Welche Therapie ist wirksam? Welche Probleme können auftauchen?
Im Avatar sehr Ihr den Kopf des Gereon von Köln, welcher Schutzpatron gegen Kopfschmerzen ist.
Zum Einstellen eines Beitrags bitte immer auf „Forum“ klicken. Dann öffnen sich alle Foren, die in dieser Gruppe schon bestehen. Nun kann man sich ein passendes Forum für seinen Beitrag aussuchen. Ist das passende Thema nicht dabei, bitte auf „Neues Thema“ klicken und somit ein neues Forum eröffnen. Aussagefähige Überschrift wählen, Beitrag einstellen und unter „Tags“ die relevanten Suchwörter eintragen.
Sumatriptan im Pen
Schlagwörter: 25-4-2013
-
AutorBeiträge
-
Hallo Bettina,
ich habe zum ersten Mal Sumatriptan im Pen 6mg verschrieben bekommen. Es scheint noch so neu zu sein, dass weder Arzt noch Apotheker meine detaillierten Fragen beantworten konnten. Deshalb möchte ich dich gerne fragen.
Meine Attacken dauern immer 72 Stunden. Ich habe bisher immer Naramig oral eingenommen, weil es eine lange Wirkzeit hat.Seit ich aber keine Prophylaxe mehr nehme (bzw. noch nach einer wirksamen suche), wirkt Naramig erst nach frühestens 3 Stunden nach Einnahme und auch dann nur mässig. Um eine schnellere Wirkung zu erzielen wurden mir nun 2 Spritzen Sumatriptan im Pen verschrieben.Der Nachteil sei allerdings, dass Sumatriptan nicht so lange anhält u. der Wiederkehrkopfschmerz schneller da ist. Meine Fragen dazu:
– Falls nach 2 Spritzen im Abstand der Kopfschmerz wiederkommt, kann ich dann anschliessend noch ein Triptan oral einnehmen um die gesammten 72 Stunden abzudecken ?Falls ja, sollte es dann auch Sumatriptan sein oder kann ich auch Naramig oder Zolmitriptan nehmen?
-Soll ich vor den Spritzen auch MCP und Naproxen einnehmen?
-Sind stärkere Nebenwirkungen bei der Spritze zu erwarten als bei Tabletten?
Vielen Dank und viele Grüsse von evaLiebe Eva,
Sumatriptan im Pen ist das Triptan mit der schnellsten und stärksten Wirkung überhaupt. Die Wirkung tritt innerhalb von 10 – 15 Minuten ein, sodass Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und alle anderen Begleiterscheinungen verschwunden sind.
Die Nebenwirkungen sind gerade bei den ersten Anwendungen stärker als bei den oralen Triptanen. Das muss man einfach wissen, dann machen sie auch keine Angst. Vorkommen können leichter Schwindel, Müdigkeit, Druck am Herzen, der übrigens nicht vom Herzen selbst kommt, sondern durch eine leichte, völlig ungefährliche Verkrampfung der Speiseröhre. Leg Dich dann am besten hin, wenn möglich.
Der Hersteller sichert sich ab und rät von der Einnahme verschiedener Triptansorten innerhalb von 24 Stunden ab. Diejenigen, die kombinieren (mache ich auch), haben keine Probleme. Wenn kardiologisch alles in Ordnung ist, dürfte es keine Probleme machen, trotzdem sollte der Arzt sein Ok dazu geben.
Du kannst es erstmal so versuchen: Spritze + Naproxen 500 mg. Ein Antiemetikum ist meist nicht nötig, da die Spritze alle Begleiterscheinungen der Migräne mit behandelt. Eventuell reicht diese Kombination für die gesamte Attacke. Imigran Inject wirkt sehr stark und könnte bereits die Attacke komplett kupieren, Naproxen 500 mg hat eine sehr lange Halbwertszeit.
Reicht dies nicht aus, könnte es daran liegen, dass Naproxen nicht gut genug aufgenommen wird, dann kombiniere das nächste Mal noch mit MCP.
Kommt die Migräne z.B. am nächsten Tag wieder, könntest Du erneut spritzen. Naproxen wirkt meist noch mit, daher ist keine erneute Einnahme nötig. Eventuell am 3. Tag noch Naramig oder Zolmitriptan mit MCP. Versuche ein bisschen, wie Du am besten klar kommst. Es gibt viele Möglichkeiten zu variieren. Mit der Zeit wirst Du ein Gefühl dafür bekommen, wann Du was einsetzt.
Sonst frage gerne nochmal bei uns nach. 🙂
Liebe Grüße
BettinaLiebe Bettina,
vielen Dank für deine genaue Antwort- plötzlich konnte ich sie lesen- mysterium computer- hoffentlich klappt es nächstes Mal auch…Ich habe noch zwei Rückfragen:
-Habe ich es richtig verstanden dass Zwischen Spritze und Tablette 24 Stunden vergehen sollten?
– Wieviele Spritzen darf ich höchstens pro Monat nehmen- ich bin mit chronischer Migräne bei vielen Anfallstagen und bei Tabletten gilt ja die Zehner- Regel. Zählt eine Sprizte wie 2 Tabletten?
Vielen Dank und viele Grüsse von EvaLiebe Eva,
zwischen Spritze und Tablette sollten ca. 4 Stunden liegen. Es kann auch mal vorkommen, dass die Spritze nicht ausreichend wirkt. Bei schweren Attacken habe ich das auch schon einige Male erlebt, ist aber selten. In solchen Fällen versuche ich es dann entweder mit meinem gewohnten AscoTop einige Stunden nach der Spritze, oder 40 Tropfen Novalgin. Novalgin kann selbst dann noch kombiniert werden, wenn man bereits Triptane und Naproxen genommen hat. Dies ist aber nur der „worst case“, meist klappt es ja mit der Spritze.
Eine Spritze zählt ebenso wie eine Tablette. Du darfst an einem Tag mit mehreren Tabletten behandeln und es zählt nur 1 Behandlungstag. Dem Nervensystem ist es egal, ob Du an einem Tag mit einer oder mit vier Tabletten behandelst. 😉
Nochmal: Es zählen nur die Behandlungstage und nicht die einzelnen Spritzen oder Tabletten!
Liebe Grüße
BettinaLiebe Bettina,
aha, vielen Dank! das ist sehr gut, dass du mir nochmal sagst wie man es rechnet. Jetzt stellt sich mir noch die Frage: wenn die Spritze so hochwirksam ist, dass man evt. mit einer einen ganzen 72-sündigen Anfall kappen kann und das auch noch so schnell- das ist ja dann das beste Mittel, oder?man spart dann ja wirklich Einnahmetage ein im Monat! Warum wird es nicht öfters verschrieben. O.k. ich nehme an es ist vielfach teurer. Was sind also die Begründungen für die Kasse, wann man es verschrieben kriegt? Mein Arzt macht es nur einmal, weil er glaube ich selbst interessiert ist an dem Versuch.
Viele Grüsse von evaLiebe Eva,
du schreibst : „ich habe zum ersten Mal Sumatriptan im Pen 6mg verschrieben bekommen. Es scheint noch so neu zu sein, dass weder Arzt noch Apotheker meine detaillierten Fragen beantworten konnten.“ ;).
Die Reaktion deiner „Berater“ ist schon etwas sonderbar, die Spritzen gibt es seit 1992 und den Pen sicher auch schön länger als 10 Jahre 😉 😉 😉 ! Sind wohl nicht alle so auf der Höhe der Zeit 😉
Ich hoffe, dass das Sumatriptan dir immer so gut hilft, wie mir 😀
JuliaLiebe Julia,
oh, das ist ja nett dass du dich meldest! Ja ich habe den Eindruck, dass Migränebehandlung insgesammt sehr schwer ist- meine Hausärztin u. Neurologin widersprechen sich immer wieder- und auch die Schmerzklinik hat andere Ansätze. Da ich aber vor einem halben Jahr in Kiel gute Erfahrungen gemacht habe, zählt deren Meinung für mich am höchsten und ich bin froh, dass man hier im Forum immmer nochmal nachfragen kann! Ich habe jetzt auch vor Ort eine Kopfschmerzambulanz ausfindig gemacht, aber ich muss noch 2 Monate bis auf meinen Termin warten. Und ich warte nun bereits schon 6 Wochen. Ich verstehe nicht warum das alles so lange dauert und habe zwischendrin viele Anfälle und Fragen. deshalb bin ich sehr dankbar für diesen Austausch hier. Nimmst du diese Pen regelmässig? Was sind deine Erfahrungen damit?
Liebe Grüsse von EvaLiebe Eva,
auch ich verwende die Spritze seit knapp 10 Jahren und mache beste Erfahrungen damit.
Um Deine Frage oben zu beantworten: Imigran Inject ist zwar das am stärksten wirkende Triptan, hat aber eine kurze Halbwertszeit. Gelingt es nicht, die Attacke gleich zu kupieren, muss man nach einigen Stunden wieder spritzen. Außer, Naproxen hilft genügend mit. Das ist nicht immer der Fall, jeder reagiert anders, jede Attacke ist anders.
Ich verwende Imigran Inject für die starken Attacken, die sonst immer im Dauererbrechen geendet hatten. Für die „normalen“ Attacken verwende ich das orale Triptan (AscoTop 5 mg).
Du wirst mit der Zeit rausfinden, wann Du die oralen Triptane einsetzen kannst und wann die Spritze besser ist.
Sie ist teuer und wird daher gelegentlich nur zögerlich verschrieben. Gut und schnell wirken auch AscoTop nasal und Sumatriptan nasal. Beide auch mit eher kurzer Halbwertszeit. Ich finde die Spritze angenehmer in der Anwendung, aber das ist eine persönliche Vorliebe.
Liebe Grüße
BettinaKleiner Nachtrag aus schlechtem Gewissen:
Vielleicht ist es ja nicht gut hier im öffentlichen Forum indirekt über die Mentalität der Kassen zu schreiben. Aber ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass die Kasse nicht in erster Linie helfen, sondern sparen will und hilfreiche aber zu teure Medikamente nicht genehmigt und auf andere vermeintliche Alternativen verweist, die aber schlechter sind. Dazu stehe ich , denn das hat mich schon sehr zur Verzweiflung gebracht und tut es immer wieder. Ich nehme auch an, dass ich nicht die einzige bin mit diesen Erfahrungen, zumal es ja auch schon öffentlich in den Medien diskutiert wird. Da wir in einer Demokratie leben, habe ich doch kein schlechtes Gewissen und sage ich meine Meinung.Gruss evaLiebe Eva,
Du brauchst überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben. Im sachlichen Ton kann man über alles diskutieren.
Kassen haben Arzneimittel-Rabattvertäge mit Pharmafirmen, um insgesamt Kosten für das Gesundheitssystem zu sparen. Diese Verträge sind leider nicht immer zum Vorteil des Patienten, da gut eingestellte Patienten immer ihr gewohntes Präparat erhalten sollten. Man kann als Patient auch darauf bestehen.
Es gibt durchaus Unterschiede, was die Leistungen einzelner Kassen anbelangt, sodass man auch mal die Kasse wechseln kann und sollte, wenn man mit den Leistungen nicht zufrieden ist.
Immer wieder lesen wir, dass Mitglieder die Kasse wechseln, weil ihre Kasse z.B. keinen Vertrag mit Kiel hat. Da schickt man dann lieber in eine mehrwöchige Reha, die ungleich mehr kostet als Kiel und therapeutisch völlig sinnlos ist, nur weil man mit gewissen Kliniken und Rehaeinrichtungen Verträge hat. Da liegt einiges im Argen und das kann man auch öffentlich ansprechen.
Liebe Grüße
BettinaLiebe Bettina,
vielen Dank für Deine Meinung. Das ist schon eine traurige Entwicklung und entwickelt sich hoffentlich auch wieder anders! Ich habe mit meiner Kasse schon oft wegen Migränemedikation und Prophylaxepräperaten diskutieren müssen und auch schon gewechselt um überhaupt nach Kiel zu können. Mir wurde klar, dass man bestimmte Schlagworte braucht, um zu argumentieren. Bis man herausgefunden hat, welche das sind, zieht viel Zeit ins Land, in der ich immer wieder Migräne habe, ohne sie ausreichend behandeln zu können.
Deshalb wollte ich dich fragen, ob Du mir sagen könntest, welche Schlagworte für die Verschreibung eines Pens notwendig sind- da Du ihn ja schon zehn Jahre bekommst. Das würde mir viel Zeit, Nerven und Schmerzen ersparen….
Liebe grüsse von evaLiebe Eva,
ich bin privat versichert und bekam den Pen immer ohne Probleme. Du könntest einfach klipp und klar erklären, dass Du zur Behandlung Deiner (schwer verlaufenden) Migräne den Pen benötigst, da Du schwere Attacken (mit Erbrechen) mit den oralen Triptanen trotz Antiemetika nicht in den Griff bekommst. Fertig! Ganz selbstbewusst auftreten, nicht bitten, sondern fordern. Sie stehen Dir zu, Du hast das Recht auf angemessene Akutmedikamente.
Liebe Grüße
Bettina -
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.