Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK)

Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK)

Schmerzen einfach aushalten??

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  • luna
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    Beitragsanzahl: 43

    Hallo zusammen,
    nachdem ich schon viel bei euch gelesen habe will ich mich jetzt auch mal vorstellen. Wollte ein anderes Bild einstellen, das ist mir aber noch nicht gelungen.

    Ich bin 56 Jahre, von Beruf Sozialpädagogin in beratender Tätigkeit. Migränre habe ich seit über 30 Jahren. Die ersten Jahre waren sehr schlimm, dann nahm sie ab, als ich die Kinder bekam und so ca. seit 1990 oder so gab es Triptane, die eine riesige Erleichterung brachten.

    Jetzt aber, so seit 7 Jahren, vermutlich den Wechseljahren, wurde sie zunehmend schlimmer, also stärker, häufiger, länger. Von Ascotp2,5 musste ich auf 5mg erhöhen. In diesen Jahren hab ich alles an Behandlungen versucht, schulmedizinische aber auch altertnativmedizinische, auch Migravent, Migra3 , magnesium, Topamax, Betablocker seit einem Jahr jetzt sogar Botox. Das war noch meine letzte Hoffnung, aber ich hab das Gefühl, das Botox auch nicht wirklich viel hilft. Vielleicht ist der Schmerz nicht ganz so stark , aber immer noch unheimlich häufig.

    Im letzten Jahr war ich 4 Wochen in der Migräneklinik Königstein, was langfristig nur eins gebracht hat: hier bekam ich Venlafaxin und ich finde, dass ich seither weniger depressiv mit der Erkrankung umgehe. In letzte Zeit war ich auch gar nicht mehr bereit, alles nur durch die Migräne bestimmen zu lassen, bin eher dahin gekommen, einfach das zu machen, was ich will. Mich nicht immer zu fragen, kann ich das jetzt, tut mir das gut, muss ich mich eher entspannen und so was. Dazu gehörte für mich aber auch die sofortige Einnahme des Triptans ( zolmiript) damit ich normal leben konnte. In den letzten Monaten wurden es 12 Stück monatl. Ich denke, dass es bereits ein MÜK war. Nach einer Rücksprache mit dem Scherzzentum Freiburg, dort bekomme ich das Botox, hab ich zu hause einen Auslassversuch gemacht mit Cortson und Dozepin. Heute ist der 5. Tag, leider wieder mit Migräne. Ich weiß jetzt gar nicht wie es weitergeht! Werde ich morgen, um wieder zu arbeiten, was ich unbedingt will, wieder das erste Triptan einnehmen oder trotz Arbeit die Schmerzen aushalten?

    Das fällt mir am schwersten, Schmerz den langen Tag, bzw. Nacht, über auszuhalten. wie sind damit eure Erfahrungen und kann man auch mit Aspirin-Migräne oder Naramix das Triptan ersetzen? Ich will aber auch nicht in einen Medimix geraten und alles durcheinander nehmen. Im Moment würde ich mal lieber lernen den Schmerz auszuhalten.
    Welche Erfahrungen habt ihr damit?
    Über Antwort würde ich mich sehr freuen.
    Luna

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33366

    Ein herzliches Willkommen, liebe Luna. 🙂

    Leider machen viele Frauen die Erfahrung, dass die Wechseljahre nochmal eins draufsetzen. Mit dem Problem bist Du nicht alleine.

    Wie gut, dass sich Deine Einstellung zum Schmerz dahingehend verändert hat, dass Du Dir Dein Leben nicht mehr von der Migräne diktieren lässt. Auch die rechtzeitige Behandlung gehört zu dieser „entspannteren“ Einstellung.

    Das Triptan zu ersetzen mit anderen Schmerzmitteln bringt Dir keinen Vorteil. Entweder Du machst eine konsequente Pause mit völligem Verzicht auf Schmerzmittel, oder Du behandelst einen Status migraenosus mit Kortison und nimmst danach gleich wieder Schmerzmittel und Triptane.

    Einen Verzicht auf Triptane kann man nicht umsetzen, wenn man gleichzeitig arbeiten muss. Diesen Ehrgeiz solltest Du gar nicht haben. Behandle wieder, wenn der Schmerz da ist. Sollte mal wieder und diesmal eine „richtige“ Pause fällig werden, dann mach sie entweder in der Klinik, oder lass Dich lange genug krankschreiben. Es macht absolut keinen Sinn, zu lernen, Schmerzen auszuhalten. Damit schadest Du Deinem Nervensystem und nicht zuletzt auch der Psyche.

    Schmerzdistanzierende Medikamente können helfen, die Migräne zumindest nachts mal ohne Triptan zu verschlafen.

    Gute und schnelle Besserung,
    Bettina

    alchemilla
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3992

    zur Ergänzung: ich weiß nicht, was naramix ist. Wenn du Naramig meinst, dann ist das auch ein Triptan. Es ist ein sehr sanftes, leichtes Triptan, welches aber lange wirkt.
    Ich mache es auch so, wie Bettina beschreibt: wenn eine Migräneserie zu lange andauert, dann unterbreche ich sie mit Kortison. Dann habe ich drei oder vier Tage „frei“, aber mir kommt es vor, als erhole sich der Kopf ein wenig und danach kommen eine zeitlang die Attacken nicht ganz so dicht hintereinander.

    luna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 43

    Liebe Bettina, liebe Alchemilla,
    ich danke euch sehr für die Rückmeldung. Die hilft mir jetzt sehr!! Also versuche ich wieder mit Triptan einen Anfall zu behandeln, will mich aber bemühen, nicht mehr als 8 im Monat einzunehmen, vielleicht bedeutet das dann, die übrigen , wenn sie denn wieder so häufig werden, auszuhalten oder mit Aspirin-Migräne zu lindern, so will ich es versuchen.
    Im Moment bestimmt aber doch die Migräne wieder mehr als mir recht ist. So werde ich am WE die geplnte 2 Tagesalpenwanderung mit meinem Tanzkreis nicht mitmachen. Ich hab das Gefühl, bei der Anstrengung ist ein Anfall vorprogrammiert. Aber damit kann ich leben, Freu mich eher auf ein geruhsames WE.
    Liebe Grüße
    Luna

    Happy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1826

    Liebe Luna,

    solche Wanderungen kann ich auch nur in meinen guten Phasen machen, da sie ansonsten Migräne bei mir auslösen oder ich nehme das in Kauf!

    Ich wünsche Dir gute Besserung.

    Liebe Grüße
    Christiane

    Happy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1826

    An die lieben Chroniker,

    wie macht Ihr das eigentlich, wenn ich Ihr länger Migräne am Stück habt. Bei mir ist es immer so, dass ich ca. 2 x im Monat mit einem 6- und noch länger-tägigen Migräne-Status zu tun habe ohne Unterbrechung, bzw. nur durch Triptane zu unterbrechen, also nehme ich in dieser Phase täglich ein Triptan, bis der Schmerz so mild wird, dass ich ihn auch ohne Triptan ertrage oder bis der Status vorbei ist.

    Jetzt lese ich des öfteren, dass Ihr schon ab dem 4. Tag mit Cortison den Status versucht zu unterbrechen (richtig?). Macht Ihr das bei jedem Status so? Das würde für mich bedeuten, dass ich ca. 2 x im Monat, manchmal sogar 3 x für einige Tage Kortison nehmen müsste, was ich auch nicht als ideale Lösung für mich sehe. Ich muss auch schon so öfter kortisonhaltige Produkte zu mir nehmen wegen meinen Allergien….

    Ich danke schonmal für Eure Erfahrungen diesbezüglich.

    Lieben Gruß
    Christiane

    heika
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 6947

    Hallo Christiane,

    ich hatte vor kurzem einen 9-tägigen Status. Anfangs hatte ich ganz normal mit meinem Triptan behandelt. Als die Migräne einfach nicht mehr aufhören wollte, wusste ich, dass ich wieder in einen Status gerutscht bin. Zum Glück weiß man am Anfang ja nicht, wie lange er dauert…

    Da bei mir alle 1-2 Tage die Seite wechselt, und ich auf der re. Seite „nur“ die Schmerzen aushalten muss, dabei aber keine Übelkeit auftritt, halte ich auf dieser Seite die Schmerzen aus und behandle mit Triptanen nur die viel stärkere linksseitige Migräne. An 4 von 9 Tagen hatte ich mit Triptan behandelt, was für mich viel ist, da mein Allegro ein sehr langwirkendes Triptan ist, und an einem anderen Tag noch ein Naproxen nachgeschoben.

    Diesen Status habe ich ohne Kortison durchstehen können, bei meinem letzten habe ich am 7. Tag mit einer einmaligen Dosis Kortison gestoppt. Da war ich kräftemäßig einfach am Ende.

    So entscheide ich immer im Einzelfall, was ich ertragen kann und was nicht. Bis jetzt kam ich damit klar, hoffentlich bleibt es so.

    Ich würde kein Kortison nehmen, wenn es nicht unbedingt nötig ist.

    Lieber Gruß
    Heika

    sternchen
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 4964

    Liebe Christiane,

    ich schließe mich Heika´s Meinung an. Auch ich nehme Kortison nur, wenn es unbedingt sein muss. Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was richtig ist. Du wirst hier viele unterschiedliche Meinungen lesen, Ich kann nur schreiben wie ich es für mich händele. Ich habe mir seiner Zeit die Empfehlung von Prof. Göbel sehr zu Herzen genommen. Die heißt :wenn es g e h t , nicht länger als 3 aufeinanderfolgende Tage Triptane zu nehmen. Auch einmal im Monat eine Attacke aushalten.

    Mit diesen beiden Regeln versuche ich mich über Wasser zu halten. Natürlich geht das nicht immer, und wenn es dann doch nötig ist, nehme ich Kortison. Aber wie gesagt, nur im äußersten Notfall.

    Liebe Grüße
    Sternchen

    Alinya
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 35

    Hallo zusammen,

    Auch ich habe sehr häufig Migräne und kratze immer an der 10/20-Regel. Im Mai musste ich am Monatsende eine viertägige Attacke aushalten, weil mein Budget aufgebraucht war. Im Juni hatte ich schon am 20. die 10 Schmerzmitteltage aufgebraucht. Da ich keine Kraft zum Aushalten hatte, habe ich danach trotzdem noch Triptane genommen.

    Die 10/20-Regel einzuhalten bedeutet für mich, dass ich jeden Monat eine 72-stündige Attacke aushalten müsste.

    Es fällt mir aber sehr schwer, dies Familie, Arbeit und mir selbst zuzumuten.

    Wie geht ihr mit diesem Dilemma um?

    Viele Grüße
    Alinya

    Katharina
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 322

    Hallo,

    ich hatte im Juni einen sehr schweren Anfall, bei dem ich dann Cortison genommen hab, da ich nicht mal für ganz kurz aufstehen konnte und gemerkt hab, es wirkt auch gar nichts mehr….

    Ich habe das in etwa so aus Kiel mitgenommen:
    Cortison nicht öfters als alle drei Monate, und nur im Notfall, aber ich weiß nicht, ob dass so genau stimmt.

    Ansonsten versuche ich abzuwechseln, zwischen Vomex und Novalgin, Auch mal Diazepam zur Nacht (nicht zu oft), und die leichteren Attacken auszuhalten…….da keine Triptane mehr wirken, stellt sich die Frage eh nicht, aber Novalgin darf ich eben auch nicht zu oft nehmen, und es hilft auch nur bedingt. Vor der Klinik war ich deutlich über den zehn Tagen… 🙁

    Liebe Grüsse, Katharina

    sternthaler
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 444

    Hallo Christiane,

    ich habe Dir genau zu dem Thema eine PN geschrieben, schau mal nach.

    Pamela

    luna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 43

    hallo zusammen,
    das ist eine interessante Diskussion, mir war gar nicht bewusst, wie viel von uns immer noch am ausprobieren und versuchen sind. Es ist eben auch kein Migräneafall wie der andere, immer ist irgendetwas anders. Ich will auch Cortison nur im äußersten Zustand nehmen, sonst wieder Triptane, vielleicht auch Doxipin über Nacht, das hilft schon, wenn man wenigstens schlafen kann. Aber wie geht das Leben weiter. ich frag mich wirklich was ich noch tun soll? ich hab schon viel versucht, viel geändert , abgebaut, verzichtet.usw. Komme gerade von einem Psychologentermin im Schmerzzentrum: auch hier sagte man mir, ich soll mein Leben nicht nach der Migräne ausrichten, lieber stetig auf Reizminderung achten. Sie zeigte ein Bild von meinem /unserem Gehirn auf: ich solle mir eine Regentonne vorstellen, in die Regen fällt bis sie voll ist. Dann reicht schließlich ein einziger Tropfen das Fass zum Überlaufen zu bringen. Also versuchen, das Fass nie ganz randvoll werden zu lassen.
    Schafft ihr soetwas? ich werde es mal versuchen, spüre aber die Grenze sicher nicht wirklich, weil tief in mir drin, immer noch viel mehr gehen würde, wenn ich könnte wie ich wollte.
    Liebe Grüße
    an alle

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