal habe ich so ein diffuses Gefühl zu Anfang, als würde der „Strom“ im Kopf abgestellt, mal fängt es gleich mit einem Bohren im Hinterkopf an, mal beginnt es eher wie ein Spannungskopfschmerz, schlägt dann aber IMMER in eine Migräne um), aber zum Triptan muss ich immer greifen.

    Immer, wenn ich mal ein bisschen abwarte um zu sehen, ob denn bei mir vielleicht auch bloß eine „leichte“ Attacke kommt, rächt sich das, in dem das Triptan bei späterer Einnahme natürlich schlechter wirkt. Also nehme ich eigentlich immer gleich zu Anfang, sobald meine Triptanschwelle erreicht ist, das Medikament.

    Wenn ich mal zur Abwechslung auf ein Triptan verzichten will (aber natürlich etwas anderes nehmen muss), greife ich zu Phenazon oder Metamizol. Beides hilft mir in wenigen Fällen gut, aber nur, wenn ich es ganz, ganz früh nehme, sobald ich AHNE, es kommt eine Attacke. Wenn schon so etwas wie Schmerz da ist, ist es dafür bei mir viel zu spät.

    Mir hat eine Ärztin in Königstein gesagt, ich solle doch mal dazu übergehen, Attacken von Schmerzstärke 3 oder 4 so auszuhalten. Das würde ich ja sehr gerne tun, wenn es denn auf diesem Level BLIEBE. Tut es aber eben nie!

    Nun zu meiner Frage: WIE und WANN in einer Attacke merkt Ihr denn, dass Ihr sie auch mal so aushalten könnt?

    Einen schönen Sonntag wünscht
    Polarlicht

    heika
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    Liebe Polarlicht,

    mir geht es wie dir, bei mir sind alle Attacken gleich, ich brauche immer ein Triptan. Und da ich Allegro nehme, ein sehr sanftes Triptan, das aber erst nach ca. 2 Stunden überhaupt die erste Wirkung zeigt, nehme ich es so früh wie möglich. Denn die Attacke schaukelt sich in dieser Zeit ja weiter hoch und wenn die Schmerzen dann zu stark sind, habe ich auch das Problem, dass die Wirkung nicht mehr so gut ist und ich zusätzlich Naproxen brauche.

    Es gibt bei mir eine Besonderheit: Wenn ich Attacken auf der re. Seite habe (sind leider nur die wenigsten), sind diese nicht mit Übelkeit verbunden, die sind für mich aushaltbar, da ich dann „nur“ mit den Schmerzen zu kämpfen habe.

    Ich habe schon so viele Jahre lang Migräne und da bekanntlich „Versuch macht kluch“ 😉 gilt, habe ich in dieser Zeit derart viele (negative) Erfahrungen gesammelt, dass ein anderes Vorgehen – bei mir! – keinen Sinn macht, als bei linksseitiger Migräne gleich ein Triptan zu schlucken.

    Lieber Gruß
    Heika

    Anonym
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    Beitragsanzahl: 95

    Liebe Heika,

    danke für Deine Schilderung!

    Kannst bzw. magst Du denn kein stärkeres, schneller wirksames Triptan nehmen? Ich nehme Ascotop nasal, Imigran nasal und manchmal Sumatriptan 100 als Tablette, ab und zu auch mal Relpax.

    Zusatzmedikationen wie Naproxen haben bisher bei mir keine erkennbare Verbesserung gebracht. Aber ich spreche generell nicht sehr gut auf Entzündungshemmer an. Als ich mal eine Triptanpause in Kiel 2007 gemacht habe, haben mir die initial 100mg Cortison in der Infusion auch nicht geholfen. Das lag aber vielleicht auch daran, dass ich die Infusion etwa acht Stunden vor Einsetzen der Entzugsmigräne bekommen habe, da war die Wirkung eh verpufft.

    Ich habe einmal versucht, zuhause mit 100mg Cortison als Tablette eine Attacke abzuwenden, ging auch nicht.

    Auch wenn es selten ist: Gut, dass wenigstens ein paar Attacken bei Dir ohne Übelkeit ablaufen. Bei mir ist die Übelkeit zwar ausgeprägt, aber da ich ja immer früh Triptane nehme, spielt das keine Rolle.

    Bei den Triptanpausen, in denen die Übelkeit dann trotz Medikation durchbrach, war das Erbrechen für mich letztlich kein Problem. Zwar nervig und anstrengend, aber unmittelbar danach habe ich mich immer kurz ein bisschen besser gefühlt.

    Mein Hauptproblem, kein Wunder, bleiben der extreme Schmerz und die Angst davor.

    Lieben Gruß,
    Polarlicht

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33353

    Liebe Polarlicht,

    ich hatte früher auch nur die „Tsunamis“, die in fast unstillbarem Erbrechen endeten. Aber ich kann Dich trösten, die Migräne verändert sich immer wieder. Jetzt habe ich auch oft leichtere Attacken, die über Tage gehen und ich unbehandelt überstehen kann. Manchmal gehen sie dann von selbst wieder weg, öfter drehen sie allerdings nach einigen Tagen aber voll auf. Dann nehme ich das Triptan und es wirkt auch.

    Man kan auch schwere Attacken dann und wann mal mit sedierenden und schmerzdistanzierenden Medikamenten überstehen. Nach so einer durchgestandenen Attacke folgt oft eine längere schmerzfreie Phase. Jeder muss hier ein bisschen probieren und einen machbaren Weg für sich finden.

    Ich glaube, dass Dein Hauptproblem wirklich die Angst vor den Schmerzen ist. Schmerzen haben wir schwer Betroffenen alle ziemlich stark, die Angst macht es aber unerträglich. Du bist ja jetzt bald in Kiel, dann sprich diese Angst ganz explizit an. Es gibt Mittel und Wege, sich dieser zu stellen und angemessen damit umzugehen. Sehr bald wirst Du merken, dass Deine Lebensqualität wieder steigen wird. Selbst dann, wenn die Attackenstärke erstmal am selben Level bleibt.

    Passende Prophylaxen können Attackenverlauf und Angst günstig beeinflussen. Du bist jetzt am richtigen Weg, sei mal ganz zuversichtlich. 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

    Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 95

    Liebe Bettina,

    ganz, ganz herzlichen Dank wieder mal für Deinen wunderbaren Zuspruch!

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    Das mit der Attackenbehandlung mit sedierenden und schmerzdistanzierenden Mitteln erfahre ich ja wohl jetzt in Kiel und wenn ich denke, ich komme zuhause damit klar, lasse ich mir die Medikation/das Schema mal mitgeben. So kann ich dann die Triptan-Frequenz ein bisschen eindämmen.

    Danke für den Tipp als Technik zuhause! 🙂

    Das hast Du richtig erkannt, liebe Bettina, mein Hauptproblem ist die Angst vor den Schmerzen. Die ist geradezu übermächtig und höhlt mich aus.

    Früher, in der Zeit vor den Triptanen, bin ich wesentlich gelassener gewesen. Aber da hatte ich ja auch richtige Erholungszeit zwischen den Attacken und konnte mich mental wieder sammeln. Zudem waren die Attacken keine „Entzugsattacken“, wie es jetzt immer der Fall ist, wenn ich mal kein Triptan nehmen würde. Und obendrein war ich vor 20 Jahren ja auch noch nicht so zermürbt wie jetzt nach der langen Migräne“karriere“. Ich bin da viel kämpferischer, sportlicher rangegangen und hätte mich von der Migränewahrscheinlichkeit niemals von etwas abhalten zu lassen. Etwa Fernreisen.

    Genau, das Thema Angst spreche ich bei der Anfangsuntersuchung ganz, ganz deutlich an. Das kann ich ja zum Glück. Danke für die Ermunterung!

    Ich soll dann Botox bekommen als Prophylaxe und hoffe, dass ich zu denen gehöre, bei denen es wirkt!

    Danke, Bettina, Du machst mir wirklich Mut und das tut so gut. Leider reicht es immer nicht, mir das EINMAL zu sagen, wie wir hier schon gesehen haben.

    Kleiner Einschub: Das ist ja auch das Drollige oft bei der Kommunikation mit manchen Männern (in der Familie zum Beispiel). Da höre ich oft: „Das HABE ich Dir doch schon gesagt!“ Die verstehen nicht, dass es nicht bloß um die nackte
    InformationsÜBERTRAGUNG geht. Sondern um Seelenpflege, Zuspruch, Nähe.
    Einschub-Ende.

    Dir einen schönen Sonntag, liebe Bettina!

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    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33353

    Liebe Polarlicht,

    Männer denken pragmatisch und wenn es einmal gesagt ist, sollte das dann auch reichen. 😉

    Ich drück Dir die Daumen für Botox, es ist eine neue Chance.

    Angst ist ein eigenes Thema, das auch völlig unabhängig von diesen Schmerzen auftreten kann. Das weißt Du ja sicher und Du gehst das nun an. Angst ist wichtig, wenn sie uns vor Gefahren schützt. Angst macht krank, wenn sie sich verselbstständigt. Einfache Gleichung – nicht so einfache Behebung des Ganzen. 🙂

    Aber es gibt Wege, Strategien und Vorgehensweisen, die der Angst ein Schnippchen schlagen. Lass Dich überraschen, denn in Kiel kennt man dieses Thema zur Genüge. 🙂 Und man wird Dich hören, Dich ernstnehmen und Dir diese Wege zeigen.

    Auch Dir einen schönen Sonntag, liebe Polarlicht. 🙂

    Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 95

    Vielen lieben Dank für alles, liebe Bettina!!! Ich fühle mich gleich viel besser!

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    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6940

    Liebe Polarlicht,

    ich brauche ein sanftes UND lang wirkendes Triptan, da bin ich mit einem Allegro schon richtig.

    Und was die Kommunikation mit den Männern in deiner Familie betrifft, da gibt es für dich eine ganz einfache Lösung: Du kommunzierst selber auf ganz direktem Weg, was du brauchst, z.B. „Ich brauche Trost, Zuspruch, Verständnis, möchte in den Arm genommen werden, usw.“ 😉

    Eine erfolgreiche Kommunikation zwischen den beiden Geschlechtern ist manchmal eine Herausforderung – aber für beide Seiten. Sagt ein Mann ganz unbedarft, dass seine Mutter immer toll gekocht hat, hört so manche Ehefrau gleich heraus, dass es ihm bei ihr nicht so gut schmeckt. 😉

    Und wenn eine Migränikerin ihrem Mann vorjammert, wie schlecht es ihr geht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Mann sagt „Oh, du armes, geplagtes Wesen, es zerreißt mir fast das Herz, dich so leiden zu sehen. Wie kann ich dir helfen, was kann ich für dich tun?“ sehr viel geringer als ein nüchternes „Dann geh doch mal zum Arzt!“ 🙂

    Humorvoller Gruß
    Heika

    Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 95

    Ja, lustig, Heika.

    Zu dem Thema habe ich schon John Gray gelesen, wirklich sehr zu empfehlen:

    „Männer sind anders, Frauen auch“. Herrlich. Und so wahr. Ich habe viel daraus gelernt.

    Zum Glück ist mein Liebster ganz anders, was Kommunikation betrifft, tickt er wie eine Frau – nur ohne das Gezicke!

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    Es betrifft also nicht alle Männer in der Familie. 🙂

    Ja, ein nettes Beispiel hast Du da genannt.

    Es gibt doch auch – ganz allgemein – so schöne Episoden, dass zum Beispiel Mann und Frau auf der Autobahn unterwegs sind. Frau (will Kaffeepause machen) fragt Mann: „Willst Du einen Kaffee trinken?“ Sie hätte sagen müssen: „ICH möchte einen Kaffee trinken.“ Er antwortet wahrheitsgemäß „Nein“. Und sie ist sauer, dass sie nun nicht zur Kaffeepause kommt…

    Liebe Grüße
    Polarlicht

    Semi
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 806

    Ei ist das schön, den einen oder anderen Bericht von euch zu lesen, was mir gerade mal wieder ausgiebig möglich ist.

    Also was ich bezüglich der KOmmunikation zwischen Mann und Frau beizutragen habe wäre – wohlwissend dass wir uns hier unter der Rubrik „Attackentherapie“ befinden – dass mein Mann auf die Frage „Willst du einen Kaffee trinken“ direkt mit einer Gegenfrage reagieren würde, nämlich “ Willst du????“.

    Weiss der Geier, wann sich diese Form der „Attackentherapie“ zwischen uns so eingependelt hat
    Ich habe überhaupt keine Ahnung

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33353

    Liebe Semi,

    der Lehrgang geht ganz einfach weiter. Du solltest dann antworten: „Ja, fahr in der nächsten Tanke raus!“ lol29.gif

    Semi
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 806

    Das, liebe Bettina geht aber nur mit geringfügigem partnerschaftlichem Ballast und schnellster emanzipatorischer Reflexionsfähigkeit. Bestehen diese wesentlichen Grundvoraussetzungen nicht, dann könnte das folgendermaßen weitergehen:
    „Wieso fragst du das eigentlich noch? Du müsstest doch wissen, wissen, wissen, dass ich nen Kaffee will“. Du bist iiiiimmmmmeeeeer soooooooo unsensibel!

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