Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK)

Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK)

10-Tage-Regel

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  • glückdererde
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    Beitragsanzahl: 884

    Hallo NeLie,

    erst einmal willkommen im Forum.

    Fördert man damit nicht die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses?
    Diese Frage, liebe Forenteilnehmer konnte mir noch niemand zufriedenstellend beantworten, selbst Schmerzspezialisten nicht.

    Das kann Dir niemand beantworten, weil die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses bislang auch nur wenig erforscht wurde.

    Das Schmerzgedächtnis ist ja nicht ’nur‘ ein psychologischer Vorgang, sondern basiert auf Veränderungen der Schmerzverarbeitungsmechanismen im Gehirn und im Rückenmark. Grundsätzlich werden die ‚grob gesagt‘ durch chronischen Schmerz überlastet.

    Durch Schmerzmedikamente werden sie aber auch überlastet mit der hauptsächlichen Wirkung, dass die körpereigenen Schmerzeduzierungsmechanismen geschädigt werden, was dann zu höherem Schmerzmittelgebrauch führt.

    Chronischer Schmerz ist nicht gut für chronischen Schmerz;-) Aber es sieht deutlich so aus, dass zu häufige Medikation noch schlimmer ist.

    Es gibt wohl noch nicht viel ausgesprochene Forschung zu diesem Gebiet (falls hier doch jemand gute Artikel hat, bitte mir schicken). Es gibt aber ein paar auch allgemeinverständliche Artikel zu chronischem Schmerz und Opioiden. Die zeigen hauptsächlich, dass die beständige Einnahme von Opioiden (bei Ratten) das Schmerzgedächtnis bei Rückenschmerzen verstärkt!

    Ist also so ähnlich wie den Teufel mit Beelzebub austreiben.

    Bislang geht die wissenschaftliche Meinung meines Wissens davon aus, dass die Abschwächung der Schmerzeduzierungsmechanismen durch Schmerzmittel eine stärkere Wirkung hat als der chronische Schmerz auf die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses.

    Deshalb ist ja auch die Prophylaxe so notwendig, weil nur sie bislang eine Linderung dieses Dilemma in den Raum stellt.

    Nichts bleibt – alles vergeht, sogar der Schmerz (nur halt nicht schnell genug)

    glückdererde

    Nelie
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 17

    Hallo glückdererde,
    vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort, bin heute zum ersten Mal wieder im Forum. Heute vor allem, um danke zu sagen…
    Bildschirmarbeit, im web surfen, TV etc. geht bei mir immer nur kurz.
    Ich versuche weiterhin, so wenig Schmerzmitteltage wie möglich pro Monat einzuhalten. War seit Jahren ohnehin noch nie über 10 (meistens 6- max. 8 Einnahmetage).
    Diesen Monat (01/2017) bisher 5 Medikamententage. Laengstes medifreies Intervall 9 Tage. Davon komplett schmerzfrei 1Tag… müssen es tatsächlich 3 Tage am Stųck sein? Oje…

    Und jetzt noch eine „buchhalterische“ Frage: darf man für sich persönlich auch ein vom Kalendertag abweichendes 24 std Intervall als „1 Einnahmetag“ festlegen ? ZB jeweils von 22 Uhr bis 22 Uhr am Folgetag? So eine Art persönliche biorhythmus-affine Schmerzmittel-Zeitzone?

    Viele liebe Grüsse Nelie

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6960

    Liebe Nelie,

    da Buchhaltungen immer korrekt sein müssen ? , ist das bei den Einnahmezeiten auch so. Mitternacht ist die Zeitgrenze, an der ist leider nicht zu rütteln. Prof. Göbel wurde genau das übrigens mal bei einem Forentreffen gefragt und er meinte damals, dass eine feste Regel sein müsse.
    Nimmst du also z.B. ein Triptan um 23.59 Uhr und das Naproxen dazu um 0.01 Uhr sind das zwei Einnahmetage. Ganz penibel dargestellt.

    Wobei wir (hoffentlich ? ) alle einen gesunden Menschenverstand haben, der diese Zeiten in unserer persönlichen Wahrnehmung berücksichtigt. Mach dir in deinem Schmerzkalender doch einen entsprechenden Vermerk dazu.

    Auf keinen Fall sollte man aber irgendein Medikament früher als unbedingt nötig einnehmen, nur damit man nicht noch einen extra Tag aufschreiben muss!

    Lieber Gruß
    Heika

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8621

    Liebe Nelie, liebe Heika,

    aber doch auch auf gar keinen Fall zu spät, um einen bisher „guten“ Tag zu retten. Dann gefährdet man die gute Wirksamkeit, wenn die Attacke schon zu lange gelaufen ist.
    Ist immer wieder schwierig, das richtig hinzukriegen.

    Ich hab es eine Zeit lang mal so „biorhythmusaffin“ versucht. Bringt nicht wirklich viel. Man ist aber ja auch immer noch selbst dabei und kann dann evtl. mal schummeln, wenn es einem guttut 😉

    Liebe Grüße und gutes Weiterfeilschen so lange es nicht direkt in den MÜK führt,
    Julia

    sternchen
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4964

    vor einiger Zeit fragte ich Prof. Göbel, ob es Sinn macht, durch das verschieben der Einnahme der Medi´s, auf nach 24 Uhr, einen Einnahmetag einzusparen, um dadurch in der 10/20iger Regel zu bleiben. Er antwortete mit „Ja“

    Sicher muss jeder für sich ein Gefühl entwickeln, wie schnell die Grenze zum MÜK überschritten ist.

    Sternchen

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6960

    Hm, ich überlege gerade, wie lange ich persönlich denn bereit wäre, die Einnahme eines Triptans hinauszuzögern, um den laufenden Tag noch als Schmerzmittel-frei eintragen zu können. Vermutlich: Um 23.45 Uhr maximal 15,1 Minuten ? . Und auch das nur, weil sich meine Attacken zum Glück langsam aufbauen.

    Denn wir wissen ja, dass man eigentlich früh behandeln sollte, damit die Attacke gar nicht erst zur vollen „Entfaltung“ kommt; und deshalb auch mit einer ausreichenden Schmerzmitteldosierung und nicht zu zögerlich.

    Wenn ich an die Anfänge meiner Erkrankung denke, bei denen ich definitiv kaum Ahnung vom Migränegeschehen hatte, lag ich mit meinem Verhalten völlig falsch: Erst versuchte ich, die Attacke ohne Medis auszuhalten, was aber in 99,9% der Fälle eh nicht klappte. Danach versuchte ich es mit einem angeblich sanfteren, ganz normalen Schmerzmittel, weil ich dachte, dass die Triptane den Körper stärker belasten würden. Damit klappte eine schmerzstillende Wirkung aber auch in 99,9% der Fälle nicht, so dass ich dann doch noch ein Triptan nachlegen musste. Und durch den späten Zeitpunkt war die Wirkung manchmal nicht mehr optimal.
    Ich habe es mir damals so viel schwerer gemacht als nötig!

    Heute weiß ich es zum Glück besser und erspare mir viele unnötige Schmerzen! Wobei ich dazu sagen muss, dass ich selten an der 10-12er Grenze der Schmerzmittel-Einnahmetage kratze. Damit kann man das Ganze natürlich ein wenig entspannter sehen.

    Letztlich pflichte ich Sternchen bei, dass man selber ein Gefühl für den individuell besten Weg finden muss.

    Anna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 565

    Hallo, ich bin neu im Forum, habe jetzt aber schon einiges gelesen.

    Für mich bleiben aber trotzdem noch Fragen offen.


    @Bettina
    : An einer anderen Stelle im Forum, zum Thema „Migräne aushalten“ empfiehlst Du, Vomex einzunehmen. Zählt dann die Einnahme von Vomex nicht zu den Tagen mit Medikamentengebrauch?

    Ein weiteres Problem für mich, ist diese Kalendertageregelung, denn oft kommen meine Kopfschmerzen am Abend und werden dann in der Nacht so schlimm, dass ich nicht mehr schlafen kann.
    Da ich aber morgens früh rausmuss, gehe ich zeitig zu Bett.
    Für ein Triptan ist es dann meistens noch zu früh.
    Am besten hilft es mir dann, wenn ich am Abend noch eine Ibuprofen nehme und morgens so gegen 5:00 Uhr ein Triptan.
    Dadurch hätte ich dann zwei Medikamententage, obwohl die Einnahme nicht einmal 8 Stunden auseinanderliegt. Das verschärft die 10/20 Regel für mich schon ungemein, obwohl ich insgesamt gar nicht so viele Medis zu mir nehme.

    LG Anna

    Jojo
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 342

    Willkommen Anna,

    Vonex zählt nicht in die 10/20 Regel. Somit eignet es sich gut, um vielleicht den einen oder anderen Behandlungstag einzusparen.

    Vomex selbst sollte man, unabhängig von der 10/20 Regel, auch nicht an mehr als 10 Tagen pro Monat einnehmen, da es sonst eventuell nicht mehr optimal wirkt.

    Für die 10/20 Regel nimmt man den Kalendertag. Das ist natürlich doof, wenn der Abstand zwischen der Medikamenteneinnahme klein ist, oder der Anfall kurz. Aber irgendwo muss man sich eine klare Regel geben, und da ist die Kalendertagreglung am leichtesten zu handhaben. Die Hin-und Her-Rechnerei würde das Ganze nur kompliziert machen, und letzten Endes „betrügt“ man doch nur sich selbst ?

    Ich weiß von Migränikern (unter anderem auch ich ?), die die Medikamenteneinnahme bis Mitternacht verzögern, um einen Tag einzusparen. Haha, was macht man nicht alles ?

    LG

    Jojo

    Anna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 565

    Hallo Jojo,

    Vielen Dank für die schnelle Antwort.

    Bis Mitternacht zu warten, würde meinen Rhythmus zu sehr durcheinander bringen, fürchte ich. Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht eher kontraproduktiv wäre.

    Da scheint mir die Idee mit Vomex eine bessere Alternative zu sein.
    Das muss ich doch mal ausprobieren. Die sedierende Wirkung ist vielleicht zusätzlich hilfreich.

    Wie sieht es da eigentlich mit Verträglichkeit und Nebenwirkungen aus?

    LG Anna

    Jojo
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 342

    Ganz sicher ist Vomex die bessere Lösung ? Ich habe dir das auch nur als lustige Anekdote geschrieben, und nicht als Aufforderung, die Behandlung jedes Mal bis Mitternacht hinauszuzögern. ?

    Ich weiß nur, dass Vomex sehr schläfrig machen kann, und würde es nicht nehmen, wenn du zum Beispiel noch mit dem Auto raus musst, usw.

    Zusätzlich zum Vomex nehme ich dann auch noch immer Magnesiumtütchen. Die können den Anfall auch eventuell abfangen oder abschwächen.

    LG

    Jojo

    Anna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 565

    Nunja, wer weiß, vielleicht mal im Urlaub…;)

    Nein im Ernst, ich bin für jeden Tipp dankbar und sauge hier gerade alles auf wie ein Schwamm, aber sicherlich muss jeder für sich selbst herausfinden, womit er am besten zurecht kommt.

    Lieben Gruß und gute Nacht
    Anna

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6960

    Liebe Anna,

    Vomex gibt es in 50 mg Tablettenform und dann die deutlich höher dosierten 150 mg Zäpfchen. Ich persönlich nehme immer die Zäpfchen, meist abends, denn wenn ich zu den Zäpfchen greifen muss, halte ich eine Attacke aus, es geht mir also eh total schlecht und dann bin ich froh um alles, was nicht über den Magenweg gehen muss.
    Morgens bin ich allerdings immer noch recht duselig und setze mich auf keinen Fall hinters Steuer, wie Jojo das ja auch schon treffend geschrieben hat.

    Ich vertrage Vomex sehr gut und außer dass es mich schläfrig macht, habe ich keine anderen Wirkungen. Wenn du dich generell mal wegen des Mittels schlau machen möchtest, kannst du ja „Dr. Google“ befragen, da findest du alles ausführlich beschrieben.

    Lieber Gruß
    Heika

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