Occipitalis-Nervenstimulation (ONS)

Occipitalis-Nervenstimulation (ONS)

Nervus occipitalis-Stimulation

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  • Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33379

    Einer der Schwerpunkte beim Internationalen Schmerzkongress 2011 in Berlin waren die operativen Verfahren. An der Occipitalis-Stimulation zur Therapie der chronischen Migräne wird schon seit Jahren geforscht und nun stellte St. Jude Medical seine Studienergebnisse vor.

    Chronische Migräne lässt sich einer neuen klinischen Studie zufolge durch periphere Nervenstimulation des Nervus occipitalis mittels eines implantierten Neurostimulators lindern.

    Die Zahl der Kopfschmerztage pro Monat konnte so um 28 Prozent verringert werden.

    An der Studie, die beim internationalen Kopfschmerzkongress in Berlin vorgestellt wurde, haben 157 Patienten mit chronischer Migräne teilgenommen. Ihnen war ein Neurostimulator (St. Jude Medical Genesis™ Neurostimulator) am Hinterkopf unter die Haut implantiert worden, der mittels Elektroden den Okzipitalnerv stimuliert.
    Artikel weiterlesen…

    Macht mir irgendwie den Eindruck, als würde die Therapie der Migräne mehr und mehr auch ein Thema für die Neurochirurgie werden.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Happy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1826

    Liebe Bettina,

    danke für die Info und Deine Arbeit hier.

    Für mich fühlt sich der Gedanke gruselig an, mir so ein Ding implantieren zu lassen… ne, da muss ich schon arg verzweifelt sein…

    Liebe Grüße
    Christiane

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Hallo Christiane,

    wie unterschiedlich wir doch alle sind. Das Ding würde ich mir sofort einbauen lassen, davon wird man nichts merken. Und Herzschrittmacher haben ja auch ganz viele Menschen, nur dass dieser Eingriff sicher noch viel oberflächlicher und einfacher sein wird.

    Warten wir mal bis er kommt 😀
    Liebe Grüße
    Julia

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33379

    Ich kann mir vorstellen, dass diese Option in nicht so langer Zeit als Therapieform etabliert werden kann. Wie Julia schon erwähnt, sind Herzschrittmacher inzwischen Routine. Ebenso die Tiefenhirnstimulation bei Parkinson, die Vagusnerv-Stimulation bei nicht behandelbarer Depression, Rückenmarksstimulationen bei Dauerschmerz usw.

    Rinchen
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 214

    Liebe Bettina,
    es ist nur so schade dass es wohl von unseren deutschen Vertreteern noch sehr belächelt wird und es als eine amerikanische Modeerscheinung hält, weil es da wohl angeblich (ich weiß es nicht) eine wesentlich schlechtere medikamentöse Versorgung gibt…dort operiert man wohl lieber…und nach der Erfahrung heute in der Charite stelle ich mir die Frage, ob Chronische Migräne überhaupt ein Thema bei den Ärzten ist. Die wollen nur ihre Leitlinien bis zum MüK abarbeiten, etwas anderes passt nicht in ihren ehrgeizigen Berufsbild.

    LG rinchen

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33379

    Liebes Rinchen,

    bei Neuerungen wird immer erst gelacht, dann gespottet und wenn sich die Sache hartnäckig hält, genauer hingesehen. Diese Zeit und Geduld muss jeder haben, der etwas Neues auf den Markt bringt. Ganz besonders bei so invasiven Methoden muss auch lange getestet werden. Die armen Mäuse, kann ich da nur sagen… 🙁

    Hier noch ein etwas ausführlicherer Artikel zur Neuromodulation.

    Liebe Grüße
    Bettina

    railwaycom
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 850

    hallo,
    OK für euch ein altes Thema, aber das würde mich echt reizen.
    Ich habe ein Oberkiefer- Ersatz bekommen, der Kiefer war zu sehr gebrochen. Ich kenne das mit Ersatzteilen oder Fremde Teile im Körper.
    Das so ein Nervenstimulator hilft, kann ich mir sehr gut vorstellen. Muss man da die ganze OP selbst bezahlen?
    Liebe Grüße
    rail

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33379

    Sobald dieses Verfahren von der Kasse „genehmigt“ wird, muss man nichts bezahlen. In besonderen Fällen kann man mit der Kasse verhandeln, dass sie die Kosten übernehmen. Viel Erfahrung gibt es noch nicht in der Praxis. Manchmal schadet noch ein wenig Zuwarten nicht.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Loua
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 113

    Hallo zusammen,
    der Thread ist ja schon etwas älter, aber habe ihn eben erst entdeckt, daher schreibe ich gleich hier weiter, ich hoffe das passt so…
    gibt es denn zu diesem Verfahren schon etwas Neues? Habe nicht wirklich etwas darüber finden können. Wird das denn in Deutschland schon angewendet?
    Viele Grüße,
    Nina

    Loua
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 113

    Sorry, hab jetzt den anderen Thread dazu gefunden, hatte falsch gesucht!

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33379

    Ja, es gibt was Neues. 😉

    ONS bei chronischer Migräne
    Publiziert am 1. Oktober 2012 von Prof. Dr. Hartmut Göbel

    Die chronische Migräne ist eine besonders schwere Verlaufsform der Migräne. Die betroffenen Patienten leiden an mehr als 15 Tagen pro Monat an schweren Kopfschmerzen. Die hohe Häufigkeit der Kopfschmerztage pro Monat besteht seit mindestens drei Monaten. Ein Medikamentenübergebrauch liegt nicht vor, so dass es sich bei der chronischen Migräne um eine spontan hohe Attackenfrequenz handelt, bei der auch eine Medikamentenpause keine Besserung bringt. Die Schmerzen sind auch im Hinterhauptkopf und Schulter-Nackenbereich lokalisiert. Vorbeugende Medikamente bewirken trotz ausreichender Dosierung und zeitlicher Dauer keine Verbesserung des schweren Verlaufes.

    Für diese besonders schwer betroffene Patientengruppe gibt es nur wenige wirksame Therapieoptionen. In neuester Zeit rücken nun auch Möglichkeiten der peripheren Nervenstimulation (PNS) als Behandlungsmöglichkeit zunehmend in den Fokus.

    Die periphere Nervenstimulation ist eine spezielle Anwendung der Neurostimulation. Diese wird bereits seit mehreren Jahrzehnten zur Linderung und Behandlung von chronischen Schmerzen eingesetzt. Eine erfolgreiche Anwendung ist möglich bei Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Arm- und Beinschmerzen.

    Durch den zunehmenden Fortschritt der Mikroelektronik ist es möglich, ein schrittmacherähnliches Gerät unter die Haut zu implantieren und damit eine kontinuierliche periphere Nervenstimulation zu ermöglichen. Zur Behandlung der chronischen Migräne kann ein spezielles System implantiert werden. Dieses sendet elektrische Signale an den sich direkt unter der Nackenhaut befindlichen Occipitalnerven. Aufgrund dieser besonderen Lokalisation wird diese Behandlungsmöglichkeit auch Occipitalis-Nervenstimulation (ONS) genannt.

    Die Wirkungsweise der Occipitalis-Nervenstimulation wird durch Veränderungen der elektrischen Regulation im Hirnstamm erklärt. Das Muster der Schmerzsignale wird durch die kontinuierliche Stimulation moduliert und überdeckt. Die ständige Überempfindlichkeit im Nervensystem wird dadurch ausgeglichen und reduziert.

    Die Funktion des Neurostimulatorsystems und die periphere Nervenstimulation sind mit denen von Herzschrittmachern zu vergleichen. Das Gerät sendet jedoch keine Impulse zum Herzen, sondern über den Hinterhauptsnerv zum trigeminalen Hirnstammkomplex. Es wird angenommen, dass dadurch die körpereigene Schmerzabwehr aktiviert und stabilisiert wird und somit auf natürlichem Weg die Empfindlichkeit für Schmerzsignale reduziert werden kann.

    Für Patienten mit therapieresistenten chronischen Migräneschmerzen ergeben sich durch die Occipitalis-Nervenstimulation (ONS) neue Möglichkeiten in der Behandlung. Bei diesen Betroffenen besteht in der Regel seit Jahren eine chronische Migräneverlaufsform. Sämtliche leitliniengerechten vorbeugenden Medikamente und sonstige Therapiemaßnahmen wurden ohne Effekt durchgeführt oder aber sie wurden nicht vertragen. Für diese Patientengruppe gibt es nur sehr limitierte Möglichkeiten in der Behandlung. Eine Option stellt die Behandlung mit Botulinumtoxin (Botox) dar. Dieses Arzneimittel ist seit September 2011 für die Behandlung der chronischen Migräne zugelassen.

    Mittlerweile ist auch die periphere Nervenstimulation in Form der Occipitalis-Nervenstimulation (ONS) für die Behandlung der chronischen Migräne zugelassen. Betroffene Patienten können daher mit ihrem Arzt entscheiden, ob diese Behandlungsform für sie eine geeignete Möglichkeit darstellt. Diese Behandlung wird in dafür zertifizierten Zentren angeboten. Entscheidend ist dabei die genaue Analyse der Kopfschmerzform, die Indikationsstellung, die Inplantation durch einen zertifizierten Neurochirurgen, sowie die Langzeitbetreuung mit Therapie- und Verlaufskontrolle durch das Migränezentrum.

    Ziele der Therapie sind eine Reduktion der Kopfschmerztage pro Monat, eine relevante Linderung der Kopfschmerzintensität, Reduktion der Akutmedikamente und eine verbesserte Lebensqualität.

    Das Neurostimulationssystem für die Occipitalis-Nervenstimulation besteht aus drei Hauptbestandteilen,

    den Neurostimulator,
    den Elektroden und
    einem Bediengerät für die Patienten.

    Der Neurostimulator selbst entspricht in der Größe ungefähr einer Stoppuhr. Er enthält die Batterien und elektrischen Bestandteile, die die Impulse an die Elektroden erzeugen und dorthin senden. Die Elektroden bestehen aus dünnen Drähten, mit denen die elektrischen Signale vom Stimulator zu den Occipitalis-Nerven gesendet werden. Das Bediengerät für die Patienten ist einer kleinen Fernbedienung ähnlich. Es kann von den Patienten benutzt werden, den Neurostimulator ein- oder auszuschalten und das Reizmuster dem jeweiligen Bedürfnis entsprechend anzupassen.

    Die Behandlung der chronischen Migräne mit der peripheren Neurostimulation ist eine neue Therapiemethode. Langzeiterfahrungen für die Behandlung der chronischen Migräne liegen nur sehr vereinzelt vor. Diese Behandlungsform erfordert eine gute Zusammenarbeit zwischen Neurochirurgen und Neurologen. Während eines kleinen einfachen chirurgischen Eingriffes wird das Neurostimulationssystem implantiert. Die stationäre Behandlung erstreckt sich dabei in der Regel über einen Tag. Mögliche Komplikationen sind, wie bei jeder Operation, Infektionen oder postoperative Schmerzen. Im Langzeitverlauf können sich Risiken wie Verschiebung der Elektroden ergeben. Vor dem Eingriff wird genauestens über diese möglichen Komplikationen aufgeklärt. Die Elektroden werden unter die Haut gelegt, eine tieferliegende Operation erfolgt nicht.

    Die Langzeitbetreuung erfolgt in unserem Kopfschmerzzentrum. Dabei wird der genaue Verlauf der Migräne dokumentiert, der Stimulator eingestellt und es werden Langzeiterfahrungen systemisch wissenschaftlich ausgewertet. Im Rahmen einer multinationalen Analyse können so die Behandlungsergebnisse über mehrere Jahre beobachtet und bewertet werden. Ob die Möglichkeit einer peripheren Nervenstimulation in Form der Occipitalis-Stimulation im Einzelfall helfen kann, kann nur durch eine eingehende spezialisierte neurologisch-schmerztherapeutische Untersuchung geklärt werden.

    Dazu haben wir an der Schmerzklinik Kiel eine Spezialsprechstunde eingerichtet. Experten für Neurostimulation und Migräne analysieren eingehend den bisherigen Behandlungsverlauf, sowie die Therapiemöglichkeiten mit dieser neuen Form der Vorbeugung bei chronischer Migräne.

    Eine Anmeldung zur Sprechstunde kann über die Telefonnummer 0431-20099-400 erfolgen.

    Quelle Schmerzklinik Kiel

    Es hört sich vielversprechend an. Wir werden hier weiter berichten.

    Liebe Grüße
    Bettina

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