Peter Mersch

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    @Krümel

    **woher weiß ich denn, ob mein Gehirn in der Lage ist, Ketonkörper zu verarbeiten ?**
    Die Markert-Diät hat es entschieden. Es kann.

    In dem folgenden Artikel berichtet ein Arzt genau das Gleiche von der Diät seiner Frau (die vorher ein reines Chemielabor war) mit einem Eiweißpulver (500Kcal) unter ärztlicher Aufsicht. Nach wenigen Tagen war sie in Ketose. Er vermutet den Effekt daher, da er noch viele Wochen nach Beendigung der Diät anhielt:
    Strahlman RS: „Can ketosis help migraine sufferers? A case report.“
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16412174

    „Gibt es Ihrer Meinung nach keinerlei Nebenwirkungen, wenn der Stoffwechsel umgestellt wird ?“

    Nur anfänglich. Ansonsten war Atkins wohl die Diät unserer Vorfahren.

    „Mir ging es vor 6 Jahren hauptsächlich ums Abnehmen.“

    Es muss aber eine Diät sein,
    a) die natürlich ist (keine Kunstprodukte, Pulver etc.),
    b) die man notfalls lebenslänglich durchhalten kann,
    c) die abwechslungsreich ist,
    d) die einem selbst schmeckt und
    e) die ein konstantes Energieniveau produziert, d.h. der Hunger muss verschwinden.

    „Durch diese Art der Ernährung bin ich wohl so ‚diätgeschädigt‘, dass ich einfach keine Motivation aufbringen kann.“

    Die Mehrheit der Frauen ist diätgeschädigt.

    „Wie sieht es auch mit Erfahrungsberichten von Betroffenen ? Bleiben die, die ihren Stoffwechsel umstellten ihr Leben lang bei diesem Stoffwechsel ?“

    Das hängt davon ab, wie wichtig das einem ist. Viele halten tatsächlich durch (wenn der Leidensdruck groß genug war). Es ist wie mit dem Zigarettenrauchen oder dem Alkohol. Wenn man verstanden hat, dass man damit aufhören muss, dann wird man dies eher durchhalten. Wenn man aber immer wieder die schönen Gefühle vermisst, die das eine oder andere Glas Wein ausgelöst hat, dann wird man ggf. schwach werden. Das ist hier nicht viel anders.

    „Wie leicht verfällt man wieder in den anderen Stoffwechsel ?“

    Gemäß meiner Theorie ist die Ketolysefähigkeit des Gehirns entscheidend. Ich gab weiter oben ein Zitat aus Löffler+Petrides, in dem diese berichten, dass sich die entsprechenden Enzymaktivitäten im Gehirn nach Umstellung auf eine KH-reiche Ernährung sukzessive wieder abbauen. Das ist nichts, was nach wenigen Tagen passiert. Der oben zitierte Artikel (Can Ketosis …) behauptet, dass die Frau auch nach einem halben Jahr noch Migräne-frei war, obwohl sie längst wieder normal aß (nach 6 Wochen Pulver-Diät). Es hängt sicherlich auch davon ab, wie unvernünftig man danach isst. Wer sich gleich darauf vorwiegend von Süßigkeiten ernährt, fällt sicherlich schneller zurück. Es gibt eine unter Bodybuildern bekannte Diät names anabole Diät. Man lebt dabei 5 oder 6 Tage in der Woche ketogen. Am Wochenende darf man sich dann das Sahneeis in sich hineinschaufeln (quasi unlimitiert). Die überschüssige Glukose landet dabei in den Glykogenspeichern des Körpers. Eine Umstellung auf den alten Stoffwechsel findet nicht statt.

    „Ist das Durchhalten Ihrer Ernährungsempfehlungen alltagstauglich ?“

    Ich kann in jedem Restaurant der Welt essen.

    „Sie schreiben, wenn Sie mal zwei Stück Obstkuchen essen, ist der Stoffwechsel noch nicht gleich wieder umgestellt, – aber wenn man es mal einige Tage nicht hinbekommt ?“

    Man merkt, dass man plötzlich nach dem Essen wieder müde wird (was ich überhaupt nicht kenne). Spätestens dann sollte man halt machen.

    „Ich weiss nur, dass allein die Umstellung des Stoffwechsels tagelange sehr intensive Migräne-Schübe auslöst, die keiner freiwillig auf sich nehmen sollte.“

    Die sind ein Problem, ich weiß.

    „(das Heilfasten mit dem Eiweißpulver) ausprobiert. Die Umstellungsphase war der reinste Horror !!! Aber dann, als die Umstellung vollzogen war, war es wunderbar ! Ich werde nie vergessen, wie gut ich mich fühlte.“

    Das ist der Zustand der Ketose.

    „Aber danach habe ich immer wieder ’normal‘ ernährt.“

    Weil sich niemand langfristig mit Pulvern ernähren kann. Das ist der Nachteil solcher Diäten. Es sind reine Kunstdiäten. Wichtig wäre danach das Einhalten einer KH-armen Diät wie z. B. Lutz. Das muss einem aber gesagt werden.

    Ich bin ein strikter Gegner von sog. Crash-Diäten. Die machen nur dann Sinn, wenn sie als Einleitung in eine spätere Ziel-Diät dienen.

    „NIE WIEDER – das geht ja gar nicht. Verstehen Sie ? Es ist nicht so einfach und wie Sie selbst schreiben, sollte es schon überwacht werden.“

    Deswegen wäre es ja schön, wenn sich die Medizin endlich des Themas annehmen würde. Es ist nämlich etwas ganz anderes, wenn Dr. Brinkmann zur Patientin sagt: „Sie werden sehen, nach einigen schwierigen Tagen wird es ihnen deutlich besser gehen. Ich verspreche es ihnen.“ als wenn ich über das Internet etwas erzähle.

    „Wir sollten jedoch die wissenschaftlich untersuchten Studien nicht außer Acht lassen, – hier gibt es ernährungstechnisch gesehen bestimmt eine Menge vorzuweisen, die auch die Neurologen sicher nicht ignorieren.“

    Das gibt es.

    „Die ständige Suche nach der richtigen Therapie kann einen schon ziemlich zermartern“

    Ich weiß.

    LG
    Peter Mersch

    Peter Mersch
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    @bettina sagte:
    Nun, ich sehe die Betonung auch auf „leider“, da es schließlich in der Hauptsache die Neurologie ist, die sich auf wissenschaftlicher Basis mit dem Thema auseinandersetzt, deren Ergebnisse uns Migränikern zum Glück zugutekommen.

    Das sehe ich nicht so. Beispielsweise kommen bei Migränikern prophylaktisch (und ich rede gleichfalls nur über prophylaktische Methode: Ernährung) sehr häufig Betablocker zum Einsatz, die aber nicht einmal die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Sie wirken also anders (über das Hormonsystem).

    @bettina sagte:Zur Evolutionstheorie macht sich sicher jeder so seine eigenen Gedanken. Ich kann mir halt gut vorstellen, dass das stetige Hirnwachstum eine effektivere Methode der Energiegewinnung nötig erscheinen ließ, weshalb die Umstellung auf Energiegewinnung durch Kohlenhydrate erfolgt sein mag?

    Da muss ich dann nun aber auch mal darauf inistieren, dass zur Evolutionstheorie einfaches Gedanken-machen nicht reicht: Das Thema ist zu komplex.

    Die Energiegewinnung durch Kohlenhydrate war bei Nervenzellen zuerst da. Kleine und alte Gehirne können nur Glukose verarbeiten. Das Gehirn eines Schafs z. B. lebt nur von Glukose. Der Anschluss an den Fettstoffwechsel (der meiner Meinung nach evolutionär noch nicht abgeschlossen ist) erfolgte erst sehr spät in der Evolutionsgeschichte, und zwar ausschließlich bei „schlauen“ Tieren, d.h. solchen, bei denen das Gehirn im Vergleich zum Körper sehr groß ist (z. B. bei Mäusen). Diese Tiere können ebenfalls Ketonkörper verwerten, weswegen sie zu entsprechenden Tierversuchen herangezogen werden. Mit ihnen hat man dann auch herausfinden können, dass Gehirnzellen bei Sauerstoffmangel und einer Versorgung durch Ketonkörpern wesentlich länger überlebensfähig sind, als wenn sie mit Glukose versorgt werden.

    @bettina sagte:Übrigens scheint die Migräne wohl auch schon die Steinzeitmenschen geplagt zu haben. Schädeltrepanationen lassen den Schluss zu.

    Erstens sind diese Funde aus der Jungsteinzeit. Damit ist nicht klar, ob hier schon eine Ernährungsumstellung partiell standfand. Aber untersuchen Sie doch einfach aktuell lebende Steinzeitvölker auf den Anteil der Migräniker. Sie werden feststellen: Die gibt es dort praktisch nicht.

    @bettina sagte:Die Fragestellung des Threads zielte auf hormonelle Trigger.

    Ja eben, deshalb habe ich ja auch hier geantwortet. Hormone liegen außerhalb der Neurologie. Wenn ein menschliches Gehirn einen Energiemangel erleidet (hier sind wir noch in der Migränetheorie von Prof. Göbel), dann wird es versuchen, diesen abzuwenden. Wenn die Glukosevorräte in der Leber nicht ausreichend sind und das Gehirn nur Glukose verstoffwechseln kann, dann wird der Körper versuchen, weitere Glukose bereitzustellen. Dies geschieht mit Hilfe der Stresshormone, insbesondere Cortisol (über die sog. Glukoneogenese). Proteine können immerhin zu 50% in Glukose umgewandelt werden, und das wird der Körper dann auch tun. Tonnen an wissenschaftlichen Arbeiten haben gezeigt: Er tut es tatsächlich im Vorfeld einer Migräneattacke.

    Meine Behauptung ist (ich schrieb es eingangs): Wenn das Gehirn auch Ketonkörper verarbeiten kann, kann diese Cortisol-Reaktion entfallen. Man hat dann weniger Hormonschwankungen und vor allem auch viel weniger Stress. Mit anderen Worten: Ich bewege mich mit meiner ganzen Argumentation 100%ig im Thema.

    LG Peter Mersch

    Peter Mersch
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    @krmel sagte:
    Ich aß morgens zwei Brötchen und dann zu mittag und abend nur noch Eiweiß mit Gemüse. Zwischendurch ein Stück Obst.

    Ich nahm wunderbar ab, hatte Energie und viel viel seltener Kopfschmerzen und Migräne. Aber ich musste schon sehr sehr diszipiliert an die Sache rangehen. Ständig hatte ich das Gefühl, „es fehlt etwas“ – mir war klar, dass es sich nur um einen Ausnahmezustand handeln konnte, den ich niemals ein ganzes Leben durchziehen könnte.

    Morgens wachte ich ausgehungert nach Kohlenhydraten auf und wehe der Bäcker hatte die Brötchen vom Vortag aufgebacken, dann wurde ich regelrecht agressiv. – Schließlich waren es die einzigen Kohlenhydrate, die ich an diesem Tag durfte (bis auf Obst).

    Für mich ist das ein klares Zeichen dafür, dass diese spezielle Diät für dich nicht geeignet ist. Ich würde sie in der Form auch nicht empfehlen. Man würde sie auch bei Epilepsie nicht anwenden. Konkret: Sie versucht Glukose gegen Proteine zu ersetzen. Ein Migränikerhirn braucht aber viel Strom, und den liefert im menschlichen Körper üblicherweise nur der Fettstoffwechsel.

    Wenn du morgens aufwachst, und Hunger auf Kohlenhydrate hast, dann bist du noch nicht in dem Stoffwechsel angekommen. Ich wache morgens auf, und habe vielleicht Appetit, aber keinen Hunger.

    Es ist leider auch in diesem Fall so: Jede ernsthafte Heilmethode braucht Unterstützung. Selbstversuche sind meist schwierig. Sie haben dann eine größere Erfolgschance, wenn dem Betroffenen eine plausible Erklärung geliefert wird.

    Wenn dir deine Heilpraktikerin die Begründung gibt, du solltest aus Entschlackungsgründen die Kohlenhydrate reduzieren, aber auch tierische Fette meiden (mal als Beispiel), dann hat sie nichts geliefert, bzgl. du dich bei deiner Migräne orientieren könntest. Das Ziel echter LowCarb-Diäten wie Lutz oder Atkins ist es immer, dass der Hunger zurückgeht. Bei dir ist das nicht passiert. Damit kannst du niemals den Zustand erreicht haben, dass dein Gehirn Ketonkörper verwertet.

    Es kann natürlich auch sein, dass dein Gehirn dazu grundsätzlich nicht in der Lage ist. Solche Fälle wurden auch bei Epileptikern gefunden. Dann wäre von einer LowCarb-Diät grundsätzlich abzuraten.

    Peter Mersch
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    @nina sagte:
    Läuft es nicht letztendlich immer darauf hinaus, dass Migräne offenbar ein so vielschichtiges Problem ist, dass es wohl nicht die EINE Methode gibt, die allen hilft?

    Eben. Deshalb sage ich ja die ganze Zeit: Wir brauchen Alternativen. Die von mir genannte Alternative (die nicht in allen Fällen hilft) wird seitens der Medizin weder erwähnt noch weiter verfolgt. Das war bei Epilepsie nicht anders, bis dann obiger Film kam, der auch nicht behauptet, dass es nur diese eine Heilmethode gibt, sondern dass es eine Methode gibt, die vielen Betroffenen hilft, aber nicht bekannt gemacht wird.

    Hinzu kommt, dass es in beiden Fällen (ketogene Diät bei Epilepsie, LowCarb bei Migräne) sehr gute theoretische Begründungen dafür gibt, warum das wirken kann. Wer mit einem Gehirn herumläuft, welches nur am Kohlenhydratstoffwechsel angeschlossen ist, läuft mit einem energetisch schwach unterstützten Gehirn herum. Dennoch gibt es keinen Support für Methoden, die das Problem adressieren, weil man ja damit auch das Hoheitsgebiet der Neurologie verlassen müsste, sowohl bei Epilepsie als auch Migräne.

    Das ist aber leider nicht so und auch ein Dr. Riegler mit der sog. “Migränediät”, die ja in Lutz’ Richtung geht, hat damit nicht die Migränebehandlung revolutioniert.

    Nein, Dr. Riegler hat nichts mit Lutz zu tun. Auch begründet er ganz anders, nämlich ausschließlich über den Glukosestoffwechsel. Lies dir durch, warum Riegler meint, seine Diät helfe gegen Migräne. Da ist von einem Glukosestau vor den Zellen die Rede, weswegen man dafür sorgen müsse, dass die Glukose nur langsam angeliefert wird, also ständig Äpfel essen. Ich behaupte was ganz anderes, nämlich dass wir eine großartige Fähigkeit unseres Gehirns überhaupt nicht nutzen, nämlich Abbauprodukte des Fettstoffwechsels zur Energiegewinnung zu verwerten. Ganz konkret gesagt: Die Energie für mein Gehirn kommt größtenteils gar nicht aus der Nahrung, sondern aus den Fettzellen meines Körpers. Es ist ein fast schon chronischer Denkfehler der Medizin, dass diese meint, der innere Stoffwechsel des Menschen habe etwas mit der unmittelbaren Nahrungszufuhr zu tun. Der Mensch muss aber auch ohne Nahrung leben können. Unsere Vorfahren hätten es sonst nicht durch die Steinzeit geschafft.

    Peter Mersch
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    Liebe Frau Frank,

    @bettina sagte:
    Fachärzte, die sich auf Migräne spezialisiert haben, kommen zu einem anderen – wissenschaftlich untermauerten – Schluss.

    ich hoffe, Sie haben diesen Satz nicht einfach aus dem Video übernommen. Es waren gewisse inhaltliche Überlappungen erkennbar.

    Die Spezialisierung ist halt manchmal das Problem. Ich untermauere meine Aussagen genauso wissenschaftlich, nur leider weniger mit den Erkenntnissen der Neurologie, sondern eher der Biochemie, d.h. mit Wissen, welches z. B. in Löffler + Petrides nachlesbar ist. Für mich ist nämlich Migräne vor allem eine Stoffwechselerkrankung.

    Wie groß hier die gegenseitigen Abgrenzungen sind, mag die folgende Annekdote verdeutlichen. Ich hielt in 2009 anlässlich des Darwin-Jahrs einen Vortrag auf einem Symposium in Wien. Unter den Vortragenden befand sich auch ein sehr bekannter Neurologe/Neurowissenschaftler, der einmal etwas Bahnbrechendes zu Bereitschaftspotzenzialen erforscht hatte, die bekanntlich auch im Rahmen der Migräne eine Rolle spielen. Beim Mittagstisch saß er mir gegenüber, sodass wir ins Gespräch kamen, auch über meine offenkundig etwas andere Ernährungsweise. Ich erzählte ihm von den Ketonkörpern. Daraufhin behauptete er steif und fest, dies könne nicht sein, da das Gehirn nur Glucose zur Energiegewinnung verarbeiten könne.

    Tja, in Löffler+Petrides werden die wirklichen Verhältnisse in epischer Breite dargestellt. Hier ein beliebiger Ausschnitt (Löffler, Georg und Petrides, Petro E.: Biochemie und Pathobiochemie, 7. Auflage, 2003, Seite 1055):

    Im Gehirnstoffwechsel eines Säuglings werden zu einem weitaus höheren Anteil Ketonkörper verarbeitet als beim Erwachsenen. Infolgedessen können Säuglinge wesentlich geringere Blutglucosekonzentrationen (20 – 30 mg/dl = 1,2 – 1,8 mmol/l) ohne neurologische Ausfälle tolerieren als Erwachsene. Kurz nach der Geburt steigen die Aktivitäten der Ketonkörper verwertenden Enzyme … deutlich an, wodurch eine optimale Ausnutzung des hohen Fettanteils der Muttermilch möglich wird. Glucose kann jedoch auch beim Säugling nicht vollständig durch Ketonkörper ersetzt werden. Nach dem Abstillen und der Umstellung des Kleinkindes auf kohlenhydratreiche Nahrung fallen die Ketonkörper metabolisierenden Enzymaktivitäten wieder ab.

    Offenbar hat sich der Mann Zeit seines Lebens stets mit ganz anderen Zusammenhängen beschäftigt, und die eigentliche Energieversorgung des Gehirns war für ihn sekundär. Glücklicherweise hat er nicht angefangen, mir etwas von Wissenschaftlichkeit zu erzählen.

    Dass Migräne primär eine Stoffwechsel- und nur sekundär eine neurologische Erkrankung ist, ist übrigens den meisten echten Migränikern bewusst. Gerade die Fragestellung dieses Threads hier unterstreicht das in aller Deutlichkeit.

    LG Peter Mersch

    Peter Mersch
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    Ich glaube, dass es sich hierbei um eine natürliche Begleiterscheinung des Medizinbetriebs handelt. Auch bei Epilepsie (von kleinen Kindern) wurde die Ketogene Diät früher nicht angeboten, obwohl sie bekannt war. Und dabei geht es dort noch um viel mehr als bei Migräne, denn die Gefahr einer lebenslänglichen geistigen Behinderung eines solchen Kindes ist groß.

    Die Wende kam nicht durch neue wissenschaftliche Studien, sondern durch diesen Film. Er beruht auf einer wahren Begebenheit. Betroffen war der Sohn Charlie des Regisseurs Jim Abrahams (u. a. „Die nackte Kanone“).

    Man sollte das einmal ganz ruhig auf sich wirken lassen. Auch dort wird nicht behauptet, dass die Ketogene Diät allen betroffenen Kindern hilft. Es heißt: Bei 30% verschwanden die Anfälle völlig, 30% ging es deutlich besser, und bei den restlichen zeigte sie keine überzeugende Wirkung. Woran dies gelegen haben mag, wird man vermutlich nie herausfinden, aber so ist das schließlich auch bei allen Medikamenten: Sie helfen immer nur einer Teilgruppe.

    In den folgenden Szenen kommt genau das zur Sprache, worüber wir gerade reden. Wie gesagt, was da gezeigt wird, ist keine Erfindung. So ist es damals gelaufen.

    http://www.youtube.com/watch?v=uP12WsxJR-Y

    Peter Mersch
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    @julia sagte:
    Wie kann man bei einem Typ 1-Diabetes durch adäquates Verhalten die Funktion der Bauchspeicheldrüse wieder herstellen? Das wäre nobelpreisverdächtig. Bitte um Aufklärung.

    War davon die Rede? Ich schrieb lediglich, dass man die Enzymaktivitäten in Gehirn wieder regenerieren kann, wie eine überlastete Leber, wie erschlaffte Muskeln etc.

    Die Medizin behauptet dagegen: Man kann nicht regenerieren. Migräne sei unheilbar. Für eine weiterhin nicht zweifelsfrei diagnostizierbare Erkrankung ist das ein ziemlich starkes Stück.

    @julia sagte:
    Der Titel Ihres Buches :“ Migräne – Heilen ist möglich“ beinhaltet ein Heilsversprechen.

    Erstens heißt der Untertitel „Heilung ist möglich“ und zweitens ist das kein Heilsversprechen.

    Was wir brauchen, sind Behandlungsalternativen. Glauben Sie nicht, die Familie Abrahams wäre damals nicht darüber erbost gewesen, dass ihnen die Schulmedizin eine bewährte Heilmethode einfach nicht anbot bzw. sie ihnen gegenüber nicht erwähnte? Dass sie das mehr oder weniger alles selbst herausfinden mussten?

    Hören Sie sich an, was dieser junge Mann (der Sohn des Regisseurs Jim Abrahams) zu sagen hat: Charlie’s Speech

    Er wäre vermutlich lebenslänglich behindert geblieben. Und zwar nur, weil man in der Medizin nachweislich funktionierende alternative Verfahren, die nicht ins eigene Konzept und die Ideologie passen, systematisch ignoriert, und zwar mit der saloppen Bemerkung: Keine ausreichende Evidenz. So etwas:
    http://www.youtube.com/watch?v=BwJ67vGKz0k
    ist aber Evidenz!

    Peter Mersch
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    Migräne ist nicht heilbar. Selbst jahrelang keine Anfälle mehr zu erleiden bedeutet keine Heilung. Die Veranlagung dazu bleibt bestehen.

    Welche Veranlagung denn? Bei meinem Gehirn besteht nur die Veranlagung, bei regelmäßiger reichlicher Kohlenhydratzufuhr die Enzymaktivitäten zur Verstoffwechslung von Ketonkörpern einzustellen. Das ist jedoch keine Krankheit.

    Verhalte ich mich so, dass Ketonkörper jederzeit als Energiequelle genutzt werden können, bekomme ich keine Migräne.

    Eine geschädigte Leber, das allerdings widerspricht nicht der Schulmedizin, kann wieder völlig regenerieren.

    In diesem Fall haben wir es mit geschädigten Enzymaktivitäten zu tun (ungefähr so, als wenn die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren würde). Dies Aktivitäten können sich wieder vollständig regenerieren. Wenn man sich entsprechend verhält.

    Peter Mersch
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    @Julia

    „Mir geht es darum, dass in diesem für uns alle so wertvollen Forum keine unbelegten Heilsversprechen gemacht werden sollten.“

    Heilsversprechen mache ich nicht. Die hat selbst Dr. Lutz bei seinem Spezialthema Morbus Crohn nicht gemacht, obwohl er mittels wissenschaftlicher Untersuchungen zeigen konnte, dass seine Ernährung vielfacht wirkt.

    Nicht einmal die Triptanhersteller versprechen, dass ihre Pillen wirken. Die sagen nur: Sie wirken bei vielen und zwar statistisch signifikant (gegenüber Placebo).

    Allerdings weise ich auf einen schweren, bei den meisten Menschen behebbaren Defekt hin, der ursächlich sein könnte. Die Zusammenhänge werden von der Medizin längst genau verstanden. Im Grunde kann man alles, was ich sage, heute bereits auf Wikipedia in aller Klarheit nachlesen. Dort zieht man dann jedoch leider nicht die Schlüsse, die ich ziehe.

    Einfache Frage: Können Sie den ganzen Tag ohne Nahrung bleiben, ohne dass Sie zwischendurch in ein Loch fallen? Ich konnte das nie, heute kann ich es jedoch problemlos. Und meiner Meinung nach sollte das jeder Mensch können, denn Menschen wurden von der Natur dafür konstruiert.

    Was Prof. Göbel vorschlägt (regelmäßiges Leben, alle paar Stunden etwas essen) ist im Grunde genau richtig, wenn man beim Kohlenhydratstoffwechsel bleibt. Die Alternative dazu ist: Aktivierung der Gehirnenzymtätigkeiten für den viel leistungsfähigeren Fettstoffwechsel.

    „Haben Sie, durch seriöse medizinische Studien belegte Beweise für Ihre Theorien?“

    Ja. Das ist ja das Schlimme. Lesen Sie sich meine beiden Knols durch. Die beruhen auf medizinischer Standardliteratur. Das, was ich behaupte, wird Punkt für Punkt bereits so sehr akzeptiert, dass man es in Wikipedia lesen kann. Ich unterscheide mich nur in einem einzigen Punkt: Ich behaupte nicht, wie alle anderen, dass der Hungerstoffwechsel des Menschen ein Notbetrieb ist, sondern praktisch der Normalbetrieb. Alle anderen meinen, es sei normal Kinder nach dem Abstillen auf eine kohlenhydratreiche Ernährung umzustellen, sodass dann die Gehirnenzymaktivitäten zur Metabolisierung von Ketonkörpern wieder zurückgehen. Ja bitte wann soll man sich denn in der Geschichte der Menschheit so verhalten haben? Ich sage dazu: Das ist nicht normal. Und das bringt die Probleme bei vielen heute hervor.

    „Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es Ihnen vorrangig um den Verkauf Ihres Buches gehen dürfte.“

    Ja du liebe Güte, ich will doch kein Buch verkaufen. Habe ich das nötig? Es gibt doch längst ganz andere Forschungsschwerpunkte von mir, zu denen sich die Leute äußern. Siehe z. B. hier:
    Über mich

    Da will ein Clarke-Medaillengewinner nicht ausschließen, dass ein ehemaliger schwerer Migräniker die Darwinsche Evolutionstheorie entscheidend verallgemeinert hat. Ehrlich gesagt, solche Dinge interessieren mich dann doch deutlich mehr.

    Nein, es ist ganz einfach: Hätte ich damals nicht das Buch von Lutz aus dem Regal gezogen, gäbe es mich heute nicht mehr. Und natürlich wünscht man dann, andere könnten von den eigenen Erfahrungen profitieren (speziell dann, wenn man dies auch noch medizinisch glaubhaft begründen kann), denn ich weiß schließlich sehr genau, wie groß dieses Leid ist, und wie groß auch der Verzicht dabei.

    LG Peter

    Peter Mersch
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    @Simone

    „Ist irgendwo wissenschaftlich belegt, dass Migräne sich immer weiter ausbreitet, weil wir das ganze Jahr über Kohlehydrate essen?“

    Es ist erwiesen, dass sich Migräne ausbreitet. Und es ist erwiesen, dass im gleichen Zeitraum der Kohlenhydratkonsum drastisch zugenommen hat. Damit ist nicht erwiesen, dass der gestiegene Kohlenhydratkonsum ursächlich war. Das habe ich dagegen über Stoffwechseldetails begründet.

    „Glaubst Du wirklich, dass Du durch Ernährungsumstellung von Migräne ‚ g e h e i l t ‚ bist?“

    Ja natürlich, was denn sonst? Wenn ich ein Leberproblem habe, weil ich jeden Tag eine Flasche Rum trinke, mich dann aber selbst durch den Verzicht auf Rum kuriere, dann bin ich doch geheilt oder? Niemand würde erwarten, dass die Leber auf immer und ewig gesund bleibt, wenn ich jeden Tag eine Flasche Rum in mich hineinkippe. Und niemand kann erwarten, dass sein Gehirn in keine Energiekrisen gerät, wenn es nicht am Fettstoffwechsel angeschlossen ist.

    „Was hältst Du von einer ‚ausgewogenen Ernährung‘, von allem etwas? Fette, Kohlehydrate, Eiweiß…“

    Gelegentlich esse ich selbst so. Denn entscheidend ist – ich sagte es bereits -, dass die Ketolysefähigkeit jederzeit hergestellt ist. Die wird nicht durch den einmaligen Genuss von zwei Stücken Obstkuchen wieder aufgehoben. Man muss also keineswegs eine ganz strikte Diät einhalten.

    Ansonsten halte ich die sog. ausgewogene Ernährung gemäß DGE für schlicht und ergreifend ungesund und den meisten Menschen abträglich. Migräniker sollten sie strikt meiden, und zwar aus dem Grund, den ich nannte: Sie trennt, bei täglicher Anwendung, das Gehirn vom leistungsfähigen Fettstoffwechsel ab. Es hängt dann ausschließlich an der Glukose, und das reicht für die Anforderungen eines Migränikers eben nicht.

    Im Übrigen wundert mich eins: Fast jedes Epilepsiemedikament zeigt auch Wirkung bei Migräne, jedenfalls bei einigen bis vielen. Bei Epilepsie sind aber Fettdiäten längst etabliert, und zwar bei den allerschwersten Fällen. Es liegt doch dann nahe, dass man bei Migräne nicht wesentlich anders zum Ziel kommen dürfte. Leider gibt es kein Geld für gezielte wissenschaftliche Untersuchungen. Das Geld ist woanders. Bei Epilepsie brachte erst ein Film mit Meryl Streep die Wende (weil der Sohn des Regisseurs Jim Abrahams damit geheilt werden konnte). So wird das auch hier sein: Die Wende wird irgendwann durch prominente Betroffene kommen.

    LG Peter

    Peter Mersch
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    @Julia

    „es gilt doch inzwischen als erwiesen, dass eine Fett-Diät gesundheitsschädigend ist.“

    Derjenige, der die Diät erfunden hat (Prof. Dr. Wolfgang Lutz) ist vorgestern 97 geworden. Ungesund?

    Peter Mersch
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    Liebe Gisela, ich habe nicht gesagt, man solle sich vom Glukosestoffwechsel abgrenzen. Das geht nicht. Das Gehirn nimmt immer Glukose, wenn es welche bekommen kann.

    In der Altsteinzeit mag es einzelne Migräniker gegeben haben (vielleicht bei einem Herzfehler), dann aber im Promillebereich, nicht 10% der Bevölkerung. Man hätte das einfach nicht überlebt. Entsprechend ist auch bei heutigen natürlich lebenden Wildbeutern Migräne so gut wie unbekannt (kannst du dir Winnetou mit Migräne vorstellen?).

    Der menschliche Körper hat zwei Stoffwechsel: Glukose und Fett, wobei der Fettstoffwechsel der viel leistungsfähigere ist. Beispielsweise dürfte eine schlanke 70kg schwere Person ca. 1.000 Kcal gespeicherte Glukose mit sich herumtragen, jedoch mehr als 100.000 Kcal an Fett. Dazu kommen vielleicht noch 25.000 Kcal bei den Proteinen, die man jedoch möglichst unangetastet lassen sollte, da es sich hierbei um Substanz handelt. Bei vielen Migränikern wird diese Substanz dennoch ständig angegriffen, um dem Gehirn Glukose zuzuführen. Die Folgen: Dünne Muskeln, dünne Haut (bis hin zu Schwangerschaftsstreifen), schwache Nerven (der Proteinabbau erfolgt mithilfe der Stresshormone).

    Für die Probleme der meisten Migräniker gibt es drei Ursachen. Die erste ist ein Konstruktionsfehler der Natur, wenn man so will, der in der Altsteinzeit noch keine Rolle spielte, aber unter heutigen Ernährungsbedingungen wesentlich ist: Jede Kalorie, die du zuviel isst, landet primär in den Fettdepots des Körpers. Isst du z. B. sehr viele Süßigkeiten (Glukose), dann wird die überschüssige Glukose mit Insulin in Fett umgewandelt. Das Problem dabei: Dieses Fett kann praktisch nicht mehr in Glukose zurückverwandelt werden. Wikipedia gibt dafür richtigerweise an: Nur 10% der gespeicherten Triglyceride (Fette) können in Glukose umgewandelt werden (genauer: das Glycerin in den Triglyceriden).

    Die zweite ist im Grunde auch ein Konstruktionsfehler. Säuglingsgehirne leben primär von Fettabbauprodukten (Ketone). Deswegen ist die Muttermilch so fett und deshalb haben menschliche Säuglinge viel mehr Körperfett als andere Säuglinge bei den Tieren. Sie brauchen das Fett für ihr Gehirn (zum Aufbau und zur Energieversorgung). Moses hätte ohne den Fettstoffwechsel nicht überleben können, weil gerade das Säuglingsgehirn einen ungeheuren Anteil am gesamten Energieverbrauch des Säuglings hat (noch mehr als beim Erwachsenen). Das Problem ist nun aber leider: Isst man ständig unsere moderne Diät – und zwar Tag für Tag – dann verliert das Gehirn die Fähigkeit, Fettabbauprodukte verwerten zu können. Die Enzyme dafür werden dann nicht mehr hergestellt. Es braucht etliche Tage, bei manchen gar Wochen, bis die Enzymproduktion wieder funktioniert. Das ist aber viel zu lange, um bei einer Migräneattacke, bei der es zu einer Energiekrise im Gehirn kommt, gegensteuern zu können. Man hat zwar nachgewiesen, dass vor und während einer Migräneattacke die Blutkonzentration an Ketonkörpern ansteigt, aber das nützt nichts, weil das Gehirn an deren Nutzung nicht gewöhnt ist. Ihm fehlen die Enzyme dafür. Früher haben die Menschen nach dem Winter Fastenkuren gemacht, um die Enzymaktivitäten wieder aufzubauen, aber heute essen und trinken wir 365 Tage im Jahr Kohlenhydrate, und deshalb breitet sich Migräne immer weiter aus.

    Die dritte Ursache ist ein Denkfehler der Medizin. Viele Lehrbücher der Medizin (selbst die besten) tun so, als sei der Hungerstoffwechsel des Menschen die Ausnahme, eine Art Notmechanismus. Man kann aber zeigen: Dies war der Normalstoffwechsel während der letzten 2 Millionen Jahre. Unsere Vorfahren haben im Grunde 2 Millionen Jahre lang Atkins-Diät gemacht. Unsere heutige übliche Ernährung ist im Vergleich zu dem, was die letzten 2 Millionen Jahre üblich war, eine Extremdiät. Und diese führt zu schlimmen Folgen, nämlich insbesondere dem Abtrennen des Gehirns vom Fettstoffwechsel. Gerade das wertvolle menschliche Gehirn, was uns in der Natur auszeichnet, ist aber ganz besonders angewiesen auf den leistungsstärkeren Stoffwechsel des Menschen, den Fettstoffwechsel. Alle anderen Körperorgane des Menschen (auch die Muskeln) leben ohnehin primär bis ausschließlich vom Fett.

    Ich kann leider nicht immer wieder alles wiederholen, was ich schon an vielen anderen Stellen geschrieben habe. Einen guten Überblick dürften die beiden folgenden Artikel geben, zumal darin auch viele medizinische Fachbücher und -artikel zitiert werden:

    Kohlenhydrat- versus Fettstoffwechsel
    Sie sind leistungsfähiger, als Sie glauben

    Ich bin übrigens ein geheilter Migräniker. In vielen Jahren hatte ich mehr als 100 schwerste Attacken pro Jahr. Mit 35 eröffnete mir ein Arzt, dass dies auf eine Frühverrentung hinauslaufen könne, da ich seiner Meinung nach austherapiert sei. Mehr als Medikamente schlucken bliebe mir nicht übrig. Seit vielen vielen Jahren habe ich keine einzige Attacke mehr erlebt: Weil mein Gehirn jetzt auch (!) vom Fett leben kann.

    Liebe Grüße
    Peter

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