Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Bettinas Migränegeschichte

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  • Bettina Frank
    Administrator
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    Schmerzen hatte ich wahrscheinlich schon in der Kindheit, aber sie können mich nicht so sehr beeinträchtigt haben, da ich es nur von Erzählungen weiß.

    An die gelegentlichen Migräneanfälle in meiner Jugend erinnere ich mich aber noch sehr gut. Eine richtige Belastung stellen sie aber nicht dar, da sie sehr selten auftraten. Im Laufe der Zeit nahmen die Anfälle und die Intensität zu und bekamen immer mehr Raum in meinem Leben.

    Erster Höhepunkt war kurz vor meiner ersten Schwangerschaft mit Ende 20. Die Suche nach Hilfe und Unterstützung war erfolglos, was mich natürlich deprimierte. Ich hörte immer nur: „Finde Dich damit ab, Migräne ist nicht heilbar!“ Sehr aufbauend. 😉

    Die Schwangerschaft verlief völlig schmerzfrei und war eine wunderbare Schmerzpause in meinem Leben. Danach wieder Schmerzen ohne Ende und keine Hilfe in Sicht. Ich fühlte mich oft überfordert mit kleinem Kind, den Schmerzen, dem Erbrechen und ohne wirksame Medikation.

    Ich wollte aber meiner Famile, meinen Angehörigen nie zeigen, wie schlecht es mir geht, dass ich fast durchgehend leide. Besonders vor meinen Kindern konnte ich es immer gut verbergen. Sie konnten sich nicht erinnern, mit einer leidenden Mutter groß geworden zu sein. Extreme Phasen bekamen sie natürlich mit, aber nicht meinen täglichen Kleinkrieg. 😉

    Schlimm empfand ich die Aussichtslosigkeit, das sichere Bewusstsein, den Rest meines Lebens so verbringen zu müssen. Normalerweise optimistisch, verlor ich nach und nach jeden Lebenswillen. Es kam eine Zeit der Resignation, an die ich mich lieber gar nicht mehr zurückerinnern möchte.

    Mein „neues Leben“ begann mit meinem ersten Schmerzklinikaufenthalt. Ich erfuhr, dass es sehr wohl Hilfe gibt, wirksame Medikamente und endlich auch wirkliche Unterstützung. Schlagartig ging es mir insgesamt sehr schnell viel besser und es taten sich neue Perspektiven für mich auf.

    Ich stehe nun zu meiner Krankheit, kümmere mich besser um mich selbst, sage Nein, wenn mir etwas nicht gut tut und habe sogar wieder genug Kraft übrig, um mich auch anderweitig zu engagieren. 😉

    Ronja
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 970

    Liebe Bettina,

    was war damals der Grund für dich, deinen ganz nahestehenden Familienangehörigen nicht zeigen zu wollen, dass es dir schlecht ging, also die Kinder meine ich jetzt nicht sondern deinen Ehemann. Warum wolltest du ihm nicht zeigen, dass es dir schlecht geht?
    Hast du deine Kinder im Nachhinein gefragt, ob sie dich haben leiden sehen? Wann hast du sie das gefragt? Bist du dir sicher, dass sie nichts davon gemerkt haben?

    Herzliche Grüße
    Ronja

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    Liebe Ronja,

    also mein Mann hat es natürlich mitbekommen, er ist ja auch Arzt. Ich meinte eigentlich eher, dass der Rest der Familie nichts davon wusste. Irgendwie hatte ich mich fast geschämt, dass es mir so schlecht ging, obwohl ich ja „nur“ Kopfschmerzen hatte. Ich fand es auch nicht „der Rede wert“. Selbst als ich das erste Mal vor fast 8 Jahren in die Klinik kam, war es mir peinlich, wegen Kopfschmerzen in eine Klinik zu gehen. Habe ich auch niemandem erzählt. Na ja, dann wurde ich in der Klinik eines Besseren belehrt. 😉

    Meine Kinder hatte ich mal gefragt, wie sie das empfunden hatten, als sie noch kleiner waren. Sie meinten tatsächlich, dass sie das nicht so richtig wahrgenommen hatten. Zumindest nicht in dem Umfang.

    Ich wollte immer, dass es allen gut geht, dass niemand beeinträchtigt wurde durch meine Schmerzen. Ich zog mich immer mehr zurück und versuchte, in erster Linie den Tag irgendwie rumzukriegen. Gearbeitet hatte ich in dieser Zeit (wie auch jetzt) nur von zu Hause aus, daher ging das alles irgendwie.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Cinderella
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 548

    @ Bettina,
    Du bist eine starke,selbstbewußte Frau.So wie Du hier den Leuten im Forum hilfst,so hast Du auch Deiner Familie geholfen.Kinder leiden oft mit,wenn die Eltern krank sind.Mir hat mal ein Psychologe gesagt,dass ich vor meiner Tochter nicht so viel über meine Schmerzen und Krankheitenm reden soll.Kinder bilden sich oft Schmerzen ein,um irgendwelche Dinge nicht tun zu müssen.Wie z.B wenn sie keine Lust haben in die Schule zu gehen,weil einen schwierige Klassenarbeit geschrieben werden soll.Da kann man doch besser sagen,ich hab heute Kopfweh,als sich aus dem Bett zu quälen,und vielleicht bei der Arbeit zu versagen.

    Ich hab noch eine Frage:Wie bist Du auf Kiel gekommen,und wer hatte die Idee mit dem Forum?Seit wann besteht dieses Forum?
    LG Cinderella

    alchemilla
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3992

    im Ernst?

    Das finde ich eine ungeheuerliche Unterstellung.
    Wie will man von außen beurteilen, ob Kinder Schmerzen HABEN oder sie sich einbilden?

    – nur so am Rande -gehört eigentlich nicht in dieses Thema

    Cinderella
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 548

    @ Gisela,
    das kam nicht von mir,sondern von dem Psychologen.So hat er es damals erklärt…
    Cinderella

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    Es war auch meine Angst, dass erstens die Kinder darunter leiden, wenn sie wissen, dass die Mutter ständig Schmerzen hat und zweitens hatte ich schon auch Angst vor „Nachahmung“. Kinder imitieren oft die Eltern und mir war nicht klar, inwieweit hier imitiert wird. Ich konnte z.B. meinen hohen Medikamentenverbrauch nicht ganz verheimlichen. Meine Tochter imitierte mich dahingehend, dass sie aus dem Brot kleine Kügelchen formte und die dann so schluckte, als wären es Tabletten. Das fand sie ganz „cool“, auch wie die Mama Tabletten zu schlucken.
    Abgesehen davon wollte ich einfach, dass sie unbeschwert und ohne Sorgen um die Mama aufwachsen können.

    Giselas Einwand ist aber sehr berechtigt! Nach wie vor werden die Schmerzen von Kindern zu wenig ernstgenommen, wodurch sie auch sehr oft nicht adäquat oder sogar überhaupt nicht behandelt werden. Das ist ein kaum vorstellbarer Missstand, der leider nach wie vor immer noch besteht. Natürlich hat sich sehr viel getan in den letzten Jahren, aber optimal ist was anderes.

    Auf Kiel bin ich gekommen, als ich im Internet recherchiert hatte. Irgendwie machte mir die Klinik in Kiel den besten und auch seriösesten Eindruck und somit wählte ich die am allerweitesten von mir entfernte Klinik. Jeder einzelne Kilometer hatte sich gelohnt. 🙂

    Ein Forum der Schmerzklinik gab es schon, ich glaube, seit 2006. Dieses Forum war aber unmoderiert und dümpelte so vor sich hin. Vielleicht mal ein Eintrag pro Woche und Antworten kamen meist auch nicht mehr. Als ich dann dort die Moderation übernahm, lief es sehr schnell besser. Ist ja auch klar, denn ein Forum ist nun mal kein Selbstläufer. Dieses Forum war aber veraltet und das einfachste Format, das es gab. Hier hatte ich dann schon ein wenig auf Prof. Göbel eingewirkt, etwas zu modernisieren und Ergebnis ist dieses Forum. Prof. Göbel hatte sich mit hohem finanziellen und zeitlichen Einsatz in die Entwicklung deses Forums eingebracht.

    Du warst ja in den Anfangszeiten noch nicht dabei Cinderella, aber die Mitglieder brauchten schon viel Geduld. Wir hatten dauernd rumprobiert, was die beste Version wäre, viele der neuen updates stürzten das Forum in ein kurzzeitiges Chaos, das wir dann in Nachtschichten wieder beseitigen mussten. 😉 Hat aber alles viel Spaß gemacht und heute finden wir, ist es einfach super! 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina

    Cinderella
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 548

    @ Bettina,
    na ja nach anfänglichen Schwierigkeiten hat es sich doch gelohnt.
    Meine Tochter war übrigens auch schon in Schmerztherapie,da sie unter Migräne und Sk litt.Wir haben hier eine perfekte Ambulanz in Datteln.
    LG Cinderella

    SimonPhoenix
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 753

    Ich finde es auch enorm, was Prof. Göbel hier leistet.
    Den finanziellen Aufwand kann ich jetzt nicht abschätzen, aber der zeitliche, er ist sicher ein stark beschäftigter Mann und das er hier herkommt und Fragen beantwortet. Außerdem geht sicher noch mehr Zeit drauf für Sachen die ich jetzt nicht abschätzen kann, er hat dafür genauso wie du Bettina, meine vollste Hochachtung. Dies gilt aber auch für die „alten“ (auf die Zeit die sie hier im Forum sind bezogen) Hasen die sich hier auch so super einbringen und mir und vielen anderen weiterhelfen. Dafür ein riesengroßes Danke.

    Zurück zum Thema, ich möchte nicht das mein Sohn mitbekommt wie es mir geht, ich bin jetzt immer für ihn da und möchte das auch immer, Migräne hin oder her. Das ist anstrengend ich kann es mir aber nicht anders vorstellen. Was das vorleben und einbilden geht.

    Ich denke schon das die Schmerzen durch vorleben „vererbt“ werden können, ebenso wie die genetische Grundlage. Mein größter Alptraum ist das er von mir die Schmerzen erbt.
    Ob Kinder es nachmachen oder wirklich Schmerzen haben, ist schwer zu sagen. Und ich denke man sollte es auf jedenfall ernst nehmen und nicht als eingebildet abstempeln.
    LG
    Sebastian

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    @ Cinderella: Meine Kinder haben die Migräne auch geerbt, so wie ich von meiner Mutter. Also diesen Schuh brauche ich mir nicht anzuziehen, dass ich ihnen die Migräne „vorgelebt“ hätte. Meine Kinder sind ambulante Patienten in Kiel und alles ist bestens im Griff. 🙂
    Freut mich, dass Deine Tochter auch gut versorgt ist. Diese Kinderambulanz hat einen guten Ruf.

    @ Sebastian: Danke für das Lob. 🙂 Auch Prof. Göbel freut sich natürlich über anerkennende Worte. Ja, sein Engagement ist einzigartig und wir alle können uns glücklich schätzen, dass es diese Möglichkeiten (Forum, Beantwortung der Fragen, Live-Chat, Forentreffen) gibt.

    Ohne unsere „Gründungsmitglieder“ hätte das alles nicht so gut klappen können. Gerade die Unterstützung zu Beginn ist enorm wichtig und die hatten wir ja durch unsere alten Hasen. 😉

    Mach Dich nicht verrückt damit, dass Dein Sohn die Migräne vielleicht geerbt haben könnte. Lass alles ganz locker und entspannt auf Dich zukommen. Sollte er doch auch Migräne haben, wirst Du ihm gut raten und ihn gut unterstützen können. Aber diese Gedanken schiebe erst mal ganz weit weg von Dir.

    Liebe Grüße
    Bettina

    susisonne
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 772

    … ich habe zwar keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, dann würde ich – glaube ich heute zumindest – ganz offen mit meinen Kopfschmerzen umgehen … und wahrscheinlich wäre ich schon längst in die Klinik gegangen?

    Da meine Eltern selbst in Gesundheitsdingen nicht so gut für sich sorgen – und dann eher jammern – , weiß ich, dass mich, weil ich sehr bzw. zu pflicht- und verantwortungsbewusst bin, das oft belastet hat. Ich hätte es als hilfreich/entlastend für mich empfunden und so ist es heute noch, wenn ich sehen würde, dass sie gut für sich Sorgen würden: heißt konkret: sich Hilfe im außen suchen und nicht unnötig leiden.

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33360

    Wenn die Kinder noch klein sind, profitieren sie nicht davon, wenn man mit seiner Krankheitsgeschichte offen umgeht. Davon bin ich ganz fest überzeugt. Sie verstehen es nicht, es macht sie unsicher und ängstlich und irgendwie geht vielleicht ein wenig vom Urvertrauen verloren, da sie die Mutter (oder den Vater) nicht mehr als „allmächtig“ und über alle Probleme erhaben ansehen.

    Einem älteren Kind kann man dann sehr wohl einiges erklären und es wird das Kind auch nicht mehr überfordern. Wann der Zeitpunkt dafür da ist, muss man individuell herausfinden. Ganz natürlich und unverkrampft mit allem umzugehen, ist natürlich immer noch der Goldstandard. 😉

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