Liebe Bea und alle anderen,
jede Charaktereigenschaft hat zwei Seiten! Ist eine ausgeprägte Feinfühligkeit manchmal erschwerend, hat sie auch sehr viel Gutes, das darf man nie vergessen!
Vergeben zu können, kann man durchaus lernen, leicht fällt das wohl den wenigsten Menschen. Es ist meiner Ansicht nach ein ganz wichtiger Bestandteil zu einem besseren Leben.
Zuerst einmal ist natürlich die Frage zu stellen, ob das Gefühl, dass der/die andere an mir schuldig geworden ist, auch berechtigt ist. Wobei es bekanntlich in der Natur des Menschen liegt, die Ursache irgendwelcher Probleme eher beim ANDEREN zu sehen, nicht bei sich selbst. 😉
Doch vergeben kann man auch einseitig. Hat man das Gespräch gesucht und mein Gegenüber sieht es weiterhin nicht ein, stehen sich zwei Fronten gegenüber, die man nicht klären kann. Vergeben kann ich ihr/ihm dennoch und damit bin ich selber frei von dieser Last. Ansonsten binde ich mich innerlich in unguter Form an diesen Menschen, was die Beziehung immer belasten wird und am allermeisten mir selber schadet.
Ein Glücksfall ist es, wenn man Dinge im Gespräch klären und aus der Welt schaffen kann. Ich ermutige Menschen immer dazu, über Probleme zu reden, ansonsten nimmt es dem anderen die Chance, seinen Teil zum Gelingen oder Heilwerden einer Beziehung beitragen zu können. Wenn du so tust, als ob alles in Ordnung wäre, kannst du es anderen nicht übel nehmen, wenn sie denken, dass das bei dir auch o.k. ist.
Mir persönlich hilft dabei immer die Sicht, dass wir ALLE unsere Stärken und Schwächen, unsere guten und schlechten Eigenschaften haben. Keiner ist perfekt und wir sind nicht der Nabel der Welt 😉 , auch wenn wir uns gerne dafür halten. 😉
Manchmal passen zu unterschiedliche Konstellationen von Charakteren auch nicht zueinander. Gegensätze ziehen sich meiner Meinung nach nur bedingt an bzw. funktionieren nur mit genügend Abstand zueinander.
Bei deiner Aussage mit den 40 Jahren musste ich auch schmunzeln, weil ich es oft erlebe, dass Menschen gerade in dieser Lebensphase erst den Mut finden, sich gewissen Dingen offen und ehrlich zu stellen. Bis dahin sind wir oft so beschäftigt mit Ausbildung, Beruf, Partnerwahl, Kindern, dass wir wenig Luft für anderes haben. Sind diese Dinge mal gefestigt bzw. gut auf den Weg gebracht, haben wir wieder Freiraum und Kraft für anderes, eben auch für die Auseinandersetzung mit schon lange bestehenden Belastungen.
Und wir können mit fortgeschrittenem Alter auch immer leichter damit umgehen, dass uns manche Menschen nur dann mögen, wenn wir nach ihrer Pfeife tanzen oder ihnen in irgendeiner Form für ihr persönliches Leben etwas „bringen“, nicht um unserer selbst willen. Man wird weniger abhängig von der Meinung der anderen, kann ungute Beziehungen leichter loslassen.
Leider rutschen im weiteren Lebensverlauf viele Menschen dann so stark in eine Art innerer Unabhängigkeit, dass sie sich gar nichts mehr von anderen sagen lassen, man spricht dann gerne vom Altersstarrsinn. Das ist dann natürlich von der anderen Seite des Pferdes heruntergefallen und davor müssen wir uns hüten. WIR bekommen das eines Tages selbstverständlich auch hin… 😉 😉
Liebe Grüße
Heika