Wie sind Berufstätigkeit und schwer verlaufende Migräne zu vereinbaren? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Welche Tipps könnt Ihr weitergeben?
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Erschöpft und ausgebrannt. Wie könnte es weitergehen?
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Hallo ihr Lieben,
ich würde mich sehr über euren Rat zu meiner derzeitigen Situation freuen. Ich bin durch die ganzen Entwicklungen in den letzten Monaten durcheinander und sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr:
Ich bin 33,w. und habe seit meinem 12. Lebensjahr Migräne. Es gab Jahre da hatte ich kaum Kopfschmerzen und dann wieder Zeiten in denen sie vermehrt vorkamen. In den letzten 2 Jahren hatte ich ca 5-8 Anfälle pro Monat. Das war zwar „lästig“ aber ich konnte damit leben. Seit Februar, mit dem Beginn eines neuen Karrierewegs, ist die Anzahl auf bis zu 14 Tage hoch gegangen. Das strengt schon sehr an, vor allem weil ich kaum noch an sozialen Aktivitäten teilnehmen kann.
Dieser neue Job (eine Ausbildung zur Konditorin) ist leider total migräneunfreundlich (laut, unregelmäßigen Arbeitszeiten, körperlich sehr anstrengend, die ganze Zeit stehe ich unter Zeitdruck, keine Pausen), aber die Tätigkeit an sich ist mein Traumjob.
Da ich nicht negativ auffallen möchte, hangle ich mich mit viel Schmerztabletten und Triptanen durch. Meist kommen die Attacken erst im Feierabend oder an meinen freien Tagen. Wenn keine Migräne da ist, habe ich oft andere Schmerzen (Spannungskopfschmerz oder Gliederschmerzen). Prophylaxen habe ich mit meinem Neurologen auch schon ausprobiert. Leider haben die nicht geholfen.
Seit einem Monat weiß ich nun, dass ich eine Hormonstörung habe und mit der Behandlung dieser ist die Schmerzintensität und die Anzahl der Kopfschmerztage zumindest im letzten Monat zurück gegangen. Meine Hoffnung ist, dass durch die Hormonersatztherapie die Migräneattacken wieder weniger werden und ich ein „normales“ Leben führen kann. Andernfalls wäre der nächste Schritt eine Botox-Behandlung.
Durch diese ganzen verschiedenen Therapien in den letzten Monaten und ihre Nebenwirkungen sowie die häufigen Schmerzen, bin ich allerdings inzwischen an meinen körperlichen und psychischen Grenzen angelangt. Ich habe Angst, die Ausbildung nicht zu schaffen (Ende wäre erst Jan. 2021), weil ich keine Energie mehr habe. Ich habe schon darüber nachgedacht einen Antrag zu stellen, die Ausbildung in Teilzeit weiterführen zu dürfen. Andererseits stelle ich mich immer wieder in Frage: „Stelle ich mich an und bade zu sehr in Selbstmitleid? Vielleicht muss ich mich einfach nur mal mehr zusammenreißen.“
Mich würde eure Meinung sehr interessieren und ich freue mich auf eure Antworten/Ratschläge.Viele liebe Grüße!
Emmi
Ein herzliches Willkommen, liebe Emmi. 🙂
Nein, Du stellst Dich nicht an und badest nicht im Selbstmitleid! Du hast eine schwere neurologische Schmerzerkrankung, die Dich und Dein Leben behindert. Du könntest übrigens einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen, wenn Dein Arzt Dich mit einem Gutachten entsprechend unterstützt. Dann bist Du geschützt in der Ausbildung und dann auch im Beruf.
Wenn Du eine Hormonstörung hattest, kann diese stark getriggert haben. Da es Dir jetzt schon etwas besser geht, besteht die Hoffnung, dass sich die Situation wieder stabilisiert bei Dir.
Du solltest aber darauf achten, nicht an mehr als 10 Tagen im Monat zu behandeln. Lade Dir doch mal die kostenlose Migräne-App der Schmerzklinik, solltest Du noch keinen Kopfschmerzkalender führen. Könntest Du im Medikamentenübergebrauch sein?
Liebe Grüße
BettinaHallo Emmi,
sei herzlich willkommen hier im Forum. Schön, dass du uns gefunden hast.
Es ist wohl typisch für uns Migräniker, dass wir immer Leistung bringen, und uns dann noch fragen, ob wir uns ggf. zu sehr anstellen und ein „Weichei“ sind. Auch die Aufforderung sich mehr zusammen zu reißen ist für mich gaaaanz typisch Migräniker.
Das du total erschöpft bist, kann ich gut verstehen.
So ganz deutlich wird nicht klar, wie oft du wirklich Migräne im Monat hast. An wieviel Tagen im Monat nimmst du Schmerzmittel? Kennst du die 10/20 iger Regel? Führst du einen Schmerzkalender? Unten rechts auf dieser Seite unter den Links, kannst dich über die Migräne App und über den Schmerzkalender informieren. Auch unter Migräne Wissen solltest du mal schauen, sicher gibt es eine Menge ganz Wichtiges zu lesen.
Es gibt eine Menge medikamentöser Prophylaxen. Das blöde ist nur, man muss oft etwas länger probieren, bis man das richtige Mittel für sich gefunden hat. Botox kann natürlich auch eine Möglichkeit sein. Ich pers. profitiere sehr davon.
Lass dich nicht unterkriegen und setze dich nicht zu sehr unter Druck. Das alles wäre nämlich kontraproduktiv. Mit unserer Unterstützung kannst du rechnen.
Alles Liebe
SternchenLiebe Bettina, liebe Sternchen,
habt tausend Dank für eure lieben und unterstützenden Worte.
Die App nutze ich regelmäßig und achte auch darauf, dass es nicht mehr als 10 Tage werden an denen ich Schmerzmittel nehme. Das Thema Medikamentenübergebrauch habe ich aus Angst davor auch schon bei meinem Neurologen angesprochen und er hat dies mit im Blick.
Ich hoffe auch, dass die Migräne durch die Hormontherapie ein ganzes Stück besser wird.
Allerdings bleiben derzeit die anderen Schmerzen (Glieder- und normale Kopfschmerzen) bestehen.
Meist bin ich gegen Ende meines Arbeitstages sehr ausgelaugt und schaffe die letzten Stunden nur mit Zähne zusammenbeißen und häufig auch mit Schmerzen. Und so möchte ich nicht weitermachen. Nur werde ich an den Arbeitsbedingungen in meinem Ausbildungsbetrieb nichts ändern können, aber hinschmeißen möchte ich auch nicht. Ich lerne dort viel, der Chef und die Kollegen sind sehr nett und in anderen Betrieben geht es teilweise noch härter zu.
Meint ihr, es wäre vielleicht eine Lösung die Ausbildung in Teilzeit weiterzuführen?Hallo Emmi,
Gut, wenn du die 10/20 iger in Blick hast, und dich dein Neurologe gut zu betreut. Über Bettina´s Hinweis bzgl. der Schwerbehinderung solltest du nachdenken und mit deinem Neurologen besprechen. Mit der Schwerbehinderung kann auch ein besonderer Kündigungsschutz einhergehen.
Zu den wichtigen nichtmedikamentösen Prophylaxen gehören regelmäßige Entspannungsthechniken, ein regelmäßiger Tagesablauf, ein regelmäßiger Tag-Wach-Rythmus, moderater Ausdauersport und eine ausgewogene eher kohlehydratreiche Ernährung. Stress und besondere Belastungen sind für die Migräne nicht förderlich. Das weißt du sicher alles.
All diese Dinge sind wahrscheinlich mit einer Teilzeitausbildung besser zu bewältigen als in einem Vollzeitjob.
Wenn es deine Situation erlaubt, und dein Arbeitgeber mitspielt, dann könntest du diesen Weg versuchen. Es ist aus meiner Erfahrung allerdings ein Trugschluss anzunehmen, dass die Migräne sich durch weniger Arbeit schnell bessert. Vielleicht hast du da aber ja eine Besserung durch die hormonelle Stabilität.
Ich pers. würde niemals so jung auf meinen Job bzw. eine gute Ausbildung verzichten wollen. Nichtstestotrotz ist die belastende Situation mit der Migräne natürlich in einem Teilzeitjob deutlich besser zu ertragen.
Ein Versuch wäre es also wert. Vor allem, wenn du nachher wieder in den Vollzeitjob einsteigen kannst.
Alles Liebe
SternchenLiebe Emmi,
wenn alle so nett sind im Betrieb, dann setzt Euch mal zusammen und sprecht darüber. 🙂 Ganz offen und jeder soll mal seine Vorschläge machen. Vielleicht geht das ja tatsächlich mit der Teilzeitausbildung? Selbst kenne ich mich damit leider nicht aus und kann sonst nichts Vernünftiges beisteuern. Würde dann halt bedeuten, dass die Ausbildung viel länger dauert. Richtig?
Liebe Grüße
BettinaHallo Emmi,
Willkommen im Forum.
Eine Ausbildung zur Konditorin ist natürlich schon alleine aufgrund der Rahmenbedingungen, welche du ja auch erwähnt hast, schon hart. Aber für einen Traumjob nimmt man ja auch einiges in Kauf. Besteht die Option der Übernahme in deinem Ausbildungsbetrieb nach der Ausbildung?
Mir hat es geholfen meine Arbeitszeit zu reduzieren um meinen Alltag schaffbar zu machen.
Es nun zwar schon ein paar Jahre her, dass ich in der Ausbildung gearbeitet habe aber nach meinen Wissensstand ist es so, dass du deine Ausbildung auf 30 Wochenstunden reduzieren kannst ohne das sich die Ausbildungszeit verlängert. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Berufsschultage nicht zu reduzieren sind. Die Ausbildung Konditorin ist doch über die Handwerkskammer regelt, oder? Dort gibt es Ausbildungsberater, dort kannst du anrufen und dich beraten lassen. Grundsätzlich muss dein Ausbildungsbetrieb mitspielen aber vielelicht dient es ja auch, dass Ausfallzeiten reduziert werden und deine Leistungsfähigkeit aufrecht gehalten wird.
Lieben Gruß
Jasmin -
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