Mein persönlicher Schmerzverlauf

Mein persönlicher Schmerzverlauf

Lili

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  • lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Hallo,
    ich habe länger mitgelesen und will mich nun mal vorstellen.
    Ich bin 44, habe Migräne seit meiner Jugendzeit, aber über die lange Zeit sehr unterschiedlich. Früher Migräne mit Aura, sehr stark und mit Erbrechen, aber eher kurze Anfälle und diese etwa 2-3 mal im Monat.
    Ich habe dann mit Ende 30 zwei Kinder bekommen und hatte zum Glück in den Schwangerschaften und auch in den Stillzeiten so ziemlich Ruhe. Und dann weiter Ruhe und ich hatte schon die Hoffnung, dass das Thema Migräne vorbei sein könnte … Aber leider, vor 2 1/2 Jahren, als mein Sohn 2 1/2 war kam die Migräne dann mit voller Macht und ich habe 8-10 Migränetage (ohne Aura) im Monat und in den letzten beiden Monaten eher noch mehr. Dazwischen Tage an denen ich erschöpft bin von all dem oder noch Nach-Druck oder Vor-Druck habe, so dass zu wenig gute Tage übrig bleiben.
    Kann diese plötzliche Migränezunahme schon mit 42 hormonell bedingt sein?

    Ich halte mich an so in etwa alle Verhaltensregeln, habe Entsprannungstraining gemacht, versuche regelmäßig Sport zu treiben, habe Magnesium, Topiramat, einen Betablocker und Valproat als Prophylaxe bislang erfolglos probiert.
    Ich nehme meist Zolmitriptan mit Naproxen, damit geht es mir nicht gut, aber die Schmerzspitzen sind weg.

    Tja und der Rest des Lebens, das kennt ihr wohl auch …
    Ich arbeite an der Uni und brauche eigentlich meinen Kopf um das erfolgreich tun zu können aber der ist nun so oft im Standby Modus, dass das schwierig ist und ich nur im Schneckentempo voran komme. Mutter-Sein finde ich an Migräne Tagen auch sehr schwierig, ich bin so lärmempfindlich und überhaupt ist alles so anstrengend und ich so bleiern, dass ich sehr an meine Grenzen komme. Auch in der Beziehung finde ich es nicht immer einfach – die guten Tage brauche ich um mich wieder aufzurichten … ich fühle mich selten wirklich offen für andere, …

    Gerade jetzt ist es so, dass die Angst mich im Griff hat, leichten Matschkopf und ich frage mich geht es los oder nicht und bin etwas panisch. Die Medikamenteneinnahmegrenze macht mir jetzt schon am Anfang des Monats Angst. Gibt es noch Tipps zum Umgang mit dieser Angst? Wenn ich längere gute Phasen hatte bin ich gleich viel entspannter und sage mir, dass ich das schon schaffe und auch diesen Anfall hinter mich bringen werde, aber im Moment ist das schwer.
    Ich frage mich, was ich mache wenn ich über die 10 Tage im Monat komme – zweilmal habe ich bislang 11 Triptane genommen – ich weiß echt nicht wie es gehen soll mich ohne Medikament um die Kinder zu kümmern …

    Ich könnte noch mehr schreiben, mit dem eigenen Leiden lassen sich wohl oft Bücher füllen, habe oft das Gefühl damit alle zu langweilen.
    Ich habe so sehr das Gefühl ein anderer Mensch geworden zu sein durch diese häufige Migräne, weniger offen, ängstlicher, weniger humorvoll, angspannter, …

    So, das wars erstmal –
    an einem besseren Tag schreibe ich auch positivere Dinge 😉 ihr kennt das ja,
    viele Grüße
    lili

    regenbogen68
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1747

    Liebe Lili,

    willkommen, hier bei uns.

    Du musst nicht panisch werden. Wenn man einmal oder zweimal etwas über die 10er Grenze kommt, gerät man nicht automatisch in den MÜK. Du findest dazu hier im Forum Infos bzw. als Buchtipp: H. Göbel, Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne.

    Bei den Prophylaxen hast du schon viel probiert, aber noch längst nicht alles. Evtl. startest du wieder einen Versuch? Hast du einen guten Arzt an deiner Seite?

    Arbeitest du als Wissenschaftlerin an der Uni? Wenn ja, hast du vielleicht zeitliche Spielräume. Die würde ich ausnutzen, wenn das geht. Damit meine ich nicht, weniger zu arbeiten, sondern nach „Fitness-Grad“ (der schwankt ja bei uns Migränikern sehr).

    Was die Ängstlichkeit etc. betrifft, so gehen hier manche den Weg, dass sie sich therapeutische (verhaltens-) Hilfe holen, um besser mit der Situation umgehen zu können.

    Und du wirst sehen, das Forum hilft auch! 🙂

    Lieben Gruß
    Regenbogen

    lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Liebe Regenbogen,
    vielen Dank erstmal.
    Therapeutische Hilfe habe ich mir schon geholt und das tut auch gut.
    Ja, ich arbeite als Wissenschaftlerin und nutze die Freiräume die ich habe, allerdings gibt es bei zwei noch recht kleinen Kindern nicht so viele Freiräume um etwas nachzuholen, zumal ja auch die Kraft reichen muss. Ich bin dennoch sehr froh, dass ich einen flexiblen und nicht ständig überwachten Arbeitsplatz habe – allerdings befristet, wie Uni eben so ist.

    Tja, diese Angst – ich merke gerade dass es tatsächlich wohl der Vorbote von einem Anfall war und vielleicht auch daher begründete Stimmungsschwankungen. Habe gerade was genommen … und werde mich jetzt hinlegen bevor die Kinder kommen …

    Danke fürs Willkommen!
    lili

    lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Phhh jetzt sitze ich im Büro und frage mich, ob ich gleich zum 4. Mal was nehmen muss obwohl doch erst der 9.Juni ist … Außerdem bin ich heute Nachmittag und Abend allein mit den Kindern.
    Wie kriegt Ihr das hin mit Kindern und Migräne? Meine Tochter mit ihrem Dickkopf, mein Sohn mit seinen Wutanfällen und wenn sie sich dann wohlmöglich noch streiten … Dafür wirken die Medis nicht gut genug oder meine Qualitäten als Mutter …

    Mir ist zum …
    lili

    Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2815

    Ich hatte bis vorgestern schon fünf diesen Monat, vielleicht hilft dir das bei deiner Entscheidung….

    Deine Qualitäten als Mutter würde ich mal gar nicht in Zweifel ziehen…, kannst du eine Pause machen und dich rausnehmen irgendwie?

    LG Johanna

    lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Liebe Johanna,
    vielen Dank für die schnelle Antwort …
    Im Moment sind die Anfälle nur so oft und ich war in den letzten beiden Monaten schon knapp über der Grenze (11). Wie machst du das, wenn du schon fünf hattest – macht dir das Angst?
    Rausnehmen geht gerade nicht … aber vielleicht will mein Sohn später beim Nachbarn spielen 😉
    LG
    lili

    Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2815

    Zur Zeit macht es mir noch keine Angst, ich habe im letzten Sommer acht Wochen durchgehalten ohne Akutmedikation, nur mit Magnesium, das gibt mir immer noch Kraft, ich weiß für mich, dass es geht.

    Ich war schon zwei Mal im MÜK und möchte das nicht wieder, aber Angst nützt da nichts (ist eher kontraproduktiv), das weiß ich mittlerweile auch.

    Vielleicht wird ja der Rest des Monats besser, zwei Triptane pro Woche habe ich noch, das ist doch was!

    War ein anstrengender Weg bis hierher…. Meine wichtigste Erkenntnis ist „locker bleiben“ und annehmen.

    Hört sich vielleicht blöd an, aber ich habe auch immer gedacht, das geht nicht und das geht nicht…. Heute gibt es Tage, da geht nichts bei mir, ich schaffe es gerade bis ins Bad und trotzdem geht alles weiter irgendwie.

    Meine Wäsche hängt z.B.seit Samstag auf der Leine, hätte ich früher nicht ertragen….

    Allerdings habe ich keine kleinen Kinder mehr zu Hause, das ist wirklich schon noch mal eine andere Hausnummer. Aber vielleicht schaffst du es trotzdem, ein bisschen Druck rauszunehmen indem du das Bild von der „perfekten Mama und Frau“ mal vergisst.

    Liebe Grüße und gute Besserung
    Johanna

    alchemilla
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3992

    Liebe lili,

    ich habe den Eindruck, dass bei mir Anfälle so hartnäckig bleiben, wenn ich nicht beherzt dagegen angehe, d.h. WENN schon ein Meditag sein muss, dann klotzen, nicht kleckern.
    Ist natürlich auch mit Vorsicht zu genießen, wenn man an erlaubte Obergrenzen kommt, aber so schlimm ist es meistens ja nicht.
    Heißt: Frühzeitig das Triptan, kombiniert mit Domperidon für die Magentätigkeit, evtl unterstützt mit einem NSAR . . .alles ausschöpfen, solange es am selben Tag ist.

    Kleine Kinder habe ich auch nicht mehr zu Hause, wenn aber die Enkel zu Besuch sind, geht auch bei uns wieder die Post ab.
    Zwischendurch mal tief durchatmen und ein leises OMMM denken, was anderes hilft nicht. Ommen ist immer gut. 😀

    Liebe Grüße
    und baldige gründliche Besserung
    alchemilla

    lili
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 264

    Liebe Alchemilla, liebe Regenbogen,

    Danke für die Anteilnahme …
    Ommmm …
    Gerade was genommen, wahrscheinlich spät, war aber Wiederkehrschmerz und vorher dachte ich noch es geht. Jetzt gehts nicht mehr …

    Ich hoffe mein Sohn kriegt jetzt einen Lego-Flow und ich kann mich hinlegen.
    LG
    lili

    Johanna
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2815

    Du Arme, Gute Besserung. Zur größten Not, der Fernseher, da passiert auch nicht gleich was….

    Aber der Humor ist doch noch da, Lego-Flow, da habe ich jetzt schön gelacht!

    alchemilla
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 3992

    Liebe lilli,

    ich habe gerade noch einmal deine Geschichte nachgelesen.
    Als ich in deinem Alter war, war es tatsächlich so, dass die hormonelle Umstellung sich mit Macht ankündigte, mit Migräne aber auch mit trüber Stimmung und Erschöpfung und so.
    Ich denke, dass die Zeit uns körperlich ziemlich fordert und die Migräne die Antwort des Körpers darauf ist.
    Allerdings hatte ich auch das Gefühl, die Kinder mehr und mehr an die lange Leine lassen zu können. Sie haben sich deutlich eine Art eigenes Leben aufgebaut, eigenes Interessen und die Fähigkeit, sich längere Zeit alleine zu beschäftigen.
    Das hat mir den Raum gegeben, mich meinerseits auch mehr um mich zu kümmern.
    Vielleicht steht für dich jetzt langsam auch ein großes Ich-Kümmere-Mich-um-Mich-Projekt an.
    z.B. bei einem Neurologen (oder ambulant in Kiel?) um eine Prophylaxe zu kümmern, vl. ein Antidepressivum?
    z.B. all die schönen „verhaltensmedizinischen“ Untenrehmungen, die du ja schon reichlich praktizierst, auszuweiten und zu GENIEßEN,
    z.B. das Schild herstellen „Bitte jetzt für eine halbe Stunde nicht stören“ mit konkreten Zeitangaben
    usw.
    Deine Kinder sind doch nicht mehr soooooooo klein, oder?

    „Lego-Flow“ merke ich mir. Das ist GUT !
    Der befällt auch regelmäßig Erwachsene. Denen muss man nur eine Kiste Lego-Grundbausteine hinstellen und das Unterhaltungsprogramm ist gelaufen.

    Alles Gute
    und angenehme Erholung!!!!

    alchemilla

    Bettina Frank
    Administrator
    Beitragsanzahl: 33366

    Ein herzliches Willkommen im Headbook auch von mir, liebe Lili. 🙂

    Die Zeit ab Anfang 40 hatte ich auch als enorm anstrengend empfunden, obgleich meine Kinder damals schon etwas älter waren als Deine. Kinderlärm und die Ansprüche, die kleine Kinder nunmal haben, sind an Migränetagen nur schwer zu ertragen. Kannst Du Hilfe mobilisieren, damit Du auch mal ein wenig Auszeit hast? Also nicht nur mal kurz beim Nachbarn spielen, sondern vielleicht Eltern, die die Kinder in für Dich stressigen Phasen mal übernehmen könnten?

    Die 10/20-Regel würde ich immer im Blick haben, aber sie soll Dich nicht übermäßig stressen. Denn dieser Druck, der unweigerlich aufgebaut wird, triggert dann wieder Attacken. Ein unguter Kreislauf entsteht.

    Schnelle Besserung erstmal und liebe Grüße
    Bettina

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