Schwerbehinderung und Erwerbsminderungsrente

Schwerbehinderung und Erwerbsminderungsrente

Die Arbeit macht mich fertig! Wie gehts nun weiter?

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  • nureinpseudonym
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 30

    Hallo liebe Leute,

    im Herbst war ich in Kiel. Chronische Migräne, chronische Spannungskopfschmerzen, depressive Episode, dazu kommen noch 1-2 andere „Sachen“ …
    Im Dezember hab ich mir ein Herz gefasst und mir einen neuen Job gesucht und den alten gekündigt.
    Alles sollte besser werden, wenn ich nicht mehr Abteilungsleiter bin.

    Nachdem ich dann aus Kiel wieder da war und insgesamt fast 3 Monate Auszeit hatte, wurde es auch tatsächlich besser.
    Ich war dann Zwischenzeitlich sogar runter auf bis zu 6 Migränetage im Monat. (zufrieden war ich damit noch nicht, heute würde ich jubeln!)
    Nun, im dritten Monat meines neuen Jobs, bin ich wieder hoch auf 14 Tage.
    Sogar der gute alte status migraenosus lässt sich hin und wieder mal blicken.
    Botox habe ich von meinem Schmerztherapeuten zwischenzeitlich bekommen, wirkt sich leider ausschließlich positiv auf die Spannungskopfschmerzen aus. Na immerhin!

    Naja, ich frage mich jetzt: Wie gehts denn jetzt eigentlich weiter?
    Ich merke mehr und mehr, dass ich durch meinen Job in Verbindung mit meiner Erkrankung überfordert bin.
    Ich bin Projektleiter, stehe also im Fokus, koordiniere und führe Menschen, löse Probleme, leite Meetings und Workshops.
    Mein Beruf besteht sozusagen aus Stress.

    Mein Psychotherapeut rät mir dazu, dass ich mich abgrenzen soll.
    Ich soll mir Freiräume schaffen, soll mich nicht unter Druck setzen lassen, soll zwischendurch immer mal wieder entspannen.
    Ich habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, wie so ein Tag in einem Büro eigentlich abläuft, wenn man eine Führungsaufgabe hat.
    Sorry, aber er sitzt den ganzen Tag in seiner Praxis und lädt sich schön einen Patienten nach dem anderen ein …

    Jedenfalls glaube ich mittlerweile nicht mehr, dass ich auf lange Sicht so weiter machen kann/darf/soll/will.
    Ich lebe nicht für meinen Job und will dafür schon gar nicht meine Gesundheit opfern.
    Mir fehlt einfach die Vorstellung davon, dass ich in meiner jetzigen Situation eine echte(!) Verbesserung erzielen kann. (vom heutigen Standpunkt aus gesehen wären 6 Migränetage durchaus eine Verbesserung)

    Mal angenommen das wäre so, es wird eher schlimmer als besser.
    Wie würde es dann weiter gehen?
    Laufe ich dann wieder an die Obergrenze der 10 Tage Medikation und bleibe dann mit einer AU zu Hause?
    Mir geht es dann auch emotional wieder schlechter und ich brauche wieder eine Auszeit?
    Im Rahmen meiner Probezeit ist dann relativ schnell klar was folgen wird …
    Was kommt dann?

    Wie war das bei Euch?
    Hat einer von Euch einen ähnlichen Job und hat es gepackt oder nicht gepackt?
    Ich würde einfach gern mal versuchen meinen Standpunkt etwas besser zu bestimmen.

    Für jede Hilfe bin ich dankbar!

    btw: GdB Widerspruch läuft … mal sehen was da so kommt!

    Indie
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 184

    Hallo liebes Pseudonym,

    ich bin zwar keine Abteilungsleiterin, habe aber eigentlich eine Vollzeitstelle mit Außendiensten, in denen ich Meetings leite und Begehungen durchführe.
    Ich bin jetzt 37 und wegen der Migräne seit bald einem Jahr krankgeschrieben. Genau genommen seit einem Status Migraenosus letztes Jahr. Das war für mich das Stoppschild. Ich hatte damals ca. 15-20 Migränetage plus chronische Kopfschmerzen an den restlichen Tagen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.
    Solange das so ist bin ich nicht arbeitsfähig, weil ichs einfach nicht packe. Das heisst Ende des Jahres läuft mein Krankengeld ab und es geht Richtung Erwerbsminderungsrente für erstmal 2 oder 3 Jahre.
    Und sollte die Migränefrequenz runtergehen werde ich vermutlich auch nur noch Teilzeit und nicht mehr im Außendienst tätig sein können, weil meine Belastbarkeit grundsätzlich einfach nicht mehr da ist. Meine Karriere ist also in jedem Fall erstmal im Eimer.

    Das ist aber nur meine Geschichte. Ich kenne auch Menschen, die sich mit chronischer Migräne im Berufsleben irgendwie halten. Die haben aber meistens sehr flexible und der Migräne angepasste Arbeitsbedingungen oder sind Selbstständig.
    Es ist einfach sehr individuell und hängt von der persönlichen Belastbarkeit ab.

    nureinpseudonym
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 30

    Hallo Indie,

    danke für deine schnelle Antwort.
    Das ist ehrlich gesagt genau das, was ich gerade auch auf mich zukommen sehe.

    Aktuell überlege ich zum Doc zu gehen und ihn konkret auf eine Reha anzusprechen.
    Was dann danach wohl kommt?

    Gibt es eigentlich sowas wie einen für Migräniker verträglichen Job?
    Was muss der bieten?

    Meine Überlegungen gehen in die Richtung eine Umschulung zu machen, um etwas für mich passendes zu finden.
    Ich habe natürlich Angst davor die falsche Richtung auszuwählen und am Ende wieder mit leeren da zu stehen.

    Warum eigentlich „Erwerbsminderungsrente für erstmal 2 oder 3 Jahre“?
    Ist diese Rente zeitlich begrenzt?
    Die Migräne wirst Du ja nach 3 Jahren nicht auf einmal wieder los sein.

    Gruß

    Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 52

    Hallo, ich würde sagen, dass ich einen migränefreundlichen Job habe. Ich arbeite im öffentlichen Dienst, Bereich Pressearbeit. Regelmäßige Arbeitszeiten, Gleitzeit (kann wenn es mir schlecht geht spontan eher gehen oder spontan am nächsten Tag gleiten), keine Führungsposition, viel Eigenarbeit (nur ab und zu Termine und Besprechungen), Stress ist an den meisten Tagen auch überschaubar. Unbefristete Stelle ist natürlich auch wichtig, weil ich so keine Zukunftsängste habe und im öffentlichen Dienst muss man auch nicht befürchten, bei mehreren Krankmeldungen gekündigt zu werden.

    Ich glaube, die Rente ist immer befristet. Denn natürlich kann sich eine Migräne bessern. Du willst doch auch nicht ab jetzt für den Rest deines Lebens raus sein?

    nureinpseudonym
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 30

    Hallo Steffi,

    auch an Dich einen lieben Dank für Deine Antwort.
    Das hört sich tatsächlich nach einer Tätigkeit an, die besser für unsere Situation geeignet ist.

    Nein, mit 36 Jahren in Rente zu gehen ist nicht mein Ziel.
    Für ein erfülltes Leben braucht man (meiner Auffassung nach) auch eine sinnvolle Aufgabe.
    Es ist auch nicht so, dass ich meinen aktuellen Job nicht gern mache, im Gegenteil.
    Allerdings habe ich mir fest vorgenommen daran auch nicht kaputt zu gehen, sondern will der Realität ins Auge zu sehen.
    „Augen zu und durch“ sehe ich in diesem Fall nicht als zielführend an.
    Wie die Kids heutzutage sagen, „you only live once!“.

    Mal angenommen ich würde innerhalb meiner Probezeit gekündigt werden.
    Dann müsste ich mich ja arbeitssuchend melden und zur AfA gehen.
    Wie gehen die denn mit chronisch kranken Menschen um?
    Bekomme ich dann eigentlich Krankengeld oder ALG1?
    Was geht vor? Wieder in einen Job zu kommen oder Zeit zur Regeration/Behandlung zu haben?
    Die Frage ist vielleicht blöd, aber ist der VdK hier der richtige Ansprechpartner?

    Gruß

    Flummi
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 560

    Hallo ihr Lieben

    Zum Thema Arbeitsamt im Umgang mit chronisch Kranken könnte ich etwas beitragen.

    Ich bin seit Januar 2018 krankgeschrieben und werde Ende Juli ausgesteuert. Das heißt ich bekomme dann nach 72 Wochen Krankengeld kein Geld mehr von der Krankenkasse und wäre auch nicht mehr krankenversichert. Auch vom Arbeitgeber bekomme ich kein Geld, obwohl ich noch einen bestehenden Arbeitsvertrag habe.

    Jetzt greift aber der so genannte Nahtlosausgleich nach Paragraph 145 SGB III. Diesen bekommt man vom Arbeitsamt in Form von ALG I.

    Mit dem Schreiben von der KK über den Termin der Aussteuerung meldet man sich zeitnah beim Arbeitsamt. Dort durchläuft man den Prozess wie bei einer Arbeitslosmeldung und parallel füllt man für den Medizinischen Dienst der Arbeitsagentur einen Bogen aus und schickt ihn mitsamt medizinischer Befunde als erstes ab. Das ist jetzt der Stand den ich bereits erledigt habe.

    Als nächstes wird der MDK mir wahrscheinlich einen Termin zur Begutachtung schicken. Es wird dann entschieden ob ich erwerbsunfähig bin. Ich gehe davon aus, dass eine volle Erwerbsminderung entschieden wird, da ich schon vor 1 Jahr ein Gutachten vom MDK der KK bekam, was die volle Erwerbsminderung aussagt. Mein Zustand hat sich seit dem sogar noch verschlechtert.

    Als nächstes muss ich dann bei der Rentenversicherung einen Antrag auf volle Erwerbsminderung stellen und bis der durch ist bekäme ich dann den so genannten Nahtlosausgleich vom Arbeitsamt.

    Es ist so das eine Rente dann erst einmal befristet festgelegt wird. Man wird auch aufgefordert sich im Falle einer Besserung wieder erwerbsfähig zu melden.

    Mein Arbeitsvertrag endet im 1.Monat des Bezuges einer Erwerbsminderungsrente. Das heißt für mich noch etwa 6-8 Monate, in der ich hoffen kann, zu mindest wieder für 4 Stunden in meinem Betrieb einsteigen zu können. Denn woanders will ich gar nicht arbeiten.

    Wenn die 72 Wochen Krankschreibung innerhalb von 3 Jahren mit der gleichen Krankheit noch nicht um sind, bekommt das Arbeitsamt die Krankmeldungen und die KK bezahlt weiterhin Krankengeld. Wie die Berechnung dann aussieht weiß ich nicht genau, aber denke das der Verdienst der letzten Monate zu Grunde gelegt wird.

    Das Arbeitsamt wird bei längerer Erkrankung, genau wie die KK, irgendwann den MDK einschalten und einen zum Gutachter schicken.

    Der VdK ist eigentlich ein guter Ansprechpartner dafür. Ich war vor kurzem dort, hatte aber mit dieser Person wohl eher Pech. Er war von Anfang an eher ablehnend und wollte mir scheinbar auch nicht helfen. Jedenfalls bekam ich von ihm keinerlei brauchbare Informationen.

    Gruß Flummi

    Aneta
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 12

    Hallo Pseudonym,

    auf ein Detail Deiner Ansichten möchte ich etwas antworten, weil dies mich irritiert hat. Du schreibst über Deinen Psychotherapeuten: „Er sitzt den ganzen Tag in seiner Praxis und lädt sich schön ein Patient nach dem anderen ein…“

    Nun gehöre ich auch zu den Psychotherapeuten und arbeite in einer kassenzugelassenen Praxis und bin selbstständig.
    Deiner Aussage könnte man entnehmen, dass diese Arbeit ruhig, entspannt und ohne Stress verläuft. So könnte man jedenfalls Deine Ansicht verstehen. Offenbar bist Du der Meinung, dass ein Aufenthalt den überwiegenden Tag in einem Raum weniger anstrengend als Deine beschriebene Arbeit ist. Dem ist aber ganz und gar nicht so und entspricht nicht der Realität.

    Ich selbst habe seit meiner Kindheit Migräne, in den letzten Jahren bis 15 Tagen im Monat. Dass ich überhaupt noch arbeiten kann, liegt sicher in einem in der Planung meiner Selbstständigkeit, die ich so gestalten kann, wie ich möchte (lange Pausen, weniger Stunden usw.). Andererseits bin ich der Meinung, dass jede Tätigkeit, egal, wo und wie sie stattfindet Anstrengung, Konzentration usw. erfordert. Das kann in jedem Fall stressauslösend sein.

    Nun, vielleicht findetst Du einen Weg für Dich. Dass dies eventuell schwer sein wird, verstehe ich gut. Meine beruflichen Erfahrungen mit einer Migräneerkrankung sind auf alle Fälle sehr unterschiedlich. Ich war sehr lange angestellt und hatte da viel weniger Spielräume, mich der Erkrankung anzupassen. Derzeit bin ich froh, meinen Weg gefunden zu haben und möchte alle ermutigen, es gleich zu tun.

    Herzliche Grüße
    Aneta

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8621

    Hallo Pseudonym,

    ich denke, den für Migräniker perfekten Beruf wird es nicht geben, weil welcher Beruf kann ausgeübt, und dann auch noch befriedigend, werden, ohne Einsatz bringen zu müssen.

    Ich hab gerade mal so nachgedacht, was da möglich wäre. Mir kam dabei der Beruf des Schäfers als Optimum in den Sinn. Immer nur ruhig und gemütlich seine Runden drehen….., das müsste doch perfekt sein! Aber mit höllischen Kopfschmerzen den ganzen Tag laufen???

    Und, wie Aneta schreibt, man stellt sich die Berufe der Anderen ja auch gerne einfacher vor als den Eigenen.

    Ich habe hier von Allen wohl mit die meiste Erfahrung mit der Migräne, sowohl was die Dauer als auch die Behandlungsmöglichkeiten betrifft. Die ersten gut 40 Jahre gab es keine zuverlässige medikamentöse Behandlung der Attacken. Auch gegen das Erbrechen gab es nichts.

    Die Einschulung konnte damals wegen der hohen Frequenz noch um ein Jahr verschoben werden, beim Einstieg ins Berufsleben war das dann schon nicht mehr gegeben.

    Ich habe einen Beruf gelernt, der in jeder Minute des Tages mit viel anstrengendem und verantwortungsvollem Publikumsverkehr verbunden war. Trotz fehlender Medikationsmöglichkeit ging es irgendwie, und hat sogar viel Spaß und Freude gemacht.

    Nach 20 Jahren habe ich vom Angestelltsein in die Selbstständigkeit gewechselt, weil ich dachte, es wäre leichter. Folge war: genauso viel anstrengende Kontakte mit fremden Menschen und eine mindestens immer 50-60, oder mehr, Stundenwoche. Aber auf eigene Rechnung! Das heißt für jede Stunde Ausfall musste eine Ersatzkraft bezahlt werden. Hat aber auch genauso viel Freude gemacht, wie der erste Beruf.
    Das habe ich dann auch nach 20 Jahren mehr oder weniger unfreiwillig aufgeben müssen. Auch, wenn es dann ab 1992 endlich die Triptane gab.

    Seit 15 Jahren bin ich jetzt im Ruhestand, kann mir meine Zeit einteilen wie ich will. Und auch die Behandlungsmöglichkeiten sind deutlich besser geworden. Da sollte doch eigentlich alles besser und einfacher sein, sodass der Kopf sich beruhigen könnte! Einfacher ist es tatsächlich, weil ich mich zuruckziehen kann, wenn ich es brauche. Die Migräne hat es aber nicht gebessert, die macht immer noch was sie will.

    Eines habe ich aber deutlich festgestellt: nach einer längeren Pause wieder voll ins Berufsleben einzusteigen stell ich mehr sehr schwierig vor.
    Ich habe in den letzten 15 Jahren anfangs viel ehrenamtlich gearbeitet mit teils extrem hoher psychischer Belastung, was aber auch sehr viel Freude und Erfüllung mit sich brachte. Ich musste aber zunehmend feststellen, dass es nach jeder kleinen Pause schwieriger wurde, mich aufzuraffen und wieder volle Leistung zu bringen.

    Das sind nur meine ganz eigenen Gedanken und Erfahrungen zur Vereinbarung von Beruf und Migräne. Die nötigen Schlüsse muss jeder für sich alleine ziehen, denn jeder Mensch und jede Erkrankung ist anders. Und auch jede Zeit, heute ist der Anspruch an die Lebensqualität ein ganz anderer als vor 50 Jahren.

    Ich hoffe, du findest deinen eigenen und für dich guten Weg,
    Julia

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6958

    Liebe Julia,

    kann es sein, dass du noch nie mit einem Schäfer direkt über seine entspannte und wundervolle Arbeit gesprochen hast? ? ?
    Schäfer zu sein ist ein harter Beruf mit wenig Freizeit und am besten keinem Urlaub und wenig Verdienst. Da gilt es, mit den Herden auf verschiedene Weiden zu ziehen, wobei man oft Straßen und Ortschaften über- und durchqueren muss, neue Zäune aufzustellen, Klauen zu schneiden, Schafe zu scheren, kranke Schafe zu betreuen, Flaschenlämmer großzuziehen, Verluste durch Hunde, Wölfe, Raben zu ertragen und bei Wind und Wetter, Hitze und Kälte draußen zu sein. Dazu ein Haufen Bürokram, denn in Deutschland geht´s wohl nicht ohne. 🙂

    Das Idyll, das man so vor Augen hat, ist nur ein kleiner Teil des Berufs. Als Migränekopf würde ich mir etwas anderes suchen. 😉

    Humor mal beiseite, es ist wirklich extrem schwierig, als schwer betroffener Migränepatient eine volle Berufstätigkeit auszuüben. Selbst bei Teilzeit kann man schnell an seine Grenzen kommen. Es ist und bleibt eine starke Herausforderung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, der wir uns stellen müssen, solange wir irgendwie arbeiten müssen.

    Liebe Grüße
    Heika

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8621

    Liebe Heika,

    mein Schäfer sollte eigentlich eher dem armen Psychotherapeuten zu Hilfe kommen ?, weil man bei dem auch nicht auf den ersten Blick gleich erkennt, dass der Beruf genauso seine schwierigen und sehr fordernden Seiten hat, wie wohl nahezu alle Berufe, die man so gut wie irgend möglich ausführen möchte.

    Wer mit Schwung und Freude an die Arbeit gehen möchte wird mit ständigen Migräneanfällen immer im Grenzbereich zum nicht mehr Machbaren leben. Das wird immer eine Gratwanderung sein. Und oft bei Reduzierung oder Wechsel des Berufs, wohl auch schwierig, einen befriedigenden Arbeitsplatz zu finden. Aber nicht zu arbeiten ist ja kaum mal eine mögliche Lösung des Problems.

    Vielleicht wäre es für dich, Pseudonym, sinnvoll, vor einer endgültigen Entscheidung, erstmal eine Reha in einer auf Kopfschmerzen und Migräne anzustreben. Da wäre es dann ja auch möglich, die beruflichen Probleme zu erörtern, und vielleicht ein paar gute Tipps zu bekommen. Oder nochmal nach Kiel gehen?

    Liebe Grüße,
    Julia

    alchemilla
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3992

    Schäfer haben im Frühjahr 6 bis 8 oder mehr Wochen lang durchwachte Nächte, nie mehr als ein paar Stunden Schlaf am Stück, oft nur wenige Stunden überhaupt-
    Wegen der Lammzeit. Ist absolut migänetauglich 🙁 🙁 🙁
    Und die Schafschur ist körperlich höchstanstrengend. Perfekt für einen status .

    Sebastian
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 25

    Hallo liebes Pseudonym,

    ich war in einem ähnlichen Bereich tätig wie du. Neben der Aufgabe als Projektleiter hatte ich noch weitere Aufgaben.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass chronische Migräne und Projektleitung so gar nicht zusammenpassen.
    Abgrenzung war für mich persönlich kaum möglich. Da haben mir die Ansätze der kognitiven Verhaltentherpie nur wenig geholfen,
    wobei das natürlich nur ein persönliches Empfinden ist und nicht verallgemeinert werden kann. Generell halte ich sehr viel von diesen Ansätzen und verwende viele davon auch (ABC-Schema, Atemübungen, PMR, Akzeptanz- und Commitment-Therapie usw). Ich habe lange Zeit versucht mit den Belastungen und den daraus resultiernden Migräne-Anfällen klarzukommen. Ich war zwischenzeitlich auch in Kiel. Irgendwann habe mich entschieden, den kompletten Bereich zu verlassen. Das war für mich einfach kein Leben mehr zwischen Schmerz, viel Stress, hoher Arbeitsbelastung und Erschöpfung.
    Trotz hervorragender Berufsqualifiktion habe ich nochmal komplett von vorne begonnen.

    Ich weiß ja nicht, welchen beruflichen Hintergrund du hast. Häufig gibt es ja alternative Jobmöglichkeiten ohne einen kompletten Umbruch wie bei mir.
    Ich kenne mich ganz gut im sozialen Bereich aus und kann dir daher berichten, dass das Thema Umschulung nicht zwangläufig reibungslos verläuft,
    bis diese genehmigt wird. Da kann unter Umständen einiges an Zeit vergehen. Auch die Erfahrung mit Krankenkassen und Ämtern ist sehr unterschiedlich. Von guter Beratung bis zu vollständigem Unverständnis habe ich bereits alles erlebt.
    Erwerbsminderungsrente ist auch so ein Thema für sich. Bei vielen ist die Brutto-Rente auch nicht allzu hoch, da du für jeden Monat Abzüge bekommst, den du im Vergleich zur Altersrente zu früh in Rente gehst. Aber ich will dich jetzt nicht abschrecken 😉

    Ich bereue meinen Schritt an keinem Tag, auch wenn es viel Arbeit erfordert wieder neu anzufangen.
    Aus eigener Erfahrung kann ich dir berichten, dass du die Erwartungen bzgl. der Migräne nicht zu hoch setzen solltest.
    Die Halbierung der Beschwerden, auch durch eine berufliche Umorientierung, ist ein großer Erfolg.
    Es geht daher darum, die Abstände der Migräneanfälle zu vergrößern und nicht um eine „Heilung“…leider.

    Wenn du magst, kannst du mich gerne anschreiben.

    Viele Grüße

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