Wege und Irrwege im Kampf gegen Migräne

Wege und Irrwege im Kampf gegen Migräne

Hilfe, brauche dringend Rat – Orthopäde rät zu Atlaskorrektur-Behandlung

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  • Anonym
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    Hallo zusammen,

    ich brauche bitte mal eure Erfahrungen. Ich habe seit Jahren Migräne, und auch zunehmend starke Nackenschmerzen. Der Nacken ist total stark verspannt, Physio und so weiter mache ich schon lange. Jetzt war ich bei einem Orthopäden, der mir einen verschobenen Atlaswirbel diagnostizierte und prognostiziert, dass eine Vielzahl meiner Beschwerden daher kommen. Ist nicht ganz unwahrscheinlich, da ich vor einigen Jahren einmal schwer seitlich auf den Kopf gestürzt bin, da kann sich theoretisch schon was verschoben haben.

    Der Orthopäde verspricht nun in einmaliger Sitzung die Korrektur des Wirbels, mittels eines Vibrationsgerätes (nach Schümperli heißt die Methode). Ich habe darüber nun viel gelesen und leider auch nicht wenige Berichte entdeckt, bei denen es nach der Behandlung dauerhaft schlimmer wurde. Durch das Gerät wird die Muskulatur um den Wirbel wohl stark durchdrungen und dadurch gelockert, dann der Wirbel korrigiert. Danach würde sich der ganze Körper neu und richtig ausrichten. Theoretisch. Praktisch lese ich aber bei so einigen, dass sie die Behandlung aufs Schlimmste bereuen, denn zusätzlich zur Migräne haben sie danach seit Jahren starke Rückenschmerzen und sogar Kieferprobleme entwickelt. Kaum einer kann halt sagen, was dieses Gerät tatsächlich in einem so sensiblen Körperbereich langfristig ausrichtet.

    Ich habe panische Angst, dass ich danach noch viel mehr Probleme habe. Der Orthopäde sagte bereits, man sei nach der Behandlung erstmal krank geschrieben, wegen der Schmerzen, die erstmal kommen. Da das Ganze keine Kassenleistung ist (kostet 350 Euro privat), gibt es ja offenbar auch keine gesicherten Erkenntnisse über die tatsächliche Wirkung. Das Geld ist mir egal, ich würde es probieren. Aber die Angst vor den möglicherweise negativen Folgen ist groß. Auch kam es mir unseriös vor, dass der Arzt sagte, ich hätte kaum noch Probleme, auch wenig Migräne, wenn ich das so behandeln lasse – würde ich es aber nicht behandeln, würden mir zahlreiche weitere Folgen aufgrund des Wirbels drohen.

    Hat irgendwer diese Behandlung schonmal gemacht, habt ihr von negativen oder positiven Folgen gehört? Wenn es so klar wäre, würden das doch die Kassen sofort zahlen, denke ich. Mir geht es vor allem um die Behandlung mit diesem Gerät, dessen Wirkung ich kaum einschätzen kann.

    Julia
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8619

    Liebe Steffi,

    deine Bedenken sind mehr als berechtigt, lass bloß die Finger davon. Der Arzt würde mich nie wiedersehen! Manipulationen am Atlas sind eine beliebte Methode zum Geldverdienen, aber absolut nicht ungefährlich. Der Atlas sitzt selten ganz gerade,das macht aber auch nichts, und Migräne ist als genetisch bedingte Erkrankung damit garantiert nicht zu bessern.

    Dass Nackenverspannungen im direkten Zusammenhang mit dem Verlauf einer Migräneattacke stehen und meist einer der Vorboten sind weißt du? Sonst mach dich bitte da mal schlau.

    Alles Gute und lass deinen Atlas so wie er ist,
    Julia

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    Liebe Steffi,

    ich gehe mal lieber öffentlich nicht auf diesen Schnickschnack ein, aber darauf …

    Auch kam es mir unseriös vor, dass der Arzt sagte, ich hätte kaum noch Probleme, auch wenig Migräne, wenn ich das so behandeln lasse – würde ich es aber nicht behandeln, würden mir zahlreiche weitere Folgen aufgrund des Wirbels drohen.

    Das IST unseriös und alleine das wäre für mich bereits ein Grund, einen große Bogen um so einen Arzt zu machen.

    Halte Dich an die Leitlinien, sie sind nicht umsonst erhoben und evaluiert worden.

    Wie Julia bereits schreibt, sind Nackenprobleme in aller Regel Folge der Migräneerkrankung und nicht die Ursache. Gehe die Migräneerkrankung mit einem Neurologen an, dann bessern sich auch die Nackenschmerzen. Wirbel müssen nicht korrigiert werden, das ist Mumpitz, das dem Behandler Geld bringt. Sonst ist nix dahinter, wobei im schlimmsten Fall noch Schäden auftreten können.

    Liebe Grüße
    Bettina

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6941

    Liebe Steffi,

    niemals würde ich mich auf diese Behandlung einlassen und auch kein Geld dafür zahlen! Einiges erscheint mir zudem völlig unlogisch.

    Hätte sich bei deinem Sturz vor einigen Jahren etwas schwerwiegend verschoben, hättest du das sofort gemerkt bzw. direkt in der Folgezeit, nicht erst mit einem großen zeitlichen Abstand von mehreren Jahren. Bei einer Arthrose-Entwicklung ist das etwas anderes, doch bei akuten WS-Verschiebungen hat man sofort ein Problem.

    Gewisse geringe Fehlstellungen kann unser Körper ohne Probleme kompensieren. Bei stärkeren Fehlstellungen würde eine einmalige Behandlung wohl kaum ausreichen, weil gewisse Muskelzüge einen stärkeren, andere einen schwächeren Muskeltonus aufweisen würden. Das ins Lot zu bringen, bräuchte deutlich mehr Aufwand.

    An der Wirbelsäule, noch dazu der Halswirbelsäule, manipulieren zu lassen, ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Den einzig sinnvollen Grund sehe ich persönlich nur in ganz akuten Wirbelblockaden. Und selbst da würde ich es erst einmal mit Alternativen versuchen z.B. einer sanften manuellen Therapie. Ich meine damit aber wirklich nur den Fachbegriff „manuelle Therapie“, bei der Gelenke ganz sanft entlastet und mobilisiert werden können.

    Und wenn nach der vom Arzt vorgeschlagenen Behandlung schon mit Schmerzen zu rechnen ist, würde ich von ihm gerne wissen, woher diese Schmerzen denn kommen. Ich hoffe nicht, dass der Begriff „Erstverschlimmerung“ fällt, auf den reagiere ich ziemlich allergisch.

    Bei starken Verspannungen im Nackenbereich würde ich grundsätzlich mit Wärme oder Kälte behandeln, Dehnübungen, Lockerungsübungen, auf eine gute Haltung achten, Entspannung im gesamten Gesichtsbereich, Fehlbelastungen der Wirbelsäule vermeiden. Und gerade auch das ständige Starren aufs Handy ist eine sehr starke Belastung für die Halswirbelsäule, das ließe sich sehr leicht vermeiden… ?

    Lieber Gruß
    Heika

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6941

    Ich würde mich auch auf gar keinen Fall unter Druck setzen lassen mit der Androhung, du müsstest bei Nichtbehandlung mit unangenehmen Folgen rechnen. Bei einer derart umstrittenen Therapie würde ich so eine Aussage doppelt hinterfragen.

    Katrin
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1276

    Liebe Steffi,

    lass es!

    Ich „oute“ mich mal: Ich habe diese „Atlaskorrektur“ vor Jahren – als ich mir noch kein Wissen über meine Krankheit angeeignet hatte und so leicht auf diese verlockenden „Heilversprechen“ reingefallen bin, weil ich die Migräne ja „loswerden“ wollte – machen lassen. Heute würde ich es auf keinen Fall wieder tun!

    Ich habe den Vorgang selbst als nicht besonders angenehm aber als sehr anstrengend in Erinnerung. Viele meiner Migräneattacken sind allerdings von der Schmerzintensität her sehr viel intensiver. Nach der „Behandlung“ – wohl eher „Be-Gerät-ung“ – hatte ich im bearbeiteten Schulter- und Rückenbereich Muskelkater. Das war‘s, die Migräne zeigte sich wie so oft völlig unbeeindruckt!

    Ich halte dieses Verfahren für reine Geldschneiderei und mit der – wie du, liebe Heika, es nennst – „Androhung“ weiterer Folgen so gar für Nötigung!

    Alles Gute
    Katrin

    Viva la Vida! ?

    Anonym
    Inaktiv
    Beitragsanzahl: 52

    Hallo ihr Lieben,

    entschuldigt die späte Antwort, ich war ein paar Wochen beruflich und im Urlaub unterwegs und dann kam eine schlimme Schmerzphase, so komme ich erst jetzt dazu. Ich danke euch für eure Erfahrungsberichte! Im Prinzip ist kein positiver dabei, das deckt sich mit meinem mulmigen Gefühl. Es ist sehr hilfreich, hier nachfragen zu können, wie andere verschiedene Behandlungen erleben. Ich habe mittlerweile das Problem, dass mein Nackenschmerz fast schlimmer ist als die Migräneproblematik, die eigentlich immer mit guten Abständen zwischendurch auftritt und gut auf Triptane anspricht. Die Nackenschmerzen hingegen ziehen sich immer wieder über Wochen, sind dann sehr stark, lösen Kopfschmerzen aus und sprechen auch nicht auf Sport, Entspannung usw. an. Mittlerweile habe ich eine richtige Angst davor entwickelt – es kommt vor, dass ich morgens aufwache, der Schmerz noch nicht da ist, ich aber trotzdem (!) bereits richtig Panik habe und der Schmerz dann auch ne halbe Std später loslegt. Das bestätigt natürlich wieder die vorherige Angst usw. Die Angst wiederum führt auch zu enormen Verspannungen, so dass allein meine Psyche mittlerweile schon die Schmerzen auslöst. Das ging eigentlich vor 2 Jahren los, und seitdem hat es sich so verschlimmert. Tagelange Nackenschmerzen wiederum triggern dann auch Migräneattacken und so sage ich oft: Wenn der Nackenschmerz weg wäre, wär alles im Rahmen und behandelbar. Aber der Nacken pusht das ganze Schmerzgeschehen in meinem Körper immer weiter hoch und setzt sich in die Abstände zwischen den Migränen, so dass man dann gar nicht zur Ruhe kommt. Wenn jemand ähnliche Probleme hat/hatte und speziell einen Tipp für den Nacken für mich hat, wär ich sehr dankbar 🙂 Ich hab mich jetzt auch mal auf die Warteliste eines Psychotherapeuten für Verhaltenstherapie setzen lassen, da ich denke, dass man damit auch ganz viel bewirken kann – insbesondere, da die Angst ja so beherrschend ist bei mir – aber die Wartezeit beträgt nun noch etwa ein Jahr. Ist evtl. eine Reha für den Nacken empfehlenswert oder eine Kur?

    Viele liebe Grüße,
    Steffi

    Laborratte
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 71

    Liebe Steffi,

    ich bin auch Nackenschmerzen geplagt. Das ist wirklich nicht schön. Ich habe gestern erst in meinem Forum darüber geschrieben. Da gab es einige Tipps, vielleicht ist da was für Dich bei.
    Migränekarriere der Laborratte

    Der Schritt zur Verhaltenstherapie ist bestimmt sinnvoll.
    Ich bemühe mich auch um einen Therapieplatz, weil mir die Schmerzen den letzten Nerv und all meine Kraft rauben. Mir wurde geraten mich an jemanden zu wenden, der im Schwerpunkt chronische Schmerzen behandelt. Da die Wartezeiten wirklich unfassbar lang sind, habe ich mich auf mehrere Listen setzen lassen. Man weiß ja auch nie ob man mit dem ersten Therapeuten auch klar kommt. Aufgrund der langen Wartezeiten wurde mir ans Herz gelegt mir eine Tagesklinik zu suchen. Die sind zwar auch gut ausgelastet, aber das sollte schneller gehen als ein ambulanter Therapieplatz.
    Warst Du schon zum Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten? Den Termin dafür gibt’s auch recht kurzfristig und zur Not über die KV. Das dauert ca. 50 Minuten und da wird einfach abgeklopft wo die Probleme liegen, welche Therapie am sinnvollsten ist usw. Vielleicht kann man Dir da auch schon erste Tipps an die Hand geben.

    Beste Grüße
    Laborratte

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    Liebe Steffi,

    Nackenschmerzen kenne ich auch und früher waren sie fast nicht auszuhalten. Seit ich Botox erhalte, ist das Problem für mich sehr in den Hintergrund gerückt. Denke auch mal darüber nach.

    Liebe Grüße
    Bettina

    glückdererde
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 884

    Liebe Bettina,

    Seit ich Botox erhalte, ist das Problem für mich sehr in den Hintergrund gerückt.

    Das verstehst Du aber so, dass Deine Nackenschmerzen als Teil der Migräne gesehen werden können? Oder hast Du Erfahrungen, dass Botox auch gegen Nackenschmerzen an und für sich helfen kann? (Ich frage, weil meine Frau im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls der HWS heftigste Nackenschmerzen hat.)

    Alles Gute
    glückdererde

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    Lieber Glückdererde,

    dazu muss sie sich vom Arzt beraten lassen. Grundsätzlich könnte vielleicht der Schmerz schon besser werden, aber man muss sehr darauf achten, dass sich eine Schwächung der Muskulatur in diesem Bereich nicht nachteilig im Hinblick auf den Prolaps auswirkt. Ob es überhaupt machbar ist bei so einer Vorgeschichte, ist fraglich. Wie gesagt, hier muss ein erfahrener Arzt beraten.

    Liebe Grüße
    Bettina

    TaSu71
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Liebe Steffi,
    Ich habe eine Karriere mit Rücken und Kiefer hinter mir, die unter der Migräne tlw auch extrem explodierten, obwohl sie unabhängig davon waren. Bei mir war das Skelett komplett verschoben, mein Atlas ist laut Orthopäde anormal und er riet mir, sollte jemals ein Arzt mir raten, das richten zu wollen, Reißaus zu nehmen. Ob Kiefer oder Rücken Auslöser waren, konnte niemand mehr rausfinden. Der Atlas war es nicht …
    Lange Rede kurzer Sinn: ich bin nach Jahren der Odyssee schließlich bei einer Kombination von Zahnarzt, Kieferorthopäden, Schmerztherapeutin inkl Osteopathen und Orthopäden gelandet, die super Hand in Hand gearbeitet haben. 1,5 jahre hat es gedauert, bis die Muskeln und Sehnen sich an eine schmerzarme Haltung gewöhnt hatten. Seitdem geht es …
    Das Versprechen, dass nach einmaliger Behandlung nach jahrelanger Fehlhaltung alles wieder gut sei, ist Scharlatanerie.

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