Berufstätigkeit und Migräne

Berufstätigkeit und Migräne

Kopfarbeit – ja oder nein

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  • Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2815

    Liebe Anouk,

    ich habe heute nicht so viel Zeit um umfassend auf dieses komplexe Thema zu antworten.

    Ich weiß aber eins, eine Arbeit, die wir lieben sollten wir unbedingt weitermachen. Genau an dieser Stelle fängt die Gratwanderung an….es alles so zu organisieren, dass es zuträglich ist.

    Mir hilft eine Psychotherapie sehr dabei, bestimmte Dinge anders zu sehen, zu erkennen, dass Stress immer nur in meinem Kopf ist durch meine Bewertung der Situation und nicht wirklich, dass ich bestimme, was ich zulasse und was nicht.

    Bei meinem zweiten Aufenthalt in Kiel in diesem Sommer haben wir u. a. sehr intensiv über Pausen gesprochen, ich mache oft zu wenige davon, weil ich immer denke für ein paar Minuten lohnt es nicht, aber das bringt oft sehr viel.

    Irgendwo habe ich mal gelesen, der Grund für Migräne ist Migräne, klar gibt es zuträglichere und weniger zuträgliche Dinge resp. Arbeitsplätze, die muss man halt gestalten wie es für einen passt, aber die Arbeit an sich ist es glaube ich nicht.

    Am besten geht es mir und das auch manchmal mit Migräne, wenn ich in mir ruhe, das Gefühl habe, ich bin bei mir und nicht fremdgesteuert. Das ist dann für mich die größte Form von Akzeptanz, die Erkrankung nicht zu verdammen, sondern mit ihr gemeinsam zu leben.

    Ich habe von Oktober 2013 bis Juli 2014 Monate hinter mir, in denen das nicht funktioniert hat, die waren anstrengend und haben mich bis an die Grenzen meiner Kraft gebracht. Ein Reset in der Schmerzklinik Kiel hat mir sehr geholfen, mich wieder zu stabilisieren, vielleicht doch eine Option für dich.

    Liebe Grüße
    Johanna

    Anouk
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 267

    Liebe Johanna,

    danke für deine Antwort!
    Ein Aufenthalt in Kiel ist auf jeden Fall im Hinterkopf schonmal angedacht.
    Wobei ich nächsten Monat wieder zur Schmerztherapeutin gehen werde und sie wegen einer neuen Prophylaxe (Antidepressivum) ansprechen. Das würde ich gerne noch abwarten, bevor ich irgendeine Entscheidung treffe.

    Ich mache seit Anfang des Jahres wieder regelmäßig Yoga und habe das Gefühl, dass mir das ganz viel bringt, um in mir selbst zu ruhen. Ich kenne dieses Gefühl der Fremdsteuerung vor allem durch meine Kinder. Am Anfang sind das halt kleine Egoisten und du musst dich und deine Bedürfnisse einfach komplett hintenanstellen, aber seit wir unser tolles Au Pair haben, ist es viel viel besser geworden.
    Manchmal kommt es jedoch trotzdem zu solchen Situationen (nachts aufstehen, bei Krankheit alles auf Eis legen und für die Zwerge da sein), aber da muss ich als Mutter durch. Ich denke, durch unser Au Pair habe ich schon ein Höchstmaß an Entlastung.

    Was die Arbeit betrifft, muss ich vielleicht einfach weiter versuchen zu reduzieren.

    Liebe Grüße
    Anouk

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33392

    Liebe Anouk,

    freue Dich an Deiner Arbeit und denke keine Sekunde darüber nach, Dir wieder eine Festanstellung zu suchen. So, wie es bei Dir jetzt ist, ist es optimal. Besser geht es kaum noch, denn Du hast das Höchstmaß an Freude, Erfolg und Kompatibilität mit der Familie herausholen können.

    Migräne hättest Du auch als Angestellte und da vielleicht noch viel mehr. Denn dann kommt Frust dazu und Du hättest Deine Flexibilität verloren. Gib Deiner Neurologin doch mal zu bedenken, wie sie sich fühlen würde, müsste sie auf ihre Arbeit verzichten und vielleicht nur noch im Büro sitzen und Arztbriefe diktieren. Nichts macht mehr krank als Arbeit, die man ungern verrichtet. Lass Dich nicht beirren, bleibe dabei, genieße die Arbeit und versuche nur vielleicht das eine oder andere Mal nein zu sagen. Aber nur dann, wenn Du dadurch nicht einen wichtigen Kunden verlierst. 😉 Du machst das schon richtig so. 🙂

    Liebe Grüße
    Bettina, die auch mal als Au-pair gearbeitet hatte. 😉

    Anouk
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 267

    Liebe Bettina,

    deine Sichtweise erscheint mir sehr stimmig. Danke für die Bestätigung!
    Ich hatte in meiner alten Stelle zwar nicht unbedingt viel mehr Migräne, aber dafür viel Frust, manchmal sonntagsabends sogar regelrechte Panikattacken, am Montag wieder zurück ins Hamsterrad mit cholerischem Chef zu müssen…

    Wir sparen derzeit für einen großen Umbau in unserem Haus, wenn das vorbei ist, werde ich mal überlegen, wo wir vielleicht Kosten einsparen können, damit mein Fixblock nicht mehr so hoch ist. Das würde auch wieder Druck rausnehmen.
    Außerdem kommt unser Großer nächsten Sommer in die Schule, dann fallen schonmal die recht hohen Kindergartenkosten für ein Kind weg.

    Flexibel zu sein ist toll und eine Arbeit zu machen, die man liebt ist noch besser! 🙂
    Ich weiß noch, wie deprimiert ist während der Elternpause mit den Kindern war. Nichtstun ist einfach nicht mein Ding.

    Und Au Pairs sind sowieso großartig! 😉

    Liebe Grüße
    Anouk

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33392

    Lass Dich nicht verunsichern und vor allem sollte das Schuldprinzip nicht zum Tragen kommen. „Ich arbeite zu viel, also ist es meine Schuld, dass es mir so schlecht geht.“

    Niemand halt Schuld, die Migräne ist halt da. Man kann immer wieder etwas gegensteuern und das wird man auch versuchen. Aber es muss noch zur Lebensplanung passen, es muss umsetzbar sein.

    Geh Deinen Weg, er ist jetzt richtig für Dich.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Daniela
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1127

    Hi Anouk,

    ich stimme Bettina voll zu!

    Du hast schon total viel gemacht, um die Situation zu verbessern.
    Eine Festanstellung würde dich eher wieder einschränken.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich Stress in Form von Zeitdruck nicht weiter stört. Eher im Gegenteil, es ist viel unangenehmer, wenn ich Zeit totschlagen muss, weil zu wenig zu tun ist (kommt immer mal vor).

    Was viel mehr triggert, ist psychischer Stress in Form von Zwischenmenschlichem, Runzickerei, hinterm Rücken lästern, Neid, Missgunst, Ungerechtigkeiten bis hin zu offenen Feindschaften (v.a. auf der Arbeit).

    Ich hab immer versucht solchen Sachen aus dem Weg zu gehen, soweit das geht, in einer Abteilung mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten.
    Immer geht das nicht.

    Also wenn du glücklich bist, mit deiner Arbeit, mit der Arbeits-Situation, mit deiner Familie, dann bleib os wie du bist und mach weiter so! :o)

    Würde dann eher andere Ansätze suchen, die vorbeugend helfen können. Vielleicht schauste dich mal im Forum „Ernährung“ um; was medizinische Vorbeugung angeht, hast du ja schon einen neuen Ansatz.

    Aber das, was dich glücklich macht NIE verändern!

    Grüßle und alles Gute!
    Daniela

    Zinnie
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4

    Hallo zusammen,

    ich bin neu in diesem Forum und möchte den Austausch zum Thema Bildschirmarbeit gerne nochmal unter dem Aspekt der Lichtempfindlichkeit aufgreifen.

    Mich würden eure Erfahrungen zu diesem Thema interessieren:
    • Erlebt ihr – als Mensch mit Migräne oder einer anderen Kopfschmerzdiagnose – eine ähnliche Lichtempfindlichkeit in der Nutzung von Bildschirmen (PC, Tablet, Smartphone, …)?
    • Wie behelft ihr euch im Umgang mit dieser bildschirmindizierten Lichtempfindlichkeit?
    • Falls auch ihr eine Brille mit Blaulichtfilter tragt: Wie ist der Filter in die Brille eingearbeitet? Lindert der Filter eure Beschwerden?
    • Zum Thema „Migräne & Bildschirmnutzung“ bzw. „Migräne und Blaulichtfilter“ habe ich leider keine aktuelle Studie gefunden. Solltet ihr eine Studie kennen, freue ich mich über jeden Hinweis!

    Zu dem Thema schildere ich euch im Folgenden meine Erfahrungen:

    Vor zwei Jahren habe ich eine starke Migräneattacke erlebt. Seit dem kann ich Bildschirme aller Art (PC, Tablet, Smartphone) nur noch mit einer Brille mit integriertem Blaulichtfilter nutzen. Meine Augen sind bis auf 0,5 bis 0,75 Dioptrin medizinisch gesund.

    Durch meinen Beruf bin ich zu 85 % auf Tätigkeiten am Bildschirm angewiesen. Wann immer möglich, drucke ich Texte aus, um diese nicht am Bildschirm lesen zu müssen und meinen Augen etwas Entspannung zu gönnen. Ebenfalls nutze ich, wenn möglich, die Diktat-Funktion und verschicke per Handy bevorzugt Sprachnachrichten statt Textnachrichten.

    Nach der Migräneattacke (die zunächst als solche nicht erkannt wurde) habe ich behelfsweise auf allen Bildschirmgeräten zunächst die Night-Shift Funktion und/oder Dark-Mode eingestellt und mithilfe meines Arbeitgebers die ergonomische Einrichtung meines Arbeitsplatzes optimiert. Einige von euch haben weiter oben bereits Ähnliches geschildert.

    Ein erster Wiedereingliederungsversuch in den Job zwei Wochen nach der Attacke scheiterte – zu stark waren die Kopfschmerzen bei der Bildschirmarbeit. Nach zwei Monaten ließ ich mir eine Computerarbeitsplatzbrille anfertigen. Mit ihr klappte eine zweite, langsame Wiedereingliederung in den Job, allerdings nur bis Teilzeit (30 Std.). Ein Aufenthalt in der Schmerzklinik in Kiel brachte dann die richtige Diagnose (Migräne). Nach meiner Rückkehr habe ich meine Wiedereingliederung fortgesetzt auf 35 Std. Weiter kam ich damals nicht.

    In diesem Zeitraum habe ich meine Brille verloren. Als ich mir beim Optiker eine Ersatzbrille anfertigen habe lassen, erzählte ich ihm, dass ich von meiner Diagnose Migräne. Er hat mir daraufhin empfohlen, in die neue Computerarbeitsplatzbrille Blaulichtfilter einsetzen zu lassen. Er hat es mir so erklärt: Blau-violettes Licht ist kurzwellig. Die kurzen Wellen erzeugen mehr Lichtsignale. Diese erhöhte Intensität an Lichtsignalen reizen die lichtempfindlichen Nervenzellen häufiger, d. h. der Sehnerv muss bei blau-violettem Licht mehr Signale verarbeiten als bei andersfarbigem Licht. Blaulichtfilter reduzieren dieses kurzwellige Licht und sorgen damit für eine Reizreduktion. Ich bin der Empfehlung gefolgt und habe meine neue Lesebrille und meine Zweitlesebrille mit Blaufiltern ausstatten lassen. In dieser Zeit haben sich meine Schmerztage von bisher 10 Schmerztagen/Monat um mehr als die Hälfte 3 bis 4 Schmerztage/Monat reduziert.

    Meine Beobachtung: Bei meiner primären Brille wurden die Blaulichtfilter (Orgalit Care) direkt ins Glas eingearbeitet . Bei meiner sekundären Brille wurden die Filter zunächst in die Entspiegelung eingearbeitet – eine sogenannte Veredelung. Mit der erstgenannten Variante (Blaulichtfilter im Glas) habe ich nach ein paar Wochen der Gewöhnung eine spürbare und anhaltende Besserung bemerkt, bei der zweiten Variante (Veredelung/Entspiegelung) nicht. Mein Optiker hat sie dann gegen die erstgenannte Variante ausgetauscht – mit Erfolg. Die Gläser sind aufgrund des Filters leicht getönt, was mich jedoch nicht stört und mich in meiner Arbeit nicht einschränkt.

    Seit einem halben Jahr kann ich wieder in Vollzeit (40 Std.) arbeiten. Ohne die Computerarbeitsplatzbrille mit in die Gläser eingearbeitetem Blaufilter wäre das nicht möglich gewesen. Habe ich mal meine Brillen nicht direkt zur Hand und lese ohne Brille, z. B. im Smartphone, ‚beschwert‘ sich je nach Tagesform in 5 bis 20 Min. mein Kopf.

    Beobachtung im pandemiebedingten Homeoffice: Meine Bildschirmtätigkeit von regulär 85 % hat sich im pandemiebedingten Homeoffice auf 95 % erhöht. Seit meiner Wiedereingliederung mache ich regelmäßige Bildschirmpausen – nach 50 Min. für 5 bis 10 Min. sowie eine einstündige Mittagspause. Fällt Mehrarbeit an, ist mir eine Attacke spätestens zum Ende der Woche sicher. Einen achtsamen Stundenumfang im pandemiebedingten Homeoffice würde ich bei 35 Std. ansetzen.

    Ich freue mich auf eure Erfahrungen!

    Allesliebe
    Zinnie

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33392

    Hallo Zinnie, herzlich willkommen bei uns. 🙂

    Die Emfindlichkeit, was Bildschirmarbeit betrifft, ist ganz unterschiedlich bei Migräneleuten. Ich kann sogar in der Wartezeit auf die Triptanwirkung am Computer arbeiten, andere überhaupt nicht. Mich triggert Bildschirmarbeit nicht, andere können kaum mal eine Stunde vorm PC sitzen. Wichtig ist hier auch die Qualität, die optimale Einstellung von Helligkeit, Kontrasten usw. sowie die Höhe des Schreibtisches und ein guter Bürostuhl. All das wirkt zusammen und sollte entsprechend optimiert werden.

    Zum Thema „Migräne & Bildschirmnutzung“ bzw. „Migräne und Blaulichtfilter“ habe ich leider keine aktuelle Studie gefunden. Solltet ihr eine Studie kennen, freue ich mich über jeden Hinweis!

    Mir ist nicht bekannt, dass es einen seriösen Nutzennachweis für solche Filter gibt.

    Seit meiner Wiedereingliederung mache ich regelmäßige Bildschirmpausen – nach 50 Min. für 5 bis 10 Min. sowie eine einstündige Mittagspause. Fällt Mehrarbeit an, ist mir eine Attacke spätestens zum Ende der Woche sicher. Einen achtsamen Stundenumfang im pandemiebedingten Homeoffice würde ich bei 35 Std. ansetzen.

    Hier hast Du Dein eigenes Beispiel mit Evidenz. 😉 Recht oft werden Rückschlüsse gezogen, die „danach, aber nicht deswegen“ geschehen sind. Ob die Filter nun tatsächlich so viel beitragen, dass es Dir jetzt besser geht, bleibt wohl offen.

    Liebe Grüße
    Bettina

    Zinnie
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4

    Liebe Bettina,

    vielen Dank für deine Antwort und deine Hinweise.

    Was die ergonomische Überprüfung des (Homeoffice-)Arbeitsplatzes betrifft, bin ich ganz bei dir. Das ist super wichtig und seit ich es aus gesundheitlichen Gründen das erste Mal gemacht habe, möchte ich es nicht mehr missen.

    Wichtig ist hier auch die Qualität, die optimale Einstellung von Helligkeit, Kontrasten usw. sowie die Höhe des Schreibtisches und ein guter Bürostuhl. All das wirkt zusammen und sollte entsprechend optimiert werden.

    Was die Einstellung des Bildschirms angeht, erlebe ich, dass Arbeitsmediziner*innen in diesem Gebiet durchaus an ihre Grenzen geraten. Hier ließe sich die Arbeitsplatzbegehung künftig vielleicht als „Konsil“ aus Arbeitsmedizin und IT-Expertise weiterdenken.?

    Spannend und hilfreich finde ich deine Differenzierung zwischen einerseits Kausalität und andererseits Synchronizität:

    Recht oft werden Rückschlüsse gezogen, die „danach, aber nicht deswegen“ geschehen sind. Ob die Filter nun tatsächlich so viel beitragen, dass es Dir jetzt besser geht, bleibt wohl offen.

    Ich stimme dir zu, dass sich eine Veränderung in der Regel im Zusammenspiel verschiedener Stellschrauben vollzieht. Aufgrund dessen lässt sich über die Wirksamkeit einer einzelnen Stellschraube nicht ohne Weiteres etwas aussagen. Bei mir war es so, dass sich mit der Gewöhnung an die neue Computerarbeitsplatzbrille (CAB) eine sprunghafte Verbesserung eingestellt hat (Reduktion der Schmerztage um mehr als die Hälfte). Die anderen Stellschrauben davor und danach sind unverändert geblieben. Aber natürlich gilt es hier zu berücksichtigen, dass die einzelnen Stellschrauben im Zusammenspiel manchmal einen längeren Zeitraum benötigen, um zu wirken und dieser könnte dann mit der neuen Brille zusammenfallen. Interessant wäre hier das Experiment (für das ich jedoch nicht die Möglichkeiten habe), ob sich mit einer ansonsten identischen Brille ohne Blaulichtfilter eine gesundheitliche Verschlechterung einstellen würde. Ich kann nicht einschätzen, ob
    so etwas objektiv messbar wäre…

    Meinen Eintrag möchte ich in jedem Fall nicht so verstanden wissen, dass eine CAB mit Blaulichtfilter für jede und jeden eine Linderung ermöglichen würde. Vielmehr habe ich den Eintrag in das Forum hineingegeben, weil ich eine hilfreiche Erfahrung gemacht habe und neugierig bin, ob andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

    Die Neugier zielt jedoch noch viel allgemeiner auf den Umgang mit bildschirminduzierter Lichtempfindlichkeit und hier auf den Nutzen und die Erfahrung auch mit anderen Hilfsmitteln und Workarounds.?

    Allesliebe
    Zinnie

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33392

    Liebe Zinnie,

    ich denke, Du gehst insgesamt einen guten Weg und für Dich persönlich zählt jetzt Dein individuelles Erlebnis und die Verbesserung Deines Zustands.

    Interessant wäre hier das Experiment (für das ich jedoch nicht die Möglichkeiten habe), ob sich mit einer ansonsten identischen Brille ohne Blaulichtfilter eine gesundheitliche Verschlechterung einstellen würde. Ich kann nicht einschätzen, ob
    so etwas objektiv messbar wäre…

    Dafür wäre es jetzt eh zu spät. Weißt ja, Confirmation Bias … 😉

    Meinen Eintrag möchte ich in jedem Fall nicht so verstanden wissen, dass eine CAB mit Blaulichtfilter für jede und jeden eine Linderung ermöglichen würde. Vielmehr habe ich den Eintrag in das Forum hineingegeben, weil ich eine hilfreiche Erfahrung gemacht habe und neugierig bin, ob andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

    Ich denke, das kam auch richtig rüber. Wollte nur ein wenig dämpfen und auch für Mitleser erklären, dass es nie nur die eine Stellschraube sein kann.

    Weiter alles Gute und liebe Grüße
    Bettina

    anneliese
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4

    Ihr Lieben,

    mein Beitrag ist über 10 Jahre her und ich dachte es ist vielleicht gut, wenn ich nochmal berichte, wie es mir ergangen ist.

    Eure Tipps waren sehr gut, dass man vor allem danach gehen sollte, was einem Spaß macht. Dem bin ich gefolgt und habe tatsächlich promoviert und mich dabei nicht so sehr unter Druck gesetzt, nach dem Motto, wenn es klappt klappt es und wenn nicht ist es auch nicht so schlimm. Insgesamt war das eine tolle Zeit, ich habe super viele schöne und spannende Erfahrungen gemacht. Meine Arbeit war sehr abwechslungsreich, vom schwierigen Programmieren bis hin zum eintönigen Abwiegen im Labor oder anstrengender Feldarbeit (tatsächlich auf dem Acker). Rückblickend muss ich sagen, dass es eigentlich keinen Einfluss auf meine Migräne gab, egal was ich gemacht habe. Das Einzige was man vielleicht sagen kann, dass wenn man eine Weile weniger Bewegung hat und sich der Körper daran gewöhnt hat, dann bei der nächsten größeren Anstrengung (zum Beispiel ein Tag auf dem Feld) der Migräneanfall vorprogrammiert war. Das geht mir bis heute so.

    Genossen habe ich in der Wissenschaft tatsächlich die vielen Freiheiten. Weil man sowieso für die meisten Dinge selbst verantwortlich ist, kann man sich auch großzügige Pausen einplanen. Ich habe meist 40 Minuten Mittags die Augen zu gemacht, egal wo ich war. Das hilft mir bis heute, mit der Reizüberflutung umzugehen, in die ich im Laufe des Tages komme. Es gibt immer irgendwo eine ruhige Stelle dafür und mit der Zeit habe ich auch viele Leute „eingeweiht“. Das war eigentlich immer überhaupt kein Problem sich z.B. in ein Büro oder einen ruhigen Raum zurückzuziehen.

    Nach der Promotion bin ich in eine NGO gegangen. Einfach weil es das war was ich machen wollte. Ich bin dort sehr zufrieden und habe mit der Zeit auch immer mehr Verantwortung bekommen (incl. Personalverantwortung). Ich gehe mittlerweile sehr offen mit meiner Migräne um, die allermeisten Leute auf meiner Arbeit wissen Bescheid. Ich arbeite Teilzeit, mittags habe ich im Terminkalender immer eine 1 Stündige Pause, ich kann meinen Tisch hochfahren um auch mal im Stehen arbeiten zu können und da Treppen bei mir häufig Migräne auslösen nehme ich konsequent den Fahrstuhl. Sehr gelegen kam mir auch die Möglichkeit durch Corona Homeoffice machen zu können, was ich sehr häufig nutze. Mein Chef ist mit meiner Arbeit insgesamt sehr zufrieden und daher traue ich mich auch meine Bedürfnisse klar zu äußern. Dienstreisen zum Beispiel belasten mich sehr stark und darauf wird nun auch Rücksicht genommen. Und als der Fahrstuhl kaputt war, war ich 4 Wochen im Homeoffice. Ich glaube tatsächlich dass ein offener Umgang mit der Migräne einem sehr helfen kann und ich möchte alle ermutigen das im Rahmen der Möglichkeiten (nicht alle haben eine sichere Stelle) zu nutzen. Insbesondere gegenüber Kolleg:innen, die nicht über einem stehen, gibt es doch eigentlich keinen Grund ein Geheimnis aus der Migräne zu machen.

    Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich mittlerweile auch einen Sohn habe und im stressigen Familienalltag gemerkt habe, dass es wirklich nicht möglich ist immer alles der Migräne unterzuordnen. Ich versuche daher mich an einige Grundregeln zu halten (z.B. regelmäßiger Rhythmus, feste Pause, Überanstrengungen vermeiden, ausreichend Bewegung). Aber man kann sich eben auch nicht perfekt verhalten und es gibt trotzdem immer wieder Phasen im Leben wo die Migräne einen über Bord spült. Mir hilft es mittlerweile mir dann nichts vorzuwerfen, sondern mein Leben trotzdem so schön wie eben möglich zu gestalten und dazu ermutigt mich auch mein Arzt. Wenn ich also doch mal auf eine spannende Dienstreise mitfahre und 3 Tage Migräne deswegen habe ist es auch ok. Oder wenn ich mit meinem Sohn in den Indoor-Spielplatz fahre und mich die Reizüberflutung triggert. Aber nicht ok ist es Migräne zu haben, weil ich mich nicht getraut habe auf meine Pause zu bestehen. Irgendwie so versuche ich es zu handhaben.

    Ich hoffe mein Bericht hilft der einen oder dem anderen weiter!

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6960

    Liebe Anneliese,

    ganz herzlichen Dank für deinen wertvollen Beitrag.

    Ich freue mich für dich, dass du deinen Weg gegangen bist und dir deine Promotion nicht wegen der Migräne hast nehmen lassen. Und auch sonst dein Leben nach deinen Vorstellungen gestaltet hast. So sollte es eigentlich sein.

    Wie gut, dass du dich und deine Bedürfnisse immer im Blick hast. Das mit den regelmäßigen Pausen ist super, das ermutigt mich, bei mir da auch mehr drauf zu achten.
    Es zu wissen, ist das eine, es zu tun, dann das andere. 😉

    Weiterhin alles Gute für dich und deinen Sohn.

    lieber Gruß,
    Heika

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