Allgemeines – medizinische Themen

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Unfassbare Fehldiagnose

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  • Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33372

    Ich hatte nun ein Erlebnis mit unserer Putzhilfe (fest angestellt 😉 ), das ich Euch erzählen möchte. Die junge Frau (Polin, 33 Jahre alt) erzählte mir, dass sie seit ca. 12 Jahren eine Helicobacter pylori-Infektion (Magenkeim) hat. Also wird sie seit 12 Jahren mit Antibiotika behandelt, die den Keim aber nicht in Schach halten können, da die Beschwerden wie Magen- Darmprobleme und häufiges Erbrechen weiterhin bestehen. Daraufhin schickte ich sie zum besten Gastroenterologen unserer Stadt, da ich mir dachte, dass bei einer so hartnäckigen Infektion nur noch ein erfahrener Spezialist helfen könnte.

    Gestern hatte sie den Termin und heute erzählte sie mir folgendes: Der Keim ist längst verschwunden (kein Wunder, nach jahrzehntelanger Behandlung!) und ihre Symptome sind einer Migräne mit Aura zuzuschreiben!! Nun war ich wirklich fassunglos. Seit 12 Jahren ist sie sowohl in Polen, als auch in Deutschland in dauernder Behandlung, zahlt sehr viel Geld und bekommt ausschließlich Antibiotika (5 – 6 x im Jahr) verschrieben. Niemand hatte sich in all den Jahren die Mühe gemacht, genauer nach ihren Symptomen zu forschen und überhaupt die anscheinend nutzlose Antibiose mal zu hinterfragen.

    Sie ist noch nicht lange bei uns und von ihren Problemen hatte ich nur so „nebenbei“ erfahren. Kopfschmerzen hatte sie erwähnt, aber keine Aurasymptome, sonst hätte ich mir selbst auch schon etwas dabei gedacht. Ganz beeindruckt bin ich natürlich jetzt von der schnellen und sicheren Diagnosestellung des Gastroenterologen. 🙂

    Insgesamt bin ich aber sehr geschockt über den Verlauf der ganzen Geschichte. Ist es wirklich so schwer, eine Migräne mit Aura zu diagnostizieren? Oder mangelt es manchen Ärzten am Interesse an ihren Patienten? Diese junge Frau ist selbstständig und hat einen hohen Selbstbehalt. Über die Jahre hat sie nun ein Vermögen ausgegeben für Arztbesuche und Antibiotika. Noch schlimmer sehe ich den gesundheitlichen Schaden, den sie wahrscheinlich genommen hat, Resistenzen, die sich gebildet haben können…. 🙁

    Dieser Fall zeigt mir wieder, wie wichtig es ist, selbst sehr gut informiert zu sein. Trotzdem möchte ich nun nicht ein negatives Ärztebild vermitteln. Ich persönlich kenne fast nur hervorragende und sehr engagierte Ärzte, die sich unglaublich viele Gedanken um ihre Patienten machen. Die andere Seite gibt es halt leider auch.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Liebe Bettina,
    ich habe eben die wirklich erschütternde Geschichte deiner Putzhilfe ein zweites Mal gelesen. 12 Jahre Antibiotika gegen eigentlich Migräne ist schon die absolute Spitze. Ähnlich geht es aber doch sehr vielen von uns, wie man hier täglich lesen kann.
    Ich habe mir daraufhin mal eins meiner alten „Doktorbücher“ : praktischer Hausschatz der Volksheilkunde vorgenommen. Das Buch stammt von ca. 1920 !
    Dort steht auf einer halben Din A4 Seite alles was man bräuchte, um auch heute eine Migräne zumindest in Erwägung zu ziehen. Sehr viele Symptome, die wir uns hier gegenseitig schildern sind dort schon genauso aufgeführt. Die vermuteten Ursachen stimmen natürlich nicht mit dem heutigen Wissen überein. Dafür gibt es ja auch die Fachleute.
    Man sollte dieses uralte Wissen mal kopieren und an alle irgendwie und irgendwen behandelnden Ärzte verschicken. Oder zumindest an die ganz großen Pfeifen, die wir ja alle kennen. Vielleicht ginge es für viele von uns dann schon deutlich schneller mit der Diagnosefindung im Jahr 2010.

    Ein schönes migränefreies Wochenende für alle

    Julia

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33372

    Liebe Julia,

    also hier ist wirklich viel schiefgelaufen und das dürfte nicht sein. An und für sich war das Thema „Schmerz“ lange Zeit das Stiefkind der Medizin. Gott sei Dank wurde aber in den letzten Jahrzehnten viel aufgeholt und es verbessert sich ja weiterhin. Die Liste der Schmerzspezialisten auf der Homepage der Schmerzklinik zeigt ja auch schon, dass sich mehr und mehr Mediziner sogar ausschließlich dem Schmerz widmen und laufend dazulernen.

    Liebe Grüße
    Bettina

    eumel1979
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Hallo ihr,

    das ist wirklich eine ziemlich unglaubliche und traurige Geschichte. Aber manches Mal habe ich das Gefühl, dass nicht jeder Arzt anderer Fachrichtung das Thema Migräne auf dem Schirm hat.

    Ich selber war vor 4 Jahren in einer Reha-Klinik (wg. Asthma und Rückenproblemen, die ja auch immerhin aus dem „Schmerz-Bereich“ stammen). Natürlich hatte ich dort einen dicken Migräne-Anfall. Ich musste schon stark darauf pochen, wenigstens eine Infusion gegen Übelkeit zu bekommen, da nichts mehr dringeblieben ist. Ein Schmerzmedikament beizufügen, war schon nicht möglich, da so etwas nicht vorrätig war. 2 Tage später in der Chefarzt-Visite saß ich dem Prof. mit seinen 3 Ärzten gegenübern, die angeblich von Triptanen noch nie etwas gehört hatten. Erst hatte ich das Gefühl, man wollte mich „veräppeln“ oder testen. Dem war aber nicht so. Die Herrschaften haben mich 10 Minuten flüssig über Migränebehandlung und Triptane referieren lassen und meinten dann, man lernt ja nie aus….

    Und da braucht man sich glaube ich nicht wundern, wenn ein fachfremder Mediziner nicht sofort an mögliche Migräne denkt. Aber schon traurig!

    Liebe Grüße
    Sandra

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33372

    Kleines update von unserer jungen Hilfe im Haushalt. Ich hatte ihr empfohlen, hochdosiertes Magnesium und Vitamin B2 einzunehmen. Sie hatte nun 5 Monate Orthoexpert Migräne eingenommen und schon nach kürzester Zeit hatte sie nur noch 1 – 2 Attacken im Monat, die nur einen Tag anhielten. Auch verliefen diese leichter.

    Nun erzählte sie mir vor 2 Wochen, dass die Migräne wieder sehr schlimm wäre. Sie hatte nämlich seit 4 Wochen kein Orthoexpert Migräne mehr, da es in den Apotheken nicht mehr zu erhalten war. Migravent Classic gab es auch noch nicht. Dieses Problem konnten wir inzwischen lösen. 😉

    Kaum hatte sie mit der Einnahme wieder begonnen, ging es ihr schon wieder besser. 😀 Sehr erstaunlich, wie gut es bei manchen anschlägt. Meine Tochter benötigt auch nur diese Prophylaxe.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Peter
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 77

    Hallo Bettina!

    Habe das auch mit Schrecken gelesen. Schön
    ist, dass Du Ihr helfen konntest.

    Gruß Peter

    fanusa
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 21

    Hallo Ihr,

    zu Fehldiagnosen fallen mir gleich 3 Dinge ein.

    1. Als ich vor 18 Jahren schwanger war machte meine damalige Frauenärztin eine Krebsvorsorge mit mir, ist wohl üblich wenn man schwanger ist. Sie stellte fest „Gebährmutterkrebs im vorletzten Stadion“. Ich war keineswegs erschrocken da ich überhaupt keine Kenntnis über Krebs hatte und nicht wusste was es heißt. Also lehnte ich ihren Vorschlag mein Kind abzutreiben sofort ab. Darauf hin machte sie eine erneute Krebsuntersuchung die allerdings wieder das gleiche Ergebnis anzeigte. Krebs im vorletzten Stadion. Aber auch auf langem Bitten der Ärztin mein Kind abzutreiben und auch auf Hinweisen von ihr, dass ich das nicht überleben würde, behielt ich mein Kind. Erst 2 Monate später, als sie wieder eine Untersuchung durchführte war mein Krebs sozusagen weg. Seltsam, entweder kommt und geht Krebs wie er will, oder ich bin ein Wunder oder war es eine Falschdiagnostizierung bei der ich mein Kind hätte abtreiben lassen wenn ich auf die Ärztin gehört hätte.

    2. Ca. 1988 stellte bei mir ein Lungenarzt starkes Astma fest. Noch 2 Jahre weiterrauchen, sagte er mir, würde mich das Leben kosten.Ich bekam Kortisonspray und Asthmaspray verschrieben was ich fein brav täglich zu mir nahm. Das Rauchen konnte ich allerdings trotz Androhung des Todes nicht lassen. 10 Jahre später, trotz vielem vielem Rauchen lebte ich immer noch. Seltsam und doch schön :-). Ich zog in eine andere Stadt und musste entsprechend zu einem anderem Lungenarzt als ich meine Medikamente wieder brauchte. Doch der neue Arzt wollte wieder eine neue Untersuchung und siehe da, er stellte fest, dass ich kein Asthma habe und nie hatte. Die Medikamente die ich bis dahin einnahm und wirklich aufs Herz gehen waren umsonst.

    3. Habe mal fürs Fernsehen gearbeitet und Dokumentarfilme gedreht. Da gab es mal einen Arzt in Essen der war so schlampig, dass er hunderten von Frauen Brustkrebs diagnosizierte weil er Proben vertauschte. Die Frauen bekamen ihre gesunden Brüste abgenommen.
    Letztendlich hat sich der Arzt umgebracht.

    Meine Erfahrung: Man sollte nie einem Arzt glauben, immer bei etwas dramatischeren Dingen mehrere Ärztemeinungen einholen.

    Liebe Grüße
    fanusa

    Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 1356

    Liebe Fanusa,

    Fehldiagnosen gibt es leider immer. Bei deiner Geschichte wäre ich wahrscheinlich auch erst einmal vorsichtig bei irgendwelchen schwerwiegenden Diagnosen. Allerdings kann ich die Auffassung, dass man nie einem Arzt glauben soll, nicht teilen.

    Es könnte ggf. auch der Arzt, von dem ich eine zweite Meinung hören möchte, im Unrecht sein ;).

    Liebe Grüße

    Monika

    fanusa
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 21

    Hallo Monika,

    ich spreche auch nur von schwerwiegenden Diagnosen. Da reicht meiner Meinung nach auch nicht eine 2. Meinung eines Arztes. 3 Meinungen sollte man meiner Meinung nach mindestens einholen. Du siehst was gerade in Punkt 3 dabei raus gekommen ist, die betroffenen Frauen leben heute nur mit einer Brust oder mit keiner nach einer solchen Fehldiagnose und das finde ich zumindest, kann man eigenständig verhindern indem man zumindest 3 verschiedene Untersuchungen von 3 verschiedenen Ärzten einholt um auf Nr. Sicher zu gehen.
    Wenn man so etwas hört oder selbst erfährt verliert man nun leider mal das grundsätzliche Vertrauen zu Ärzten. Auch Ärzte sind nur Menschen und nicht unfehlbar :-).

    L.G. fanusa

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33372

    @fanusa said:
    Auch Ärzte sind nur Menschen und nicht unfehlbar :-).

    Genau, liebe fanusa! 😉

    Ärzte sind natürlich nicht unfehlbar, obwohl man es als sein Recht ansieht, das einfach mal vorauszusetzen und zu erwarten. Ebenso gibt es die Schwarzen Schafe eben auch unter der Ärzteschaft.

    Das Problem ist halt, dass der Fehler eines Arztes schlimmere Konsequenzen nach sich zieht, als wenn sich ein Handwerker vermessen hat und als Folge dessen schlechte Arbeit abliefert. Fehldiagnosen sind ein Problem und oft auch für den Betroffenen eine Katastrophe. Das kann und wird keiner schönreden.

    Man sollte aber auch folgendes nicht übersehen: In aller Regel wählt ein Arzt seinen Beruf, weil er sich den Rest seines Lebens gerne für andere einsetzen möchte. Manche zieht es auch in die Forschung, aber der Großteil der Ärzte möchte in direktem Kontakt mit den Menschen sein Möglichstes versuchen, um ihnen zu helfen. Ärzte sind meist unterbezahlt, auch wenn sich in den Köpfen der Mehrheit ein anderes Bild festgesetzt hat. Ärzte arbeiten oft rund um die Uhr, da sie in Schichtdiensten eingeteilt sind und nicht wenige müssen auch noch einen Zweitjob annehmen, um sich und ihre Familie ernähren zu können. Ländliche Praxen müssen schließen, da sie sich nicht mehr erhalten können.

    Die allermeisten Ärzte aber liefern gute und hervorragende „Arbeit“ ab, das sollte man – bei jeder berechtigten Kritik – nicht vergessen.

    Ist jetzt vielleicht (teilweise) ein wenig am Thema vorbei 😉 , aber es war mir jetzt ein Bedürfnis, das auch mal anzusprechen.

    Liebe Grüße
    Bettina

    fanusa
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 21

    Hallo Bettina,

    ja das stimmt, Ärzte sind vollkommen unterbezahlt und nicht selten müssen Sie bis spät in den Abend in der Praxis bleiben und sogar noch Nebenjobs ausführen.

    L.G. fanusa

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