Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Vorstellung und persönlicher Schmerzverlauf Suedlicht

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    Moin moin,

    nachdem ich bereits vier Jahre immer wieder stiller Mitleser bei Headbook war, bin ich diesen Sommer der Community beigetreten. Ausschlaggebend war eine akute Verschlechterung meiner menstruationsassoziierten Migräne, die zum ersten Mal in meinem Leben für mich beunruhigende Ausmaße annahm.
    Ich habe seit Eintritt ins Studium und einem Umzug nach Süddeutschland einen Anstieg der Migränetage von 2/Monat auf 10/Monat durchleben müssen. Mehrere medikamentöse Prophylaxen (Amitryptilin, Flunarizin) ließen mich retrospektiv halbwegs gut durch die ersten 4 Jahre des Studiums kommen.
    Nach einem zunächst sehr erfreulich verlaufenden Versuch mit einer durchgängigen Östrogenpille in diesem Frühjahr, mit der ich mich tatsächlich „wie neugeboren“ fühlte, rebellierte mein Körper nach drei Monaten gegen die Pille. Ich hatte Schmierblutungen und das erste Mal einen Status migraenosus. Meine zusätzliche Prophylaxe mit Amitryptilin schien auch nicht mehr zu wirken. Daraufhin wurde ich quasi „von heute auf morgen“ auf Valproat umgestellt (ohne schleichende Aufdosierung). Ich hatte wohl auch Wechselwirkungen zwischen dem nicht ganz ausgeschlichenen Amitryptlin (könnte aber von einem kalten Entzug von 20 mg auf 0 mg gekommen sein, war eine ganz dumme Idee von mir…). Da sich die Migränesituation über einen ganzen Monat nicht besserte, musste ich kurzerhand auch mein Praktikum abbrechen. Zudem merkte ich das erste Mal, wie sehr mich die Migräne auch psychisch belastete und welche Auswirkungen die Migräne auf die Arbeits- bzw. Berufsfähigkeit haben kann. Mit Blick in die Zukunft machte mir das durchaus Angst.

    Nach nun fast 4 Monaten Valproat bin ich von 16 Schmerztagen auf 8 Tage runtergekommen und vertrage das Valproat eigentlich ganz gut. Dennoch leide ich nach wie vor in den 2 Tagen vor meiner Mens bis zum Ende der Mens (7.Tag) sehr. Eine Endometriose besteht glücklicherweise nicht.

    Was mich derzeit sehr akut beschäftigt, sind zwei Dinge:
    Erstens bin ich seit der Valproat-Umstellung nicht mehr so leistungsfähig. In der zweiten Woche der Umstellung konnte ich bspw. keine 5 km mehr radeln gehen – davor bin ich 150 km am Stück geradelt. Das hat sich seit Mitte Juni zwar wieder verbessert, aber ich bin bei meiner Uniarbeit nach wie vor nicht auf dem Level wie zuvor. Nach 6h Uni ist die Energie für den Tag quasi aufgebraucht. Ich frage mich natürlich, ob das Valproat beteiligt sein könnte.

    2. Seit gut zwei Wochen fallen mir vermehrt Haare aus. Mein Valproatspiegel ist im Vergleich zur ersten Kontrolle (ca. zwei Wochen nach Ersteinnahme) gesunken. Ich frage mich natürlich, ob der Haarausfall vom Valproat verursacht sein könnte und ob es in dem Fall sinnig wäre, nochmal an andere Prophylaxen zu denken. Derzeit studiere ich in Vollzeit und brauche natürlich meine volle Konzentration und Denkleistung, was den Wechsel zu anderen Prophylaxen erschweren könnte.
    Da ich mit meinem alten Schmerztherapeuten eher unzufrieden war und gerade umgezogen bin, bin ich zudem gerade auf der Suche nach einem neuen Arzt, was die ganze Situation nicht leichter macht.

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33383

    Ein herzliches Willkommen als schreibendes Mitglied, liebe Suedlicht. 🙂

    Zu 1: Valproat hilft Dir gut, daher wäre es zum jetzigen Moment wahrscheinlich keine gute Idee, es durch eine andere Prophylaxe zu ersetzen. Du schilderst ja in Deinem Beitrag das „Chaos“, das Du einige Zeit durch einen Prophylaxewechsel hattest. Wäre mit Vollzeitstudium nicht gut vereinbar.

    Weißt Du, dass Du unter Valproat keineswegs schwanger werden darfst? Die Verhütung muss sehr konsequent beachtet werden.

    Zu 2: Haarausfall unter Valproat ist bekannt und kann leider über eine längere Zeit anhalten. Wenn dieser im akzeptablen Rahmen bleibt, kann die Prophylaxe trotzdem weitergeführt werden. Sonst muss gewechselt werden. Die Leberwerte sollten übrigens regelmäßig gecheckt werden.

    Derzeit studiere ich in Vollzeit und brauche natürlich meine volle Konzentration und Denkleistung, was den Wechsel zu anderen Prophylaxen erschweren könnte.

    Wie lange dauert das Studium noch? Eventuell danach über einen Wechsel der Prophylaxe nachdenken, die insgesamt besser verträglich ist.

    Verhaltenstechnisch kann man auch meist noch nachbessern. 😉 Regelmäßigkeit, Pausen im Alltag integrieren, Entspannungsverfahren anwenden, Mahlzeiten mit ausreichend Kohlenhydraten usw. Hochdosiertes Magnesium und Vitamin B2 können als tägliche Prophylaxe zusätzlich unterstützen.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Suedlicht
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4

    Liebe Bettina,

    ganz herzlichen Dank für diese ausführliche Antwort, die schon mal sehr weiterhilft. Insbesondere ist es beruhigend zu wissen, dass der Haarausfall auch nach vier Monaten nur passager sein könnte. Ich behalte das mal im Auge 😉

    Über die Schwangerschaftsverhütung wurde ich aufgeklärt. Leberwerte hatte meine Hausärztin auch gecheckt. Leider musste ich selbst darauf drängen, da mein verordnender Arzt mir nichts hierzu gesagt hatte. Ich habe selber einen medizinischen Berufshintergrund und hatte mich auch schon vorher mit Valproat als mögliche Alternativprophylaxe auseinandergesetzt.

    Die Bedenken, dass ein Prophylaxewechsel während der Studienbelastung problematisch werden könnte, hatte ich auch schon. Das Studium dauert noch 1,5 Jahre, was ja auch absehbar ist. Momentan lassen sich zumindest alle Uni-Aufgaben gut bewältigen, sodass ich in der Hinsicht ganz zufrieden mit dem Valproat bin. Glücklicherweise habe ich keinen finanziellen Druck, das Studium auch in der Zeit durchziehen zu müssen.

    In Richtung Verhaltensänderung habe ich die letzen Jahre auch schon einiges ausprobiert und für mich implementiert. Eigentlich bekomme ich das im Alltag ganz gut hin, mehr auf die Bedürfnisse meines Körpers (und meiner Seele!) zu hören, unnötigen Stress zu vermeiden und eine Regelmässigkeit einzuhalten. Es ist dann immer gleich zu merken, wenn ich dies mal nicht einhalte (zu intensiver Sport, zu wenig Nahrung/Flüssigkeit, zu wenig Schlaf, kurzfristiger starker Stress)… Mit Magnesium, B2 und Q10 bin ich seit diesem Sommer eingestiegen. Im Moment bin ich ganz zuversichtlich, dass ich damit erstmal ganz passabel „weiterfahren“ kann.

    Liebe Grüße aus dem Süden!

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33383

    Liebe Suedlicht,

    Die Bedenken, dass ein Prophylaxewechsel während der Studienbelastung problematisch werden könnte, hatte ich auch schon. Das Studium dauert noch 1,5 Jahre, was ja auch absehbar ist.

    na ja, das kann man aber nur aussitzen, wenn die Nebenwirkungen nicht zu stark belasten. Sonst sind 1,5 Jahre auch zu lang. Möglich wäre, einen Prophylaxewechsel in den Semesterferien zu planen. Also nur für den Fall, es wäre notwendig.

    Sonst machst Du eh schon sehr viel richtig. 🙂

    Alles Gute und liebe Grüße aus dem echten Norden,
    Bettina

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