In dieser Gruppe können wir alle unsere missglückten Versuche beschreiben, der Migräne zu Leibe zu rücken.
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Willenskraft, Ignoranz (der Migräne gegenüber), Kampfgeist
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AutorBeiträge
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Hallo zusammen,
Balu, ich verstehe sehr gut, was du geschrieben hast, insbesondere den Kampfgeist, den Willen, was du im Zusammenhang mit Bekämpfung von Erkrankungen meinst.
Ich war!/bin? ebenso drauf, wie du und nun im stolzen fortgeschritteneren Alter beschäftige ich mich gerade mit diesen Themen und das sehr eingehend – schon einige Jahre.
Durch Bekämpfung und mit Willensstärke kann man sehr viel erreichen und das ist sicher eine sehr große Fähigkeit in dir, die du dir bewahren sollst, jedoch in der Differenzierung dessen, wo es sinnig ist zu dem bzw.wo es angebracht ist, mit Stärke und Willensstärke den Weg der Akzeptanz auch mal zu beschreiten, die Kraft in Akzeptanz im Schließen des Friedens mit dem Unvermeidbaren, den unbeeinflussbaren Dingen des Lebens eben z.B. mit Erkrankungen wie Migräne und die Kraft weiterhin hierfür zu nutzen, sich im Leben damit zu arrangieren, also deine Willensstärke umzulenken.
Ärmel hoch und dagegen gehen war bis vor einigen Jahren immer wieder auch mein Weg, egal was es war und ich bin damit recht weit gekommen – in der Rückschau jedoch mit gelegentlich fragwürdigen Ergebnissen- , jedoch musste ich auch lernen, unbeeinflussbares anders zu bearbeiten im Sinne von Ärmel hoch und in mein Leben zu integrieren, im Rahmen meiner Beeinflussbarkeit das Unbeeinflussbare anzuschauen und mich entsprechend damit zu arrangieren bzw. die beeinflussbaren Anteile herauszufiltern und aktiv anzugehen.Was du oben beschreibst bedeutet, dass du über Gebühr Kraft in eine eher fragwürdige Richtung verpuffst, die dich unglücklich machen kann und zudem letztlich kraftlos. Wenn du akzeptierender und somit mit unbeeinflussbaren Gegebenheiten umgehen lernst – und auch das ist aktiver Umgang mit Lebenssituationen – wirst du evtl. merken, dass du deutlich mehr Einfluss auf deine Migräne haben kannst, als über den Weg des blanken Bekämpfens derer.
Die MIgräne wird die meisten von uns das Leben lang begleiten, da mache ich mir nichts vor, zumal die Migräne in meiner Herkunftsfamilie kein unbekanntes Leiden ist, wird sie mir erhalten bleiben. Ich habe über die vielen Jahre gelernt, mit der MIgräne und anderen Erkrankungen nicht mehr zu hadern, das war vielleicht ein harter Weg bis dahin und hierfür habe ich z.B. später dann die Ärmel hochgekrempelt, denn auf diese Leistung bzw. Prozess habe ich aktiv reagiert und nicht mehr darauf, die Migräne irgendwann wegzubekommen.
Auch war ich ja gerade in Kiel und dies bestätigt meinen seinerzeit eingeschlagenen Weg, wir haben in der Situation viele Möglichkeiten, auf die Migräne zu reagieren, sie evtl. zu minimieren durch Verhaltensänderungen bzw. angemessene Verhaltensweisen, sind ihr nicht hoffnungslos ausgeliefert und hierauf solltest du den Fokus richten. Alles andere macht hoffnungslos unglücklich und raubt Kräfte, die du für den Umgang mit der Erkrankung effektiver einsetzen könntest.
Selbstverständlich hadere auch ich phasenweise mit meinen Erkrankungen und auch das darf sein, jedoch habe ich aufgegeben gegen etwas zu kämpfen, das ich definitiv nicht ändern kann, um dann offenen Auges dahin zu schauen, wo mein Einflussbereich in den jeweiligen unsäglich hemmenden unbeeinflussbaren Situationen liegt (jedoch entgeht mir auch heute noch gelegentlich der Blick auf den Einflussbereich, habe ich in den letzten Monaten die MIgräne derart akzeptiert, dass ich nur noch Triptane eingenommen habe, auch in der Rückschau sehr fragwürdig!!!!aber wiederum doch letztlich aktiv damit durch einen Aufenthalt in Kiel umgegangen und hierfür half mir dieses Forum) … ist für mich letztlich ein aktiver und positiver Umgang mit meinen Ressourcen und führt doch eher zu einem inneren Frieden und fördert die eigene Handlungskompetenz.
Lg Semi
Danke für deinen klasse Beitrag, Semi, besser kann man es nicht ausdrücken.
Lieber Gruss
HeikaLiebe Balu,
obwohl ich seit fast 35 Jahren Migräne habe, bin auch ich immer noch auf der Suche nach der „passenden“ Einstellung dieser Krankheit gegenüber! Ich weiß immer noch nicht so recht, wie ich mit den Schmerzen, die ja doch einen großen Einfluss auf die Lebensqualität haben, umgehen soll…
Im letzten Jahr bin ich aber einen großen Schritt weitergekommen: Ich habe am eigenen Leib zu spüren bekommen, dass mein jahre-/jahrzehntelanges Kämpfen gegen die Migräne mich so was von erschöpft hat und mir jegliche Kraft geraubt hat (natürlich die Schmerzen selbst auch), dass ich absolut nicht mehr konnte.
Nun übe ich mich im Akzeptieren der Krankheit und richte meine Willenskraft darauf, auch mit Migräne die schönen Seiten des Lebens wahrzunehmen und zu genießen!
Liebe Grüße
JosefineEs war jetzt ein richtiger Genuss für mich, all diese wunderbaren Beiträge nachzulesen. So viel „gelebte“ Psychologie findet man sonst nirgends. In unserem Headbook halt. 🙂
Wir sind ja alle doch sehr ähnlich und der anfängliche Kampf gegen die Migräne hatte sicher die allermeisten von uns die ersten Jahre, oder sogar Jahrzehnte, begleitet.
Für Menschen, die immer alles „im Griff“ haben, immer voll Tatendrang ihr Leben meistern und die Richtung vorgeben, ist es enorm schwer, hier kapitulieren zu müssen. Das Zepter wird uns aus der Hand genommen und wir müssen nun zusehen, wohin uns der Weg führt.
Auch mich hat es viele Jahre und vergebliche Kämpfe gekostet, was mir viel Kraft genommen hatte. Alles verändert sich, nichts ist mehr planbar und wenngleich dies auch ein langsamer Prozess ist, keine Erkenntnis von heute auf morgen, ist das alles schwer zu verdauen und irgendwie auch ein Schock. Durch diesen Prozess müssen wir wohl alle durch und je früher wir uns „ergeben“, desto schneller stellt sich eine fast angenehme Entspannung ein.
Wobei ergeben sicher das falsche Wort ist, denn nicht mehr dagegen anzukämpfen ist ja eine aktive Entscheidung, wie Semi das auch klar macht.
Nun ja, so ganz abgeklärt, wie sich das jetzt anhört, bin ich trotzdem nicht. Meinem gestrigen Opern-Abend hatte ich schon ein wenig angespannt entgegengesehen. Denn Wagner und Migräne/Triptan sind eine schlechte Kombination. Alles ging gut und nicht mal über die Inszenierung musste ich mich ärgern. 😀
Liebe Grüße
BettinaLiebe Bettina,
ich freue mich mit Dir über diesen schönen Opernabend.Liebe Semi liebe Heika, auch ich finde Eure Beiträge Gold wert. Danke!
Hin und wieder sollte man so gute Beiträge immer mal wieder hochholen. Damit er jedem von uns nocheinmal bewußt wird. So wichtig ist m.E. die Akzeptanz und der Umgang mit der Krankheit.Liebe Balu,
zur Unterstützung im Kampf mit der deutschen Bürokratie, bzw. den Behörden, möchte ich Dir den VdK bzw. SOVD wärmstens empfehlen. Zwar muss man dort Mitglied werden, und es kostet ca. 72,– Euro im Jahr. Allerdings wird man in jeder Richtung bestens beraten. Ob die Rente zu beantragen ist, Widersprüche durchzusetzten sind, oder andere Angelegenheiten mit Sozialträgern geklärt werden müssen. Außerdem wird man Dich mit vielen Tipps und Tricks ausstatten.
Alles Gute wünscht Dir
SternchenHallo liebes Sternchen,
in Balus Fall geht es m. E. nicht um die gesetzliche Rentenversicherung und damit dann auch nicht um Bürokratie, sondern schlicht und einfach darum, dass das eine private Zusatzversicherung zu sein scheint.
Diese Versicherer haben nur ein Ziel: möglichst nicht zahlen !!!Mir ist es wegen anderer Erkrankungen erst gar nicht gelungen, eine private BU-Versicherung zu bekommen. Darum hatte ich auch nie die Wahl, zuhause zu bleiben oder nicht. Ich musste einfach versuchen, meine Akutmedis so gut einzusetzen, wie irgend möglich, um psychisch „relativ“ unabhängig von der Migräne werden zu können. Ich denke, das war ein entscheidender Baustein zu meiner inzwischen erreichten Akzeptanz.
Euch allen einen schönen Tag
JuliaHallo liebe Julia,
egal, der SOVD hilft in jedem Fall.
Sicher hattest Du seiner Zeit durch die besonderen Umstände keine anderere Wahl. Ein sehr unschöner, aber letztendlich vielleicht kürzerer Weg die Akzeptanz zu finden.
Lieber Gruß
SternchenHallo Balu,
diese Problem kenne ich sehr gut, ich hatte als ich noch gearbeitet habe, von 30 Tagen im Monat 30 Tage Migräne. Ich war dauerkrank, wenn ich mal ein paar Tage arbeiten konnte war das schon viel. Dann kamen die Drohungen vom Personalamt , von wegen Entlassung aus Krankheitsgründen. Meine Verzweiflung war grenzenlos, Haus an der Backe mit Kredit, Mann arbeitslos, hier im Osten M-V Arbeitslosigkeit 29%, ich war völlig am Ende. Ich hatte einen sehr gut bezahlten Job im Landratsamt und konnte nicht arbeiten. Meine ganze Umwelt hat furchtbar reagiert, von wegen arbeitsfaul, Drückeberger, im Büro Mobbing ohne Ende. Ständig Gespräche im Personalamt und man hat mich gezwungen einen Antrag auf EU Rente zu stellen, ansonsten Entlassung. Ja ich wollte aber arbeiten, aber das ging auch nicht. Ich habe verzweifelt gegen diese Migräne gekämpft, aber sie wurde dadurch immer schlimmer, ich habe mich total fertig gemacht. Ich habe Antidpressiva, Benzos, Triptane und zum Schluss schon Methadon genommen um diese Schmerzen in den Griff zu kriegen und war am Ende einen absolutes Wrack und abhängig von Benzos und Opiaten.
Ja und mein Rentenantrag wurde erst mal abgelehnt, dann Widerspruch und ich habe mir Hilfe beim VDK gesucht. Ich musste zu einer psychsomatischen Reha, hat die BfA verlangt, dort stellte man die Diagnose Hypochonder, aber der VdK hat dann doch die Rente für 3 Jahre durchgekriegt. Ja da stand ich dann mit 850 Euro, arbeitslosem Mann und Haus mit Kredit an der Backe. Die Verwandschaft meines Mannes hat dann auch zu ihm gesagt, er sollte sich doch von mir trennen, denn ich versaue ihm das ganze Leben. Hat er aber nicht gemacht, aber irgendwann in diesen 3 Jahren habe ich dann selbst gelaubt das ich nichts wert und faul bin und habe einen Selbstmordversuch unternommen, na,ja hat nicht geklappt. Dann musste ich die Antrag auf Verlängerung der Rente stellen, der war aber ganz schnell durch. Jetzt bin ich mit 48 Jahren Rentner bis zum Eintritt in die Altersrente, da fühlt man sich nicht gut. Aber irgendwann hab ich mich damit abgefunden, war dann noch mal in Kiel, weg von den Benzos und Opiaten und ein neuer Versuch, aber da habe ich abgelassen und gesagt, ok wir probieren es, mehr wie schief gehen kann es nicht, es wurde aber besser. Arbeiten kann ich trotzdem nicht, aber ich habe mich mit meiner Migräne arrangiert, sie ist eben da.
Ich denke ich kann sagen, dass ich ganz unten war, schlimmer gings nimmer.
Den Kontakt zur Verwandschaft meines Mannes haben wir abgebrochen, weil dort immer noch die ganz feste Meinung herrscht, ich bin zu faul zum arbeiten, auch viele Freunde haben sich abgewandt und mit dem bißchen Rente und ergänzend Hartz IV ist man auch sozial isoliert, weil man nirgendwohin mitgehen kann, weil das Geld fehlt.
Aber wir haben uns Beide und halten zusammen, mein Mann unterstützt mich wo er kann, dafür bin ich sehr dankbar.
PamelaUnd das sogar mit einem extra für dich kreierten Müsli, wenn ich mich recht erinnere? 😀
Stimmt genau !
Das nennt man dann wohl Glück im Unglück 😀
Das sind wirklich sehr beeindruckende Schilderungen, wie ihr zu Eurem Frieden und zur Aktzeptanz der Migräne gefunden habt! Wow! So viel versammelte Kompetenz.Dem kann ich überhaupt nichts dazufügen und wünsche Dir, liebe Balu, daß Du dadurch etwas für Dich auf Deinem Weg gewinnen kannst.
@Pamela: Deine Geschichte ist extrem. Unglaublich, was Du mitgemacht hast!
Ich bin froh, daß Dich Dein Mann in allem unterstützt und Du Dich mit der Migräne arrangieren kannst, auch wenn Dein Leben nun wirklich nicht wunschgemäß gelaufen ist.Viele liebe Grüße
Ulrike -
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