Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Hiltrud – neu hier

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  • Hiltrud
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    Hallo ihr Lieben,
    habe mich nun auch endlich dazu entschlossen, diesem tollen Forum beizutreten!
    Meine „Migränehölle“ begann mit den Wechseljahren und wurde mit Fortschreiten der Wechseljahre immer schlimmer. Zuletzt war ich dann bei 10 bis 15 Attacken pro Monat. Dazu kamen noch heftige Nackenschmerzen aufgrund meiner chronischen Zervikalgie incl. Arthrose. Außerdem noch Zahnmigräne, von der ich nicht wusste, dass es so was gibt! Anfänglich wusste ich noch gar nicht, dass ich überhaupt Migräne habe! Es war von Spannungskopfschmerzen die Rede – ihr kennt das ja! Aber kein Schmerzmittel half! Nach mehreren Arztwechseln bin ich dann auf einen Hausarzt gestoßen, der mir erstmals ein Triptan verordnet hat. Da wusste ich zum einen wenigstens, was ich habe und dass es ein Mittel gibt, das bei der Hölle hilft!
    Nun begann die lange Suche nach einer Therapie! Die Prophylaxen mit Beta-Blockern und Amitriptylin hatten zwar viele Nebenwirkungen, aber keinerlei positive Effekte! Auch pflanzliche Mittel halfen nicht. Ich wurde immer zu weiteren Prophylaxen gedrängt (Topiramat oder Flunarizin), aber aufgrund des Nebenwirkungspotenzials wollte ich die nicht nehmen. Also habe ich einen Versuch Richtung Hormontherapie gestartet. Lag in meinen Augen auf der Hand, die Ärzte haben das allerdings alle als nicht wirkungsvoll abgelehnt. Ich wollte da aber eine Behandlung mit naturidentischen Hormonen, was mein Frauenarzt aber abgetan hat (Er kannte sich scheinbar da gar nicht aus!). Also habe ich nach einem anderen Frauenarzt gesucht, der Expertise auf dem Gebiet hat. Er verschrieb sog. Rimkus-Kapseln (alles für Selbstzahler!). Zu Beginn schlug die Therapie auch an, aber nach 3 Monaten wurde es wieder schlechter. Nachdem er dafür keine Erklärung hatte und nur lapidar meinte, so ein Fall sei ihm noch nie vorgekommen, habe ich angefangen, mir die Kenntnisse selbst anzueignen. Es schien mir meine letzte Chance zu sein! Es war ein schwieriges Unterfangen, aber ich habe nach langer Testzeit eine Dosierung gefunden, die mir hilft. Ich nehme jetzt eine halbe Dosis Gynokadin-Gel (Östrogen) und 20mg Progesteron-Creme, die man nur in einigen deutsche Apotheken bekommt, aber man kann sie online bestellen. Es geht also! Verschrieben worden waren mir damals 200mg, also das 10 Fache also viel zu hoch dosiert! Daran sieht man, wie wenig individuell eine solche Behandlung immer noch verordnet wird!

    Parallel dazu habe ich angefangen, meinen Alltag so umzustellen, dass ich möglichst vielen Migräne-Triggern aus dem Weg gehe. Ich gestalte meinen gesamten Alltag nun ganz regelmäßig (Essen, Trinken, Schlafen, Pausen, Stress usw.), habe meine Ernährung umgestellt (entzündungshemmend und Blutzuckerspiegel-neutral). Auch das hat sich alles positiv ausgewirkt, ist aber nicht immer ganz leicht durchzuhalten. Neben Physiotherapie mache ich noch gezielten Sport, um meine Nackenschmerzen abzumildern und natürlich Ausdauersport (man hat ja sonst nichts zu tun…). Mit all diesen Maßnahmen ist es mir dann aber doch gelungen, die Anzahl der Migräneattacken auf 1 bis 2 pro Monat zu reduzieren! Ihr könnt euch sicherlich alle vorstellen, was das für ein Gefühl ist, wenn man plötzlich wieder ein Leben hat!

    Ich freue mich auf zahlreiche interessante Diskussionen mit euch!
    Liebe Grüße
    Hiltrud

    Hiltrud
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4

    Hallo Mira7,
    ja, den Einfluss eines regelmäßigen Alltags hatte ich auch unterschätzt. Habe erst gemerkt, wie gut mir das tut, als ich es eine Zeitlang bereits umgesetzt hatte. Diese Erfahrung hält einen dann aber auch bei der Stange!
    Was die Hormone anbelangt, ist es so, dass die Migräne eigentlich nur mit Progesteron in Verbindung gebracht wird. Wobei sie sowohl durch einen zu niedrigen als auch durch einen zu hohen Progesteronspiegel verursacht werden kann. Theoretisch würde es also reichen, Progesteron gegen die Migräne zu nehmen. Allerdings ist es so, dass sich Progesteron und Östrogen gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen und verstärken. Da bei mir beide Hormonspiegel extrem niedrig waren, habe ich mich entschieden, eine Kombination aus beiden Hormonen zu nehmen. Ich versuche, die Dosis für Östrogen so anzupassen, dass die 100 Hitzewallungen am Tag (die hatte ich auch) und vor allem in der Nacht nachlassen. So kann ich wieder besser schlafen, was bei Mirgäne ja auch nicht unwichtig ist!
    Was die Nebenwirkungen anbelangt, so muss man vermeiden, die Hormone zu schlucken, um den Leberkreislauf zu umgehen. Reichert sich dort nämlich Östrogen an, so wird dadruch die Bildung eines Enzyms zur Blutgerinnung gefördert, was dazu führt, dass das Thrombose-Risiko steigt. Das umgeht man durch die Verwendung eines Gels. Was das Brustkrebsrisiko angeht, so wird das durch Gestagen gesteigert. Bei Gestagen handelt es sich um ein Medikament, das genauso wirkt wie Progesteron, aber wie alle Medikamente Nebenwirkungen hat. Deshalb wollte ich unbedingt Progestron nehmen und kein Gestagen. Progesteron hat nämlich keinen Einfluss auf Brustkrebs. Alles schwierig, vieles auch bei Frauenärzten wohl nicht bekannt!
    Bei der Zahmigänre taten mir alle Zähne im linken oberen Kiefer weh (links ist auch meine Migräne.Seite), ohne dass ich genau lokalisieren konnte, welcher Zahn verantwortlich sein könnte. Hier liegt ja auch ein Zweig des Trigeminus-Nervs. Die Schmerzen waren echt heftig, ließen sich durch Schmerzmittel nicht verringern. Mein langjähriger Zahnarzt meinte zwar von Anfang an, dass meine Zähne da nichts hätten, aber da ich öfter mit den Schmerzen bei ihm aufgeschlagen bin, hat er einige Behandlungen durchgeführt, um die Wurzeln abzutöten. Aber die Schmerzen kamen halt immer wieder. Als er dann weitere Behandlungen als nicht zielführend ablehnte, bin ich schließlich auf diesen Begriff Zahnmigräne gestoßen. Bei der nächsten Attacke habe ich dann mal ein Triptan genommen und – siehe da – nach einer Stunde waren die Schmerzen weg. Als das meherer Male so lief, ist mir dann gedämmert, dass es sich wohl tatsächlich um Migräne handelt. Glaube aber nicht, dass das etwas mit Amalganfüllungen zu tun hat. Aber da ich schon lange keine mehr habe, kann ich dir das nicht mit Sicherheit beantworten.

    Das mit der Altersgrenze von 65 bei Triptanen stimmt. Das liegt daran, dass die Triptane die Gefäße verengen, was ja ihr Wirkprinzip ist. Da mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass man verengte Gefäße hat, sollte man vorsichtig sein. Bei mir helfen aber keine „nomralen“ Schmerzmittel bei Migräne, so dass ich weiterhin auf Triptane setzen werde. Habe mir vor einigen Jahren zur Sicherheit einen Ultraschall der Halsschlagader machen lassen, da war alles in Ordnung. Allerdings komme ich mit Almotriptan gut hin, das ja frei verkäuflich ist und bei mir auch keine Nebenwirkungen hat. Sumatriptan hatte mir immer zu schaffen gemacht.
    Wünsche dir alle Gute und bleib gesund!
    LG Hiltrud

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33369

    Auch hier noch mal herzlich willkommen, liebe Hiltrud. 🙂

    Du hast ja schon an anderer Stelle über Deine Hormonbehandlung berichtet, meine Antwort darauf stelle ich weiter unten auch noch mal ein.

    Außerdem noch Zahnmigräne, von der ich nicht wusste, dass es so was gibt!

    Die gibt es auch nicht. Was meinst Du denn genau damit?

    Er verschrieb sog. Rimkus-Kapseln (alles für Selbstzahler!). Zu Beginn schlug die Therapie auch an, aber nach 3 Monaten wurde es wieder schlechter. Nachdem er dafür keine Erklärung hatte und nur lapidar meinte, so ein Fall sei ihm noch nie vorgekommen, habe ich angefangen, mir die Kenntnisse selbst anzueignen.

    Wenn bei einem alternative Mittel, die man auch noch selbst bezahlen muss, nicht anschlagen, darf man sich das leider oft anhören. Am Ende ist man immer selbst schuld, wenn dies oder das nicht anschlägt. 😉

    Es war ein schwieriges Unterfangen, aber ich habe nach langer Testzeit eine Dosierung gefunden, die mir hilft. Ich nehme jetzt eine halbe Dosis Gynokadin-Gel (Östrogen) und 20mg Progesteron-Creme, die man nur in einigen deutsche Apotheken bekommt, aber man kann sie online bestellen. Es geht also! Verschrieben worden waren mir damals 200mg, also das 10 Fache also viel zu hoch dosiert! Daran sieht man, wie wenig individuell eine solche Behandlung immer noch verordnet wird!

    Migräne ist eine eigenständige neurologische Erkrankung, kann durch ein Hormonungleichgewicht allerdings getriggert werden. Hormone sind keine leitliniengerechte Behandlung für die Migräne, wohl aber für die Wechseljahre. Auch hier noch mal meine Frage an Dich, wie alt Du jetzt bist. Denn mit zunehmendem Alter lässt die Migräne bei den meisten nach. Ob mit oder ohne Behandlung.

    Und hier noch mal mein Beitrag von gestern auf Deinen Beitrag, den Du in der Gruppe „Migräne im Leben der Frau“ geöffnet hattest.

    Danke für Deine Schilderungen zu Deiner persönlichen Handhabung in den Wechseljahren.

    Darf ich fragen, wie alt Du jetzt bist und wie lange Du versucht hast, eine optimale Einstellung zu erreichen?

    Es ist nämlich so, dass ab einem gewissen Alter die Migräne nachlässt. Auch können die sehr aggressiven Attacken zu Beginn der Wechseljahre auch wieder nachlassen, wenn der Körper sich an die veränderte Hormonsituation angepasst hat. Die wenigsten kommen nämlich mit Hormonen gut durch diese Zeit, vielmehr können künstliche Hormongaben auch triggern. Auch dann, wenn der Arzt niedrige Dosierungen empfiehlt und sehr gut betreut.

    Leidet man sehr stark unter Wechseljahrsbeschwerden, ist der Allgemeinzustand verschlechtert, man schläft schlecht und leidet oft sehr. Dann können Hormone befristet eingenommen so oder so der Segen sein.

    Für Dich freut es mich sehr, dass es Dir jetzt so viel besser geht. ?

    Ganz allgemein noch zur Triptaneinnahme jenseits der 65: Die Studien wurden nur bis zu dieser Altersgruppe gemacht, daher sind die Hersteller an diese Altersgrenze und die entsprechende Empfehlung gebunden. Nach Absprache mit dem Arzt können Triptane auch ab 65 noch ohne Probleme eingenommen werden.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Hiltrud
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4

    Hallo Bettina,
    herzlichen Dank für deine liebe Antwort!
    Mit Zahnmigräne meine ich heftige Zahnschmerzen im oberen Kieferbereich, die sich nicht auf einen bestimmten Zahn lokalisieren ließen, aber nicht auf „normale“ Schmerzmittel angesprochen haben und bei mir zu nicht notwendigen Zahnbehandlungen geführt haben. Erst als ich bei meinen Recherchen auf den Begriff „Zahnmigräne“ gestoßen bin und die Schmerzen mal testweise mit einem Triptan behandelt habe, was dann auch geholfen hat, war mir klar, dass es sich hier um eine Art der Migräne handelt. Ich war froh, dass ich auf den Begriff „Zahnmigräne“ gestoßen bin, weil er mich auf den richtigen Weg gebracht hat. Wenn durch dieses Wissen die ein oder andere unnötige Zahnbehandlung vermieden werden könnte, wäre ich froh. Ob das nun Zahnmigräne oder anders genannt wird, ist mir zweitrangig.
    Dass eine Hormonersatztherapie nicht leitliniengerecht ist, ist mir bekannt. Daher habe ich ja auch der Standard Prophylaxe zugestimmt. Erst als hier kein Effekt zu sehen war und meine Attacken immer weiter zugenommen haben, habe ich mich zu einem Versuch entschlossen. Ich habe ca. 2 Jahre gebraucht, bis die Dosis gut gepasst hat. In dieser Zeit habe ich auch bereits zweimal die Therapie abgesetzt, weil ich nicht richtig zurecht gekommen bin. Aber leider haben beide Male die Attacken so heftig zugenommen, dass ich dann doch wieder begonnen habe. Ich habe auch die gesamte Zeit über ein sehr ausführliches Migränetagebuch geführt, wo ich sämtliche Medikamente incl. Dosis genau gelistet habe. Nur so habe ich die passende Dosis gefunden. Auch seitdem ich „meine“ Dosis gefunden habe (ist jetzt ca. 2 Jahre her), habe ich bereits zweimal versucht, mich wieder auszuschleichen. Beide Male hat es wieder zu einer Verschlechterung geführt, das letzte Mal im Herbst letzten Jahres. Meine Frauenärztin hat mir geraten, erst wieder in einem Jahr einen Absetzversuch zu machen. Vielleicht war ich da auch immer zu voreilig. Mein Neurologe hat allerdings gleich bei meinem ersten Besuch gesagt, dass es Frauen gibt, bei denen die Migräne mit den Wechseljahren besser wird und andere, bei denen sie dann erst richtig Fahrt aufnimmt. Also muss ich mich darauf einstellen, dass ich wohl eher zur letzteren Gruppe gehöre. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und der nächste Absetzversuch ist schon in Planung ?

    Liebe Grüße
    Hiltrud

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33369

    Hallo Hiltrud,

    Mit Zahnmigräne meine ich heftige Zahnschmerzen im oberen Kieferbereich, die sich nicht auf einen bestimmten Zahn lokalisieren ließen, aber nicht auf „normale“ Schmerzmittel angesprochen haben und bei mir zu nicht notwendigen Zahnbehandlungen geführt haben.

    das ist sehr sehr schlimm, denn das ist normale Migräne, die sich durchaus auch im Zahn- und Kieferbereich sehr schmerzhaft zeigen kann. Vielen Menschen wurden in der Vergangenheit sogar Zähne gezogen, Wurzelbehandlungen gemacht uvm. Ich hoffe, dass bei Dir die sinnlosen Zahnbehandlungen noch im Bereich des Erträglichen blieben. Traurig, dass so etwas auch noch heute vorkommen. Triptane wirken hier selbstverständlich, da es sich ja um Migräne handelt. Aber Zahnmigräne als Begriff existiert so nicht.

    Mein Neurologe hat allerdings gleich bei meinem ersten Besuch gesagt, dass es Frauen gibt, bei denen die Migräne mit den Wechseljahren besser wird und andere, bei denen sie dann erst richtig Fahrt aufnimmt.

    Ja das stimmt so, zähle leider auch selbst zur letzteren Gruppe. 😉 Super schön für Dich, dass Du Deine ganz individuelle Therapie gefunden hast und damit gut zurecht kommst. 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

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