Archiv der Live-Chats von 2010

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Erfolgloses Attackentherapie-Roulette

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  • Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 1356

    Lieber Herr Professor Göbel,

    ich habe eine Frage bezüglich der Attackentherapie meines Sohnes.

    Wir haben schon einiges ausprobiert und bisher war die Einnahme leider fast nie erfolgreich.

    Jeweils nach Gabe von 10 mg Domperidon:

    DHE 5 mg ( nach 2 bis 3 Std. wurden manchmal die Schmerzen etwas weniger)
    Sumatriptan 100mg (wirkte gar nicht / einmalige Einnahme)
    Naramig 2,5 mg dito
    Imigran Nasal mite dito (wird zusätzlich schlecht toleriert)
    Aspirin Migräne 1000 mg (mehrmals erfolglos )
    Migräne Kranit 1000 mg (mäßig bis gar nicht)
    Ibuprofen (bis 800 mg!) dito
    Paracetamol 1000 mg (auch als Brause – keinerlei Wirkung)
    Novalminsulfon 1000 mg (mäßig bis gar nicht)
    Talvosilen dito

    Nun stehe ich bei den sehr häufigen Attacken (diesen Monat bis heute 10 Tage) mittlerweile vor meiner Medikamentenschublade wie vor einem Roulette und weiß ehrlich nicht, welche Option ich wählen soll (auf „Rot“ setzen funktioniert leider auch nicht…).

    Fast nie unterbrechen die Medikamente eine Attacke, er liegt sie dann aus… meistens bis zum Nachmittag, oft kommen abends dann wieder Kopfschmerzen. Dadurch stellt Sohnemann natürlich die Einnahme stets in Frage.

    Gibt es vll. einen besonderen Trick, von dem wir bisher nichts wissen? 😉 – Oder sollen/können wir noch ein anderes Medikament probieren?

    Mir macht es ziemlich zu schaffen, ihm ständig Medikamente zu verabreichen, die ich ihm eigentlich hätte ersparen können, weil leider keine bzw. kaum eine Wirkung eintritt. Andererseits kann ich ihn aber auch nur sehr schlecht jedesmal „so liegen lassen“, das kann ich auch mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

    Ich möchte ungern auf eigene Faust herum experimentieren…

    Vielen herzlichen Dank für Ihre unermüdliche Hilfe!

    Liebe Grüße

    Monika

    Hartmut Göbel
    Administrator
    Beitragsanzahl: 468

    Liebe Monika,

    die Auflistung zeigt, dass möglicherweise ein allgemeines Problem die Wirksamkeit der unterschiedlichen Substanzen vermindert. Die Aufnahme während der Kopfschmerzphase der verschiedenen Wirkstoffe scheint nicht ausreichend zu sein. Dies kann die mangelnde Wirksamkeit dieser verschiedenen Substanzen erklären. Tatsächlich muss man sich dann überlegen, ob es sinnvoll ist, weiter auf die Wirkung von Attackenmedikamenten in der aktuellen Situation zu setzen. Wenn sowieso keine Wirkung zu erzielen ist, kann man auch eine entsprechende Einnahme gleich von vornherein ausschließen.

    Die Auflistung zeigt, dass ganz unterschiedliche Wirkklassen als Darreichungsformen gewählt wurden. Tatsächlich ist bekannt, dass die Attackentherapie bei Kindern nicht immer gut funktioniert. Dies ist auch einer der Gründe, warum die Triptane, die bei Erwachsenen in aller Regel sehr gut wirken, bei Kindern sich häufig nicht als wirksam erwiesen haben. Aufgrund dieser Situation muss gerade bei Kindern auf eine wirksame Vorbeugung gesetzt werden. In der Attackentherapie gilt dann, dass man Ruhe und Reizabschirmung für das Kind oder den Jugendlichen realisiert und eine Rückzugsmöglichkeit eröffnet. Die Behandlung muss dann in erster Linie auf eine wirksame Vorbeugung ausgerichtet sein.

    Unabhängig davon ist die gemeinsame Einnahme von einem Mittel zur Besserung der Magenresorption und zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen gemeinsam mit dem spezifischen Migränemittel oder dem Schmerzmittel empfehlenswert. Wenn mit 10 mg Domperidon ein entsprechendes Ergebnis nicht zu erzielen ist, sollten andere Optionen in Erwägung gezogen werden. Diese schließen die Gabe von Metoclopramid oder Dimenhydrinat ein. Im Anschluss daran kann dann die entsprechende Schmerzmittel- oder Migränemittelgabe erneut vorgenommen werden.

    Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 1356

    Vielen lieben Dank für die Antwort.

    Zurückziehen tut er sich ja ausschließlich – bei jeder Attacke! Er verbringt mittlerweile wieder viel mehr Zeit im Bett und abgedunkelten Zimmer als außerhalb.

    Ich werde das Antiemetikum wechseln, auch, wenn es ihn dann zusätzlich müde macht, ein Schulbesuch scheint ja anscheinend sowieso mit keiner Option möglich zu sein. Vll. kann man ihm dadurch wenigstens die Schmerzen etwas nehmen.

    Liebe Grüße und einen schönen Abend

    Monika

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