Wie sind Berufstätigkeit und schwer verlaufende Migräne zu vereinbaren? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Welche Tipps könnt Ihr weitergeben?
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Angst vor Vertragsunterzeichnung (Arbeitsbelastung)
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AutorBeiträge
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Hallo an Alle,
schön, dass ich hier Leute gefunden haben, denen es ähnlich wie mir geht und die wissen wovan man spricht. Ich bin neu hier, und anfang 30 und stecke in einer etwas schwierigen Situation. Ich war nun ein Jahr lang selbständig, was leider nicht so erfolgreich war und habe nun wieder ALG beantragen müssen (vor der Selbständigkeit war ich bereits lange arbeitslos). Nun habe ich in der zwischenzeit ein Gehilfinnenjob angeboten bekommen, welcher extrem stressig und auch körperlich hart ist. Da ich Angst habe, dass mich das Arbeitsamt so unter Druck setzt, habe ich diesem Job schon mal mündlich zugesagt, obschon ich gleichzeitig eine Unsicherheit und Angst verspürt habe wegen meiner chronischen Migräne. Ich komme auf etwa 10-15 Schmerztage/Monat und Triptane helfen nicht immer – die nehme ich auch nicht an mehr als 10 Tagen wegen den bekannten Langzeitnebenwirkungen. Vielleicht kennt Ihr das ja: man steht früh auf und denkt sich „nicht schon wieder/immer noch Migräne“ oder „Wow, ich habe heute keine Migräne, aber wie lang hält das an?“.
Mein Problem ist, ich möchte gerne einen normalen Berufsalltag bewältigen können, aber es geht einfach nicht!
Nun habe ich akut wieder seit 6 Tagen am Stück Migräne, die einfach keine Ruhe gibt und mich fertig macht. Die einfachsten Dinge im Alltag fallen mir so verdammt schwer (Einkaufen, Staubsaugen, Kochen). Ich bin absolut geschlaucht und gleichzeitig tieftraurig so „unfähig“ zu sein.
Nun soll ich diesen Arbeitsvertrag unterschreiben und ich traue mich nicht.
Tu ich das nicht, dann wird das Arbeitsamt mir irgendeinen Vorschlag für einen Vollzeitjob machen.Meine Frage ist, hat jemand sich ein Attest ausstellen lassen wegen Migräne?
Bitte nicht falsch verstehen, ich will arbeiten und auch niemanden auf der Tasche liegen, aber ich traue mir keinen Vollzeitjob mehr zu. Durch die häufigen Migräneattacken müsste ich mich an fast 2 Wochen im Monat krankschreiben lassen, aber man quält sich ja auch mit den Nebenwirkungen der Triptane hin und hält dann 8 Std durch, oder die Triptane schlagen nicht an und man hält ebenfalls durch. Wenn ich wüsste, ich hätte nur 6-7 Std. damit zu verrichten, dann wäre es vielleicht eine kleiner Belastung für mich.
Im Moment weiß ich nicht was ich mit diesem Arbeitsvertrag und dem Druck vom Arbeitsamt machen soll. Ich möchte evtl. einen Behindertenausweis beantragen, aber das wird wohl eine längere Geschichte… weiß nicht ob der dazu bereichtigt TZ zu arbeiten…
Bin einfach verwirrt, weil ich in diesem „Zustand“ doch nicht eine Arbeit antreten kann. Soll ich mich gleich in der ersten Arbeitswoche krankschreiben oder den Arbeitsvertrag doch lieber nicht unterschreiben?
Hallo werwiewas,
schön, dass Du uns hier gefunden hast. Viele von uns stecken in einer ähnlich schwierigen Situation. Die Migräne ist eine neurologische Erkrankung. Wer einen schweren Verlauf hat, kann seinen Alltag schwerlich meistern.
Leider schreibst Du nicht, wie Deine ärztliche Betreuung aussieht. Bei einer Migränehäufigkeit von 10-15 Tagen im Monat mußt Du unbedingt mit einem Arzt zusammen eine Prophylaxe beginnen.Du solltest Dir einen Arzt suchen, der sich gut mit Migräne und Schmerzen auskennt, und mit dem Du gut zusammen arbeiten kannst. Zunächst solltest Du alles versuchen, dass es Dir mit der Migräne wieder besser geht.
Dein behandelnder Arzt wird Dir dann auch eine Krankschreibung für das Arbeitsamt ausstellen. Du bist dann nicht vermittelbar. Du würdest zwangsläufig aus der Vermittlung fallen, und könntest erst einmal zusehen, dass die Migräne behandelt wird. Weiß das Arbeitsamt überhaupt von Deiner Migräne?
Lieber Gruß
SternchenHallo werwiewas
Herzlich willkommen hier im headbook.
Wie Sternchen schon sagt …du mußt den Schritt nach vorn wagen.Ärztliches Attest für das Arbeitsamt das du dem Druck mal entfliehst.
Dann einen richtigen Behandlungsplan erarbeiten mit deinem Arzt.
Bei sovielen Migränetagen würde ich dir sogar einen Klinikaufenthalt empfehlen…natürlich in Kiel das ist die erste Wahl.Jeder hier versteht dich was das arbeiten angeht ..da mußt du dir keine Gedanken machen.
Wir sitzen alle im gleichen Boot und keiner kann so gut nachfühlen wie es dir geht wie wir.Erzähl mal was du für einen Arzt du hast ..kannst du gut mit ihm zusammenarbeiten?
Hat er/sie Ahnung von Migräne?Wie genau behandelst du deine Migräne ?
Machst du Entspannungsübungen ?Trinkst du genug ? Isst du genug Kolehydrate ?
Nimmst du hochdosiertes Magnesium und Vitamin B2?Ich weis das sind viele Fragen aber das sind alles Dinge wo du eventuell noch optimieren könntest .
Liebe Grüße Conny
Hallo Ihr Lieben, danke für Eure schnellen Antworten!
Also ich bin bei einem Neurologen eigentlich wegen Depressionen in Behandlung und dieser weiß auch von meiner Migräne. Er hat mich körperlich durchgechckt. Des weiteren gab es mehrfach MRT um die Gefäße zu sehen und einige Versuche mit Medikamenten von denen ich die Nase voll habe. Ich muss dazu sagen, dass ich sehr empfindlich auf Medikamente oder auch Alkohol reagiere. Beta Blocker fallen weg, da ich ohnehin schon sehr langsamen Herzschlag und niedrigen Blutruck habe und zudem auch an Ashtma leide, Topiramat hat mich völlig weggeschossen, ich habe mich absolut elendig gefühlt und habe bei meinen ohnehin schon leichten Sprachstörungen noch größere Schwierigkeiten bekommen. Arbeiten ging dadurch erst recht nicht. Dann mehrere Versuche mit etlichen tryziklischen Antidepressiva, die egal in welch niedriger Dosierung mich völlig weggeknallt haben. SSRI und SNRI machen mich aggressiv und haben mich nie weiter gebracht.
Ich nehme seit Monaten richtig gutes Magnesium (Magnesium Disporal) obwohl ich es mir gar nicht leisten kann und kann aber nicht sagen, ob es wirkt.
Im Akutfall nehme ich Maxalt (was leider nur eine kurze Wirkzeit hat und idR nicht ausreichend ist) oder Naratriptan, was meistens hilft (nicht immer) und leider zu spät wirkt. Dafür aber deutlich länger. Das sind die einzigen Triptane die bei mir nicht allzustarke Beklemmungsgefühle im Hals und in der Brust auslösen. Zwar kriege ich Muskellahmheit (oder wie sich das nennt) und bin wegen den Nebenwirkungen recht fertig, aber um ein Vielfaches angenehmer als mit Sumatriptan oder Allegro.
Mich graut es absolut davor Neuroleptika zu nehmen. Meine Mutter hat auch alle Prophylaxen durch und hat sie wegen den Nebenwirkungen absetzen müssen. Sie hatte Denkfehler, wie ich Sprachstörungen und Kribbeln. Ich hatte richtigen Stechen und Pieksen in den Händen und Füßen (weiß nicht ob das noch zu Kribbeln zählt).
Na ja, jetzt weiß ich nicht, ob ich dem Arbeitgeber schriftlich absagen soll. Wir sind ja so verblieben, dass ich alle Unterlagen einreiche und es zum Monatsanfang los geht. Bin so beschämt nun doch nicht antreten zu können, aber in diesem Job muss man mehr als sonst wo funktionieren.
Die Migräne zerstört wirklich mein Leben. Kein einziger Mensch in meinem Bekanntenkreis nimmt mich ernst. In meiner letzten Arbeit wurde ich deswegen sogar zum Mobbingopfer wegen meinen Fehltagen. Man kommt sich vor wie so ein Würstchen. Selbst der Hausarzt sagte, ich sei ja „wie ein altes Weib“.
Eine Krankschreibung hatte ich bereits früher vom Neurologen, aber das geht dann immer nur einige Wochen bis sich dann der MDK einschaltet. Mir wäre nur wichtig, dass mir keiner Vollzeitarbeit aufzwingt. Will ja auch arbeiten, das brauche ich! Aber Vollzeit schaffe ich nicht mehr. Habe auch Angst, dass mich der Neurologe für faul hält, wenn ich ausspreche, dass ich attestiert haben möchte, dass ich nur Teilzeit arbeiten kann. Wie wird das wohl ankommen?Ach ja: ich esse genug (kohlenhydratereich) und trinke mehr als ausreichend.
Herzlich willkommen bei uns, liebe werwiewas. 🙂
Wichtige Fragen wurden Dir bereits gestellt und auch ich würde Dir raten, Dich erstmal um einen stationären Klinikaufenthalt zu kümmern. Du brauchst ein gutes Konzept, um mit Deiner Erkrankung gut umgehen und leben zu können.
Auch besteht natürlich die Möglichkeit, dass Du Dich um einen Schwerbehinderten-Ausweis kümmerst. Hierfür brauchst Du aber die Unterstützung und Begutachtung durch Deinen behandelnden Neurologen.
Vor diesem Schritt würde ich Dir aber raten, Deine Problematik richtig anzugehen. Ebentuell halt auch durch einen stationären Aufenthalt, z.B. in der Schmerzklinik in Kiel.
Liebe Grüße
BettinaLiebe werweiswas,
was Du so beschreibst, kenne ich gut. Dein Text hätte von mir sein können. Bis vor kurzem war ich in einer ähnlichen Situation wie Du, dass ich arbeitslos gemeldet war und auch viele Jobangebote bekam.
Wir müssen wirklich sehr sehr vorsichtig sein in Bezug auf das Arbeitsamt. Je nachdem, wer Dein Bearbeiter ist und welches AA zuständig ist. Wenn Du einfach nur einen Job absagst, weil Du Dich körperlich nicht in der Lage fühlst, kann es passieren, dass Du eine Sperre bekommst.
Auch, wenn der Arzt das bescheinigt. Sobald Du dem Arbeitsamt gegenüber zugibst, dass Du Dich körperlich nicht in der Lage fühlst, zu arbeiten, oder Vollzeit zu arbeiten, können Sie Dich rauswerfen, bzw. Dein Arbeitslosengeld um die Hälfte kürzen. Denn Du stehst dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung! Das Arbeitsamt sieht sich nur zuständig, solange Du dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehst.
Du solltest auf jeden Fall eine Erwerbsminderung bei der Rentenversicherung beantragen.
Ich schreibe Dir später mehr, mein Hund steht jammernd vor mir und muss wohl mal ;-).
Ich will Dich nicht verrückt machen, aber ich möchte auch nicht, dass Du demnächst auch noch Ärger mit den Ämtern hast.
Bis später…
Liebe Grüße
ChristianeFortsetzung.
Ich war bei der Erwerbsminderung stehen geblieben. Also diese solltest Du beantragen, denn beim Arbeitsamt musst Du mit Deiner vollen Arbeitskraft zur Verfügung stehen (zumindes offiziell), um den vollen Satz zu bekommen. Die können Dich zwar auch als erwerbsgemindert einstufen, nach einer Untersuchung bei dem zuständigen Arzt dort, aber das wird Dir möglicherweise eine Kürzung des ALG einbocken.
Bei mir war das so: Ich habe in den letzten 10 Jahren nur noch Teilzeit gearbeitet und mich somit mit weniger Geld abgefunden (lebte alleinstehend und ohne Rücklagen, Erbschaft oder dergleichen).
Beim Arbeitsamt musst ich mich aber mit Vollzeit zur Verfügung stellen. Es zähle weder, dass ich einen Behindertenausweis mit 60 GdB habe, noch, dass ich in vielen Jahren vorher nur noch in Teilzeit gearbeitet habe, noch, dass ich die Rente beantragt habe.
Daher kann ich Dir nur raten, Dich weiterhin bewerben und beim Bewerbungsgespräch, wenn Du dann eingeladen wirst, anzugeben, dass Du diese Erkrankung hast und daher nicht zuverlässig zur Verfügung stehen kannst. Nimmt Dich der AG trotzdem, gut, dann kannst Du ohne schlechten Gewissens Dir die Auszeit nehmen, wenn es Dir schlecht geht.
Wenn er Dich nicht nimmt, auch gut, dann ist auch kein Ärger vorprogrammiert (den Du auf keinen Fall gebrauchen kannst).
Obwohl ich die EM-Rente beantragt hatte und mein Arbeitsberater über meine Erkrankung Bescheid wusste, wurde ich mit Vollzeitstellen bombardiert. Ich habe mich bei allen beworben. Und wenn ich persönlich mich vorstellen sollte, habe ich anklingen lassen, dass ich die EM-Rente beantragt habe, bzw. dass ich nicht wirklich zusagen kann, dass ich zuverlässig bin.
Ich würde an Deiner Stelle mit diesem Arbeitgeber, wo Du Deinen Vertrag machen solltest, reden und ehrlich sagen, dass Du unter Migräne leidest und daher noch Bedenken hast. Aber Du solltest auf keinem Fall von Dir aus einfach absagen, denn das kann zur Folge haben, dass Du vom Arbeitsamt eine Kürzung, bzw. eine Sperrung erhälst.
So überlässt Du dem Arbeitgeber die Entscheidung und Du brauchst keine Angst mehr davor zu haben, sollte er Dich wirklich nehmen, dass Du Dich mal krankschreiben lassen musst.
Auch solltest Du unbedingt einen Schwerbehinderungsantrag stellen. Du musst dabei schildern, in welchem Maße Dich die Migräne (und möglicherweise noch andere Begleiterkrankungen, Depressionen etc.) im Alltag behindert.
Das solltest Du ausführlich darstellen, ungefähr so, wie Du auch hier schon getan hast.
Auch für den Antrag auf Erwerbsminderung solltest Du das so schildern. Es kommt nicht darauf an, dass Du die Diagnosen schilderst, sondern die Behinderung, die durch die Erkrankungen Deinen Alltag erschweren.
Mit einem Schwerbehindertenstatus (ab 50 GdB, bzw. Gleichstellung ab 30 GdB) bist Du im Berufsleben geschützt, bekommst mehr Urlaub und bist schwieriger zu kündigen.
Ich rate Dir, Dir einen Sozialverband im Ort zu suchen und Dich dort vertreten und beraten zu lassen. Z.B. der VdK (google mal). Das kostet 5 Euro im Monat, Du wirst in sozialen Belangen Hilfestellung erhalten. Im Notfall sogar vor dem Sozialgericht.
Liebe Grüße
ChristianeVielen lieben Dank, für die sehr netten Antworten. Den Antrag für die Erwerbsminderung hab ich mir bereits ausgedruckt, aber zögere noch ihn auszufüllen, da ich beruflich eigentlich wieder was auf die Beine bekommen möchte (komplizierte Geschichte). Wenn ich offiziell „behindert“ bin, dann bin ich auch verpflichtet dies anzugeben, wenn im Personalfragebogen danach gefragt wird, und das hat ja nicht immer einen Vorteil. Auf jeden Fall habe ich mir einen Termin beim Neurologen geben lassen, der natürlich auch nicht sofort Zeit hat, der mich aber schon länger kennt und mich dahingehend bestimmt beraten kann.
Es hat auf jeden Fall gut getan, sich hier auszutauschen. 🙂Viel Erfolg, liebe werwiewas. 🙂 Was auch immer Du nun vor hast.
Liebe Grüße
BettinaHallo zusammen, ich wohne in Deutschland aber arbeite in Holland. Kennt sich jemand damit aus ob ich ein Schwerbehinderten Ausweis auch dort beantragen kann? Ich bin täglich 2 Stunden unterwegs zur Firma, und mir würde es reichen wenn ich 2 Tage von zu Hause arbeiten könnte, denn das spart mir Autobahn Stress was zu Migräne führt. LG Gabry
Liebe Gabry,
wende Dich am besten an Dein Versorgungsamt und erkundige Dich. Das ist ein spezieller Fall bei Dir. Hast Du schon mal bei Deiner Firma angefragt, ob Heimarbeit möglich wäre?
Liebe Grüße
BettinaIch war neulich bei einer Harz 4 Beratung deswegen. Die Beraterin meinte, wenn man etwas vom Arzt hat, dass man soundsoviele Tage im Monat krank ist, dann darf man vom Jobcenter vorgeschlagene Arbeiten ablehen wegen Unzumutbarkeit. Das kann dann natürlich rechtliche Konsequenzen haben aber es gibt genug Spezialanwälte, die Harz4 Bezieher unterstützen, teilweise auch kostenlos, weil es dafür Förderungen gibt. Man sollte das natürlich versuchen zu vermeiden, aber es gibt immer noch Wege!
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