Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Atypischer Gesichtsschmerz oder doch nicht, Janne NEU

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  • Janne
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    Beitragsanzahl: 11

    Hallo liebe Gruppe,

    ich schreibe zum ersten Mal hier, weil mich die Grübeleien und die Angst, dem Schmerz ausgeliefert zu sein, gerade ganz kirre machen.

    2013 hatte ich zum ersten Mal eine Wurzelbehandlung und danach aufgrund von Schmerzen etliche Wiederholungen derselben. Schließlich hieß es, Verdacht auf Phantomschmerzen, alles sieht super aus und ich verstand die Welt nicht mehr.
    Ich bin hochsensibel und konnte nicht glauben, dass das stimmen soll. Mit viel Geduld, einem Schmerztherapeuten und Laserakupunktur kam ich aus dem Schmerz heraus. Es folgten immer wieder sehr schmerzhafte Zeiten, oft auch ein Ziehen in Richtung Trigminus, aber ich konnte den Schmerz mit Laserakupunktur, Tensgerät und dann auch Amitriptylin eindämmen. Parallel dazu merkte ich, dass der Gesichtsschmerz auch mit meinem emotionalen Schmerz verbunden war. So trat er auf, wenn mir etwas seelisch „weh“ tat, oder verstärkte sich. Ich vertrete auch bis heute die Ansicht, dass ein großteil meiner Schmerzen, seelische Schmerzen sind, die über den Körper ausgedrückt werden. Darum mache ich auch schon längere Zeit Traumatherapie. (Diese Auffassung muss nicht geteilt werden, mir aber auch nicht ausgeredet werden :-)).

    Im Sommer 2018 kam ich durch zwei neue Kronen, weil bei einer zu schnell geschliffen wurde, leider wieder zu einer Wurzelbehandlung. Lange Zeit ignorierte ich den Schmerz, da ich annahm es ist wieder der Gesichtsschmerz. Mittlerweile waren drei Zähne und zwei Weisheitszähne entzündet und mussten behandelt werden. Ich konnte nicht mehr trennen, was zahnbedingter Schmerz ist und was nicht. Es war unerträglich.
    Zwischendurch hatte ich auch Schmerzen um die Nase und an der Stirn, die in die Frontzähne zogen, wie Zahnschmerzen. Beim HNO war alles o.k..
    Anfang September 2019 sollte mir in einem der wurzelbehandelten Zähne ein Stift gesetzt werden, der Zahn war nie ganz schmerzfrei und hatte etliche Spülungen hinter sich. Nach dem Stift setzen, explodierten die Schmerzen und es ist wieder eine Entzündung an der Wurzelspitze. Ich will ihn mir jetzt ziehen lassen und habe dennoch viel Angst, ob ich damit den Gesichtsschmerz wieder fördere.
    Manchmal denke ich dann, ich habe gar keinen Gesichtsschmerz, sondern nur eine sehr sensible Wahrnehmung und empfinde eben starken Schmerz, wenn die Köerpersymptome noch relativ gering sind. Dann wieder ertrage ich so lange Schmerzen, bis der Befund wirklich schon dramatisch ist und dann ganz schnell operiert werden muss. Ich kann mir eigentlich gar nicht mehr so richtig vertrauen, was ich fühle. Ich weiß nicht, ob das hier jemand nachempfinden kann. Ich habe jetzt einfach viel Sorge, dass das Zahnziehen die Schmerzen verschlimmert, weil es doch die Nerven sind und andererseits kann ich aber nicht noch 10 Mal spülen und im Wurzelkanal stochern über mich ergehen lassen.
    Kann ich bei Zahn ziehen etwas einnehmen, damit die Nerven nicht so gereizt werden. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass jemand bei zahnbehandlungen Lyrica nimmt ? Über Rückmeldungen würde ich mich freuen. Janne

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6954

    Liebe Janne,

    herzlich willkommen in Headbook!

    Schmerzen aktivieren unser Nervensystem und häufige bzw. langandauernde Schmerzen umso mehr. Seelischer Stress kann die gesamte Problematik verstärken, das ist ein erklärbarer Vorgang.

    Ich hatte vor langer Zeit auch mal eine Zahnproblematik über Jahre hinweg, die zuerst nicht erklärbar war, dann über das mehrfache Wechseln von medizinischen Füllungen über eine Wurzelbehandlung und später zu einer Wurzelspitzenresektion führte. Letztendlich wurde der Zahn gezogen, obwohl sich danach herausstellte, dass gerade dieser Schritt nicht zwingend erforderlich gewesen wäre. Ich wusste es damals leider nicht besser, heute würde ich zuerst an einen hyperaktiven Trigeminus denken und versuchen, diesen mit Medikamenten zur Ruhe zu bringen, bevor ich einen kostbaren Zahn opfere.

    Wie auch immer, nach dem Zahnziehen „feuerte“ der Trigeminus zuerst noch einmal munter weiter, beruhigte sich erst nach Monaten langsam, doch dann war endlich richtig Ruhe.

    Wenn man sieht, wie die Trigeminus-Äste verlaufen, ist klar, dass Schmerzen auch in anderen Bereichen des Gesichts auftreten können. Ist der Nerv hochaktiv, geht das nicht nur punktuell zu dem einen Zahn, sondern kann ganze Bereiche, auch zeitlich und örtlich wechselnd, betreffen.

    Und es ist ganz normal, dass es für uns dann nicht mehr so einfach ist zu unterscheiden, was nun durch vorhandene Entzündungen entstandener Schmerz ist oder „nur“ ein überaktives Nervensystem.

    Mit Lyrica kenne ich mich leider gar nicht aus. Ich habe damals Ibuprofen genommen, das ja nicht nur schmerzreduzierend, sondern auch entzündungshemmend wirkt.
    Manchmal wird bei Eingriffen von Zahnärzten auch Bromelain empfohlen, das aus Ananasextrakt hergestellt wird und abschwellend und ebenfalls leicht entzündungshemmend wirkt.

    Lieber Gruß
    Heika

    Janne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Liebe Heika,

    danke für Deine Nachricht. Es tut gut, wenn jemand versteht, wie zermürbend so ein Zustand ist, über so einen langen Zeitraum. Wie hast Du denn die Monate überstanden, als der Trigeminus bei Dir noch weiterhin aktiv war ?

    Ich nehme ein Antibiotikum gegen die Entzündung im Zahn, die wirklich nicht groß ist. Vermutlich ist es wie mit Kanonen auf Spatzen schießen, aber ich versuch es noch. Dann habe ich das Amitriptylin auf 20 mg erhöht. Ich kann es nur in ganz kleinen Schritten erhöhen, bekam schon mal Harnverhalt, als ich zu schnell steigerte. Außerdem verschrieb mir der Arzt noch Ortoton gegen die Verspannung im Kiefer. Das macht mich sehr müde, ich nehme es in der halben Dosierungsempfehlung. Ibuprofen, Novalgin, Paracetamol habe ich bisher wenig Wirkung gespürt. Da ich gut schlafen kann, der Schlaf oft aber dann bereits beginnt und sich zum Nachmittag steigert, vermute ich schon einen Nervenschmerz.
    Oder ein Entzündungsschmerz, an den sich ein Nervenschmerz hängt. Der Arzt meint, die Stärke des Schmerzes ist über den Befund am Zahn nicht erklärbar.
    Ich bin schon froh, dass er mich dennoch für voll nimmt.

    Jetzt wo ich schreibe, ist es auch wieder stark. Die Beschäftigung mit dem Schmerz, verstärkt ihn auch. Ich versuche mich mal abzulenken, auch wenn es mir nicht so gut gelingt.

    Ich wünsche Dir einen schönen Samstag.
    Viele Grüße
    Janne

    Janne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Hallo liebe Gruppe,

    meine Schmerzen im Kiefer werden immer stärker. Morgen wollten wir wegfahren.
    Ich bin ratlos und weiß nicht, was ich machen soll. Überlege, ob ich zur Notaufnahme gehe, aber ich habe das schon einmal getan und es war so müßig, um einen Neurologen zu bitten. Niemand hat das verstanden. Nun merke ich aber, dass es nicht nur der Zahn ist. Es schmerzt der ganz Kiefer, das Gebiet wo der Weisheitszahn war, der aus dem Knochen operiert wurde, weil er sich entzündet hatte. Was macht ihr dann ?
    Liebe Grüße
    Marianne

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Hallo, liebe Janne.

    Oh ja, Zahnschmerzen können höllisch sein!
    Da wir aber weder Ärzte noch Zahnärzte sind, werden dir unsere laienhaften Ideen jetzt nicht wirklich helfen können. Du schreibst, dass du zur Zeit ein Antibiotikum nimmst. Wenn der Zahn entzündet ist, würde ich an deiner Stelle jetzt zum Notdienst-Zahnarzt gehen, da es ja sein kann, dass das Mittel nicht anschlägt. Hast du es schon mal mit Novalgin gegen die Schmerzen versucht? Die helfen aber sicher bei einer akuten Entzündung nicht, da muss schon ein ZA vorher ran. Nach zwei Wurzelspitzenresektionen in der vorigen Woche hat es mir aber gut geholfen.

    Ich wünsche dir schnelle Besserung der akuten Situation,
    Julia

    Janne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Danke liebe Julia,

    danke für Deine Rückmeldung und Deine Wünsche. Meine Frage ging eigentlich an Freunde hier aus dem Forum, die auch atypischen Gesichtsschmerz haben und was sie bei solchen Schmerzattacken nehmen. Ich tue mich schwer damit ins Krankenhaus zu fahren, werde es aber jetzt tun.

    Novalgin, Ibuprofen usw. hilft nicht. Der Zahn hat schon das 2. Antibiotikum bekommen, die Entzündung ist minimal. Er ist wurzelbehandelt und hat noch eine kleine Entzündung, die rein theoretisch laut Zahnarzt nicht solche schmerzen machen dürfte.

    Seit er diese wurzelspitze behandelt und gespült hat, bereits mehrfach, habe ich aber diese Kieferschmerzen, die immer mehr werden. Ich war erst Mittwoch wieder beim zahnarzt, ein 3D Röntgen wurde letzten Montag gemacht. Es war nichts auffällig. Ich fahre jetzt los.

    Lieber Gruß
    Marianne

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Liebe Marianne,

    ich darf mich auch zu den „Freunden der Schmerzen im Trigeminusbereich“ rechnen. Viele Jahre half nichts gegen diese fiesen Schmerzen, die oft nicht wirklich einem Ereignis im Bereich der Zähne zugeordnet werden konnten. Ich hatte aber auch immer wieder akute Probleme mit einzelnen Zähnen, wie Entzündungen.

    Aber auch kleine eher unscheinbare Entzündungen können plötzlich explodieren, so dass sie behandelt werden müssen. Darum mein Rat, einen Zahnarzt aufzusuchen. Besuche und Fragen als Notfall nach einem Neurologen in Kliniken machen da wohl eher wenig Sinn.

    Hast du dir schon mal eine 2. Zahnarztmeinung geholt? Könnte eventuell noch eine Lösung sein.
    Auch könnte ein Versuch, deine Schmerzen, ich meine nicht die durch die Entzündungen, mit Botoxspritzen zu behandeln, etwas bringen. Bei mir verschwanden die Trigeminusneuropathien nach und nach mit Beginn der Botoxtherapie der Migräne. Irgendwann waren sie ganz verschwunden. Zahnärzte können seit einiger Zeit diese spezielle Behandlung auch abrechnen. Sprich doch deinen ZA mal darauf an, einen Versuch wäre es m.E. wert.

    Du hattest nach einer präventiven Behandlung mit Lyrica während der Zahnbehandlung gefragt. Ob das Sinn macht und der Nerv sich dadurch beruhigen lässt, kann ich dir nicht sagen. Aber man kann die Dauerschmerzen im Trigeminusbereich schon mit Gabapentin oder Pregabalin (Lyrica) akut oder langfristig behandeln, wäre ein Versuch. Dazu mal einen guten Neurologen oder Schmerztherapeuten, der sich speziell mit Gesichts- und Kopfschmerzen auskennt, zu fragen, wäre sehr sinnvoll. Probieren kann das aber auch erstmal dein Hausarzt, wenn er weiß, wie man die Medis einsetzt.

    Alles Gute
    Julia

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33377

    Liebe Marianne,

    warst Du heute Nachmittag beim Zahnarzt? Dieses Problem mit sog. atypischen Gesichtsschmerzen haben leider viele Menschen. Oft auch ganz ohne konkrete Beteiligung eines Zahnes.

    Lyrica kann in dem Fall helfen, auch die anderen Antiepileptika, die Julia aufgezählt hatte. Leider muss man sich durchprobieren und kann dann sozusagen über die Wirkung der Therapie eine Art Ausschlussdiagnostik betreiben.

    Schnelle Besserung und liebe Grüße
    Bettina

    Janne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Hallo liebe Bettina, liebe Julia,

    danke für die Rückmeldung.
    Da der Schmerz dann auf die andere Seite wechselte, ging ich
    ins Krankenhaus und schilderte meine Schmerzen. Der Arzt zog einen Neurologen
    zu Rate und ich bekam 2×200 mg Carbamazepin retard, wo ich mit 100 mg anfangen soll. Montag gehe ich dann zu meinem Neurologen. Der Zahnarzt möchte den Zahn
    jetzt aber trotzdem ziehen, weil er mir 1,5 h nach zig wurzelbehandlungen immer wieder Probleme macht. Ich bin da bereit zu.
    Versuche mir jetzt nicht so viele Sorgen wegen der Nebenwirkungen zu machen.
    Ich weiß, dass das Medikament eigentlich bei Neuralgie verschrieben wird, aber
    man kann es wohl auch bei Neuropathie versuchen. Passt wohl auch gut zu dem Amitriptylin. Am liebsten würde ich ja gar nichts nehmen, mir sind schon meine Blutdrucktabletten zu viel. Aber das kann ich mir wohl abschminken. Habt Ihr die Medikamente immer mal wieder ausgeschlichen oder nehmt ihr sie immer ?
    Einen schönen Abend und es tut gut hier Gleichgesinnte zu „treffen“.
    Janne

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8620

    Da hast du ja im Krankenhaus Glück gehabt, dass du an einen kundigen Neurologen geraten bist! Natürlich kann und muss man irgendwann mal einen Auslassversuch machen wenn man keine Beschwerden mehr hat, um zu sehen, ob der Grund für die Medikation noch besteht. Erstmal wünsch ich dir aber gute Wirkung und bald keine Schmerzen mehr. Oder nur noch die vom Zahnziehen!

    Gute Besserung,
    Julia

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33377

    Liebe Janne,

    Am liebsten würde ich ja gar nichts nehmen, mir sind schon meine Blutdrucktabletten zu viel.

    keiner von uns nimmt gerne Medikament. Aber wenn man wirklich (schmerz)krank ist, muss man vernünftig behandeln oder leiden. Da bringt auch Rumspielen mit alternativen „sanften“ Therapien nichts mehr, das ist die harte Tatsache.

    Meistens kann man nach einigen Monaten wieder einen Auslassversuch machen und einfach mal schauen, wie sich der Schmerz verhält. Danach entscheidet man weiter. Wobei man viele der Prophylaxe im „Notfall“ auch in der Langzeiteinnahme gut vertragen kann.

    Alles Gute und viel Erfolg mit Carbamazepin retard.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Mäli
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 52

    Hallo Janne,

    ich kann dir leider fachlich aufgrund fehlender Erfahrung nicht groß helfen, aber ich möchte dir sagen: you are not alone! 🙂

    Ähnliches Spiel bei mir: Hatte 2015 auch eine Wurzelbehandlung am Zahn, die nicht ganz funktioniert hat wegen zu kleiner Wurzeläste. Dann jedes Jahr zur gleichen Zeit immer wieder Probleme (dachte Allergie aber wars nicht :)), letztes Jahr eine endotologische Behandlung, um die komplette Wurzel zu entfernen (Behandlung sehr gut gelaufen!), Kontrollröntgen ok. Und dann dieses Jahr wieder Probleme, Schmerzen mit Gesichtsschwellung und Zahnarzt guggt vollkommen verwirrt und sagt er findet einfach nicht was auf eine Entzündung hinweist – und ich dachte ich hätte halt einfach eine Kiefernhöhlenentzündung würde Antibiotikum bekommen und alles supi. Naja… Long Story short: Meine Hausärztin (tolle Frau!) hat mir erstmal zig Überweisungen zu Fachärzten geschrieben unter anderem zum Mund-Kiefer-Gesichtschirurg, der das erste Mal Migräne in den Raum geworfen hat. 3D Röntgenbild zeigt auch nur Veränderungen, die nicht die Symptome erklären können laut MKG. Dann Diagnose vom Neuro: atypische Migräne mit Aura und was soll ich sagen, Rizatriptan wirkt überwiegend – zumindest bei den akuten Anfällen. Mein Neuro meinte auch, dass Migräne so unterschiedlich sein kann, dass nichtmal jeder Kopfschmerzen hat. Die Muskelverspannungen im Gesicht bearbeitet mein Physio, dazu steht jetzt beim MKG eine CMD-Behandlung mit Schiene an. Das Stand jetzt 🙂 wenn ich mehr weiß, teil ich das gerne mit dir, vielleicht ist ja auch was für dich dabei.

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