Dies ist unsere Gruppe zum Migräne- und Kopfschmerz-Chat und sie funktioniert folgendermaßen: Um ca. 12:00 Uhr des jeweiligen Chat-Tages wird die Kommentar-Funktion aktiviert. Will man eine Frage eintragen, klickt man in das Fenster der Kommentarfunktion. Hat man eine Frage eingetragen, sieht man unter seinem Beitrag “Antworten”. Diese Antwortfunktion benutzt Prof. Göbel, um die Antwort auf die vorherige Frage einzustellen. Prof. Göbels Antwort ist dann ein wenig eingerückt und unterscheidet sich daher auch optisch von den Fragen. Sollte der Fragesteller zum selben Thema noch eine Folgefrage haben, bitte auch auf “Antworten” klicken – aber nur dann! Sonst bitte immer in das Kommentar-Fenster schreiben. Nach dem Chat wird die Kommentar-Funktion wieder deaktiviert bis zum nächsten Chat-Tag. Alle Fragen und Antworten bleiben in diesem Blog erhalten und bestimmte Themen können jederzeit mit der Such-Funktion wiedergefunden werden. Alle Aktionen werden am Chat-Tag auch auf der Startseite des Headbook aufscheinen.
Fragen können nur am jeweiligen Chat-Tag ab 12:00 Uhr eingetragen werden. Bitte immer auf das aktuelle Datum in der Überschrift achten, das unter “Live-Chats” eingetragen ist.
Sehr geehrter Herr Professor Göbel,
ich hatte bereits in meiner Jugend mit starken Migräne-Attacken zu kämpfen (Schleudertrauma mit 11 Jahren), die auch damals schon immer mit Nackenschmerzen und extremen Schwindel einhergegangen sind (bis hin zum umkippen mitten in der Bewegung). Im Alter von 19 Jahren war dann eine ca. 4 jährige Pause mit einer sehr geringen Problematik.
Seit meinem 23. Geburtstag ist die Migräne mit Aura zurück. Ausgelöst durch einen Streit, bin ich damals nach Weihnachten 2013 in der Innenstadt umgekippt und hatte Schlaganfallähnliche Symptome (Sprachstörungen, Taubheitsgefühle in Händen und Gesicht und Drehschwindel der über Wochen nicht nachgelassen hat). Bei den Untersuchungen (MRT, CT, neurologische Tests, Aterien angesehen, Lumbalpunktion) konnte nichts festgestellt werden, mir wurde lediglich viel Sport und Magnesium als Prophylaxe empfohlen. Im Bereich des Kiefers (nach Weisheitszahnentfernung 02/2014 ein kleines bisschen besser), der Schultern und des Nackens habe ich eigentlich konstant ein Spannungsgefühl. Orthopäden haben eine Steilstellung der HWS festgestellt, Physiotherapie verordnet und natürlich auch zu Sport geraten. Nun mache ich also nicht nur an allen migränefreien Tagen Sport, sondern achte auch auf meine Ernährung, Schlafgewohnheiten usw. – trotzdem hatte ich in den vergangenen 3 Monaten 70 Schmerztage. Ich gehe mit Kopfschmerzen schlafen und wache mit Ihnen auf – was darauf hindeutet, dass auch mein Schlaf nicht erholsam ist. Noch dazu kommt, dass ich immer diesen permanenten Druck im Kopf mit mir herumschleppe, der zwar nicht zu einer Migräne werden muss, aber als Spannungsgefühl immer da ist.
Nun habe ich noch eine Magenschleimhautentzündung – weswegen ich Ibuprofen (was am besten geholfen hat), nicht mehr vertrage und zu Novaminsulfon übergegangen bin.
Mein Neurologe hat mir Sumatriptan verschrieben, was leider bei mir nahezu wirkungslos ist – da ich aufgrund von Spannungskopfschmerz zu Migräne oder andersherum (permanenter Schmerz) gar nicht mehr den richtigen Moment zur Einnahme abpassen kann.
Auch scheint meine Aura nicht unbedingt klassisch – da sie immer mit extremen Herzrasen, einer körperlichen Schwere und Schwindel einhergeht.
Dazu kommt dann das Gefühl nicht mehr richtig denken oder sprechen zu können – alles ist langsamer und ich habe kaum noch Energie.
Licht- und Geräusche sind dann unangenehm. Ein meist dröhnender Kopfschmerz muss darauf nicht immer folgen. Manchmal bleibt es nur bei der Aura. Worauf lässt das schließen?
Ich habe nun eine Myoreflextherapie begonnen und mein Blut auf Entzündungswerte untersuchen lassen, da sich bei mir in den Gelenken Entzündungen generell hartnäckig halten, z.B. Knie (Verdacht auf Rheuma ?).
Aber so wirklich habe ich außer Migravent, weder eine Prophylaxe – noch eine Ahnung, was bei mir, was auslöst. Die Kopfschmerzen, die Verspannungen im Nacken – oder andersherum?
Nun habe ich den Aufnahmebogen für Kiel ausgefüllt. Wollte aber in der Zwischenzeit um Ihre Einschätzung bitten, wie ich vielleicht meine Dauerkopfschmerzen abklären lassen könnte – denn so geht es nicht weiter …
Worauf kann ich selbst noch achten?
Welche Untersuchungen scheinen noch sinnig?
Was kann ich beim Orthopäden oder Neurologen ansprechen?
Sollte ich einen Endokrinologen aufsuchen (Migräne auch während der Periode/ wetterfühlig und natürlich Stress).
Vielen herzlichen Dank!
Juliette
Liebe Julette,
Sie beschreiben eine komplexe und lange Krankheitsgeschichte. Die von Ihnen beschriebenen neurologischen Symptome können als komplexe Migräneaura verstanden werden.
Wenn Sie sich auf den Aufenthalt in der Klinik vorbereiten wollen, lesen Sie einen Patientenratgeber zum Thema „Kopfschmerzen“, z. B. das Buch „Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne“. Ihre Ausführungen zeigen, dass Sie noch an die eine Ursache für Ihre Kopfschmerzen denken und diese aufdecken möchten. Migräne hat keine anderweitige Ursache. Sie ist eine eigenständige Erkrankung. Sie wird durch genetische Risikofaktoren bedingt, die seit Geburt bestehen und ein Leben lang vorhanden sein werden. Sie bedingen eine spezielle Anfälligkeit. Dieser können Sie begegnen, indem Sie Ihr Verhalten anpassen, Wissen aufbauen und spezifische Therapiemaßnahmen gegen die Migräne selbst einleiten.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Prof. Göbel,
ich habe seit vielen Jahren MIgräne (ca. an 15 Tagen im Monat) und nehme beim Migräneanfall Naramig ein, (wurde mir vor vielen jahren von Ihnen in Kiel empfohlen), da die Migräne oft über 2-3 Tage geht. Ich versuche mich an die maximalen 10 Tage zu halten, was leider nicht immer gelingt, daher habe ich jetzt auch 18 Tage keine Schmerzmittel genommen. In dieser Zeit konnnte ich aber auch nicht arbeiten gehen.
Meist gehen die Schmerzen vom Nackenbereich aus und strahlen dann in den linken oder rechten Augenbereich aus.
Sollte ich bei Einnahme von Naramig immer auch 1 Naproxen 500 mg oder Arcoxia einnehmen?
Empfehlen Sie eher die Einnahme von Naproxen oder von Arxocia?
(Ich habe eher niedrigen Blutdruck, muss aber neuerdings bei den Blutzuckerwerten aufpassen , da diese etwas erhöht sind.)
Außerdem nehme ich noch täglich 30 mg Duloxetin ein. Ich habe im Frühjahr von 60 auf 30 mg reduziert und hatte bezüglich der Stimmung keine Probleme. Allerdings bin ich unsicher, ob das Dolexetin bei der geringeren Dosis überhaupt noch die entspannende und schmerzreduzierende Wirkung zeigt.
Schmerztechnisch ist es schwierig einzuschätzen, da bei mir im Sommer die Migräne immer häufiger auftritt als im Winter.
Gibt es hier Studien oder Erfahrungswerte bzw. welche Dosis würden Sie empfehlen?
Seit ein paar Tagen nehme ich außerdem Migravent 2×2 Kapseln täglich ein.
herzlichen Dank Jacqueline
Liebe Jaqueline,
die Kombination von einem Triptan mit einem Medikament wie Naproxen zielt darauf, den möglichen Wiederkehrkopfschmerz zu verhindern. Wiederkehrkopfschmerzen sind die Kopfschmerzen, die nach initialer Besserung bei Behandlung des Kopfschmerzanfalls, erneut wieder auftreten. Für diese Situation nimmt man ein langwirksames Schmerzmittel wie Naproxen. Dieses hat eine Wirkdauer von ca. 12 Stunden. Auch ist die Einnahme von Arcoxia denkbar. Dieses hat eine Wirkdauer von ca. 24 Stunden. Welche Option in Ihrem Fall die bessere ist, muss individuell geprüft werden. Beide Wirkstoffe haben keinen bedeutsamen Effekt auf den Blutdruck.
Die Dosierung von Duloxetin muss individuell erfolgen. Üblicherweise beträgt die Anfangsdosierung 30 mg, es kann eine Dosierung auf 60 mg erfolgen. Ob die Dosierung die richtige ist, können Sie an der Wirksamkeit als auch an möglichen Nebenwirkungen erkennen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Herr Prof Göbel,
Ich habe seit 20 Jahren Migräne, seit 3 Jahren chronisch mit permanentem Spannungskopfschmerz zwischen den Attackenn. Vor 2 Jahren war ich bei Ihnen in der Klinik in Behandlung und erhalte seit dem alle 3 Monate Botox ( damals plus Trimipramin 75) Zusätzlich zu den chronischen Schmerzen habe ich mit Depressionen und starken Schlafstörungen zu kämpfen. Ich wurde letztes Jahr von Trimipramin auf Mirtazapin umgestellt, nehme jetzt 45 mg abends. Die Depression wird etwas besser.
Verhaltenstherapie mache ich auch und beherzige Ihre Empfehlung, einen sehr regelmäßigen Tag zu leben und esse regelmäßig. Auch Ausdauersport mache ich.
Was seit einigen Monaten immer schlimmer wird ist die permanente Angst vor der nächsten Attacke und extreme innere Unruhe und starkes Herzklopfen. Diese Anspannung erzeugt bei mir noch mehr Streß, da sich das Migränegehirn ja eigentlich entspannen soll, ich aber immer auf Hochtouren fahre. Und es verschlechtert zusätzlich die schon bestehende Schlafstörung.
Meine Frage ist, ob es sinnvoll wäre einen Betablocker gegen den inneren Streß und zur Migräneprophylaxe zu nehmen, obwohl diese bei Depressionen kontraindiziert sind. Ich habe bereits Metoprolol über 2 Jahre genommen, hatte damals aber noch keine Depression. Damals habe ich es kombiniert mit Amitriptylin bekommen.
Aber vielleicht haben Sie auch eine andere Idee, um meinGehirn wieder zur Ruhe zu bekommen. Ich fühle mich wie in einem Teufelskreis aus Schmerz, Angst, Anspannung.
Vielen Dank und liebe Grüße nach Kiel!
Anna
Liebe Anna,
tatsächlich ist die Migräne auch sehr angstbesetzt. Viele Patienten haben große Ängste vor dem nächsten Anfall, dass die Medikation nicht wirkt, dass sie zu häufig Medikation einnehmen müssen, dass sie wieder ausfallen und im Alltag nicht funktionieren können. Neben den von Ihnen genannten Therapieverfahren durch Verhalten und Wissen können auch Medikamente hilfreich sein. Ein Betablocker kann tatsächlich zusätzlich zu den von Ihnen genannten Medikamenten eine Besserung ermöglichen. Dies sollte jedoch individuell noch einmal mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Bei Kombination eines Betablockers mit einem Antidepressivum ist es weniger wahrscheinlich, dass depressive Symptome durch den Betablocker verstärkt werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Herr Prof. Göbel,
vielen Dank, dass Sie sich regelmäßig die Zeit für den Chat nehmen!
Ich leide seit ca. 13 Jahren an Migräne und habe vor 2 Monaten mit der Botoxtherapie begonnen. Nachdem ich verschiedene Triptane ausprobiert habe und viele nicht zuverlässig wirkten, nehme ich nun bei Bedarf Relpax. Es ist das einzige Triptan, das bisher jedes Mal wirkte. Nun plane ich eine Schwangerschaft. Welche Mittel darf ich während der Schwangerschaft einnehmen? Ich habe gelesen, dass die Risiken bei Sumatriptan am geringsten sind. Welche Alternativen gibt es? Ich habe schon mehrfach versucht einen Migräneanfall ohne Medikamente zu überstehen, aber es ist eine Qual und teilweise nimmt die Migräne kein Ende.
Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir weiterhelfen könnten!
Vielen Dank und herzliche Grüße,
Anna
Liebe Anna,
die gute Nachricht ist, dass während einer Schwangerschaft die Migräne bei vielen Betroffenen in der Regel sehr viel weniger häufig auftritt und auch die Attacken viel milder ablaufen. Dabei gibt es leider Ausnahmen. Allgemein sollten während einer Schwangerschaft möglichst keine Medikamente eingesetzt werden. Dies gilt auch für häufig als harmlos angesehene Medikamente wie Paracetamol. Da Sie bereits Schwierigkeiten haben außerhalb der Schwangerschaft ein wirksames Medikament zu finden, wird dieses Ihnen auch in der Schwangerschaft nicht helfen, birgt aber zahlreiche Risiken für das ungeborene Kind. Zur Attackentherapie ist es möglich, bei schweren Migräneanfällen Magnesium in hoher Dosierung oder auch als Infusion zu geben. Bei schwersten Migräneattacken gibt es die Möglichkeit auch Sumatriptan einzusetzen. In den sorgfältig geführten Schwangerschaftsregistern gibt es mehrere tausend Berichte von Schwangerschaften, die keine Komplikationen für Mutter und Kind zeigten. Da es sich aber immer noch um eine relativ junge Therapie handelt, bleibt immer ein Restrisiko. Während der Schwangerschaft gilt, möglichst die Vorbeugung durch adäquates Verhalten wie insbesondere einen regelmäßigen Tagesablauf, Ernährung, Stressreduktion und Entspannung zu intensivieren. Bei schweren Migräneanfällen sollte körperliche Schonung und Bettruhe eingehalten werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Professor Göbel.
Wohl wissend, dass es auf die Entfernung schwer ist, eine Einschätzung zu äußern, hier trotzdem meine Situation und Frage.
Ich bin seit 35 Jahren Migräniker.Im August 2015 hatte ich zwei Schlaganfälle, zunächst auf Grund einer Dissektion in der rechten Carotis interna
und als Folge,so mein Verständnis, eine Woche später einen „normalen“ Schlaganfall mit einer rechtsseitigen Ischämie,inkl Lähmung linksseitig, etc.
Von diesen Folgen habe ich mich sehr gut erholt, wenn auch nach einem solchen Vorfall nichts mehr so ist wie vorher.
Meine Migräne ist aber geblieben. Vor dem Schlaganfall konnte ich mir sehr gut im Akutfall mit Ascotop Nasal 5mg, also Zolmitriptan helfen. Das Medikament half mir in 90% Prozent der Fälle ausgezeichnet, war allerdings zuletzt wieder grenzwertig mit 10-13 Anfällen pro Monat unterwegs. Aufgrund meiner Schlaganfall Situation wurde mir der Gebrauch von Triptanen untersagt. Ergo durchlebe ich jetzt jeden Anfall ohne Medikamente, mit entsprechenden Leiden. Alle inzwischen stattgefundenen Gefäß-Untersuchungen sind unauffällig, Cholesterin und Gerinnungsfaktoren sind absolut in Ordnung. Da ich die unterschiedlichsten Schmerz-Medikamente inzwischen erfolglos durch habe, stellt sich mir nun folgende Frage. Muss ich mein Leben lang bei einer momentanen Anfallhäugigkeit von 4-5/Monat auf ein wahrscheinlich helfendes Medikament verzichten. Es ist mir klar, dass ich mich auf eine bestimmte Art und Weise glücklich schätzen kann „so wenige“ Anfälle zu haben. Trotzdem ist mein Leidensdruck nicht unerheblich.
Vielen Dank und freundlich Grüße
Michael Müller
Lieber Michael,
auf dem Foto sehen Sie noch sehr jung aus. Die von Ihnen beschriebenen aufgetretenen Schlaganfälle sind gravierend. Damit besteht eindeutig eine Kontraindikation für die Einnahme von Triptanen. Bei Ihnen besteht die Sorge, dass möglicherweise weitere Schlaganfälle wahrscheinlicher werden. Die Triptane sind nur bei Patienten erprobt worden, bei denen keine entsprechende Grunderkrankung besteht. Daher ist nicht vorherzusehen, wie das Medikament bei Patienten mit entsprechenden Vorerkrankungen wirken wird. In Ihrer Situation muss auf eine intensive wirksame vorbeugende Behandlung gesetzt werden um möglichst Attacken zu vermeiden. Medikamente, die in Ihrer Situation zu erwägen sind schließen z. B. Novaminsulfon, auch in höherer Dosierung, sowie Diclofenac ein. Üblicherweise wirken Schmerzmittel wie ASS, Ibuprofen oder Paracetamol bei solch schweren Migräneattacken nicht.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Prof. Göbel,
ich versuche, es kurz zu machen, möchte ich aber vorab für Ihre Zeit und Mühe bedanken – so viel Zeit muss sein. 😉
Nun in Stichpunkten:
– Entlassung aus der Schmerzklinik Kiel im Februar 2015 mit der Diagnose „chronische Migräne“;
– zur Zeit Prophylaxe mit Betablocker und Botox (Wechsel von Metoprolol zu Nebivolol, da ich unter starter Gewichtszunahme und Haarverlust litt)
– bereits erhaltene Prophylaxen: Topiramat und ADs (von letzteren ebenfalls Gewichtszunahme – nun insgesamt ca. 12 kg!);
– bis jetzt konnte ich die 10/20 Regel (seit meinem Kiel-Aufenthalt) immer einhalten.
Meine Fragen:
– Gibt es eine Prophylaxe, bei der Gewichtszunahme und Haarverlust auszuschließen sind und die ich noch nicht bereits genommen habe? (Botox
hilft dieses Mal nicht, und der Betablocker hat auch nicht die durchschlagende Wirkung.)
– Welche Art der Reha (bei mir von der Rentenversicherung vorgeschlagen würden Sie für die bessere halten (psychosomatisch oder neurologisch)?
Vielen Dank und mit herzlichen Grüßen aus Berlin
Manuela
Liebe Manuela,
es ist prima, dass Sie die 10-20-Regel bisher einhalten können. Gerade bei chronischer Migräne ist das immer eine hohe Anstrengung und es ist super, dass Sie so versiert damit umgehen. Haarverlust und Gewichtszunahme sind sehr unspezifische Symptome, die durch zahlreiche Mechanismen entstehen können. Viele Menschen nehmen die von Ihnen genannten Medikamente, ohne dass sie von diesen Nebenwirkungen berichten. Leider kann man individuell nicht vorhersagen, welche Nebenwirkungen auftreten. Es muss dann, wenn Nebenwirkungen nicht toleriert werden können, eine Rotation auf einen anderen Wirkstoff erfolgen. Wie gesagt, ist jedoch ein Ausschluss von möglichen Nebenwirkungen bei keiner Substanz möglich.
Bei der Entscheidung, ob eine psychosomatische oder neurologische Rehabilitationsbehandlung erfolgen soll kommt es ganz auf den Schwerpunkt der jeweiligen Klinik an. Die Frage kann also nicht eindeutig beantwortet werden. Lassen Sie sich am besten ein Haus vorschlagen und informieren Sie sich dann, ob spezifische Behandlungsangebote für Ihre Situation bestehen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Prof. Göbel,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns Patienten unsere Fragen zu beantworten. Das ist wirklich sehr lieb von Ihnen.
Ich war im Juli d. J. in Ihrer Klinik und war ab dem 1. Tag für ca. 8 Wochen schmerzmittelfrei. Ich hatte zwar einige Male Migräne, aber dank Vomex A und Melperon ließ sich diese ganz schnell ausschalten. Ich war sehr froh, dass ich die Migräne auch ohne Schmerzmittel im Griff hatte. Doch nach ca. 8 Wochen hatte ich plötzlich über 2 Wochen lang ständige Schwindelzustände, Durchfälle und Übelkeit. Als ich daraufhin zu meiner Ärztin ging und diese mein Blut untersuchte, war sie erschrocken über sehr hohe Leberwerte, ihrer Meinung nach von Vomex und Melperon. Nun meine Frage: Gibt es vielleicht noch ein anderes (Beruhigungs-)Mittel, das so gut gegen Migräne hilft, aber nicht die Leber fürchterlich belastet?
Vielen Dank im Voraus und ganz liebe Grüße
Marion
Liebe Marion,
leider kann es individuell Überempfindlichkeitsreaktionen auf verschiedenste Wirkstoffe geben. Schwindelzustände, Durchfälle und Übelkeit mit Leberwerterhöhung können jedoch auch mannigfaltige andere Ursachen haben. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Medikation und diesen Symptomen muss daher nicht unbedingt bestehen. Gleichwohl wäre es der naheliegendste erste Schritt, die Medikamente abzusetzen. Sie sind eh nur vorübergehend gedacht und sollten nicht in höherer Frequenz über längere Zeit eingenommen werden. Es gibt weitere Neuroleptika, die ebenfalls anstatt von spezifischen Migränemitteln oder Schmerzmitteln eingesetzt werden können. Dazu zählen z.B. Atosil oder Neurocil. Dies muss jedoch individuell mit dem Arzt besprochen werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Herr Dr. Göbel,
es ist einfach wunderbar, dass es diesen Live Chat gibt! Vielen Dank für dieses Forum, in das wir alle Fragen stellen können, die uns belasten!
Meine chronische Migräne ist z.Zt. wieder besonders schlimm, was wohl auch am Jahreszeitenwechsel liegt. Im Frühjahr und im Herbst verstärken sich die Anfälle auffallend. Wahrscheinlich ist dieses Phänomen bei chr. Migräne nicht unbekannt. Gibt es die Möglichkeit, diese Situation positiv zu beeinflussen?
Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Bemühungen!
Claudia-Sibylle
Liebe Claudia-Sibylle,
vielen Dank für Ihre freundlichen Worte. Leider kann die chronische Migräne auch tatsächlich im Jahresverlauf variieren. Das kann individuell sehr unterschiedlich sein. Manche berichten, dass sie im Winter bessere Zeiten haben, andere im Sommer. Spezifische Möglichkeiten, die Migräne in Verbindung mit der Jahreszeit zu modifizieren, gibt es leider nicht. Es gelten immer alle Regeln, die es gibt, um vorbeugend durch Verhalten, Wissen und möglicherweise auch Medikamente eine Reduktion der Migränehäufigkeit zu erzielen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Hallo Herr Göbel,
ich bitte Sie um eine kurze Einschätzung meiner Sitation:
Ich leide seit knapp 2 Jahren unter permanenten Kopfschmerzen.
Die Schmerzen sind nach der Einnahme von 30 mg Dapoxetin aufgetreten (Medikament Priligy, Indikation Vorzeitiger Samenerguss). Am nächsten Morgen nach dem Aufwachen waren die Schmerzen ziehend und drückend auf der Stirn vorhanden. Außerdem waren ca. 3 Tage Benommenheit, Schwindel, Gliederschmerzen und weiterer Grippeähnliche Symptome vorhanden. Nach ca. 3 Wochen sind die Kopfschmerzen etwas besser geworden, jedoch an einem Tag nach dem Aufwachen wie am Tag nach der Einnahme des Medikaments wieder aufgetreten und seitdem dauerhaft vorhanden. Vor diesem Tag des Wiederauftretens hatte ich auch noch einen grippalen Infekt für 1 Woche.
Die Kopfschmerzen lassen sich wie folgt beschreiben:
– Beidseitig
– Drückend, ziehend, beißend
– Zu Beginn im Stirnbereich, nach 1 Jahr ausstrahlend auf den ganzen Vorderkopf
– Keine Übelkeit, keine Lichtscheu, keine Geräuschempfindlichkeit
– Keine Verschlechterung bei Sport
– Unabhängig von Stress oder Entspannung
– Stärke 3-8, Tendenz steigend
– Geringe Untertägige Schwankungen
– Keine Kopfschmerzen in der Vergangenheit / auch nicht in der Familie
Bei den medizinischen Untersuchungen konnte keine Ursache festgestellt werden. (EEG, cMRt, Liquorpunktion).
Ich habe bislang vier verschiedene Diagnosen bekommen:
– Vestibuläre Migräne
– Neu aufgetretener täglicher Kopfschmerz
– Chronischer Spannungskopfschmerz mit psychosomatischer Ursache
– Dauerkopfschmerz nach traumatischen Erlebnis durch das Medikament
Die bisherigen Medikamente (Amitriptylin, Venlafaxin, Escitalopram, Gabapentin, Tilidin) zeigten bislang keine Wirkung. Einzig durch Opipramol wurden die Schmerzen besser. Die Besserung trat allerdings immer nur nach der Ersteinnahm bzw einer Dosierhöhung auf. Nach ca 4 Wochen wurde die Schmerzen wieder stärker, bis ich die Dosis wieder erhöht habe. Aktuell nehme ich 50-0-100.
Ich war bereits 3 Wochen in einer Schmerzklinik und mache jeden Tag Entspannungsübungen bzw. Sport
1. Zur Diagnose:
Haben Sie bereits einen ähnlichen Fall erlebt? Wie schätzen Sie die bisherigen Diagnosen ein? Kann die einmalige Einnahme dieser Tablette dauerhafte Kopfschmerzen verursachen?
2. Behandlung
Wie ist es zu erklären, dass nach der Dosiserhöhung von Opipramol es kurzzeitig besser wird aber nicht auf Dauer? Haben Sie noch weitere Behandlungstipps? (Ich weiß, dass eine Ferndiagnose nicht möglich ist)
Viele Grüße,
mike
Lieber Mike,
Sie beschreiben bekannte Nebenwirkungen des von Ihnen eingesetzten Medikamentes. Kopfschmerzen können bei bis zu 8,8 % der Patienten auftreten. Der Kopfschmerzphänotyp ist unspezifisch und entspricht einem Kopfschmerz vom Spannungstyp. Da der Kopfschmerz erstmalig in Zusammenhang mit der Einnahme des Medikamentes aufgetreten ist, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich um eine Nebenwirkung handelt. Er wäre dann als sekundärer substanzbedingter Kopfschmerz zu klassifizieren. Wie dieser Kopfschmerz zu behandeln ist, ist völlig unbekannt. Die erste Maßnahme wäre, die Einnahme des Medikamentes zu vermeiden. Dann würde man experimentell wahrscheinlich verschiedenste Therapiemaßnahmen in Erwägung ziehen, die auch bei Kopfschmerz bei Spannungstyp oder bei dem sogenannten neuaufgetretenen täglichen Kopfschmerz eingesetzt werden. Ihr Fall sollte als Nebenwirkung an das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte, Bonn, gemeldet werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Prof. Göbel,
vielen Dank für Ihre Antwort. Eine zweite Frage, die mich beschätigt: in Kiel wurde ich von Paroxetin auf Venlafaxin umgestellt. Mittlerweile beträgt die Dosis 450 mg, hat aber deutlich zu wenig antidepressive Wirkung, im Gegensatz zum früheren Paroxetin (60mg).
Bei guter Verträglichkeit beider Medikamente, würden Sie empfehlen, das Venlafaxin auf 600 mg hochzusetzen, oder zu Paroxetin zurückzukehren?
Herzlichen Dank
Enni
Liebe Enni,
die maximale Dosierung von Venlafaxin sollte 375 mg nicht überschreiten. Sie sollten sich an einen spezialisierten Psychiater wenden und eine adäquate Therapieeinstellung vornehmen lassen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Prof. Göbel,
ich bin auf der Suche nach einer Akutklinik zur Behandlung von Depressionen bei Erwachsenen. Jedoch kann ich keine finden, die Bettlägerigkeit beim Migräneanfall akzeptiert.
Gibt es eine Klinik, mit der Sie hinsichtlich Depressionen zusammenarbeiten, oder ist eine Akutklinik bekannt, die sich auch gut mit Migräne auskennt?
Herzliche Grüße
Enni
Liebe Enni,
ich kann mir wirklich kaum vorstellen, dass es eine Klinik gibt, die Bettlägerigkeit bei Migräneanfällen nicht akzeptiert. Körperliche Aktivität führt zu einer starken Beeinträchtigung bei schwerer Migräne und ist in aller Regel unmöglich, Bettlägerigkeit ist eine der diagnostischen Kriterien. Ich kann mir nur vorstellen, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Prof. Göbel,
die psychosomatische Akutklinik in Bassum (Alexianer) und die Werner-Schwidder-Klinik für Depression in Bad Krozingen lassen Bettlägerigkeit nicht zu. Das sei ein Zeichen von Verweigerung.
Liebe Grüße
Enni
Sg Herr Prof Göbel! Bitte ich hätte noch eine Frage- macht es Sinn 1-2mal im Jahr für 4-6 Wochen einen Triptan- und Schmerzmittelentzug zu machen, sozusagen als Prophylaxe vor MÜK? Ich musste so etwas schon 2x machen und hatte dann immer das Gefühl, dass die Anfälle kürzer sind und besser auf Relpax ansprechen.DANKE dass Sie sich die Mühe machen und unsere Fragen beantworten!!!!!!
Liebe Martina,
viele Patienten beobachten ebenfalls Ihre Erfahrungen. Gerade bei häufigen Attacken kann es sinnvoll sein, ab und zu eine Triptan- und Schmerzmittelpause zu machen, damit man die Sensitivierung reduziert. Anderenfalls würde man sehr schnell wieder über die 10-Tages-Grenze hinausgehen und eine weitere Empfindlichkeit für noch mehr Kopfschmerzattacken begründen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Prof. Göbel,
als zusätzliche Prophylaxe aufgrund einer chron. Migräne möchte ich gerne Q10 einnehmen. Sie haben in diesem Fall in Ihrem Buch „Migräne“ eine Dosierung von täglich 300 mg empfohlen.
Nun habe ich ein Produkt gekauft, das Q10 in der Form von Ubiquinol enthällt, da dies wohl besser vom Körper aufgenommen werden kann. Muss ich vom Ubiquinol (der aktiven, antioxidativen Form) nun auch 300mg nehmen? Was wäre hierbei Ihre Dosisempfehlung?
Vielen Dank und freundliche Grüße
Peter
Lieber Peter,
vergleichende Studien zu Ihrer Frage sind nicht bekannt. Daher ist leider keine qualitative Aussage möglich.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Prof. Göbel,
ich leide seit mehreren Jahren unter Migräne, Kopfschmerzen vom Spannungstyp und Nervenschmerzen. Die Schmerzen sind akut schwer behandelbar und auch Prophylaxemaßnahmen sind weitgehend ausgeschöpft. Ein Mük ist durch die geringe Akutmedikation ausgeschlossen.
Aufgrund häufiger, rezividierender Infekte wurde nun mehrmals ein Cortisoltagesprofil erstellt. Die durchschnittlichen Werte lagen bei 7µg/dl um 8 Uhr, 7,2µg/dl um 14 Uhr und 2,2 µg/dl um 20 Uhr und mir wurde die Einnahme von Hydrocortison (5mg-2,5mg-0mg) verordnet. Außerdem wurde dadurch eine gleichzeitige positive Wirkung auf das Schmerzgeschehen in Aussicht gestellt.
Ich würde nun gerne Ihre Meinung dazu hören, ob das Hydrokortison eine positive Wirkung auf die chron. Schmerzen haben könnte.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Tina
Liebe Tina,
die von Ihnen beschriebenen Werte liegen nach meiner Einschätzung im Normbereich. Aufgrund der wissenschaftlichen Literatur ist durch die Gabe von Hydrocortison in der von Ihnen genannten Dosierung keine Besserung auf die Migräne noch auf das Schmerzgeschehen zu erwarten.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Professor Göbel,
seit inzwischen ca.50 leide ich an Migräne, inzwischen chronisch und war im November 2012 in Ihrer Klinik.
Zuerst mal etwas positives. Seit dem habe ich in keinem Monat an mehr als zehn Tagen ein Schmerzmittel genommen und komme inzwischen manche Monate mit 6-7 Triptanen aus.
Dafür nochmal meinen herzlichen Dank.
Heute wende ich mich an Sie, weil mein Enkel Lukas Alter 13 Jahre, seit ca.3 Jahren immer wieder an Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen leidet.
Die Phasen dauern zwischen zwei und fünf Tagen an kommen pro Lahr ca. fünf mal vor und er muss währenddessen liegen, ist total schlapp, Licht und Lärm empfindlich, hält keine Nahrung bei sich, hat aber keine Kopfschmerzen.
Könnte es sich bei den Ereignissen um eine Form der Migräne handeln und wenn ja, was empfehlen Sie um Abhilfe zu schaffen.
Danke für Ihre Hilfe und herzliche Grüße aus Köln,
Thomas Brück
Lieber Thomas, wir haben hier in Headbook eine ganze Gruppe, die sich nur mit dem Thema „Kindliche Migräne“ befasst. https://headbook.me/groups/die-kindliche-migrane/forum/ Die wichtigsten Fragen dazu wurden hier bereits diskutiert und wenn Du meinen angepinnten Beitrag liest (Artikel von Prof. Göbel) werden die Fragen schon beantwortet. Magst Du noch mal diese Infos durchlesen, wodurch sich dann vielleicht die Frage an Prof. Göbel erledigt hat? Danke!
Lieber Thomas,
es ist prima, dass Sie die Einnahmehäufigkeit von Schmerzmitteln deutlich reduzieren konnten. Der Ablauf der Anfälle bei Ihrem Enkel entspricht mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Migräne. Wichtig ist, dass die Diagnose geklärt wird. Er sollte sich daher bei einem Neurologen vorstellen. Wahrscheinlich wird bei Vorliegen einer Migräne ein Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen sowie möglicherweise ein Schmerzmittel Abhilfe schaffen. Bei häufigen Attacken muss auch eine vorbeugende Behandlung aufgebaut werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Hallo Herr Göbel,
meine erste Migräne bekam ich vor über einem Jahr (Alter 24). Dort bekam ich für insgesamt eine Woche tägliche Migräne Anfälle mit Aura (manchmal sogar 2 direkt Hintereinander).
Vor etwas über einem Monat wiederholte sich das: Genau eine Woche lang ständige Anfälle. Nach der Woche war der Spuk wieder vorbei. Ist überhaupt so ein Migräneverlauf „üblich“?
Nun habe ich aber seit ca. 2 Wochen einige neue Symptome und ich kann sie nicht deuten:
– Abundzu kleine „Leuchtflächen“ oder „Punkte“ am linken Auge die nach paar Sekunden verschwinden.
– Selten ein „Mini-Skotom“ welches ebenfalls nur paar Sekunden dezentral im linken Auge flimmert und dann verschwindet.
– Abundan eine Art abgedunkelter Schatten, besonders Sichtbar am PC-Monitor auf weissem Hintergrund, ebenfalls nur für paar Sekunden.
Versucht da bei mir eine Aura auszubrechen und schafft es nicht? Normalerweise fängt bei mir der Aurafleck zentral im Sichtfeld an, sodass ich im Fokus nix erkenne und der Fleck sich von dort aus Sichelförmig vergößert.
Haben die Symptome eventuell einen Zusammenhang mit meiner letzten Anfall-Serie?
Vielleicht noch eine kleine Mini-Frage dazwischen falls das in Ordnung geht:
Gibt es einen Zusammenhang zwischen zu hohem Cholesterin und Migräne? Drei meiner Onkel behaupten, dass bei denen Atrovastatin ihre Migräne Anfälle reduziert haben (Ebenfalls Migräne mit Aura).
Eine direkte Blutuntersuchung in der Anfallserie ergab bei mir einen Cholesterinwert von 220mg/dl.
Liebe Grüße und vielen Dank für die Chatrunde!
Alex
Lieber Alex,
der von Ihnen beschriebene Migräneverlauf ist möglich. Man spricht bei Migräneattacken, die länger als 3 Tage auftreten, von einem sogenannten Status migraenosus. Die von Ihnen beschriebenen Sehstörungen können einer Migräneaura entsprechen. Sie sollten sich allerdings neurologisch und auch augenärztlich untersuchen lassen, da auch andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen einhergehen können. Ein Zusammenhang zwischen Cholesterin und Migräne ist nicht wahrscheinlich. Cholesterinsenker führen nicht zu einer Reduktion der Migränehäufigkeit. Möglicherweise besteht eine Überlappung zwischen dem Alter und der Reduktion von Migräneanfällen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Prof. Göbel,
ich benötige bitte Ihren Rat bzw. Tipp bezüglich Prophylaxe.
Ich habe Migräne und Spannungskopfschmerzen seit über 26 Jahren.
Aktuell existiert kein schmerzfreier Tag mehr. Zusätzlich machen mir massive Nacken- und Schulterschmerzen mit Ausstrahlung in den rechten Arm (BSV liegt nicht vor!) das Leben noch schwer. Die Spannungskopfschmerzen und Nackenschmerzen belasten mich derzeit mehr wie die Migräne bzw. gehen Spannungskopfschmerzen in Migräne über. Meine Neurologin hatte mir ein Antidepressiva – Duloxetin 30 mg verordnet, doch leider habe ich auch Schlafstörungen und konnte somit 3 Wochen kaum mehr schlafen. Mittlerweile hat sie es wieder abgesetzt, ist allerdings „überfragt“ und weiß nicht, was sie mir dann verabreichen soll. Amitriptylin hatte ich vor 15 Jahren bereits schon mal bekommen, allerdings hatte ich bei einer Dosierung von 75 mg auch massiv an Gewicht zugenommen. Dies möchte ich vermeiden. Haben Sie einen Tipp, welches Prophylaktikum ich ansprechen könnte?
Meine Prophylaxe-Medikation aktuell: 5 mg Amlodipin abends + 4 mg Tizanidin
Vielen Dank vorab.
Claudia
Liebe Claudia,
bei einem so hartnäckigen Dauerschmerz mit einem möglicherweise chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp ist eine intensive Vorbeugung erforderlich. Dazu zählen sowohl Verhaltensmaßnahmen als auch Medikamente. Ihre Schilderung spricht dafür, dass eine sehr ausgeprägte Sensitivierung des gesamten Nervensystems besteht. Im medikamentösen Bereich sind dabei die trizyklischen Antidepressiva am effektivsten. Neben Amitriptylin sind auch andere Wirkstoffe verfügbar, insbesondere Doxepin, Clomipramin und Trimipramin. Doxepin bedingt wahrscheinlich das geringste Risiko für eine Gewichtszunahme. Lassen Sie sich noch einmal von Ihrem behandelnden Arzt individuell beraten. Sollte eine Gewichtszunahme eintreten, ist es jederzeit möglich, das Medikament zu reduzieren oder abzusetzen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Herr Prof. Göbel,
aufgrund einer komplexen Schmerzerkrankung ( chron. Migräne, atyp. Gesichtsschmerzen ) wurde von einem Endokrinologen der Hormonstatus überprüft und ein erniedrigter Serotoninspiegel festgestellt ( Serotonin im Serum 161 ng/ml ).
Da ich sowohl auf gängige Prophylaxen wie auch Akutmedikation schlecht anspreche und nach einer Medikamentenpause auch definitiv kein Mük vorliegt, empfiehlt er mir eine Substitution mit 5HPT.
Mein behandelnder Neurologe befürchtet jedoch wegen der gleichzeitigen und auch weiterhin notwendigen Einnahme von Amitriptylin die Gefahr eines Serotoninsyndroms.
Laut Ihrer Aussage ist dieses jedoch bei der Kombination von Triptanen und Amitriptylin nur ein theoretisches Problem und taucht eher selten auf. Mein Frage an Sie lautet nun :
Kann ich Amitriptylin 75 mg und 5HTP bedenkenlos kombinieren und somit ev. eine Verbesserung des Schmerzproblematik, zumindest bzgl. der Gesichtsschmerzen, erreichen? Wenn ja, welche Dosierung von 5 HTP würden Sie vorschlagen?
Vielen herzlichen Dank für die Zeit und Mühe, die Sie auch heute wieder investieren.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
der Serotoninspiegel im Blut ist für die Behandlung der Migräne ohne Bedeutsamkeit. Die Serotoninkonzentration im Nervensystem wird darüber nicht erfasst, sie ist aber dafür verantwortlich, wie stark die Empfindlichkeit sich darstellt. Der Serotoninspiegel im Blut kann durch viele Einflussfaktoren massiv verändert werden und ist für die praktische Behandlung ohne Aussagekraft. Es wäre auch nicht leitliniengerecht, daraus eine Aussage für eine mögliche Substitutionstherapie abzuleiten. Die Substitution wäre eine reine experimentelle Therapiemaßnahme. Dies gilt auch für die Kombination mit Amitriptylin 75 mg. Eine Verbesserung der Migräne ist aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht zu erwarten.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Prof. Göbel,
ich habe mich sehr über die Meldungen vor einigen Monaten über die neuesten Forschungserkenntnisse gefreut!
Den nachstehenden Text habe ich der Internetseite der Schmerzklinik Kiel entnommen:
„… Die jetzt neu entdeckten Befunde können Grundlage dafür sein, Betroffene in unterschiedliche genetische Risikogruppen aufzuteilen. Durch selektive Therapieansätze können dann bestmögliche Therapieverfahren für die jeweilige Untergruppe mit speziellem genetischen Muster entwickelt werden. Dies kann zu einer wesentlich effektiveren und verträglicheren Vorbeugung und Akuttherapie von Migräneattacken führen …“
MEINE FRAGE NUN:
Wie und wann werden Migräne-Patienten von den neuesten Erkenntnissen profitieren können?
Konkret:
Wird im Zuge der neuen Erkenntnisse z. B. nach neuen Medikamenten geforscht, die dann z. B. in 10 Jahren auf den Markt kommen? Oder werden bestehende Medikamente für die Migräne zugelassen (innerhalb kürzerer Zeit, z. B. in 2 Jahren)? Wird /Muss mein Neurologe demnächst eine Gen-Analyse vornehmen, um mich in eine genetische Risikogruppe einteilen zu können?
Viele Grüße
& vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit!
Susisonne
Liebe Susisonne,
die Aufteilung von Patienten in unterschiedliche genetische Risikogruppen befindet sich derzeit noch in der Grundlagenforschung. Bevor dieses Wissen in die therapeutische Umsetzung gelangen kann, muss erst geklärt werden, ob dieser Ansatz tatsächlich trägt. Es wäre ja sehr von Vorteil, wenn man möglichst schnell zu Beginn einer Einstellung weiß, welcher Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit auf welche Therapie anspricht. Aktuell ist es ja noch so, dass man oft über viele Monate, wenn nicht Jahre verschiedenste Therapieoptionen austesten muss, um für einen individuellen Patienten eine Wirksamkeit zu erzielen. Möglicherweise ist es tatsächlich so, dass in vielleicht 10 Jahren zu Beginn der Behandlung über eine Genanalyse man voraussagen kann, ob ein Patient auf eine bestimmte Therapie mit hoher Wahrscheinlichkeit anspricht oder eben nicht. Momentan ist dies jedoch nicht von therapeutischer Relevanz.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Lieber Herr Prof. Göbel,
auch ich möchte mich heute mit einer Frage bzgl. der Enstehung eines Müks an Sie wenden.
Natürlich ist mir bekannt, dass dieser grundsätzlich bei Überschreitung von 10 Einnahmetagen im Monat ( bei Kombinationspräparaten ev. auch nach weniger Einnahmetagen ) entstehen kann.
Mir stellt sich jedoch nun die Frage, ob die Wirkdauer und der daraus resultierende konstante oder schwankende Wirkstoffspiegel einen Einfluss auf die Entstehung eines Müks haben kann. Das heißt konkret : könnte die 3mal tägliche Einnahme eines Medikaments mit 4stündiger Wirkdauer durch den sich immer wieder verändernden Wirkstoffspiegel schneller zu einem Mük führen als ein Medikament ( egal ob z. B. Triptan oder NSAR), das eine Wirkdauer von 24 Stunden hat und so in dieser Zeit ein kontinuierlicher Wirkstoffspiegel besteht.
Ihre Antwort wäre für meine Akutmedikation sehr wichtig und ich danke Ihnen vielmals dafür.
Mit freundlichen Grüßen
Marlene
Liebe Marlene,
ein MÜK entsteht wahrscheinlich schneller, wenn ein Medikament mit kurzer Wirkdauer verwendet wird. Dies wurde deutlich seit der Einführung der Triptane. Die langdauernden Ergotamine führten erst nach längerer Einnahmedauer zu einem MÜK. Grundsätzlich könnte Ihre Überlegung stimmen, dass Medikamente mit einer längeren Wirkdauer (Cox-2-Hemmer z. B. in der Kombination zum Triptan) das Nervensystem nicht so belasten und daher weniger leicht in einen MÜK führen. Gleichzeitig haben sie jedoch auch eine geringere Akutwirkung. Da die Triptane oder auch die NSAR alle eine relativ kurze Wirkdauer haben, gibt es keinen großen bedeutsamen Unterschied in der Wahrscheinlichkeit, dass ein MÜK entsteht. Entscheidend ist die Einnahmefrequenz: Nehmen Sie mindestens 10 Tage im Monat ein, überschreiten Sie die Schwelle zum MÜK.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Professor Göbel,
ich habe eine Chronische Migräne und Depressive Verstimmung. 27-29 Kopfschmerztage pro Monat, an 7 Tagen nehme ich Akutmittel (Rizatriptan 10mg + Naproxen 500mg). Ich leide auch unter wiederkehrenden sehr starken Erschöpfungszuständen.
Prophylaxe: Topiramat 100 mg, Venlafaxin 225 mg täglich. Vor 1,5 Wochen habe ich 2-te Botox Behandlung bekommen.
Jetzt stehen mir 2 Optionen als nächster Schritt offen: eine Psychosomatische Reha/Klinik um Depression & Erschöpfung in Griff zu kriegen und eine Liquor Punktion zur Druckmessung.
Ich hatte einen vergrößerten blinden Fleck links bei der Augenuntersuchung und bei Kopf-MRT einen geschlängelten Sehnerv links. Alles anderes war in Ordnung (keine Stauungspapille, Sehnerv nicht verdickt, Gewicht ok,…).
Gibt es eine Wahrscheinlichkeit, dass es bei nur einem vergrößerten blinden Fleck und geschlängeltem Sehnerv ein Pseudotumor Cerebri besteht? Und dass die täglichen Kopfschmerzen daher kommen?
Vielen lieben Dank!
Lora.
Liebe Lora,
Sie beschreiben eine chronische Migräne mit depressiver Verstimmung und starken Erschöpfungszuständen. Die Kopfschmerzen treten nahezu täglich auf. Einige dieser Anfälle behandeln Sie mit einem Triptan und einem Schmerzmittel. In den Untersuchungen zeigen sich keine direkten Hinweise, wie sie für eine sogenannte idiopathische intrakranielle Hypertension, früher Pseudotumor cerebri genannt, gelten. Bei dieser Kopfschmerzform hat der Kopfschmerz keinen typischen Charakter. Der Liquordruck ist bei der Lumbalpunktion in liegender Position über 250 mm H2O. Der ursächliche Zusammenhang muss durch Erfüllung von mindestens zwei von den drei nachfolgenden Bedingungen gegeben sein: Der Kopfschmerz hat sich im engen zeitlichen Zusammenhang mit dem erhöhter Liquordruck eingestellt, der Kopfschmerz wird durch die Reduktion des Liquordrucks verbessert bzw. der Kopfschmerz wird durch Erhöhung des intrakraniellen Druckes verstärkt. Im MRT findet man verschiedene Hinweise auf einen erhöhten intrakraniellen Druck. Ein vergrößerter blinder Fleck und ein geschlängelter Sehnerv sprechen dafür nicht spezifisch. Die internationale Kopfschmerzklassifikation warnt zur Vorsicht, diese Diagnose bei psychischen Begleiterkrankungen zu stellen. Aufgrund Ihrer Schilderungen scheint mir daher die primäre Behandlung der chronischen Migräne und der psychischen Begleiterkrankungen primär bedeutsam.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Dankeschön für Ihre ausführliche Antwort!
Warum sollte man diese Diagnose (Pseudotumor cerebri) bei psychischen begleiterkrankungen mit Vorsicht stellen?
Danke vielmals!
Liebe Lora, damit ist gemeint, dass keine Liquorpunktion nötig ist, wenn eine psychiatrische Diagnose vermutet wird. Daher sollte jetzt mal die psychosomatische Reha in Angriff benommen werden, für eine Punktion besteht doch keine Indikatikon.
Lieber Herr Professor Göbel,
danke das ich die Möglichkeit habe, Ihnen eine Frage zu stellen.
Kurz zu mir. Ich hatte vor 5 Jahren sehr starke Schwindelanfälle, weil ich mich im Bett gereckt hatte. Da hatte ich sich wohl etwas am Atlaswirbel verrenkt und ich wurde dann leider mehrfach eingerenkt. In dieser Zeit hatte ich keinerlei Migräne mehr, wie ich sie kannte, dafür dann 3 Jahre mit starkem Benommenheitsschwindel zu tun, der von den Ärzten immer auf den verschobenen Atlas geschoben wurde. In der ersten Zeit hatte ich auch ein starkes instabil Gefühl an der HWS. Gott sei dank beruhigte sich alles soweit und die normale Migräne kehrte nun ca. 2 Jahre zurück. Meist immer beginnend mit starkem Benommenheitsschwindel.
Letztes Jahr im Oktober wurde die Migräne wieder schlimmer und ich wurde wieder eingerenkt und bekam eine Woche danach einen Bandscheibenvorfall in der HWS C4/C5. Eine Reha folgte mit mäßigem Erfolg. Auch häufte sich massiv die Migräne mit stärkerem Benommenheitsschwindel und die starken Nackenschmerzen. Ich stellte für mich fest das der Bandscheibenvorfall an sich nicht mehr das Problem war. Es kam eher wieder zu dem starkem instabil Gefühl an dem Atlaswirbel, die Schmerzen und der Druck lagen viel weiter oben, als der Bandscheibenvorfall, wo dann leider wieder manipuliert wurde. Es war ein Teufelskreis, alle sagten mir die Migräne kommt davon. :o(
Eine Ärztin brachte mich dann auf die Diagnose Dancing Dens, er auch durch ein Funktionsröntgen dargestellt werden konnte. Dieser wurde dann weiterhin mit Krafttraining, was ich in der Reha bereits gelernt hatte und hochdosiertem B12 in Spritzenform behandelt. Dies half dann auch endlich und verschaffte mir neue Lebensqualität, auch die Gewissheit, die Nackenschmerzen sind Teil der Migräne.
Daher nun meine Frage, kann es sich das sich durch die ständige Reizung des Dens sich meine Migräne deswegen verstärkt oder es dadurch triggert? Da ist doch auch der Trigenimus in der Nähe, oder?
Ich habe im Dezember einen Termin bei Dr. Heinze bei Ihnen in der Schmerzklinik, wo ich dann alle Unterlagen mitbringen werde.
Durch Headbook, der Migräne Community und der lieben Bettina und Charlie konnte ich schon einiges selbst verbessern. Ich nehme zur Prophylaxe Migravent Classic, und benutze 2 mal täglich Cefaly und konnte so meine Anfälle dämpfen und auch reduzieren sodass ich auf zur Zeit 6-8 von ursprünglich 12-14 Einnahmetage komme und viele( Schmerztage bis zur 18 im Monat) t nicht behandeln muss. Dies ist schon auch großer Erfolg und ich kann besser damit umgehen, da meine Migräne zur Zeit sehr viel „im Nacken sitzt“ Auch ist der starke Benommenheitsschwindel eher seltener geworden seitdem ich manchmal bis zu 1200mg Magnesium nehme.
Vielen Dank für Ihre Antwort und einen schönen Tag.
Angi
Liebe Angi,
Migräne ist eine eigenständige primäre Kopfschmerzerkrankung. Sie ist auf nichts anderes zurückzuführen. Vielmehr sind eigenständige Mechanismen für ihre Entstehung verantwortlich. Grundlage ist eine genetisch bedingte Risikobereitschaft, die ein Leben lang besteht. Ein verschobener Atlaswirbel, ein Bandscheibenvorfall oder ein tanzender Dens sind nicht für Migräne verantwortlich. Immer wieder wird das Bedürfnis, nach einer Ursache zu fragen und eine zu finden, damit befriedigt, dass vermeintliche verantwortliche andere Erkrankungen für die Migräne Bedingung sind. Dies ist nicht der Fall. Bedauerlicherweise entstehen bei der Behandlung dieser vermeintlichen Ursachen zahlreiche Komplikationen. Dazu gehören leider auch schwerwiegende Verletzungen an der Halswirbelsäule oder an den hirnversorgenden Arterien, die zum Teil lebensbedrohlich sind. Einrenkungen und andere Manipulationen sollte man daher nicht vornehmen lassen. Gerade solche Manöver können auf die Dauer Komplikationen bedingen und Schmerzen verursachen.
Der von Ihnen jetzt eingeschlagene Weg ist der Richtige. Man muss sich auf die Behandlung der Migräne selbst konzentrieren und diese als eigenständige Erkrankung aufnehmen. Nur dann kann man zielgerichtet gegen sie wirksame Behandlungen finden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Vielen lieben Dank für Ihre Antwort. Ich werde auch nie wieder etwas an meiner HWS manipulieren lassen, daraus habe ich mehr als gelernt. Leider vertraut man seinen Ärzten und sucht nach Lösungen und Hilfe.
Ja nun habe ich den richtigen Weg und die richtige Einstellung gefunden und arbeite selbst auch sehr an Besserung und Unterstützung. Hierdurch habe ich endlich kompetente Hilfe gefunden. Vielen Dank für Ihre Chats, das Forentreffen mit der Livechat Runde und der Hilfe die über Headbook und der Migräne Community angeboten wird.
Schönen Abend noch.
Angi
Ich nehme Dich beim Wort, liebe Angi, nie mehr manipulieren lassen an der HWS! 😉 🙂
Sehr geehrter Herr Göbel,
Meine Frage wäre diese: Ich habe mittelschweres Asthma, welches eigentlich mit Medikamenten gut eingestellt ist. Jedoch habe ich trotzdem hin und wieder Anfälle, besonders während der Pollensaison. Mir ist jetzt aufgefallen, dass nach fast jedem Asthmaanfall der letzten Zeit auch ein Migräneanfall auftrat. Ist es möglich, dass die Asthmaanfälle die Migräneanfälle triggern?
Wenn ja, gäbe es eine Möglichekeit, dem vorzubeugen?
Mit freundlichen Grüßen,
Sissi
Liebe Sissi,
es ist möglich, dass die von Ihnen beschriebenen Asthmaanfälle Migräneattacken triggern können. Eine gute Einstellung des Asthmas bronchiale wäre eine Möglichkeit, dies zu reduzieren. Unabhängig davon ist es auch erforderlich, dass eine wirksame Vorbeugung der Migräne aufgebaut wird, um die Anfälligkeit dafür zu reduzieren.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Göbel,
Danke für ihre Antwort, das hilft mir sehr weiter. Das Asthma ist momentan mit Dauermedikation gut eingestellt, meine Werte waren sehr gut bei der letzten Kontrolle. Eine Migräneprophylaxe habe ich gerade begonnen und setzte sehr viel Hoffnung darauf. K
Einen schönen Abend und danke nochmal,
Sissi
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Göbel,
danke, dass Sie hier Fragen beantworten.
Mein Mann ist chronischer Clusterkopfschmerz-Patient. Die aktuelle Episode mit mehreren Attacken täglich (3-4) dauert seit Juni an. Die Attacken kupiert er überwiegend erfolgreich mit Sauerstoff und/oder Imigran.
Er nimmt seit Jahren täglich prophylaktisch Verapamil an der Dosierungshöchstgrenze und hat jetzt, um die aktuelle Episode zu beenden, folgendes probiert:
ca. 2xtäglich Sumatriptan in Tablettenform (zwei Wochen lang) als zusätzliche Prophylaxe
eine ambulante Kortison-Therapie (Tabletten)
zwei stationären Aufenthalte in der Neurologie des westdeutschen Kopfschmerzzentrums in Essen im Abstand von drei Wochen zur Infiltrationstherapie und jeweils zwei Ketamin-Infusionen pro Aufenthalt.
außerdem ‚gammacore‘ und ‚Amerikanische Chiropraktik‘.
Leider hat keine der Therapien Wirkung gezeigt.
Er bat mich deshalb Ihnen folgende Fragen zu stellen:
1. Kann es sein, dass sich eine Episode beim Cluster durch den Übergebrauch von Imigran und Sumatriptan verlängert?
2. Hemmt die Sauerstoff-Inhalation die Wirkung von Sumatriptan?
3. Was könnte noch helfen, eine Episode zu durchbrechen?
4. Stimmt es, dass Venlafaxin mittlerweile bei der Behandlung von Clusterkopfschmerzen eingesetzt wird?
5. Ist es richtig, dass Kortison in Tablettenform die gleiche Wirkintensität hat wie Kortison-Infusionen?
6. Kann es bei Clusterkopfschmerz-Patienten zu medikamenteninduziertem Kopfschmerz kommen?
Ich hoffe, das sind nicht zu viele Fragen. Bitte entschuldigen Sie, falls doch. Wir wissen uns einfach keinen Rat mehr.
Herzliche Grüße
Johanna Svensson
Liebe Frau Svensson,
es ist nicht anzunehmen, dass sich eine aktive Periode bei Clusterkopfschmerz durch den Dauergebrauch von Imigran oder Sumatriptan verlängert. Bei schwer einzustellenden Clusterkopfschmerzen kann es im Einzelfall notwendig sein, eine Dauereinstellung mit einem Triptan zu erwägen.
Die Sauerstoffinhalation hemmt die Wirkung von Sumatriptan nicht.
Beim Clusterkopfschmerz gibt es verschiedenste Möglichkeiten der Vorbeugung. Sicherlich wird man Ihnen diese im Kopfschmerzzentrum eröffnet haben. Nähere Einzelheiten finden Sie auf unserer Homepage unter dem Menüpunkt „Clusterkopfschmerz-Wissen“.
Venlafaxin wird bei begleitender Depression auch bei Clusterkopfschmerzen verwendet. Auf den Clusterkopfschmerz selbst hat es keinen bisher nachgewiesenen Effekt.
Kortikoide werden in unterschiedlicher Darreichungsform und auch in verschiedener Wirkstärke eingesetzt. Ein direkter Vergleich ist daher nicht möglich. Bei intravenöser Gabe kann eine schnellere Wirksamkeit erzielt werden. Auch kann die Dosis durch die hohe Konzentration zu einer höheren Wirksamkeit führen.
Bei Patientin, die ausschließlich an einem Clusterkopfschmerz leiden, sind in aller Regel keine medikamenteninduzierten Kopfschmerzen zu erwarten. Besteht bei den Patienten jedoch zusätzlich ein anderer primärer Kopfschmerz, wie z. B. Migräne, kann zusätzlich eine Kopfschmerzfrequenzsteigerung dieser Kopfschmerzen entstehen.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Einen schönen Abend noch.
Lieber Professor Göbel,
was können Sie zur EMDR-Therapie bezogen auf chronische Kopfschmerzen/Migräne sagen? Wüssten Sie ggf. eine Adresse?
Vielen Dank!
kopflotte
Liebe Kopflotte,
bei der EMDR-Therapie handelt es sich um den Versuch einer Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen. Es handelt sich um psychotraumatologische Behandlungsmethode für traumatisierte Personen. Diese Behandlungsform liegt außerhalb unseres Spezialgebietes. Sie können sich im Internet umfassend dazu belesen und auch Adressen finden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Prof Göbel!
Ich habe seit dem 13.LJ Migräne, bin jetzt 58 und musste die Erfahrung machen, dass nach der Uterus/Ovarentfernung mit 50 die Migräne heftiger wurde. Anfälle bis zu 10 Tagen , wo die Seiten wechseln und nach ca 3 Tagen auch Triptane nicht mehr wirken. Vor 3 Jahren hatte ich eine SVT Sinus sagittalis u transversus li, ein Jahr Marcoumar, dann abgesetzt. Zusätzlich hatte ich danach ca sechs Monate heftigste Hinterkopfschmerzen mit Schwindel und Übelkeit und Konzentrationsstörungen, seither Berufsunfähigkeitspension , im letzten Jahr wieder geringe Seminartätigkeit. Es ließ dann nach, aber geblieben sind- zusätzlich zur bekannten Migräne- Attacken die im Hinterkopf beginnen, oft so heftig sind, dass ich glaube , wieder eine Thrombose zu haben, nur kurz auf Triptane (nur Relpax) leichter werden und sehr lange dauern Manchmal habe ich seither schon Suizidgedanken. Zusatzdg: chron PTSD
BITTE : handelt es sich bei dem neuen KS auch um Migräne? Ev Schmerzgedächtnis nach der SVT?Was kann man da machen?
Mein Arzt sagt, wir haben alle Intervalltherapien durch, wobei ich auf Topiramit schwer depressiv wurde und auf Betablocker Psoriasis bekomme (stattdessen VS mit Candesartan).
Botox half nicht, ist allerdings schon ca 10 Jahre her, ein versuch es in den Sternocleidomastoideus zu injizieren, brachte außer einer vorübergehenden Lähmung nichts. Gepante wurden schon während der Studie beendet (Leberwerte)
Amitryptilin wurde vor einigen Jahren durch Cymbalta ersetzt.
Prof Pinsger (Orthopäde) versuchte CT gezielte Infiltrationen mit Cortison, Xylo und Opiaten C1-C7 und n.occip., wurde nach der Thrombose verboten. Den Vorschlag Cannabinoide zu nehmen, habe ich damals abgelent aus Angst vor Psychose und Depression.
Vot 2 Jahren habe ich in der Klinik Chiemseeblick einen Triptan- und Opiatentzug gemacht, danach war es einige Monate leichter.
Seit der Thrombose habe ich auch einen schwankenden Bluthochdruck, der von 90/70 auf 180/120 springen kann ohne für mich ersichtliche Ursache.
Medikation zZ: Cymbalta 60mg, Candesartan 16mg,Procorolan 5mg. Bin seit 4 Wochen Triptanfrei (auf eigene faust)
Letzter Versuch: Simvastatin/D3 verschlimmerte die Symptome.
Jetzt soll ich eine Eumitan-Dauertherapie machen und habe große Angst . Man soll doch die Triptane nur akut und möglichst wenig nehmen wg MÜK, was passiert dann beim Absetzen und muss ich ein Serotoninsyndrom fürchten? Ich kenne niemanden der das nimmt (mein Arzt kennt noch 2 Pat. damit) und finde auch keine Studien.
Bitte können Sie mir raten?
Ich lebe in Österreich, wollte auch schon nach Kiel kommen, schaffe es aber nicht, mich so lange von meinem Therapiehund zu trennen und habe auch niemanden dafür.
Wenn Sie es für sinnvollhalten und es möglich ist, ein ambulantes Grspräch mit Ihnen zu führen, setzte ich mich in den Nachtzug (Fliegen wurde mir auch verboten)
Bitte verzeihen Sie mir das lange mail, ich weiß echt nicht weiter.
Mit ganz herzlichen Grüßen
Martina Sendera
Liebe Martina,
aufgrund Ihrer Schilderungen ist der Dauerkopfschmerz auf die Sinusvenenthrombose mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückzuführen. Er ist ja zeitlich nach diesem Ereignis neu aufgetreten. Auch die Begleitsymptomatik mit Schwindel, Übelkeit und Konzentrationsstörungen sprechen dafür. Diese ist erfreulicherweise abgeklungen, die bei Ihnen bereits seit dem 13. Lebensjahr bekannten Migräneattacken bestehen weiter und haben nach Ihrer Schilderung anscheinend an Intensität und Häufigkeit mehr zugenommen. Dies ist bei einem entsprechenden Ereignis möglich. Oft liegt eine erhöhte Sensitivität von Hirnstrukturen aufgrund der Sinusvenenthrombose zugrunde. Notwendig ist eine umfangreiche Behandlung zur Reduktion der hohen Empfindlichkeit, intensive verhaltensmedizinische Therapieverfahren sowie ggf. auch medikamentöse Behandlungsverfahren.
Wichtig ist natürlich auch hier, dass Sie die 10-20-Regel einhalten, damit nicht ein Medikamentenübergebrauchskopfschmerz die Häufigkeit und Intensität der Migräne verstärkt.
Eumitan enthält Frovatriptan. Es ist für eine Dauertherapie, insbesondere zur Vorbeugung, nicht zugelassen. Wie Sie schreiben, ist davon auszugehen, dass im Gegenteil die Kopfschmerzhäufigkeit weiter ansteigen wird und auch möglicherweise zusätzliche Nebenwirkungen entstehen. Leitliniengerecht ist diese Behandlung nach meiner Auffassung nicht.
Bitte informieren Sie sich einmal auf der Hompage der österreichischen Kopfschmerzgesellschaft über Kopfschmerzexperten in Ihrer Nähe. Aufgrund der komplexen Gesamtsituation mit den zahlreichen Begleiterkrankungen wäre es sicherlich hilfreich, wenn Sie möglichst in Ihrer Region einen Kopfschmerzexperten dauerhaft finden. Weitere spezielle Fragen könnten dann möglicherweise in Zusammenarbeit erörtert werden.
Freundliche Grüße
Hartmut Göbel
Bitte was meinen Sie mit Verhaltensmedizinischen Therapieverfahren? Kennen Sie in Österreich (Wien Umgebung) jemanden, den Sie mir empfehlen können? DANKE!!!
Verzeihung, hab zu früh gedrückt- bitte welche medikamentösen Behandlungsverfahren?? Mein Arzt sagt, es fällt ihm nichts mehr ein (AKH Wien/Kopfschmerzambulanz), ganz liebe Grüße aus Österreich
Liebe Martina, mit Verhaltensmedizin sind Verhalten, Entspannungsverfahren, Regelmäßigkeit im Alltag usw. gemeint. Zu den verschiedenen Behandlungsverfahren kannst Du Dich auch auf der Homepage der Schmerzklinik Kiel belesen. Und/oder bei uns hier im Headbook austauschen. 😉
Liebe Grüße
Bettina