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Fentanyl
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AutorBeiträge
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Hallo,
ich komme gerade von einem sehr netten und wahrscheinlich auch sehr kompetentem Neurochirurgen der mir empfohlen worden war.
Zu ihm bin ich wegen der Beteiligung des musko- skelettalen Systems an meinen Schmerzen (ich habe nicht nur Kopfschmerzen) gegangen.
Er meinte eigentlich würde ich schon alles richtig machen. Was in der Umkehrung leider auch heisst: Ich kann ihnen auch keine neuen Rat geben.
Er empfahl mir dann wegen meiner täglichen Schmerzen (letzter schmerzfreier Tag wohl ca. 2011) mir gut zu überlegen ob ich nicht mal ein Fentanylpflaster ausprobieren wolle um die Schmerzen mal zu unterbrechen.
Ich tendiere stark dazu das mitgegebene Rezept weg zu werfen weil ich befürchte mit den Kopfschmerzen in einen MÜK zu kommen und ansonsten sowieso jede Nebenwirkung bekomme, die Medikamente mit sich bringen können.
Mich würden Eure Meinungen dazu interessieren.
Danke
langeselend
Hallo Langeselend,
ich habe wegen gesichtsschmerzen trotz hochfrequenter Migräne mal für ca. 2 Monate ein retardiertes Opioid (Valoron retard) genommen. Das hatte auf die Migräne keinen Einfluss. Ich hatte damals auch noch Prof. Göbel im Chat gefragt, der das auch als machbar ansah.
Ich weiß nun nicht, ob das auch für Fentanyl gilt, könnte mir aber wegen der Applikationsart Pflaster vorstellen, dass es auch gehen könnte. Es ist ja auch die Frage, wie belastend diese anderen Schmerzen für dich sind. Und dass man diese Dauerschmerzen mal unterbrechen müsste, um das Schmerzsystem zu entlasten, ist sehr bedenkenswert.
Was meint denn dein Migränetherapeut dazu?
Liebe Grüße
NinaLieber Langeselend,
das ist eine sehr schwierige Entscheidung, die Dir leider keiner abnehmen kann.
Hast Du denn schon mal eine Schmerztherapie mit retardierten Opioiden versucht? Wenn nicht, würde ich an Deiner Stelle nicht mit dem am stärksten wirkenden Opioid starten, das es gibt. Es wirkt mehr als 100-fach stärker als Morphium! Die Nebenwirkungen sind Dir ja sicher auch bekannt, die muss ich nicht aufzählen.
Unendlich wichtig wäre natürlich, dass Du endlich wieder mal schmerzfrei werden kannst. Die MÜK-Gefahr ist durch Opioide nicht so gravierend, wie man vielleicht denken würde. Zudem könntest Du auch einen positiven Effekt für die Kopfschmerzen haben. Wobei Opioide bei Migräne in der Regel fast gar nicht wirken. Kann ich auch bestätigen, denn ich hatte damit vor meinem ersten Klinikaufenthalt auch schon experimentiert.
Liebe Grüße
BettinaNina und ich hatten uns jetzt überschnitten, da ich eben noch ein Telefonat hatte. 😉
Liebe Bettina, liebe Nina,
vielen Dank für eure Antworten.
So kann die Reaktion nach hinten losgehen und es kommt etwas ganz anderes heraus als man vermutet hat.
Ich hatte meine Frage hier gestellt und sehr fest vermutet, dass ihr mir alle davon abraten werdet Fentanyl zu nehmen. Eigentlich wollte ich nur eine Bestätigung darin.Und nun diese beiden Antworten!
Als ich das erste Mal nach Kiel gefahren bin wurde meine Stimmung ab Hamburg immer schlechter. Spätestens ab Neumünster begann alles in mir zu schreien:
ICH WILL NIEMAND SEIN, DER IN EINE SCHMERZKLINIK FÄHRT! DAS BIN ICH NICHT! ICH WILL NICHT DASS DAS ZU MEINEM LEBEN GEHÖRT!
Dass der Aufenthalt dort dann ausgesprochen positiv für mich war steht auf einem anderen Blatt.
Jetzt geht es mir mit dem Fentanyl genauso wie damals:
ICH WILL NIEMAND SEIN, DER EIN OPIAT NEHMEN MUSS DAMIT ER MIT SEINEN SCHMERZEN HALBWEGS ZURECHTKOMMT.
DAS BIN ICH NICHT! DA LIEGT EIN IRRTUM VOR!
Nachdem mir der Arzt das Rezept gegeben hatte und ich dann Eure Antworten gelesen hatte war ich erst einmal nur wütend und verzweifelt, bin durch Regen und Sturm gestapft bis die Sonne plötzlich aufriss und die Welt um mich herum, meine Jacke und ich selbst eingeschlossen glitzerten wie 1000 kleine Diamanten im strahlenden Licht (waren nur die sich brechenden Reflexe der Regentropfen im hellen Sonnenlicht – aber das reichte mir schon).
Annehmen was nicht veränderbar ist, ich weiß ja.
Nicht immer meine leichteste Übung.Nun werde ich mir morgen die Pflaster erst mal aus der Apotheke holen bevor das Rezept verfällt, sie unter mein Sofa legen und bebrüten und vorsichtig sehen, was dabei herauskommt.
Vielen Dank
lageselend
langeselend,
danke für deine offenen Worte. Sie rühren mich. Wie es eben manchmal so in einem aussieht und wie es dann wieder ein Stück weitergeht!
Bei Pflaster bebrüten allerdings kann ich mir das Lachen nicht verkneifen! 😉
ES MÖGE HELFEN (nicht das Brüten, sondern der Wirkstoff natürlich! 😉
Liebe Grüße
UlrikeLieber Langeselend,
auch mich haben Deine Worte sehr berührt. Wie gut kann ich Deinen Schmerz im doppelten Sinne nachempfinden. Immer wieder ist es ein kleiner Abschied von der Vorstellung des intakten Ganzen, das wir früher doch mal waren. Zumindest war es die Vorstellung davon.
Aber immer noch bist DU das und wirst es auch bleiben. Einiges ist anders, aber Deine Empfindungen, Dein Fühlen, Deine Gedanken, Deine Hoffnungen – all das bist immer noch Du und das können Begleitumstände wie Schmerzen und teilweiser Verzweiflung nicht ändern.
Vielleicht könnte Dich ein sanfter wirkendes retardiertes Opioid aus der Schmerzspirale rausbekommen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert, meinst Du nicht?
Was hoffst Du denn auszubrüten? 😉 Willst Du es Dir wirklich holen, obwohl es nicht zum Einsatz kommt? Es ist nicht billig.
Alles Gute, wir verstehen Dich!
Liebe Grüße
BettinaLieber Langeselend,
diese letzten Beiträge hier habe ich erst eben gelesen. Darum kommt meine Antwort so spät.
Spontan fiel mir dazu eine Begegnung mit einer Dame ein, mit der ich schon vor längerer Zeit in einer Klinik für manuelle Therapie das Zimmer geteilt habe. Damals ging es bei mir um Migräne. Die Dame sah, wie man wegen Migräne leiden kann, und hatte viel Mitgefühl.
Sie war knapp 70 Jahre alt, und konnte das Bett wegen ihrer schlimmen Schmerzen nur verlassen, da sie Opiate zu sich nahm.
Mit der Zeit kamen wir ins Gespräch, und sie erzählte mir ihre Krankengeschichte. Sie litt schon seit sehr langer Zeit unter starken Schmerzen, wegen einer Knochenkrankheit, die zunächst „nur“ als Rheuma diagnostiziert werden konnte. Durch die anfängliche Fehldiagnose hatte die alte Dame Jahrzehnte lang Schmerzmittel aller Art zu sich genommen. Alle Mittel halfen nur so lange, bis sich ihr Körper gewöhnt hatte.
Bis zu dem Tag, an dem die Dame das erste Mal Opiate bekam war ihr Leben nicht mehr lebenswert. Sie erklärte mir, unter Tränen, wie wichtig für sie die Opiate sind, und wie wichtig es ist, die Schmerzmittel, die einem zur Verfügung stehen, auch wirklich so einzusetzen, wie es sinnvoll ist. Sie machte mir klar, dass man keine Scheu haben darf, weil man innerlich eine Ablehnung hat. Der respektvolle aber unbedingt sinnvolle Umgang mit den Medikamenten ist das A und O eines erträglichen Lebens eines Schmerzpatienten.
Dir wünsche ich von Herzen alles Gute, und hoffe, dass Dir mein Erlebtes ein wenig weiter hilft.
Ganz lieber Gruß
SternchenDanke für Eure mitfühlenden Antworten.
Da ich mich seit heute mit meinem 20. Nierenstein rumplage habe ich mich noch mal mit Schmerzmitteln intensiver beschäftigt, da ich auf Grund einer anderen Krankheit viele starken Schmerzmittel und Opioide nicht nehmen darf.
Fentanyl ist wohl relativ ungefährlich für mich. So mich mein Nierenstein lässt gehe ich Montag noch mal zu meinem Hausarzt und rede mit ihm.
Fentanyl gibt es nämlich auch als Lolli – zum lutschen – ehrlich!Das kommt meinen infantilen derzeitigen Bedürfnissen entgegen und hat den Vorteil, dass ich das einmalig ausprobieren ohne gleich so ein Pflaster mit längerer Halbwertzeit auf der Haut zu haben.
Liebe Grüße
langeselend
(Pater dolorosus)Liebes schmerzgeplagtes Langeselend,
Du willst also Fentanyl am Stiel ausprobieren? Wird es Dir probehalber so verschrieben, denn normalerweise bekommt man den Lolli nur für die Durchbruchsschmerzen während einer Behandlung mit retardiertem Morphin oder dem transdermalen Fentanyl.
Darfst Du für die Kolik denn Novalgin nehmen? Das hilft mir immer gut in derselben Situation. Gute und schnelle Besserung, das wünsche ich Dir von Herzen!
Liebe Grüße
BettinaHallo Langeselend,
ich wünsche dir viel Erfolg und ein für dich gutes Ergebnis bzw. Entscheidung beim Bebrüten. Offensichtlich bist du schon mittendrin.
LG Semi
Liebe Bettina,
ich frag mal meinen Hausarzt ob er mir das Lollifentanyl einmalig verschreibt.
Mit der Frage ob ich Novamin nehmen darf habe ich mich gestern Abend beschäftigt. (Das hat offenbar den Nierenstein so verschreckt, dass er erst einmal Ruhe gibt.)
Eigentlich, sagt die Literatur, soll es ungünstig sein. Ich kann mich aber an keine unangenehmen Nebenwirkungen erinnern. Die Alternative wäre Ibuprofen, das darf ich.
Im letzten Jahr habe ich leider vier Medikamente nicht vertragen, von zweien habe ich allergische Reaktionen bekommen. Das ist unangenehm. Wenn es einem sowieso schon schlecht geht und dann geht es noch erheblich schlechter weil man allergisch auf das Medikament reagiert, das doch eigentlich helfen sollte.
Wenn jemand anderes ähnliche Schmerzen hat, ist das doch immer wieder tröstlich. Es erinnert an die universelle Perspektive, relativiert und ordnet ein.
Weiss hier jemand ob die Magnesium/Q10/Vitamin B2prophylaxe Auswirkungen auf Nierensteine hat?
Mein Eindruck ist, davon wird der Urin sauer, das fördert Calciumoxalatsteine.Allen wünsche ich einen schmerzfreien oder wenn es denn unbedingt sein muss schmerzarmen Tag.
langeselend – kurzes aber strahlendes glück
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