Mein persönlicher Schmerzverlauf

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Banditensocke und der Migräne-Sturm (Sabine)

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  • Sabine
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    Guten Morgen!

    Ich bin seit meiner Kindheit Migränikerin, inzwischen bin ich 54 Jahre alt. Es gab in dieser langen Zeitspanne gute und weniger gute Phasen, das kennt sicher jede(r) hier.

    Ganz besonders schlimm wurde die Migräne mit dem Beginn der Wechseljahre. 2014 wurde es so übel (bis zu 20 Schmerztage / Monat), dass ich sehr drastisch meine Ernährung umstellte. In der Folge hatte ich das Gefühl, dass meine Migräne ausheilte. Bis jetzt, also rund 5 Jahre lang, brauchte ich kaum mal ein Triptan, die Attacken lagen sehr weit auseinander und oft reichte eine Dosis Magnesium, um sie zu kupieren.

    Selbst die Menopause (2017) und die darauf folgenden Jahre bis jetzt änderten daran nichts.

    Aber seit einigen Wochen habe ich so etwas wie einen Schub, wenn man das so nennen kann – von den letzten 14 Tagen waren 11 (!!!) Migränetage, zuletzt hatte ich 3 Tage Migräne, dann einen Tag Pause, dann setzte sie gestern wieder ein. Die Attacken sind ungewöhnlich lang, also Wiederkehrschmerz mehr oder weniger als sichere Bank, nicht als „kann mal vorkommen“.

    Ich bin gerade sehr verzweifelt, weil ich keine Erklärung dafür habe. Ist es ein Hormonrutsch, kombiniert mit Wetterkapriolen (einen Tag 25 Grad und Brüllsonne, dann plötzlich nur noch 8 Grad und Schneeregen)?

    Wie gehe ich jetzt damit um?

    Ich nehme die 10/20 Regel sehr ernst und stosse da jetzt bereits an Grenzen.

    Hat von Euch jemand vielleicht Ähnliches erlebt und Tipps für mich? Wie geht Ihr mit dem Wiederkehrschmerz um, was nutzt Ihr, um Euch Erleichterung zu verschaffen, wenn eine weitere Triptan Dosis eigentlich keine Option ist?

    Ich wäre sehr dankbar für Ideen und Anregungen.

    Heute habe ich einen Termin beim ZA – ich habe seit etwa 1,5 Jahren einen wurzelbehandelten Zahn im OK, der permanent etwas drückt. In meiner Verzweiflung will ich den jetzt ziehen lassen, weil ich Angst habe, dass er mitverursachend ist.

    Euch muss ich nicht erzählen, wie zermürbend das Ganze ist.

    Anfang des Jahres hatte ich übrigens ein MRT des Kopfes, bei dem auch die Gefässe untersucht werden – alles wunderbar in Ordnung.

    Ich danke Euch für´s „Zuhören“. Schon das Aufschreiben hat mir gut getan.

    Allen Betroffenen einen schmerzfreien Tag!

    Liebe Grüße
    Banditensocke

    glückdererde
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 884

    Liebe Sabine,

    nur ganz kurz, bevor Du zum Zahnarzt gehst:

    Migräne kann sich im Lebensverlauf immer wieder ändern. Manchmal kann man Gründe dafür erkennen und manchmal auch nicht.
    Dass sich die Migräne jetzt so verschlimmert hat ist natürlich doof, heißt aber natürlich nicht, dass das jetzt lange so bleiben würde.

    Lass Dir einen Zahn immer nur dann ziehen, wenn wirklich absolut klar ist, dass der Zahn nicht zu retten ist und für Schmerzen im Zahn oder Kiefer verantwortlich ist! Zähne sind nicht verantwortlich für Migräne!!!!!!!!!!!!!
    Das, was Du vorhast, ist eine typische Verzweiflungstat. Hinterher ist der Zahn weg, die Migräne ist noch genauso da und wenn es ganz schlecht läuft, bekommst Du eventuell noch Kieferschmerzen durch das Ziehen des Zahnes dazu.
    Geh zum Endodentologen und lass Dich dort beraten, ob man bei dem Zahn etwas verbessern kann.

    Schreib doch mal, was für eine Migräneprophylaxe Du hast.

    Liebe Grüße

    Sabine
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6

    Liebe glückerde,

    der Zahn steht schon lange auf der „Abschussliste“. Wegen der Covid-19 – Situation habe ich das nur geschoben. Er drückt seit ich die Wurzelbehandlung hatte. Es gibt nur zwei Optionen: Wurzelspitzenresektion oder Zahn ziehen. Ich habe sehr viel Vertrauen zu meinem ZA (der auch das Curriculum Endodontie abgeschlossen hat) und werde das heute nochmal mit ihm besprechen.

    Eine Prophylaxe nehme ich nicht ein. Die Situation hat sich erst im letzten Monat so massiv verschlechtert. Grob seit 2017 hatte ich quasi kaum noch Migräne – vielleicht 4 Attacken pro JAHR noch, die verliefen oft so, dass ich nicht einmal ein Triptan einnahm. Wiederkehrschmerz war die Ausnahme, nicht die Regel.

    Deshalb haut es mich jetzt ja so raus, weil diese Massivität nach all den Jahren zu überwältigend ist.

    Ich fange wieder bei Null an. Es dauert hier wegen Ärztemangel ewig, einen Termin beim Neurologen oder Anästhesiologen zu bekommen.

    Gerade bin ich einfach sehr, sehr fertig.

    Liebe Grüße

    glückdererde
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 884

    Liebe Sabine,

    das kann ich gut verstehen, dass es Dir gerade schlecht geht, von dem her, was Du berichtest. Umso weniger würde ich mir in so einer Phase einen Zahn ziehen lassen, wenn es jetzt gerade nicht absolut notwendig ist. Die Zahnextraktion wird Deine Kopfschmerzen ganz sicher nicht vermindern. Aber wenn er weg ist kann man in 5 Jahren auch keine Brücke mehr dran befestigen, wenn das denn dann notwenig werden sollte oder Ähnliches.

    Du klingst ein wenig so, als würdest Du die jetzigen Kopfschmerzen in die Zukunft verlängern, nach dem Motto: Das wird nie mehr aufhören und so muss ich jetzt elend mein Dasein fristen. Das sind ungünstige Gedanken. Kennen aber wahrscheinlich alle hier. Ich ganz bestimmt 😉

    So wie die Kopfschmerzen gekommen sind, werden sie auch wieder aufhören. Und in der Zwischenzeit holst Du Dir einen Termin beim Neurologen und beim Hausarzt. Teilweise haben Ärzte seit Corona wesentlich weniger Patienten und man bekommt schneller einen Termin.

    Dann besorgst Du Dir das Buch von Prof. Göbel: ‚Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne‘ und suchst Dir die zu Dir passende Prophylaxe selber raus und gehst mit diesem Vorschlag zu Deinem Hausarzt und besprichst das mit dem. Gleichzeitig machst Du möglichst viel Sport und lernst noch ein Entspannungsverfahren.

    OK?

    Liebe Grüße

    Sabine
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6

    Hallo glückdererde,

    Du hast ja Recht.

    Entspannungsverfahren muss ich nicht lernen. Ich unterrichte sie selbst und habe darin sehr viel Erfahrung. Prophylaxe werde ich mal anschauen, da hat sich sicherlich auch das eine oder andere in den letzten Jahren getan.

    Mit meiner HÄ habe ich bereits Kontakt aufgenommen, Neurologe folgt.

    Brücken brauche ich keine – wie gesagt, ich bin zahnärztlich sehr gut aufgestellt, wenn ich den Zahn ziehen lassen sollte, gibt es ein Implantat.

    Ich bin einfach müde, ausgelaugt, erschöpft, das kann einen schon mal mutlos machen.

    Danke Dir für Deinen Input.

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33370

    Willkommen, liebe Sabine. 🙂

    Verständlich, dass Du verzweifelt bist. Wenn so ein Schmerz praktisch über Nacht über einen hereinbricht, kann auch Angst aufkommen.
    Die gute Nachricht – man kann was dagegen tun. 🙂

    Wie geht Ihr mit dem Wiederkehrschmerz um, was nutzt Ihr, um Euch Erleichterung zu verschaffen, wenn eine weitere Triptan Dosis eigentlich keine Option ist?

    Selbstverständlich kannst Du beim Wiederkehrkopfschmerz erneut ein Triptan einsetzen. 😉 Mit welchem Triptan behandelst Du denn? Es gibt ja welche mit ganz langer Wirkdauer. Zudem könntest Du auch mit dem NSAR Naproxen die Wirkdauer des Triptans verlängern. Sprich Deinen Arzt mal darauf an.

    Wie Glückdererde bereits erklärt, hat der Zahn nichts mit der Migräne zu tun. Lässt Du ihn jetzt mitten in dieser Schmerzphase ziehen, könnte das ein Trigger sein. Würde ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen lassen, sofern es sich verschieben lässt.

    Ich bin gerade sehr verzweifelt, weil ich keine Erklärung dafür habe. Ist es ein Hormonrutsch, kombiniert mit Wetterkapriolen (einen Tag 25 Grad und Brüllsonne, dann plötzlich nur noch 8 Grad und Schneeregen)?

    Was auch immer diese Verschlechterung jetzt bewirkt hat, eine Triggersuche bringt Dich nicht weiter. Man ist davon auch inzwischen ganz abgekommen, da man sich damit nur noch weiter unnötig unter Druck setzt.

    Behandle jetzt erst mal die Attacken, so schnell kommt man auch nicht in einen MÜK. Da müsste man schon mehrere Monate die 10er-Regel überschreiten.

    Wenn Wechseljahrsbeschwerden nerven könntest Du mal was Pflanzliches (Cimicifuga, bzw. Klimadynon Uno) versuchen. Dauert zwar mit dem Wirkeintritt, kann aber gut unterstützen und hat in Studien Wirksamkeit gezeigt.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Sabine
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6

    Liebe Bettina,

    ich danke Dir von Herzen für Deine Zeilen.

    Ich habe meinen Zahn nicht ziehen lassen, fand es selbst nicht gut, in so einer Akutsituation eine solch weitreichende Entscheidung zu treffen. Aber es war hilfreich für mich zu erfahren, dass mein ZA, der mich schon sehr lange betreut, bereit wäre, mit mir diesen Weg (Entfernung aller wurzelbehandelten Zähne) zu gehen, falls ich mich dafür entscheiden sollte.

    Ich behandle meine Migräne derzeit mit Almotriptan (Almogran), damit habe ich über lange Jahre ganz gute Erfahrungen gemacht. Ich habe mir jetzt aber von meiner HÄ erst einmal Maxalt zusätzlich aufschreiben lassen. Das habe ich vor vielen Jahren genommen, es hat mich immer ziemlich ausgeknockt, dafür gab es aber so gut wie nie Wiederkehrkopfschmerz. Es fühlt sich gut an, das jetzt erst einmal in der Hinterhand zu haben.

    Ausserdem habe ich mir Diazepam verordnen lassen für den Fall, dass ich mich meiner „Grenze“ nähere und Distanz zum Schmerz brauche. Zur Not könnte ich dann auch auf Cortison zurück greifen. Ich denke (und hoffe!) nicht, dass ich das brauchen werde, aber es ist einfach ein entlastendes Gefühl, im Fall der Fälle so etwas im Haus zu haben.

    Mit NSAR muss ich sehr vorsichtig umgehen, da es für mich als CEDlerin eher ungünstig ist. Ich nehme NSAR nur im absoluten Ausnahmefall, greife sonst eher mal auf Novaminsulfon zurück, aber, wie gesagt: Mit Analgetika gehe ich insgesamt sehr behutsam / zurückhaltend um.

    Meine Wechseljahresbeschwerden sind viel übler, als ich das erwartet habe. Momentan scheint ein massiver Prozess im Gange zu sein, begleitet von Schwindel, Übelkeit, heftigen Hitzewallungen, Schlafstörungen.

    Ich werde mir die von Dir genannten Präparate mal anschauen. Wichtig ist, dass sie keine hormonelle Wirkung haben dürfen, deshalb fallen Phytohormone wie Isoflavone auch flach.

    Ich hoffe sehr, dass ich bald wieder in ruhigeres Fahrwasser komme!

    Liebe Grüße
    Sabine

    malaya
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 769

    Liebe Bettina,

    Du erwähnst oben Cimicifuga wegen Wechseljahresbeschwerden.
    Ich nehme dies seit fast 3 Jahren. Im Beipackzettel steht, max. 6 Monate einnehmen (da sind wir wieder bei der Haftung der Hersteller) .
    Meine Frauenärztin hält es auch in der Langzeiteinnahme für bedenkenlos. Hast Du dazu eventuell auch etwas in deiner „Wissens-Schatzkiste“?

    Danke und ganz <3 Gruß

    Malaya

    P.S. Entschuldigung Sabine, dass ich mich da kurz in Deinen thread schmuggle…

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33370

    Liebe Malaya,

    ich habe es geschätzt vier Jahre genommen bei bester Verträglichkeit. Auch hat kein Arzt gesagt, dass ich es nicht so lange nehmen sollte. Wie bei allen Medikamenten, die prophylaktisch über eine längere Zeitspanne eingenommen werden, wird ein Auslassversuch empfohlen. Den Auslassversuch habe ich persönlich mir aber erspart, da der Wechsel ja über eine längere Zeitspanne hinweg bestehen bleibt. Ob noch was anderes dahintersteht als ein empfohlener Auslassversuch, ist mir nicht bekannt.

    Liebe Grüße
    Bettina

    malaya
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 769

    Danke Bettina,

    genau so einen Auslassversuch wollte ich machen, habe eine Tablette genommen statt zwei. Habe aber das Gefühl, dass mir das nicht gut tut und werde wohl eher wieder hoch gehen.
    Nochmals danke für Deine Einschätzung.

    GRüße aus dem viel zu heißen Süden

    Malaya

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33370

    Gerne und liebe Grüße zurück aus dem ebenfalls viel zu heißen Norden. 😀

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